Noch nicht all zu viel los in Thüringen, aber wenigstens etwas.

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 6.123 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tricholomopsis.

  • Heyho.


    Nachdem wir die Tage doch endlich mal mit etwas Regen beglückt wurden, bin ich heute nachmittag mal ein paar Stunden durch den Wald gezogen.

    Der vergessene Korb (nichtmal an einen Stoffbeutel hatte ich gedacht) sollte sich nicht als Problem herausstellen...


    Trotzdem war es schick mal wieder einen feuchten Wald zu sehen und zu erschnüffeln.






    Direkt am Waldanfang war die Freude groß. Champignons. Zwar nur drei Stück aber immerhin. So große Pilze habe ich lange nicht gesehen. Bei der Bestimmung hakt es natürlich wieder einmal. Vielleicht hat jemand eine Idee. Ich kenne die Waldchampignons mit roter Verfärbung eher braun?

    Fundort: Mischwald (Buche, Eiche, Fichte, Kiefer), Kalkboden

    Geruch: Pilzig. Kein Anis, kein Karbol.

    Verfärbung: Dezent rot nach Anschnitt.





    Direkt nach Anschnitt.


    Nach 30 Sekunden.



    Direkt hinterher der zweite Wackelkandidat (und auch der letzte Großpilz der Tour leider).

    Ich bin wohl etwas aus der Übung...

    Wulstling ist klar, aber welcher soll das sein? Erste Assoziation war der Fransige. Aber der hat sonst ein ziemlich streichzartes Velum... Auch sonst franste er wenig rum.

    Dazu dann noch der lange, wurzelnde Stiel. Eben bei der Recherche kam ich zum Spitzkegeligen Wulstling. Wäre das 'ne Option? Oder irgendein Albino?


    Laubmischwald, Kalk. Geruch für mich nicht wirklich definierbar, etwas unangenehm im unteren Stielbereich vielleicht.





    Mein Messer ist schön, aber nicht sonderlich scharf...


    Danach kam erst mal wieder lange Zeit nix. Lediglich paar Helmlinge für die ich die Kamera nicht auspacken mochte.

    Und ein paar unbestimmte Trichterlinge.



    Ein Stielporling. Wahrscheinlich Sklerotienporling.



    Und schließlich auf dem Rückweg vorbei an einer Kuhweide mit sehr alten Eichenbeständen der Leberreischling. Kurz mit mir gehadert, ob ich den mal zum probieren mitnehme. Dann aber doch für's erste verworfen.

    Der erschien letztes Jahr an den gleichen Bäumen und wurde dann wirklich riesig. Mal schauen wie groß er dieses Jahr wird.




    Scheibchen abgeschnippelt:



    Hat was von Kassler:



    Zu guter Letzt:

    Rätselpilz. Was war das wohl mal?




    Wahrscheinlich zu einfach. Aber mal abwarten.


    Danke für's Lesen und eventuell bestimmen.


    LG,

    Schupfnudel

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  • Huhu!


    Danke euch beiden für die Antwort. :)


    @beli:

    Ist Amanita Solitaria der gleiche Pilz wie Amanita echinocephala? In meinen Büchern finde ich ihn nicht.

    So oder so ein Erstfund für mich. Freut mich, denn mittlerweile sind die bei den größeren Pilzen doch recht selten. :)



    Meripilus giganteus ist es übrigens nicht. ;)


    Jemand noch 'ne Idee zu den Champignons?

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  • Bingo, beli. Der Schwefelporling war's, der die alte Eiche angeknabbert hat. Vor ca. 2 Wochen:








    Gestern, die kläglichen Reste:




    Mausmann:


    Extra für dich aus sicherer Entfernung: :D





    Gleich mal noch 'ne Frage hinterher:

    Den Schwefelporling soll man von Eiche ja nicht essen, auf Grund der Gerbstoffe.

    Wieso trifft das auf den Leberreischling nicht zu? Nimmt der die Stoffe nicht auf? Oder schmeckt er nur nicht danach?

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  • Servus Schupfnudel,


    dein Agaricus ist nicht einfach. Rotverfärbung im Fleisch gibt es in diversen Sektionen:


    Agaricus sect. Agaricus, A. sect. Spissicaules, A. sect. Subrutilescentes, A. sect. Biverlares, A. sect. Chitonioides, A. sect. Hondenses, A. sect. Nigrobrunnescentes, A. sect. Sanguinolenti, A. sect. Xanthodermatei (usw.).


    Man braucht also Ausschlusskriterien. Ich sehe deutliche Rhizomorphen an der Stielbasis, das schränkt schonmal ein. Wichtig wäre der Ring im jungen Zustand (doppelt oder einfach?). Auch ein Detailbild auf den Stiel (Velumbänder? Flocken? wie sieht es oberhalb des Rings aus?) wäre wichtig.


    So kann ich nur sagen, dass die Art interessant aussieht, ich aber nicht in der Lage bin, sie in eine bestimmte Sektion einzuordnen. Ich sehe nur, dass das Fleich rötet, meine zu erkennen, dass der Ring nach unten abziehbar ist und dass vermutlich Rhizomorphen an der Stielbasis sitzen (bei dem Schnittbild wurde die Stielbasis offenbar entfernt... Warum?). Agaricus sect. Sanguinolenti ("Blutegerlinge") würde ich daher ausschließen.


    Champignons sind sehr schwierig zu bestimmen. Ohne Dokumentation aller (noch so kleiner) Details kommt man da nicht weit.


    Dein Rätselpilz könnte auch in uralter Eichhase sein. (Die Auflösung kam während ich schrieb) :)

    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo !

    Für mich das ist erste Nachricht , Ich habe von Eichenbaum - Pflaumenbaum und Weidenbaum Schwefelporling Fruchtkörper gegessen . Wegen die Eichen Gerbstoffe noch nie gehört , habe keine Ahnung !

    LG beli !

  • Hi Christoph,


    schön, dass sich noch jemand dem Agaricus nähern mag. :)


    Ich habe die Exemplare mitgenommen, um zu Hause zu schauen, aber ohne Champignonliteratur und Mikroskop ist das dann doch meistens recht fruchtlos. Hatte gehofft, dass es bei rotfärbenden etwas einfacher wird. Nach deiner Auflistung kann ich das wohl vergessen. ;)

    Leider haben die Ringe beim Transport etwas gelitten, da ich wie gesagt einen Transportbehälter vergessen hatte...

    Die Stielbasis fehlte, da ich gucken wollte ob der Geselle gilbt um die üblichen verdächtigen auszuschließen.


    Ich habe eben fix nochmal ein paar Bilder gemacht, und einen durchgeschnibbelt - vielleicht kann man damit was anfangen?





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  • ... Den Schwefelporling soll man von Eiche ja nicht essen, auf Grund der Gerbstoffe.

    Wieso trifft das auf den Leberreischling nicht zu? Nimmt der die Stoffe nicht auf? Oder schmeckt er nur nicht danach?

    "Soll" man nicht essen wäre zu hart. Ich rate nur davon ab weil es wahrscheinlich nicht sonderlich lecker sein wird.

    Gegessen habe ich ihn ja selber auch schon von Eiche. Der Pilz ist nicht immer gleich verbittert. Da gibt es sicherlich einige Faktoren die Einfluss nehmen darauf.


    Was den Leberreischling angeht ... der schmeckt eh nicht. :glol:

    Naja, es gibt aber sicherlich auch Leute die sagen könnten "Hmmm!". Genauso wie es Menschen gibt die auf Dorschaugen oder Knorpel stehen. Für jeden halt so seine Lukullitäten.

    Man sollte ihn vorher wässern, meine ich mich zu erinnern, wahrscheinlich um die Stoffe etwas auszuspülen.

    Aber so lange wir nicht wegen Weltuntergangsstimmung hunger leiden bevorzuge ich doch eher ein Stück Brot oder besser noch etwas leckeres. :gzwinkern:

  • Servus Schupfnudel,


    puh, auch so schwierig... die nachgereichten Bilder erinnern mich ehrlich gesagt an Agaricus bisporus var. eutetrasporus. Der kann auch recht schmächtig ausfallen und der Ruing ist dünner als in der var. bisporus. Die Art des Rötens, das in Bräunliche geht, die Rhizomorphen, das würde passen. Ob am Stiel noch Velumreste waren, kann ich an den Exemplaren nicht erkennen.


    Wie gesagt, ist nur ne Idee zum weiter nachforschen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Ich vergaß ...


    Kann man die essen? :gkopfkratz:

    Das haben die sich bei dir wohl auch gefragt. ;-P


    Den Leberreischling werde ich trotzdem mal probieren irgendwann. Ich stelle ja sowieso immer mal wieder bei Einzelverkostungen fest, dass ich doch andere Geschmacksempfindungen habe als manche Buchautoren.



    die nachgereichten Bilder erinnern mich ehrlich gesagt an Agaricus bisporus var. eutetrasporus

    Die Variation finde ich nicht mal über Google. Ich glaub da bin ich weit über meinen Kompetenzbereich. Beim Schlüsseln hakt's dann leider wieder am mangelnden Mikroskop.
    Hatte gestern mal noch kurz mit Agaricus vaporarius geliebäugelt, auch wenn die Pilze nicht müffeln. Da aber recht nah am Waldeingang gefunden, könnte ich mir vorstellen, dass die Kleingärtner auch Gartenabfälle dort entsorgt haben. Zu sehen war aber nix mehr.


    Ach, die ollen Champignons...

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  • Servus Schupfnudel,


    die Varietät eutetrasporus wurde 2003 beschrieben: 15572536.2004.11833107?journalcode=umyc20


    Bei Interesse kann ich dir das Paper als pdf schicken. Parra (2008) enthält sie auch (mit Fotos) - das ist die Monographie in der Reihe Fungi Europaei. Ich gehe hier aber mehr nach Bauchgefühl als dass es eine echte Bestimmung ist. Ich vermute einen Vertreter der Sektion Bivelares, aber auch das ist nicht völlig klar. Ich beziehe mich hierbei auf die Kombination nach unten abziehbarer Ring und die Art des Rötens. Die Huthautschuppen erinnern bei den nachgereichten Fotos an Agaricus bisporus. Für A. bisporus s.str. erscheinen mir die Fruchtkörper aber zu schmächtig zu sein.


    Agaricus vaporarius heißt aktuell Agaricus subperonatus und gehört auch in die Sektion Bivelares. Diese Art zeigt aber meist deutliche Velumbänder am Stiel. Fallen die mal aus, so kann man Agaricus vaporarius und Agaricus bisporus var. eutetrasporus im Moment nur genetisch bestimmen (unterschiedliche ITS). Ich sag ja, Egerlinge sind schwierig. Wie bei anderen Gattungen auch sind Aufsammlungen besser - gerade hier, um das Velum universale am Stiel besser zu beurteilen. Für Agaricus subperonatus war mir der Stiel zu glatt.


    Letzten Endes denken wir aber in die gleiche Richtung: Sektion Bivelares ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Huhu.


    eurotetrasporus findet google dann doch tatsächlich. ;)


    Danke für das Angebot den Artikel zu schicken, aber ich vermute da werde ich nicht schlau draus werden und mir lediglich hübsche Bilder von lateinischen betitelten Mikromerkmalen anschauen können oder? Da kann ich mangels Equipment nicht viel mit anfangen. Ich bin ja schon froh wenn ich die makroskopisch erschließbaren Großpilze mal einigermaßen auf die Kette bekomme.


    Aber trotzdem Danke für den fachkundigen Input wie immer. :thumbup:


    LG,

    Schupfnudel

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  • Servus Schupfnudel,


    klar, euro statt eu - da verhaue ich mich regelmäßig, wenn ich den Namen schreibe. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph