Reticulatus vs. Aestivalis

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.753 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Pete Longhorn.

  • Hallo Pilzfreunde,


    Weiß jemand von euch wie die Richtige Bezeichnung des Sommer.- Eichensteinpilz lautet ?? In manchen Pilzbestimmungsbüchern etc.
    sagen Autoren Boletus Reticulatus und in anderen widerum Boletus Aestivalis :/ Hab mal Online nachgeschaut und da trifft die Bezeichnung Reticulatus doch eher , weil das übersetzt bedeudet : genetzt , netzförmig (in Anspielung auf das komplett überzogene Stielnetz). Bei Aestivalis bekam ich keinerlei Informationen, wobei ich mal gehört habe das der Name Aestivalis irrtümlich , eigendlich eine andere Art, ich glaube eine ursprüngliche Hexenröhrlingsart , zuzuordnen sei :/


    Ich hoffe auf eure Meinung dazu ;)


    Bis dann...


    Andreas

  • Hallo Andreas,


    der derzeit gültige Name für den Sommersteinpilz ist


    Boletus aestivalis (Paulet) Fries 1838


    aestivalis bedeutet soviel wie - sommerlich, zum Sommer gehörend bzw. im Sommer wachsend.


    Boletus reticulatus wird nur noch Synonym zu Boletus aestivalis geführt. Das der Artname aestivalis ürsprünglich für einen Hexenröhrling gebraucht wurde ist mir nicht bekannt.


    Gruß
    Harry

  • Hallo Harry,




    - Ja, so wird der Sommersteinpilz in der ONLINE-Kartierung ---> Pilzkartierung Online angesprochen


    - Doch schaut man sich "Index Fungorum" ---> Index Fungorum - Search Page an, da wird B. aestivalis als Synonym betrachtetund B. reticulatus als akuell gültiger Name.


    Boletus aestivalis (Paulet) Fr. (1838), (= Boletus reticulatus)



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    Was ist nun korrekt ?


    - Früher war das einfach, da Fries (1838) mit Bezug auf Paulet (1793) das Epithet (Artname) "aestivalis" sanktioniert hat.


    - Ein Chaos, ausgelöst durch den Sydney-Code, entstand in den 80-/90-iger Jahren, da hier die Startpunkte geändert (!?) wurden. Und prompt wurden ältere Veröffentlichung aus dem Hut gezaubert, die dann plötzlich PRIORITÄT bekamen und zwangsläufig zu einer Namensänderung führten.


    ---> So geschehen auch beim "Sommersteinpilz", der im BRD-Verbreitungsatlas (1991) als B. reticulatus gehandelt wird.


    Warum, ist klar, wenn man sich das Veröffentlichungsdatum von "reticulatus, Schaeffer 1763" und "aestivalis, Paulet 1793 (von Fries 1838 übernommen)" anschaut !!!
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    Warum nun plötzlich erneut "aestivalis" aktuell sein soll ist mir ein Rätsel, es sei denn dieser Name wurde zwischenzeitlich "konserviert".


    Denn, wenn ich mir z.B. den Tokyo-Code (1994) anschaue, dann werden Fries-Veröffentlichungen von 1838 keine Sonderrechte bezüglich Sanktionierung zugestanden. Und der nachfolgende Para wurde m.W. ohne Änderung in spätere Codes übernommen:



    Und hier die Links zum Tokyo-Code (1994):


    Original ---> ttp://www.bgbm.fu-berlin.de/iapt/nomenclature/code/tokyo-e/Preface.htm


    Deutsch ---> DEUCODE2.pdf


    - Und den derzeit gültigen Code ist der VIENNA-Code
    ---> 0000Viennatitle.htm
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    Zitat


    Das der Artname aestivalis ürsprünglich für einen Hexenröhrling gebraucht wurde ist mir nicht bekannt.


    - Mir auch, und in der umfangreichen Synonym-Liste im "INDEX FUNGORUM" findet man dazu auch keinen Hinweis.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo Andreas,


    Zitat von Andreas78


    :/ Wenn ich es richtig verstehe sind also beide Namen aktuell ??


    - Nein, denn es kann nur einen "korrekten" Namen geben !!!


    ---> Doch welcher, das ist für mich noch nicht geklärt: Wenn ich den von mir zitierten Para aus dem Nomenklaturkode richtig interpretiere, ist B. reticulatus (vergleiche die Jahreszahlen der Veröffentlichungen und auch, dass die Arbeiten von Fries nach 1832 nicht als automatisch saktioniert zu bewerten sind) korrekt, es sei denn, das Epithet (Artname) wurde zwischenzeitlich konserviert.
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    Sei's drum, bei mir erzeugt das keinen Blutdruck:


    (1) Der deutsche Artname (Sommersteinpilz) ist und bleibt auch in Zukunft wohl konstant und wird nicht mehr geändert.


    (2) Gleichgültig, ob ich diese Art nun als B. aestivalis Paulet 1793 Fries 1838 oder B. reticulatum Schaeffer 1763 anspreche, weltweit wird man wissen, welche Pilzart ich meine.
    ---> Doch ohne Angabe der Autoren könnte es zu Missverständnissen kommen:


    - B. aestivalis ss. Kallenbach wird heute als Synonym von B. fechtneri Velenovsky 1922 (Silber-Röhrling) betrachtet.
    - B. reticulatus var. albus (Pers.) Haválcek 1994 ist ein Synonym für B. radicans (Wurzelnder Bitter-Röhrling)
    - Und wie ein "Ochs vorm Berg" stehe ich da, wenn ich lese " B. reticulatus Schaeffer ---> B. aestivalis ss. Boudier non ss. Schaeffer". Beachte: Schaeffer, Jacob Christian (1718-1790) hat vor Boudier, Jean Louis Èmile (1828-1920) gelebt.
    ===> Da B. reticulatus und B. aestivalis zwischenzeitlich als gleiche Art angesehen werden, habe ich keine Vorstellung davon, was damit gemeint ist. Es sei denn, Boudier betrachtet eine völlig andere Art, die ich leider nicht kenne.
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    Sei's drum, halte es wie ich und benutze den wissenschaftlichen Namen pragmatisch:


    - Diese Art habe ich als B. aestivalis (Handbuch für Pilzfreunde) kennengelernt und Sie wird in der deutschsprachigen Literatur und in dem Online-Kartierungsprogreamm der DGfM aktuell auch so bezeichnet. Die kurzfristige Umbenennuing in B. reticdulatus (rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln) ignoriere ich einfach.


    -Und so werde ich diese Art vorerst auch weiterhin als B. aestivalis bezeichnen, auch wenn ich mich damit anfreunden könnte, dass der korrekte Name eigentlich B. reticulatus ist.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo,


    ---> Als deutscher Name gilt neben Sommer-Steinpilz auch noch "Eichen-Steinpilz", was ich aber aufgrund der anderen eventuellen Symbiosepartner als unkorrekt ansehe. Gleiches empfinde ich übrigens auch beim "Fichten-Steinpilz" (durchaus unter anderen Laub- und Laubbäumen), "Nadelholz-Häubling" (auch auf Nadelholz),etc.


    ---> Als wissenschaftlich korrekter Name gilt, wie von Harry schon geschrieben, Boletus aestivalis Paulet 1793 Fries 1838. Boletus reticulatus wurde von Schäfer 1763 und 1774 als ein anderer Röhrling beschrieben, der sich im Schnitt verfärbt. Es handelt sich also um keinen Röhrling aus der Steinpilz-Gruppe.
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    Aber im Grunde ist es so, wie Gerd es schon sagte: Man wird beide Namen weltweit verstehen.


    Schöne Grüsse
    Gernot