Peniophora quercina oder limitata?

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  • Guten Abend in die Runde!


    Vor wenigen Tagen habe ich einen Zystidenrindenpilz mikroskopiert, bei dem ich mir in einigen Punkten nicht sicher bin. Deshalb möchte ich ihn heute hier vorstellen:


    makroskopisch 1:1



    makroskopisch 1:3



    makroskopisc 1:5



    Beschreibung und Daten:

    Fundort: Liegender, berindeter Laubholzast beim Bachlauf unterhalb Hexenweiher nördlich Spreitgen


    MTB: 5011/341 Funddatum: 30.07.2018


    Creme-rosafarbener resupinater FK auf berindetem, liegenden Laubholzzweig (Esche-Eiche?) von mehreren cm Länge und 5-8 mm Breite,

    erkennbar aus mehreren kleineren Flächen zusammengewachsen. Rand fast weiß und durch das Wachstum in fransige Hyphenbündel

    aufgeteilt (s. Makrofotos)


    Mikroskopisch auffallend sind die deutlich allantoiden Sporen und die unterschiedlich geformten Lamprozystiden sowie die

    Abwesenheit vom Gloeozystiden.


    Lamprozystiden (Inkrustationen)

    breit-spatelig

    14,0x12,2

    20,8x14,5

    19,7x12,0


    spitz-konisch

    6,0x3,0

    7,6x4,3

    12,8x5,5

    7,4x3,7


    Sporen, allantoid, hyalin, leicht ockergetönt mit schwach granuliertem Inhalt

    11,4x3,8

    11,7x3,6

    11,7x3,7

    10,8x3,9

    11,2x3,6

    10,2x3,9

    10,9x4,2

    Durchschnitt: 11,1x3,8


    Basidien schwach keulig, fast zylindrisch mit 4 Sterigmen

    37,0x6,1


    Farbe des FK´s, Lamprozystiden, keine Gloeozystiden legen junges Exemplar von P. quercina nahe

    (Sporen allantoid, 9-12x3-4;) Holzquerschnitt wird noch geprüft.


    Hymenium in Kongo/SDS:



    Sporen (40er Objektiv):




    Sporen (100er Objektiv)





    Basidie (aus der Suche nach Gloeozystiden in SV)



    Lamprozystiden:




    Schnallen an den Hyphen:




    Braun gefärbte Basalhyphen:



    Leider habe ich in der Literatur keine Bilder von jungen Fruchtkörpern mit dieser Farbe gefunden und auch der helle, fransige Rand entspricht nicht den Abbildungen und Beschreibungen. Beim Holz bin ich mir inzwischen sicher: Eiche.


    In Summe halte ich den Fund für Peniophora quercina.


    Viele Grüße


    Harald

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Harald!

    Prima dokumentierter Fund, und meiner Ansicht nach absolut richtig geschlussfolgert: Da kommt nix anderes raus als Peniophora quercina (Eichen - Zystidenrindenpilz).

    Pneiophora limitata (Eschen - Zystidenrindenpilz) kann man auch makroskopisch und ohne Kenntnis des Substrates hier ausschließen: Die bildet keine so dickfleischigen Fruchtkörper und auch keine solchen fransigen Ränder.
    Peniophora quercina blasst trocken auch mal aus und kann durchaus auch anderes Laubholz außer Eiche besiedeln. Ich finde sie hier hin und wieder auch an Rotbuche, vereinzelt sollten auch noch andere Substrate möglich sein.



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    herzlichen Dank für die Blumen und die umfassende Antwort. Ursprünglich hatte ich makroskopisch auch noch P. incarnata für möglich gehalten, aber ohne Gloeozystiden war das wohl nix.

    Das Gute Stück ist den "spec" los und hat dafür "quercina" gewonnen.


    Vielen Dank und viele Grüße


    Harald

    • Offizieller Beitrag

    Salut!


    Es gibt noch eine reihe weiterer, dickfleischiger Peniophorellas. Aber das wären dann schon immer welche mit Gloeozystiden, mit anderen Sporen, oder an Nadelholz, oder ohne Schnallen...
    Recht ähnlich (makroskopisch) wäre zB Peniophora violaceolivida, aber eben mit Gloeozystiden.






    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    deine Dokumentation ist ja beeindruckend - danke! Mir ist noch eingefallen, daß ich recht unterschiedlich geformte Lamprozystiden gefunden hatte, dies in der Literatur aber nicht so dargestellt finde. Kennst Du die Erklärung dazu?

    Ist das nur reif gegenüber jung, wobei der reifen Lamprozystide die Spitze fehlt?



    Viele Grüße


    Harald

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Harald!


    Die Lamprozystiden brauchen einige Zeit, bis sie sich völlig entwickelt haben, also die Wände ausgedickt sind und die Kristallkappe da dran gebaut ist.
    Man hat eigentlich immer auch solche "unfertigen" Lamprozystiden in Präparaten, was manchmal etwas verzwickt sein kann, da die eben schon anders aussehen. Und sich von manchen Gloeeozystidne dann nur durch die Form und die Reakton auf Sulfovanillin unterscheiden.
    Eine erstaunliche Kollektion von Peniophora incarnata hatte ich mal (>siehe hier<), die sich schlichtweg geweigert hat, die Lamprozystiden vollständig zu entwickeln. Da gab es dann nur diese "Vorstufen", aber keine wirklcih dickwandigen und inkrustierten Zellen. Das kann dann schon mal ziemlich verwirrend werden bei der Interpretation.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    danke für die Info; in der Literatur existieren solche "Unvollkommenheiten" offensichtlich nicht! Ich habe diese unterschiedlichen Formen und Maße schon bei anderen Präparaten gefunden und wußte nichts damit anzufangen - das hat sich heute geändert!


    Viele Grüße

    Harald

  • Hallo!


    Ich hätte ja den trockenen Fruchtkörper einfach mal wieder dem Wasser ausgesetzt. Vielleicht hätte er dann ja wieder eine dunkle Farbe angenommen?

    peniophora-quercina-090418-01xs6781.php


    Ansonsten bin ich inzwischen schon überzeugt. dass das mit P. quercina passt.

    Am Anfang wollte ich es eigentlich nicht recht glauben.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Ich freue mich, von dir was zu lesen. g:-)

    Mehr als die Farbe hatten mich anfangs übrigens die fransigen Ränder irritiert, die ich eher für untypisch halte. Makroskopisch machte das zuerst den Eindruck von Rhizochaete / Phanerochaete, aber mikroskopisch sieht das ja ganz anders aus.
    Die Farbe ist ja beinahe typisch für trockene Peniophora quercina. Wenn auch etwas sehr blass, normalerweise ist da mehr rosa drin, aber es ist ja auch sehr trocken und heiß.
    Hier der Vergleich zwischen feucht und trocken (Fruchtkörper aus der selben Kollektion):




    LG, Pablo.