Warum Warum Warum.... Dickschaliger Kartoffelbovist gehört zu Röhrlinge!?!??!

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.684 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von klüppli.

  • Guten Morgen ...



    Der Anspruch kommt von W. Pätzold:"Der Parasitische Röhrling wächst nur auf dem Dickschaligen Kartoffelbovisten... und wo schmarotzt es sich am besten?! auf der Familie !....)



    Nun stellt sich die frage (und ja gegoogelt habe ich bereits) welche Merkmale weisen darauf hin, dass die Kartoffelboviste zu den Röhrlingen zählen? Das Einzige was ich noch weis ist, dass beide vom Goldschimmel befallen werden... aber das wird doch nicht alles sein... oder???







    Vielen Dank schonmal!!!


    Alex

    • Offizieller Beitrag

    Hi Alex,


    ganz einfach. Genetik und Chemotaxonomie. Sclerodermas haben die teilweise ähnliche Inhaltsstoffe, wie Röhrlinge. Das ist eigentlich schon seit den 80er Jahren bekannt. Mit der Genetik wurde das dann noch untermauert. In der FN sind übrigens die Pilze schön nach Familien/Ordnungen im Inhaltsverzeichnis aufgedröselt.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier


  • joar... so ähnlich habe ich mir die Antwort vorgestellt...

    also nichts makroskopisch Nachvollziehbares ...

    naja denn Solls so sein


    mit FN wirst du sicherlich Funga Nordica meinen? (welches sich nicht in meinem besitz befindet)


    Danke


    Alex

    • Offizieller Beitrag

    Hi Alex,


    ja FN=Funga nordica. Das ist derzeit meines Wissens nach das einzige deutsch/englischsprache Standardwerk, was die aktuelleren taxonomischen Ergebnisse für die Basidiomyceten "mit Hut und Stiel" wiederspiegelt. Meist ist es so, dass auch konstante mikromorphologische Merkmale innerhalb der Familien/Ordnungen zu finden sind. So haben z.B. alle Russulales konstant Gloeozystiden. Die Boeltales eint z.B., dass alle zur Braunfäule befähigt sind.


    l.g.

    Stefan

  • Servus Alex,


    man hat auch makroskopisch Gemeinsamkeiten - das Gelbe Pigment der Kartoffelboviste und das gelbe Pigment des Stielfleisches von Chalciporus piperatus sind chemisch identisch. Es gibt Scleroderma-Arten, die genauso leuchtend gelbes Peridienfleisch haben.


    Zudem gibt es natürlichauch anatomische Übereinstimmungen - die Rhizomorphen von Scleroderma sind typische Boletales-Rhizomorphen. Die Verwandtschaft war auch deshalb schon vor der Genetik klar.


    Was die Russulales angeht - nicht Braunfäule, sondern Weißfäule - die Boletales sind Braunfäulepilze, haben also keine Phenoloxidasen (die Russulales haben Phenoloxidasen, sind daher auch Guajak-positiv).


    Zusammengefasst:

    Scleroderma hat die typischen Leitpigmente der Boletales

    Mit dem Pigment von Chalciporus sogar ein spezielles Pigment, das nur bei diesen beiden Gattungen vorkommt

    Der Rhizomorphenaufbau ist typisch - Boletales-Typ (differenzierte Gefäßhyphen in den Rhizomorphen, Knotenbildung mit rückwärtigen Verzweigungen usw. - auch die Ontogenie der Rhizomorphenbildung ist - logischerweise - vom Bolateles-Typ)

    Die DNA zeigt ebenfalls die Verwandtschaft an


    Verwandtschaft heißt nicht unbedingt Ähnlichkeit, aber im Grundbauplan, in den grundsätzlichen Stoffwechselwegen, in der Anatomie (usw.) findet man gewöhnlich gemeinsame, für die gesamte Verwandtschaft typische Merkmale / Baupläne.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo CHristoph,


    danke für den Hinweis; Unachtsamkeitsfehler meinerseits. Hab meinen Post gerade korrigiert. :)


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Moin !!!


    Erstmal vielen Dank für eure Kompetente antworten!


    Aber ... folge fragen 😂


    Völlig überraschend ist die Aussage, wonach Sprödblättler Weißfäule und Boletales Braunfäule hervorrufen können. Handelt es sich um eine Symbiose mit parasitischem Einschlag oder wird nur totes Holz befallen?


    Vielen Dank


    Alex

  • Servus Alex,


    ich meinte die Russulales, nicht die Sprödblättler. Zu den Russulales gehören z.B. Peniophora, Stereum, Hericium, Bondarzewia, Heterobasidion, Gloeocystidiellum usw. Aber ja, auch Täublinge und Milchlinge haben noch die Grundeigenschaft, Lignin abzubauen. Die Gujakreaktion ist ein test auf Phenoloxidasen. Manche Täublinge bilden diese offenbar nur im Myzel, nicht aber im Fruchtkörper, andere hingegen auch im Fruchtkörper (Russula-Freunde nutzen die Guajakreaktion - man muss aber aufpassen, da sie prinzipiell ja alle Guajak-positiv sind, das Ausschalten im Fruchtkörper muss ja nicht immer klappen).

    Mykorrhizapilze haben nicht mehr die Aktivität der saproben Arten - meist sind es nur noch wenige Prozent der Aktivität, aber um Mineralien aufzuschließen, schadet es nicht Totholz anzuverdauen und dann hineinzuwachsen. Russula bildet auch gerne Rhizomorphen in / an Totholz (am Fruchtkörper hingegen seltsamerweise nicht - vielleicht können sie deshalb die Enzymproduktion in den Fruchtkörpern ausschalten?!).


    Liebe Grüße,

    Christoph