Zwiebelfüßiger Hallimasch? - Nein, Armillaria gallica

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.762 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Maria.

  • Hallo Maria,


    ich hatte eine echte cepistipes noch nicht in der Hand, weil ich nicht so hoch in die montanen Nadelwälder komme. Aber nach Lit. soll die Art sehr hell und nur die Hutmitte geschuppt sein. Bei deinem Fund gehen die Schuppen bis zum Rand und der Hut ist dunkel.


    Ich hätte Deinen Fund daher aus der Hand als gallica ( lutea, je nach Nomenklaturkonzept) bezeichnet. Die Art ist bei mir recht häufig, und sieht jung so aus wie auf Deinem Bild.


    Gruß,

    Wolfgang

  • Vielen Dank für Deine rasche Antwort Wolfgang.


    So hoch liegt der Fundort gar nicht, ungefähr 430 Meter, und eigentlich gibt es dort überwiegend Laubbäume. Ich habe keine Ahnung von den Hallimaschen und über den Zwiebelfüßigen findet man jetzt nicht viel Information im Netz, in meinem schlauen Buch steht der erst einmal gar nicht drin. Mir ist nur der verdickte Stiel aufgefallen und nachdem man im Netz auch viele Fotos mit den Schuppen bis zum Rand finden kann, dachte ich halt, dass es dieser sein könnte.
    Und jetzt versuche ich zu verstehen woran man erkennen kann, dass es sich um Armillaria gallica handelt. Könnte mir da bitte jemand auf die Sprünge helfen?


    Liebe Grüße


    Maria

  • Und jetzt versuche ich zu verstehen woran man erkennen kann, dass es sich um Armillaria gallica handelt. Könnte mir da bitte jemand auf die Sprünge helfen?

    Hallo Maria

    Das wichtigste Merkmal sind die Gelbtöne am Velum. Beim Honiggelben Hallimasch sind diese zwar ebenfalls vorhanden aber der hat dünnere Stiele und einen ausdauernden Ring.

    LG Karl

    PS. Die meisten Bilder vom Zwiebelfüßigen Hallimasch sind Fehlbestimmungen von A. gallica.

  • Danke Karl


    Eine letzte Frage noch. An was liegt dies bitte, dass man auch über diesen Pilz nicht wirklich viele Informationen finden kann, also zumindest nicht auf Deutsch. Ist der so selten oder so uninteressant oder wird der auch mit anderen Pilzen verwechselt?


    Liebe Grüße


    Maria

  • Maria

    Hat den Titel des Themas von „Zwiebelfüßiger Hallimasch?“ zu „Zwiebelfüßiger Hallimasch? - Nein, Armillaria gallica“ geändert.
  • Hallo Maria,


    gallica ist eine extrem variable Art, und mikroskopisch geben sich die Hallimasche alle nicht so arg viel (außer mellea s.str. , mal abwarten wann jemand die in eine eigene Gattung packt ).


    Das macht die Bestimmung zur Glückssache, und in Einzelfällen nur genetisch oder im Kreuzungsversuch möglich. Für Feldmykologen sind daher nur typische Kollektionen und nur mit einer Rest-Unsicherheit bestimmbar - nicht gerade so dankbar für eine Beschäftigung damit.


    Über cepistipes findest Du in Deutschland nicht viel, weil die Art (fast) nur über 1000m und im hohen Norden fruktifiziert.


    Lies dazu auch mal hier die Diskussion mit Helga Marxmüller im Rheinland-Pfälzischen Pilzjournal von 1994 (ab Seite 128)


    94_6.pdf


    Grüße,

    Wolfgang

  • Servus Maria,


    deine Kollektion ist m.E. in dem Zustand nicht bestimmbar. Die Fruchtkörper sind jung, es ist nur eine kleine Kollektion. Für Armillaria gallica ist ungewöhnlich, dass die Stiele so jung schon so glatt sind. Typischerweise sind sie deutlich mit gelben Flocken besetzt (größer als hier abgebildet). Helga Marxmüller schreibt selber, dass wenig am Stiel beflockte A. gallica makroskopisch nicht oder schlecht von A. cepistipes unterscheidbar sind - ich empfehle da Marxmüller & Holdenrieder (2000): Morphologie und Populationsstruktur der beringten Arten von Armillaria mella s.l. Mycol. Bav. 4: 9-32.


    Dass A. cepistipes nur oberhalb 1000 m wachsen soll, halte ich für ein Gerücht. Sie ist im Alpenvorland weit verbreitet - Helga Marxmüller nennt in der oben genannten Arbeit selber Funde aus dem Alpenvorland und die Höhengrenze bei München um 500 m, bei Zürich um 400 m. Da ist viel Luft bis 1000 m Höhe. Was aber stimmt: im montanen Bergwald wächst A. cepistipes gerne auf finalfaulen Fichtenstämmen, was A. gallica nicht macht. Im Alpenvorland wachsen aber beide an Laubholz und auch zusammen im gleichen Wald.


    Ich habe schon oft diese gelben, dickstieligen Hallimasche Helga vorgelegt - mir fällt es bei den beiden Arten schwer, Helga hat natürlich eine unglaubliche Felderfahrung mit den Hallimaschen.


    Ich fasse mal die Merkmale zur Unterscheidung von A. gallica und A. cepistipes zusammen (nach/aus Marxmüller & Holdenrieder 2000):


    Der Ring von A. cepistipes ist dünner und lockerer, ziemlich schmal und noch vergänglicher als bei A. gallica, die Hutschuppen sind auf die Hutmitte konzentriert, der Hutrand ist schüppchenfrei bis nur sehr spärlich beschuppt.

    Die Stielform unterscheidet sich auch, aber hier gibt es Überschneidungen.

    A. gallica wächst vom Tiefland bis ins Submontane, A. cepistipes vom Submontanen bis ins Hochmontane

    A. cepistipes wächst in höheren Lagen gerne an Nadelholz, A. gallica bevorzugt Laubholz - in niedrigen Lagen wachsen aber beide an Laubholz.


    Das Problem: A. gallica kann auch mal die Hutschuppen nur im Hutzentrum aufweisen, ihr Rung kann auch mal sehr dünn sein usw. Armillaria gallica ist sehr variabel, während A. cepistipes weniger variiert. Man kann also eher eine Armillaria gallica als A. cepistipes fehlbestimmen als umgekehrt.


    Hier kann ich das Hauotmerkmal, die Hutbeschuppung, schlecht deuten, da die Hüte noch so klein sind. Wenn sie ausgewachsen sind, müsste man die Schüppchenverteilung besser erkennen können.


    Babies und Leichen kann man nicht bestimmen. Helga könnte es hier vielleicht, ich nicht ;-).


    Ich kann - meine ich - von den beringten Arten A. mellea s.str., A. borealis und A. ostoyae gut erkennen und bestimmen. Bei A. gallica vs. A. cepistipes schwimme ich auch manchmal. Zudem gibt es wohl eine dritte Art in der Gruppe (wurde genetisch erkannt). Armillaria mellea wird sicher nicht in eine andere Gattung gestellte - es ist der Gattungstypus (und ist auch genetisch betrachtet mit den anderen nah verwandt). (Nur nebenbei angemerkt, da sowas ja als Spaß angedeutet wurde)


    Ich würde deinen Fund als Armillaria spec. lassen. Durch das Habitat (Altmühltal ist schon sehr warm), ist A. gallica wahrscheinlicher, aber ganz ausschließen kann man A. cepistipes nicht.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Danke Christoph und ich sage nur "Oh dieses Altmühltal" ;)

    Nachdem ich ja weiß wo ich diese Pilze gefunden habe, vielleicht treffe ich sie ja einmal so an, dass sie weder zu jung noch zu alt sind.


    Also einmal ganz ehrlich: bisher dachte ich ja immer, dass es EINEN Hallimasch gibt. Aber das die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Hallimaschen soooo kompliziert ist hätte ich nicht gedacht.


    Liebe Grüße


    Maria