Cheilymenia coprinaria?

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.962 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Roni.

  • Hallo in die Runde,


    die 7 Jungrindfladen vom vergangenen Herbst "blühen" pilzmäßig immer noch. Um Frischmaterial zu holen bin ich da nochmals die knapp 1 1/2 Std. hoch gestiefelt. Es hat sich gelohnt! Neben Cheilymenia stercorea gibt es eine weitere Art, bei der es sich um Cheilymenia coprinaria handeln dürfte, wären da nicht einzelne bis zu 1150 µm lange Marginalhaare. Oder kann man die als "Ausreißer" vernachlässigen?

    Im Schlüssel von Doveri ist eine Haarlänge von maximal 900 µm angegeben. In der Beschreibung beträgt dann aber die Länge der Marginal-Haare nur maximal 735 µm. Angeführt wird, dass diese apikal sowohl spitz als auch abgerundet sein können, was zu meiner Beobachtung passt, genauso wie eine Septierung von 0 - vielfach septiert.


    Apothezien bis 4 mm

    pilzforum.eu/attachment/227168/

    Marginalhaare bis 1150 x 38 µm, sowohl apikal abgerundet als auch spitz, dickwandig bis 4 µm, meist mehrfach septiert, aber auch vollkommen ohne Septen, wurzelnd (multifurcat). Flankenhaare kürzer.

    Bei 100facher Vergrößerung fotografiert. Messskala 1 : 1

    Asci ca. 190 - 230 x 14,5 - 16 µm, uniseriat, J -

    Paraphysen apikal bis 8 µm verbreitert, mit orangebraunem Inhalt (nach IKI-Zugabe graubräunlich)

    Sporen: hyalin, glatt, 15,5 - 17 x 8 - 9 µm


    Verglichen habe ich auch mit dem Cheilymenia coprinaria-Forum-Beitrag von Juli 2016.

    Laut Schlüssel existiert auch eine Ch. magnipila mit bis zu 1300 µm langen Haaren aber etwas kleineren Sporen (13 - 16 x 7 - 8 µm). Diese wurde lt. Forschungsbericht 15 auch schon im Nationalpark Berchtesgaden von E. Ludwig gefunden und ausführlich von HOHMEYER, LUDWIG & SCHMID-HECKEL (1988) beschrieben.

    Leider habe ich weder die Beschreibung noch die Moravec-Monographie.

    Es wäre sehr schön, wenn mir da jemand weiterhelfen könnte.

    Hoffentlich habe ich nicht zu viele Bilder eingestellt.


    Herzliche Grüße,

    Roni

  • Wieder ein schöner Fund, Roni!

    Verglichen habe ich auch mit dem Cheilymenia coprinaria-Forum-Beitrag von Juli 2016.


    Laut Schlüssel existiert auch eine Ch. magnipila mit bis zu 1300 µm langen Haaren aber etwas kleineren Sporen (13 - 16 x 7 - 8 µm). Diese wurde lt. Forschungsbericht 15 auch schon im Nationalpark Berchtesgaden von E. Ludwig gefunden und ausführlich von HOHMEYER, LUDWIG & SCHMID-HECKEL (1988) beschrieben.

    Leider habe ich weder die Beschreibung noch die Moravec-Monographie.

    Schön, dass Du bereits mit einem Forumsbeitrag verglichen hast. Dort wird ja schon einiges geklärt.


    Die Arbeit von Hohmeyer et al habe ich vor mir liegen. Sie geben die Sporenmaße mit 12-15 x 6-8 µm an. Weiter schreiben sie:

    "Die Merkmalskombination spärliche, aber sehr lange Haare und ockerliches Hymenium macht diese Cheilymenia-Art einzigartig in der Gattung."


    Moravec nennt für magnipila eine durchschnittliche Sporengröße von 14 x 7 µm.

    Auch sind deren Sporen fein rauh, während die von Ch. coprinaria annähernd glatt sind.

    Aufgrund dieser Merkmale möchte ich Ch. magnipila ausschließen und bin mir annähernd sicher, dass Du Cheilymenia coprinaria gefunden hast.


    Kleiner Tipp für die Zukunft.

    Um die oftmals vorhandene, jedoch meist sehr feine Sporenornamentierung zu sehen, sollte man unbedingt auch in Baumwollblau mikroskopieren.


    Anbei die relevanten Seiten aus dem Moravec, wo er bei den Anmerkungen zu magnipila auf die Unterschiede beider Arten eingeht (S. 214).

    Cheilymenia coprinaria, magnipila.pdf


    Liebe Grüße vom Nobi


    PS. Falls Du Dich weiter mit coprophilen Pilzen beschäftigen solltest und Interesse an diverser Fachliteratur hast, könnte ich Dir einiges aus meiner digitalen Bibliothek auf eine SD-Karte speichern und Dir zuschicken. Weiteres per PN, die jetzt Konversationen heißen.

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Hallo Nobi,


    ganz herzlichen Dank für die wieder so prompte erklärende Antwort und Literatur.

    Mit Baumwollblau hatte ich die Sporen angefärbt (hätte ich erwähnen sollen) und kann keine feine Ornamentierung erkennen.


    Ich denke ich werde den Fund als Cheilymenia coprinaria ablegen. Die ist mir vorher auch noch nicht begegnet. Schön, da freue ich mich.


    Ja, ich möchte schon gerne mit den Dungpilzen - vornehmlich Ascomyceten - weiter machen und es wäre sehr hilfreich da noch einiges an Bestimmungsliteratur zu haben. Aber etliches habe ich auch schon. Mehr dann unter Konversationen.


    Dankbare Grüße,

    Roni

  • Hallo Rada,


    danke für Deinen Tipp! Das werde ich künftig so machen, versprochen! Bisher habe ich BWB immer seitlich unters Deckgläschen einziehen lassen. Oft hauen die Sporen ja ab.


    Viele Grüße,

    Inge