F2-Kurs
Der F2-Kurs schloss sich am Mittwoch nahtlos an den F!-Kurs an und ging bis zum Sonntag. Wir waren 13 Leute, von denen vier den Kurs zur Weiterbildung nutzten, 7 zur Prüfung antraten und zwei nur so zur eigenen Fortbildung dabei waren. Zu den letzteren gehörte ich und so konnte ich den zweiten Kurs ebenso tiefenentspannt genießen wie den ersten. Was so nicht von allen Prüflingen gesagt werden kann. Da tauchte schon immer mal die Frage nach der Prüfungsrelevanz auf. Oder es gab Dialoge wie: „Wächst der hier?“.....“Nein.“....„Gut, dann ist den nicht im Korb.“.... Etliche Prüflinge kamen übrigens morgens unausgeschlafen und mit Augenringen, obwohl sie nie am Biertisch zu sehen waren. Was haben die wohl abends getan?
Der Ablauf entsprach in etwa dem des F1-Kurses F1 Pilzkurs im August 2018 in Oberhof vormittags Exkursionen, ebenfalls in verschiedene Quellmoorgebiete , dann Bestimmung und Besprechung der Funde und nachmittags Vorträge. Im F2 Kurs über die Rechtslage, über die Gattungen Cortinarius , Lactarius und über Hypogäen (für Pilzanfäner: das sind jetzt nicht die hyperventilierenden Ureinwohner aus Papua-Neuguinea, sondern Trüffeln) und recht ausführlich über die Pilzgifte.
Das Tischtuch zur Ablage der Pilzfunde hatte Andreas jetzt anspruchsvoller gestaltet. Die Hellsporer sollten differenziert nach Wulstlingen, Rüblingen, Helmlingen, Ritterlingen, Trichterlingen und Sonstigen abgelegt werden. Und obwohl es wenig Pilze gab, gelang es Andreas regelmäßig einen Pilz zu finden, den er mit dem Hinweis: „Der ist mit dem Schlüssel nicht zu finden..." und einem breitem Grinsen auf den Tisch an den entsprechenden Platz packte, wie z.B einmal einen Wiesenritterling.
Die Vorbereitung auf die Prüfung war umfassend. Es ging nicht nur um Fragen der Systematik und das Vertiefen der Kenntnisse von Gattungsmerkmalen und einzelnen Arten. Es ging auch um die Einschätzung, ob ein Pilz vom Zustand her noch essbar ist. Wer sie noch nicht kannte, lernte die 10-Finger-Regel: Wenn du den Hut in beide Hände nimmst und er tropft nicht zwischen den Händen durch, ist er noch essbar. (Natürlich nicht, aber) so ungefähr sahen die von allen geschätzten Entspannungsübungen zwischendurch aus. Auch im F2-Kurs kam das Lachen nicht zu kurz. Es sei nicht so schlimm, einmal einen Pilz nicht zu kennen, wiederholte Andreas immer wieder, den dürfe man dann eben nicht freigeben. Freigegeben werden dürfen wirklich nur die essbaren Pilze, schärfte er uns ein. Auch müsse ein Korb, in dem sich Knollenblätterpilzen befänden, in Gänze nicht verworfen werden, weil schon Lamellenreste des Knollis zu Blutveränderungen führen würden. Aber das Wegnehmen von Pilzen ginge auch nicht. Auch die Giftpilze bleiben Eigentum des Sammlers. Ist schon richtig, schließlich kann der PSV ja nicht wissen, was der Sammler mit den Pilzen vorhat(Scherz).
Die DGfM hat übrigens 582 potenzielle Prüfungsfragen ins Netz gestellt, die eine ganz gute Basis für die Prüfungsvorbereitung darstellen, auch wenn einige Fragen dabei sind, deren Sinn sich nicht auf Anhieb erschließt. Das ging nicht nur mir so, aber ich habe bislang auch nur ein paar durchgearbeitet und die meisten nur überflogen.
Die Prüfung selbst hatte zwei Teile. Am Sonnabend Abend legten die Prüflinge die schriftliche Prüfung ab. Am Sonntag Nachmittag gab es dann die praktische Prüfung. Dabei waren Pilze zu bestimmen bzw. systematisch einzuordnen und ein Korb mit Pilzen musste untersucht und die essbaren Pilze sollten freigegeben werden. Das habe ich nicht miterlitten aber es war ganz gut, einmal zu sehen, wie so eine Prüfung in der Praxis abläuft.
So, jetzt ist Schluss mit Bleiwüste. Hier kommen ein paar Bilder:
Hier geht's los:
So sahen die Besprechungen aus.
Gelegentlich kam Chemie zum Einsatz. Hier z.B. Eisen-drei-chlorid zum Nachweis von Orellanin im Spitzgebuckelten Hautkopf. Im Gegensatz zum Löwengelben färbt sich dieser Pilz in der Lösung nach einiger Zeit dunkel-blau-grau-gün oder so...
vorher
nachher
Es gab auch wundervolle Funde, wie diesen Schillerporling - aus dem vergangenen Jahr. Leider erfuhr ich zu spät, dass das ein Färbepilz ist. Aber ich weiß noch, wo er steht.
Und es gab diesen schicken Mini hier, dessen Namen ich vergessen habe. Es war jedenfalls kein Stummelfüßchen.
Eine Moor-Birkenpilzunterart trotzte der Trockenheit im feuchten Torfmoos. Davon fanden die Hartgesottenen, die weder Dickicht noch nasse Füße scheuten, sogar erstaunlich viele.
Verwunschene Stellen gab es in den Quellmooren jede Menge und der Wald machte öfter den Eindruck, als müssten überall Pilze stehen. Aber es blieb bei einigen wenigen. Im letzten Jahr gab es mindestens fünf mal so viele Arten und die Teilnehmer konnten es sich leisten, Pilze in halbgetrocknetem oder zerfressenen Zustand stehen zu lassen.
Aber rückblickend war es gar nicht so schlecht, dass es nur wenige Pilze gab. Das hat die Aufmerksamkeit für die winzigen Pilz-Details enorm geschult - jedenfalls bei mir. Ich bekomme jetzt, nach dem F2-Kurs die Rosasporer und die Weißsporer besser sortiert und mit etwas Glück schaffe ich es, Risspilze als solche zu erkennen. Die Giftpilze und Vergiftungssymptome sitzen jetzt ganz gut und ich habe neue, unbekannte Arten wie den Gezähnten Sägeblättling kennengelernt. Auch die Cortinarien sind mir nicht mehr ganz so schleierhaft und ich habe mich wenigstens einmal mit fälligen befasst.
Gleichzeitig musste ich erkennen, dass es noch unüberschaubar viel (auch Gattungen) gibt, von denen ich nichts weiß. Es ist also noch viel zu tun. Gut dass es das Forum und hoffentlich auch bald wieder Pilze gibt.
Das waren die prall gefüllten Körbe an jenem legendären Tag, als versehentlich ein Steinpilz auf einem Weg stand.
Dass die Mädels über so einen Fund häppi waren, liegt auf der Hand.
Häppi war auch die Kleine Hufeisennase alias PSH Minnie über die abwechslungsreichen Ausflüge. Unvermeidliche Moorbäder nahm sie mit stoischer Ruhe.
Diesmal die Fund-Besprechung aus der anderen Perspektive. Den platzfüllenden Quotensamti hatten wir jedes Mal mindestens in einem Exemplar dabei.
Auch die Porlinge waren immer mehr oder weniger zahlreich vertreten. Der musste für Craterelle dran glauben.
Natürlich gab’s auch sofort direkt am Ende der Exkursionen Fundbesprechungen und Fachsimpeleien.
Und diesmal hatten wir sogar Glück auf der Saftlingswiese. Andreas hatte einen richtigen! Ellerling gefunden. Dass ich das erleben durfte.
Den F2-Bericht beende ich mit einem Bild von Herbstzeitlosen, die in vielen Exkursionsgebieten zu finden waren. Der Sommer geht also unwiderruflich zu Ende. Vielleicht gibt es doch noch die Chance auf schönes Regenwetter und ein paar noch schönere Pilze. Auf alle Fälle war auch das nicht mein letzter Pilzkurs bei Andreas und vielleicht sehe ich den Einen oder die Andere von Euch wieder. Ich gratuliere Euch allen, die Ihr die Prüfung bestanden habt. Ich bin ein bisschen neidisch. Und Euch, die Ihr es diesmal nicht geschafft habt, tröste ich damit, dass Ihr im nächsten Jahr noch einmal an einem so schönen Kurs teilnehmen könnt, dass wir uns vielleicht noch einmal treffen und pilzige Erlebnisse teilen können und überhaupt, der Weg ist das Ziel. Das nächste Mal schafft Ihr es. Da bin ich ganz sicher!
Und zu guter Letzt natürlich: Danke Andreas! Von den Erlebnissen beim Trockenpilzkurs in Oberhof werde ich noch lange zehren. Du hast uns trotz der Dürre Pilzkurse mit echten! Pilzen geboten und wir haben wieder einmal viel bei Dir gelernt. Dein Fanclub wächst weiter. Bis zum nächsten Mal!