Außenposten Südsüdost meldet erste Herbstpilzfunde!

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 5.275 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von PilzMichi.

  • Hallo Freunde der Mittelmeerpilze,


    es geht auch bei uns los! Und ich möchte euch an ein paar Eindrücken aus dem langsam herbstlich werdenden Griechenland teilhaben lassen.


    Zunächst ein Ausflug in den Pinienwald am Meer an der Westküste des Peloponnes. Dort habe ich nicht wirklich mit Pilzen gerechnet, aber eine Freundin aus Deutschland war zu Besuch, und die Gegend ist immer einen Ausflug wert. So auch jetzt:



    01: Der Queller in den Salzmarschen und Lagunen verfärbt sich herbstlich:





    02: ... und aus den jetzt ausgetrockneten Lagunen tauchen bizarre kleine Riffe auf. Diese fußballgroßen Klumpen sind Kolonien von kleinen Röhrenwürmern (Ficompomatus enigmaticus). Diese Art kann in Brackwasserlagunen ganze Riffe aus zusammengeklebten Kalkröhren bauen (jede kleine Röhre beherbergt einen Wurm) und so neue Lebensräume für andere Kleinstlebewesen schaffen.





    03: Hinter dem jetzt im Herbst fast menschenleeren Strand leuchten frische Triebe der Pininen, aber die Wolken lassen das herbstliche Wetter erahnen. (Naja. Es waren immer noch 29 Grad).




    04: Und trotz der Trockenheit schiebt sich tatsächlich schon ein heldenhafter kleiner Bauchpilz aus dem Boden! Damit hatte ich nicht wirklich gerechnet.




    Da mit weiteren Pilzen in Strandnähe nicht zu rechnen war, fuhren wir am nächsten Tag in die Berge. Auch hier wagte ich noch nicht wirklich auf Pilze zu hoffen, da es erst wenig geregnet hatte. Aber ich wurde eines Besseren belehrt!


    Alle Fotos im Tannen-Eichen-Mischwald aufgenommen.



    Korallensammlung. Die lasse ich mal unbestimmt....


    05:


    06:


    07:




    08: Ein junger Korkstacheling - nicht scharf.





    09 & 10: Ein Milchling - so ganz bin ich da noch nicht sicher, welcher das sein könnte. Eventuell Lactarius fluens? Hatte allerdings milde Milch (Fleisch nicht getestet). Zonierter Hut mit leichten Wasserflecken am Rand, braunfleckende Lamellen.






    11: Noch ein Milchling, hier kommen so einige in Frage (Lactarius intermedius (Grubiger Weißtannenmilchling), Lactarius scrobiculatus (Grubiger Milchling), Lactarius zonarius (Zonen-Milchling)...). Habe ihn aber nicht mitgenommen und auch den Geschmack nicht getestet.





    12: Pfifferlinge gab es genügend für eine große Mahlzeit :)





    13: Baorangia emileorum (= Boletus spretus, Boletus aemili, Boletus emilei,... der hat so einige Namensänderungen durchgemacht in letzter Zeit) oder doch ein Filzröhrling? Glaube eher an ersteres, aufgrund von Habitus, Stieloberfläche und druckempfindlichem Hut (färbt sich leicht dunkelrot-lila).





    14: Die ersten Kaiserlinge gab es auch schon!





    15 & 16: Sieht fast genauso aus, entpuppt sich aber als ein Goldtäubling. Die gab es in Hülle und Fülle, überall leuchtete es!






    17: Parasole - noch etwas klein, vielleicht aufgrund der Trockenheit, aber eindeutige Stielmerkmale.





    18: Orangerote Ritterlinge (Tricholoma aurantium)





    19: Rubroboletus rhodoxanthus, Rosahütiger Purpurröhrling. Blaut nur im Hut, Stielfleisch gelb, Hut mit leichten Rosatönen und nicht auf Druck blauend. Die Rotporer lerne ich immer noch, also bitte gerne verbessern.






    20. Große Mengen an sehr großen Habichtspilzen (im weiteren Sinne). Die bereiten mir bei der Bestimmung immer Kopfweh, und ich bin sicher, dass es hier noch so einige unbeschriebene Arten gibt.





    21 & 22. Das ist jetzt ein interessanter Kandidat, den ich auch schon auf facebook in der Mittelmeerpilz-Gruppe angefragt habe. Hut von oben wie ein Sommersteinpilz - beige-sandfarben und aufgerissen. Nicht auf Druck blauend. Röhren gelb, Poren bei einigen Pilzen mit ganz leichtem orangen Hauch, auf Druck blauend. Stiel glatt, ohne Netz, eventuel mit feinen Pusteln. Komplett rosa, bei älteren Exemplaren nur im oberen Teil rosa, nicht auf Druck blauend. Fleisch weißlich bis hellgelb, deutliche rosa Linie unter der Huthaut, langsam und leicht im Hut und oberen Teil des Stiels blauend, Stielbasis weinrot. Geschmack ganz leicht bitter, aber nicht unangenehm, und deutlicher sauer-metallischer Geschmack. Geruch fruchtig-säuerlich.

    Erste Ideen waren Caloboletus calopus forma ereticulatus, eine Form des Schönfußröhrlings ohne Netz, oder Caloboletus polygonius, einer sehr unbekannten Art, die aus Griechenland beschrieben wurde. Proben gehen die Tage an Boris Assyov raus.






    23: Und hier nochmal der "normale" Schönfußröhrling.





    24: Ein einsamer Sommersteinpilz... weit und breit keine Gesellschaft von Artgenossen...





    25: Bischofsmütze (Steilvorlage für die Wetzlar-Schwestern)





    26 & 27: Büschelig wachsende Ritterlinge. Rochen seifig-fruchtig. Und verfärbten sich beim Antrocknen orange. Erinnerten mich an einen anderen Fund vor Jahren, bei dem mir auch die Verfärbung auffiel. Ist das üblich bei Seifenritterlingen?






    28 & 29: Zweimal Champignon: einmal gilbend mit Anisgeruch, einmal ein rot blutender Waldchampignon.






    30: Ein Schleimpilz zur Abwechslung - die gelbe Lohblüte.





    31: Ein knackiger Grüngefelderter Täubling.





    32: Noch mehr Korkstachelinge - diesmal in Orange und nur als Schnittbild.





    33 Schwärzender Saftling - mein erster Saftling dieses Jahr. :)




    34: Ausblick.





    Wollen wir hoffen, dass der Herbst hier so weitergeht! :)

  • Hallo Sarah, bei dir sind sie also auch. Seufz... Und was für Prachtexemplare! Mein Beineid und danke ans Erinnern an die hier so gut wie ausgestorben Fungi.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Sarah!


    Boah. Also Südeuropa scheint schon der Hammer zu sein in diesem Jahr!

    Jetzt nicht nur landschaftlich, das ist es ja sowieso, aber die Pilze... Ähnliches hört man ja auch zB aus Sizilien.

    08: meines Wissens sind Hydnellum peckii (scharf) und Hydnellum ferrugineum (mild) die beiden einzigen Arten der Gattung, die jung solche Tropfen absondern. Also...

    13: Da hast du nicht auch noch ein Schnittbild von? Es gibt ja auch noch so ein mediterranes Phantom namens "Boletus adonis" (mittlerweile wohl bei Suillellus eingebaut, aus meiner Sicht aber fraglich). Beide sollten aber an Poren, Stiel und im Schnitt deutlich blauen.

    21/22: Bin mal gespannt, ob Boris dann bei >Pulchroboletus roseoalbidus< rauskommt.

    26/27: Also bei "Seifenritterlingen" ist einerseits so ziemlich alles üblich, andererseits auch wohl alles unüblich. Alleine schon das Konzept von "Tricholoma saponaceum" in FNE4 ist meiner Ansicht nach viel zu weit gefasst, und das sollten mehrere Arten sein, auch wenn vielleicht nicht direkt über die ITS trennbar. Plus: Es gibt auch noch ein paar ähnliche SAchen wie Tricholoma arvernense, Tricholoma luridum (mit grauen Lamellen), Tricholoma sudum, Tricholoma rapipes und Tricholoma boudieri (= Tricholoma saponaceum var. lavedanum). Letzteren solltes du mal als erstes vergleichen, glaube ich.



    LG, Pablo.

  • Moin Pablo und alle anderen Neider,


    erstmal danke für die Hydnellum-Info. Ich muss gestehen, ich war zu faul, nachzugucken ;)


    Hier noch ein Schnittbild von B. emilei / spretus / wasauchimmer :



    Das Konzept von B. adonis ist mir auch nicht wirklich klar, soll wohl auch amyloide Reaktionen im Stielfleisch zeigen. Ich leg den erstmal unter dem bekannteren Namen/Konzept ab, bis die jemand auseinanderklamüsert ;)


    Zu 21/22: An P. roseoalbidus oder einen anderen "Filzröhrling" habe ich auch erst gedacht, den aber wegen der immer fehlenden rosa Töne im Hut, dem ausgeprägten Geschmack und vor allem wegen der Größe / Habitus verworfen (die abgebildeten Exemplare hatten etwa 5-7 cm Hutdurchmesser, das waren die kleinsten, die ich gefunden habe. Die größten hatten locker 15-20 cm und einen eher typischen Boletus-Habitus). Kann natürlich auch wieder alles variabel sein, keine Ahnung, auf welche Merkmale man sich da verlassen kann...


    26/27. Gut. Dann bleibt das ein seifig riechender Ritterling 8o. Ritterlinge kann ich sowieso nicht, das überlasse ich euch.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Sarah!


    Alla hopp, das Shcnittbild passt doch zu spretus / emilei.
    Der Adonisröhrling soll sich ncoh durch die Sporenform (Quotient) unterscheiden, aber das ist wohl irgendwie so ein Phantom, den bisher kaum jemand so richtig in der Hand hatte. Belastbare Bilder sind schwer zu finden, ich kenne nur die Arstellungen aus dem Munoz (Fungi - Europaei - Boletenbuch).


    Ich glaube 20 cm ist schon reichlich zu fett für so ein kleines Pilzchen wie den roseoalbidus!
    Da muss noch eine andere Lösung her, auch wenn man den Hutfarben eine witterungstechnisch beeinflusste hohe Variationsbreite zugesteht.
    Dieser griechische Caloboletus polygonius ist für mich ja auch so ein Phantom. Bei einigen bisher gesehenen Bildern hätte man auch einfach an einen komisch aufgeplatzen calopus denken können.
    Und das wäre ja im Grunde auch ein genetzer Röhrling, wo man aber auch damit rechnen muss, daß das Netz mal wie bei so ziemlcih allen anderen Boleten schwach ausgeprägt bis fehlend sein kann...

    Witziges Ding, bin mal gespannt, was dazu noch so rauskommt.



    LG, Pablo.

  • Toller Bericht mit noch tolleren Pilzen, Sarah!

    Von dem Rothütigen Röhrling habe ich noch nie gehört und die Goldtäublinge haben uns in Istrien auch schon manchen Kaiserling vorgespielt.

    Sie können das tatsächlich ziemlich gut.

    Wollen wir hoffen, dass der Herbst hier so weitergeht! :)

    Wollen wir hoffen, dass der Herbst endlich beginnt!

    Seit Tagen kein Regen und heute wieder 30°C.

    Von morgen bis Sonntag geht es in den Lausitzer Sandkasten zur 30. Tagung der AG Sächsischer Mykologen.

    Pilze wird es wohl kaum geben, dafür sicherlich viele Interessante Gespräche mit Pilzfreunden nicht nur aus Sachsen.


    Liebe Grüße, auch an V., vom Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Liebe Sarah,


    danke für den schönen Bericht - traumhafte Landschaften und "goldige" Pilze, um die wir dich beneiden. Im sonst trockenen Griechenland findet man mehr Pilze als hier - verrückte Welt. ==Gnolm6 Natürlich gönne ich sie dir von Herzen, aber ich will auch ... Wobei, so langsam gehts auch hier los. Viele Arten, aber meist wenig Pilze, vor allem für die Pfanne - eine Handvoll Pfiffis, ein Steini, nur die Flockis lassen mich nicht im Stich, das hat für eine gute Portion gereicht.


    Hmm, das sind also die berüchtigten Röhrenwürmer - interessante Architektur! ==Gnolm8


    Grüßle und einen schönen feuchten Herbst

    Heide

    Liebe Grüßle

    Heide



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    Hier entlang gehts’ zu meinen Themen.

    Erebus-Pilzkalender 2019:


    ... 70 - 2 + 20 Mausis OsterBRrätzel - 2 Nobis Wirbelrätsel - 10 APR 2018 - 5 + 10 nochn-Pilz-Bilder-Rätsel = 81 + 2 von Unki - 2 APÄ-Spende = 81 - 10 APR 2020 = 71 - 1 Heilige Gral = 70 + 5 GnuspaGnolm = 75

  • Ach ihr beiden, ich wünsche euch auch viel Regen! Ich erinnere mich schmerzlich an letztes Jahr, als bei uns der komplette Herbst wegen Trockenheit ausfiel - der erste Regen kam erst im November. Das war nicht schön!


    Nobi, trotzdem wünsche ich dir viel Spaß bei eurem Treffen! Danke auch für die Grǘße, werde ich ausrichten! :)

  • Kalimera Sarah!

    Sorry, dass ich so spät dran bin ;)


    Tolle Funde! Wow!!

    Glückwunsch!


    LG Michi :)

  • Hallo Michi!


    Ja, schade, dass du nun doch keine zu Gesicht bekommen hast. Aber es war wohl auch sehr regional mit dem Regen, ich musste auch etwas weiter fahren als sonst.

    Drücke dir die Daumen, dass es bei dir auch noch irgendwann mit den Kaiserlingen passt!

  • Hallo Michi!


    Ja, schade, dass du nun doch keine zu Gesicht bekommen hast. Aber es war wohl auch sehr regional mit dem Regen, ich musste auch etwas weiter fahren als sonst.

    Drücke dir die Daumen, dass es bei dir auch noch irgendwann mit den Kaiserlingen passt!

    Vielen Dank dir!!!