Hallo, zusammen,
Nach der Cortinarienwoche 2016
und der Cortinarienwoche 2017
jetzt der Bericht über unsere
Schleierlings-Aktivitäten dieses Jahr.
Hier seht ihr das berüchtigte
"Trio infernale"
während der Jagd nach "Veiled Beauties"
auf der mittlerweile bekannten Bank in Malix:
Von Links:
Uwe, Anna Maria und ich.
Uwe hat mich gebeten,
doch wieder einen "launigen" Bericht zu schreiben.
Also:
Du bist noch kein Schleierlingsfan?
Du willst nie einer werden?
Vorsicht:
Versuche doch mal,
Dich nicht in diese Schönheit hier zu verlieben:
Cortinarius barbarorum
Ist sie nicht wunderschön?
Falls Du jetzt nicht augenblicklich
der Göttin Cortinaria ewige Treue
und unverbrüchliche Gefolgschaft gelobst,
ist Dir wirklich nicht zu helfen...
Die Art ist höchst fazinierend.
Sie reagiert sowohl am Hutrand
wie auch am Basalmycel (rechter Pilz!)
und am Knollenrand
sehr heftig blutrot mit KOH:
Die Art ist vermutlich nicht selten,
(früher wohl irgendwo den Calochroi zugeschlagen),
aber durch den Neubeschrieb als
C. barbarorum Bidaud, Moenne-Locc. & Reumaux
in der Literatur noch nicht zu finden
und dadurch so gut wie unbekannt:
Auch nicht ganz einfach einzuordnen ist die folgende,
ebenfalls im Bergnadelwald wachsende,
ebenfalls sehr faszinierende Art:
Cortinarius corrosus
Er heisst auf Deutsch:
Vergrabener Klumpfuss
Das charakterisiert ihn recht gut.
Irgendwie will er seinen Stiel
nicht recht aus dem Boden strecken...
Die Art kann einen narren.
Denn oft sieht man einen Rosaton in den Lamellen.
Sie schlüsselt sich jedoch nicht so.
Sie hat offiziell keine Violetttöne in den Lamellen
und reagiert nirgends mit KOH:
Hier das Beispiel,
wie der Rosaschimmer in den Lamellen
einen auf die falsche Fährte locken kann:
Ludwig stellt
C. corrosus Fr.
in den Formenkreis um
C. multiformis
Er unterscheidet dabei in diesem Komplex
vierzehn (!) verschiedene Arten,
und präzisiert bei den Nadelwaldformen,
die oft gesägte Lamellen aufweisen, wie folgt:
Kleine Art, aprikosenfarben, mit Velumresten - C. armicorius
Mit stark gerandeter Stielknolle, Sporen gross, grobwarzig - C. corrosus
Hut Ziegelrot, mit Flecken - C.rufoallutus
Gerandete Knolle, silbrige Velumreste - C. talimultiformis
Knolle undeutlich oder fehlend, manchmal Honiggeruch: C. multiformis
Das hier wäre dann die Typusform
mit ihren kleinen, fast glatt wirkenden Sporen:
C. multiformis
Der Artenkomplex ist wirklich nicht ganz einfach.
Die obigen Exemplare hatten
zum Beispiel keinen Honiggeruch,
dafür die typisch gesägten Lamellen.
Wenn die Lamellen nicht gesägt sind,
kann es schon wieder verwirrlich werden,
wie bei den folgenden Exemplaren,
die nur zwei Meter neben den obigen standen
und ein wenig an C. varius erinnerten:
C. multiformis (?)
Der rosa Schein in den Lamellen trügt.
Bei den jungen, durchgeschnittenen Exemplaren
war keinerlei Violett erkennbar.
Mit einer deutlichen Knolle
wären wir wieder bei C. corrosus angelangt...
Vielleicht wird mir noch jemand
diese "Bestimmung" widerlegen...
Ebenfalls sehr hübsch und gut kenntlich,
auch aus dem Bergnadelwald,
und ebenfalls ohne Violett ist dieser Geselle:
C. saginus
Bleiben wir bei den Phlegmacien:
Ihr habt in den Berichten der letzten zwei Jahre gesehen,
wie wir darum gekämpft haben,
die schwierige Gruppe um C. percomis in den Griff zu bekommen.
Momentaner Stand des Irrtums:
C. russeoides
C. russeoides M. M. Moser
- hat deutlich rötliche Velumgürtel
- stinkt unerträglich den Raum voll
- hat ungleichmässig rötlich-fasrig-marmorierten Hut auf gelbgrünem Grund.
- hat nur leicht olive KOH-Reaktion:
C. Mussivus
C. mussivus (Fr.) Melot
- hat blassere Velumgürtel
- hat blasseres Fleisch
- stinkt ebenfalls den Raum voll
- ist meist stämmiger gebaut
- hat ebenfalls kaum KOH-Reaktion
(das Bild ist vom letzten Jahr)
C. nanceiensis
C. nanceiensis Maire
- stinkt nicht, Geruch angenehm nach Bananenschale oder Apfelsorte Cox orange
- Velumgürtel dunkel grüngelb
- meist schlank mit keuliger Basis
- KOH-Reaktion im Fleisch innert Sekunden leuchtend blutrot!
(das Foto ist vom letzten Jahr)
C. percomis
C. percomis Fr.
- hat einheitlich gefärbten Hut
- Velumgürtel spärlich, blass, oft nicht wahrnehmbar
- stinkt nicht, Geruch angenehm nach Bananenschale oder Apfelsorte Cox orange.
- KOH-Reaktion im Fleisch erst olivgrün, erst nach längerer Zeit rot.
Es ist nicht so einfach....
Wenn die Pilze sich nur an Regeln halten würden!
Bei den Fulvi
sind die einschlägigen Doppelgänger
der obigen Pilze
um die Typusart C. splendens
herum zu finden.
Die haben aber eine deutlich gerandete Knolle.
Haben die?
Die blöden Pilze lesen keine Bücher:
C. meinhardii
Wer mag keine Hautköpfe?
Es ist auch schwierig:
Die Hautköpfe schlüsseln sich über
- Lamellen orange
- Lamellen zimtorange
- Lamellen rötlichorange
- Lamellen gelborange
- Lamellen rostorange
- usw.
Wie schlüsselt man dann den folgenden Pilz?
(aussichtslos, oder?)
Nicht immer nur in die Schlüssel starren!
Warum nicht mal den Pilz durchschneiden?
Der obige Pilz hat olivgrün geflecktes Fleisch im Stiel
und einen schön orangerandigen Hut
(den kennt Ihr in Zukunft auf Anhieb!):
C. malicorius
(die Lamellen von C. malicorius sind übrigens "chromgelb"...)
Wer mag keine Telamonien?
Das folgende Pilzchen kann man getrost kennen und mögen.
Es erinnert kein bisschen an einen Haarschleierling.
Hat nämlich keinen Haarschleier.
So kann man die Art einfach erkennen.
Lustig, oder?
Also, zum Mögen und Gernhaben, bitteschön:
C. renidens
Die wird zum Formenkreis der Armeniaci gestellt.
Da hat es ein paar spannende Pilzchen.
Hier die Typusform:
C. armeniacus
Pilze lesen keine Pilzbücher.
C. caninus dürfte kein blaues Fleisch haben.
C. anomalus sollte zur Unterscheidung blaues Fleisch haben.
Seufz...
C. caninus
Bis jetzt alles in Ordnung, oder?
Die grossen, ritterlinsartigen Exemplare könnten einen narren.
Sogar verführen, bei den Klumpfüssen zu suchen.
Das braune Fädchen bei der abgesetzten Ringzone ist jedoch ein gutes Indiz.
C. anomalus hat ein gelbes Fädchen.
Alles in Ordnung?
Nein!
Autsch!
Die Pilze sind aus der gleichen Aufsammlung.
Sie blauen wahlweise oder auch nicht...
Man kann sich auf nichts verlassen..
So, das wäre es eigentlich gewesen.
Die restlichen Exemplare sind identisch
mit den Aufsammlungen
in den Berichten der letzten zwei Jahre.
Siehe dort!
Ich mache eine Ausnahme.
Weil er so schön ist:
C. stillatitius
Er riecht an der Stielbasis nach Honig.
Sein Schwesterchen, C. collinitus
wurde übrigens unlängst genetisch "einkassiert".
Man kann es vielleicht aus der Nomenklatur verbannen,
und irgendwann aus unserem Bewusstsein verbannen,
aber niemals aus unseren Herzen....
Tschau, liebes Blaustiel-Schleimfüsschen.... tschau...
So, das wär's
Ich hoffe, es hat ein wenig gefallen...
Euer auf ewig getreuer Harald Andres