Moin ihr Lieben,
Achjaaa, da muĂź ich erst bis an den Edersee fahren, um endlich mal wieder Pilze zu sehen!
Gestern wollte mein Mann mit mir einen Tagesausflug an den (fast leeren) Edersee machen, unter anderem, um den dortigen Baumwipfelpfad zu besuchen. Trotz Erkältung hatte ich Lust darauf, denn husten und niesen konnte ich ja auch dort...
Nach einem fürstlichen, von meinem Mann als Überraschung zubereiteten Original-englischen "Fully cooked breakfast" mit Baked Beans, gebratenem hauchdünnen Bacon und Eiern (Das erwähne ich extra, da er sonst nicht kocht) fuhren wir also los.
Der Baumwipfelpfad, oder neudeutsch "Treetop-walk" war sehr interessant; man konnte den armen Bäumen in 30m Höhe sozusagen ins Auge schauen; und ihren Kampf gegen die Trockenheit traurigerweise noch deutlicher wahrnehmen. Der Pfad ist jedenfalls wunderschön mit naturalistisch geschnitzten Tieren, Infotafeln, Riech- und Fühlrätseln etc. ausgestattet; und auch ganz toll für Kinder. (Wir hatten aber keins mit.) Die Aussicht von der höchsten Plattform ist bombastisch, denn der Pfad ist auf einem Berg sehr hoch über dem See angelegt.
GrĂĽni und im Hintergrund das verschwommene SchloĂź Waldeck.
Da mache ich Faxen am geschnitzten Schwarzspecht-Baum...
Und was soll ich sagen, im Wald, auf dem Weg dorthin fand ich einige frische Fruchtkörper von verschiedenen PILZEN!
Entnehmen, um sie genauer anzuschauen, zu beriechen oder gar aufzuschneiden traute ich mich nicht, da so viele andere Spaziergänger um uns herum waren, die mich vllt. eines Frevels bezichtigt hätten...so begnügte ich mich mit dem üblichen Pilznarren-Herumgekrieche auf dem Waldboden, um sie am Standort abzulichten.
Ich habe den Bericht hier zwar bei "Exkursionen und Ausflüge" eingestellt, aber wer möchte, kann natürlich trotzdem anhand der ungenügenden Fotos eine Bestimmung oder Einschätzung wagen und meine bescheidenen Versuche korrigieren oder spezifizieren!
(Zunderschwamm?) Beli und Pilzmichi: Ganoderma spec., wahrscheinl. applanata
Von den Poren konnten wir leider kein vernünftiges Foto machen, zu dunkel und unzugänglich, aber sie waren fein, gleichmäßig und komplett weiß.
Diese Kleinen: wahrscheinlich Stockschwämmchen
Tintling spec. (?)
Noch nicht riesiger Riesenporling? (Meripilus giganteus)
(Von dem sind übrigens letztjährige Überreste rechts im Hintergrund auf den Bild mit dem Baumschwamm zu sehen.)
Nahaufnahme davon:
Dachpilz spec., evtl. Rehbrauner D. lt. Hannes2
Schwarzschneidiger D.?, allerdings konnte ich die Lamellen nicht gut genug erkennen.
Hutoberfläche: Dunkelbraun, seidig, radialfaserig, gebuckelt mit Delle
Stiel: fein schwarz beflockt, längsfaserig
Hut- und Stielfleisch weiĂźlich
Lamellen: weiĂźlich bis leicht rosa, einen eventuellen schwarzen Rand konnte ich nicht erkennen, freistehend (soweit ich es sehen konnte, da Pilz nicht entnommen)
Schleimi-Alarm: "Hexenbutter"?!?
Übrigens waren der Baumschwamm, die (wahrscheinlichen) Stockschwämmchen und der (wahrscheinliche) Riesenporling alle an dem gleichen Baumstumpf!
Soweit zum pilzigen Teil des Ausflugs. Ich poste das jetzt schon mal, damit mir beim Hochladen weiterer Bilder nicht wieder der ganze Entwurf flöten geht und ich von Neuem anfangen muß!
Werde erst mal frühstücken, dann kommt der spannende Rest, mit Ruinen, die aus dem See auftauchten und archäologischen Fundstücken...
Kleines Natur-Intermezzo:
Der kleine Robin begegnete uns beim Baumwipfelpfad...bissl zerrupft, aber total sĂĽĂź.
Diese Pflanze fanden wir zwischen den Mauerresten des versunkenen Dorfes. Wahrscheinlich eine Pionierpflanze, da ja der Seeboden sonst ĂĽberflutet ist.
Weiß jemand, was das sein könnte?
Edit: Habe es jetzt als "Gemeine Spitzklette" recherchiert.
Sooo, jetzt geht's weiter mit dem Tag am Edersee.
Wir unternehmen mit euch nun einen Ausflug in das "Atlantis des Edersees", das versunkene Dorf Berich und die Bericher HĂĽtte. Es wurde vor 1914 aufgegeben und komplett abgerissen, da der von Kaiser Wilhelm geplante und im Werden begriffene Eder-Stausee es ĂĽberfluten wĂĽrde. Heute wird dies "Dorfstelle Berich" genannt.
Wenn der See nun, wie dieses Jahr, trockenfällt, kommen Fundamente, gepflasterte Wege, Wassertröge, Baumstümpfe und Mauerreste zum Vorschein.
Da das nur alle paar Jubeljahre vorkommt, ist das Interesse der Besucher groß, sich diese Überreste der Heimat anzuschauen, die die Menschen damals verlassen mußten, um dann mit Hilfe ihrer (hoffentlich großzügigen!) Entschädigungen einige Kilometer weiter neu zu siedeln. Klar, daß wir das auch genauer in Augenschein nahmen!
Besonders interessant war, daß in dem Steinschutt um die Mauerreste herum, wenn man genau hinschaute, auch nach über 100 Jahren Überflutung Keramikscherben und Ähnliches zu finden waren. Der Jagdtrieb nach verlorenen Schätzen war bei uns sofort geweckt, und beim "Indiana-Jones"-Spielen fanden wir so einiges, auf das die anderen Besucher gar nicht achteten...(interessiert sich natürlich auch nicht jeder für'n paar winzige alte Tonscherben!)
GrĂĽni an den Resten der Kirche von Berich.
Sonst ist das hier ein beliebtes Tauchrevier und ca. 12-15m unter Wasser.
Ebendiese Reste mit Blick auf die "Reste" des Sees
Teilweise noch zusammenhängendes Mauerwerk
Die noch recht gut erhaltene Frontmauer der "Bericher HĂĽtte" (frĂĽher EisenhĂĽtte, dann bis zum Fluten und AbriĂź eine Gastwirtschaft) Hier sieht man auch gut die in Stufen immer weiter gefallene Wasserlinie.
Blick zum See von der Bericher HĂĽtte.
Wahrscheinlich Reste der Kirche
Gesamtansicht mit Futtertrögen und Grüni. Ich gucke so ein bißchen bematscht, weil mir die Erkältung doch mehr zu schaffen machte, als ich dachte.
Sortieren der FundstĂĽcke...
Tonscherben von verschiedenen Gefäßen mit meist brauner oder gelblicher Glasur, ein Stück mit grün, noch nicht ganz verrottetes Bauholz, Scherben von Dachziegeln, und das Pièce de résistance, ein Porzellanknöpfchen! Das könnte natürlich auch später in den See gefallen sein...aber immerhin lag es unter einem dicken Stein!
Nach einem schönen und interessanten Tag am Edersee verabschieden sich Grüni und M.!
Ich hoffe, es hat euch ein biĂźchen SpaĂź gemacht, uns zu begleiten...