Welche Mengen an Pilzen darf man in Deutschland sammeln?

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.069 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gaukler.

  • Hallo zusammen,


    eine Sache verstehe ich nicht. Meine grundsätzliche Frage ist ganz einfach: welche Mengen an Pilzen darf man in Deutschland sammeln bzw. wo kann man sich darüber offiziell informieren? Bspw. falls wir zu viert im Pfälzer Wald unterwegs sind, wie viele kg Pilze dürfen wir sammeln?


    Wenn ich danach google, finde ich verschiedene Angaben zwischen 0,5 bis 2kg pro Person pro Tag, wobei auf "genauere Angaben bei Behörden" verwiesen wird.

    Welche Behörden sind es? Welchen Link soll ich anklicken oder bei welcher Behörde soll ich anrufen um mich über Sammel-Einschränkungen in Baden-Württemberg, Rheinland Pfalz und Hessen zu informieren (wohne im "Drei-Bundesländer-Eck" Rhein-Neckar). Es scheint mir echt verwirrend zu sein, ich komme da allein nicht weiter...


    Ausserdem - gelten diese Einschränkungen nur auf geschützte Arten?

    Und falls ja - sind es bspw. bei Sammel-Einschränkung von 1 kg jeweils 1 kg Steinpilze, 1 kg Pfifferlinge und 1 kg Birkenpilze pro Person und Tag, oder nur 1kg Steinpilze+Pfifferlinge+Birkenpilze zusammen?

    Darf man nicht geschützte Arten wie Reizker und Butterpilze eimerweise sammeln?


    Für Klärung und Links auf offizielle Seiten der entsprechenden Behörden wäre ich Euch sehr dankbar!

  • Alexander

    Hat den Titel des Themas von „Welche Mengen Pilze darf man in Deutschland sammeln?“ zu „Welche Mengen an Pilzen darf man in Deutschland sammeln?“ geändert.
  • Hallo Alex,


    Es gibt in Deutschland, ausser in einigen wenigen Landkreisen, keine festen Sammelbeschränkungen.

    Grundsätzlich dürfen geringe Mengen für den eigenen Bedarf gesammelt werden. Wieviel das genau ist, ist nicht festgelegt. Im allgemeinen geht man von 1-2 Kg pro Person und Tag aus (Pilze insgesamt, nicht pro Art). Das gilt auch für nicht geschützte Pilze. Gewerbliches Sammeln bedarf einer Genehmigung.


    Siehe auch hier: Wieviel Pilze darf ich sammeln?


    Solange mir in meinem Landkreis keine Sammelbeschränkungen bekannt werden, werde ich mich an die 2-Kilo-Grenze halten und nicht noch durch Anrufe oder entsprechende Anfragen "schlafende Hunde wecken".

    Ausserhalb heimischer Gefilde wäre ich da etwas vorsichtiger und würde mich auf ca. 1 Kg beschränken.


    HG, Josef

  • Hallo Josef,


    Danke für den Link:thumbup: - ich habe dieses Thema gesucht und nicht gefunden. Dort ist schon einiges geklärt. Es bleibt also weiterhin schleierhaft und ohne genauen Angaben. Hauptsache ist dass einem Pilzsammler nicht die Gewerbeabsicht unterstellt werden kann bzw. dass die Pilze nicht kistenweise ins Auto geladen werden.

  • Kleine Ergänzung zum Link von Josef:

    inzwischen ist ein Fall durch die Medien bekannt geworden bei dem zwei Senioren 1700€ Strafe zahlen müssen weil sie zu viele Pilze nahe Ibach bei Waldshut gesammelt haben.


    Auf diesen Einzelfall wurde auch hier im Forum aufmerksam gemacht:

    Waage mitnehmen!

  • Hallo Alexander,


    dieses Wirrwarr hängt m.E. mit der nicht zentralen Ordnung in der BRD zusammen.


    Es gibt halt alles, von Bundesgesetzen bis runter zu kommunalen Verordnungen. Und da kocht so manches Süppchen.


    Und diese von Dir angesprochene Unsicherheit herrscht halt auch in allen Ämtern.


    Vernunft ist halt schlecht in Gesetze zu fassen.


    Grüßle

    RudiS

  • Hallo Rudi,


    Ich habe Verständnis, wenn in Gegenden mit hohem Sammeldruck, wie z.B. dem Südschwarzwald, derartige auch lokale Einschränkungen erfolgen. Das Problem sehe ich eher in der mangelnden Information. Meist werden solche Einschränkungen nur in der lokalen Presse bekannt gegeben. Auf den Internetseiten der betreffenden Landkreise findet man dagegen entweder nichts oder es ist so versteckt, dass man es auf Anhieb nicht findet.

    Mit den Massensammlern wie z.B. den beiden erwischten Senioren habe ich kein Mitleid. Die wissen, dass sie zuviel haben und bei 19 kg kann man sich mit Sicherheit nicht mehr auf Eigenbedarf berufen.

    Schlimm fände ich allerdings, wenn ein sonst verantwortungsvoller Pilzfreund, der dort seinen Urlaub verbringt, überwältigt von der Masse an Pilzen, in Unkenntnis der lokalen Einschränkungen sich am letzten Urlaubstag ein Körbchen voll macht, das Pech hätte, von einem übereifrigen "Kontrolleur" mit 200 o. 300 gr. "zuviel" erwischt zu werden u. dann dafür bestraft würde. Da würde m.M. dann auch eine mündliche Verwarnung oder ein klärendes Gespräch genügen.


    LG, Josef

  • Moin!


    Die Frage dies sich mir bei der ganzen Geschichte eher stellt. Welche Auswirkung hat der Sammelsdruck auf einzelne Arten!?

    Denn wenn ich ein Jahr alle Äpfel meines Apfelbaumes Ernte, trägt er bei gleichen Bedingungen im nächsten Jahr genau so viele Früchte ....


    Alex

  • Hallo Josef,


    Ich habe ja versucht mit Vernuft und "normalem" Menschenverstand zu argumentieren und zu apellieren. Ich glaube, dass auch in der jeweils zuständigen Exekutive vernünftige Menschen unterwegs sind, die vielleicht auch mal selbst in die Pilze gehen.


    Wg. ein paar 100g? Da müsste schon jemand die Briefwaage im Wald dabeihaben. Ich glaube da gibt es sehr viel Spielraum. Bei 20kg werden einfach die Arme lang und länger.


    Und wenn bei 1800g jemand korinthenkackt, wären es in dem o.g. Fall (bei 1000g Eigenverzehrfreigrenze) 100 Euronen. Da würde ich in München am Viktualienmarkt für weniger frische Ware sogar mehr bezahlen.


    Das wirkliche Problem wird für mich immer ein wenig unterbelichtet. Kommerziell orientierte "Banden" die mit kleinen Transportern direkt (auf gesperrten Forstwegen) in die Wälder fahren. Pilzunkundige mit Umzugskartons losschicken, die jeden nur denkbaren Pilz einsacken. Der Vorarbeiter sortiert dann aus und wirft 90% des Beifangs weg (mir fällt da grad als Vergleich Schleppnetzfischerei ein). Und von den 10% des kläglichen Rests verderben dann wieder 90% bis zum Endverbraucher. Da platzt mir wirklich der Kragen!


    In diesen Fällen wäre ich froh, über einen hohen Aufklärungsdruck und dann auch Strafverfolgung.


    NFU

    RuduS

  • Ein Pilzexperte in Bayern2 Radio sagte kürzlich sinngemäß, dass für Großpilze weniger der Sammmeldruck ein Problem ist als die geringe Biomasse die in klassisch bewirtschafteten Wäldern am Boden liegt und vor allem der hohe Stickstoffeintrag durch NOx aus der Luft.


    Sammelbeschränkung ist glaube ich immer hauptsächlich auf die kommerziellen Sammler gemünzt.

    In Kärnten habe ich gehört, steht wohl gelegentlich sogar mal ein Kühllaster bereit, um die Ware der Sammlerhorde vor Ort aufzukaufen.

    Das kann natürlich nicht gut sein und wir sind eben der Beifang.


    Ich tue mich schon hart, 10 Mal erfolgsarm meine Stellen zu kontrollieren, um dann, wenn der Tag X da ist 80% der perfekten Steinpilze stehen zu lassen.

    Da mittle ich in Gedanken nötigenfalls ein paar Ergebnisse und mache zumindest eine Tasche voll.

    Aber die Sammelbeschränkung sorgt zumindest dafür, dass ich mir sehr genau überlege, welches Exemplar ich abschneide und was stehen bleiben soll.

  • Hallo mikromeister,


    ein Pilzexperte bin ich definitiv nicht. Das sammeln einzelner Fruchtkörper ("Äpfel") bei vielen Arten sehe ich aber auch eher unkritisch.


    Hoher Sammeldruck dagegen (viele Jäger sind der Hasen Tod) führt sehr wohl, in Kombination mit anderen (häufig forstwirtschaftlichen) Faktoren dazu, dass einzelne Arten in stadtnahen Regionen selten werden. Als Beispiel mag der Pfifferling in und um München dienen. Meine Großeltern haben nach WW2nd dringend benötigte Einnahmen damit erwirtschaftet. Heute muss man wirklich weit herumkommen, um in guten Jahren eine Mahlzeit zusammenzubekommen.


    Das Thema Stickstoff hat nochmal eine ganz andere Dimension. Mit der massiven Überdüngung der Wiesen und Wälder, kommen sehr viele Arten nicht zurande.


    D.h. aber in der Konsequenz, wir müssen runter mit den Emissionen. Viel weniger Indvidualverkehr. Viel weniger Dünger in der Landwirtschaft. Etc. Wollen wir das?


    NFU

    RudiS