Agaricus bernhardii?

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 3.859 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo,


    nach langer Zeit bin ich mal wieder im Forum unterwegs und bitte um Bestätigung oder Korrektur meiner eigenen Bestimmung zweier Pilze, die ich gestern (14.10.2018) in Baden-Württemberg, Odenwald, Lampenhain, am Straßenrand am Ortsrand gefunden habe. Liege ich mit Agaricus bernhardii richtig?



    Danke für Eure/Ihre Hilfe

    Freundliche Grüße

    Jochen Schwarz

  • Hallo !


    Schwer zu sagen , Bild ist nicht optimal , Ring ist nicht zu sehen usw. . Wegen Fundort ich meine das . besser passt A. bitorguis Stadtchampi er auch rötet bei schnitt


    LG beli !

  • Vielen Dank für die schnelle Antwort. Ich verstehe nur nicht ganz, wieso das Bild nicht gut ist. Auf dem oberen Foto sieht man den Ring doch recht gut. Auf dem unteren Bild wollte ich das Röten der Schnittfläche zeigen. Ich kann bei Bedarf auch noch weitere Fotos machen. Die Pilze habe ich noch bei mir im Garten liegen.

    Viele Grüße,

    Jochen Schwarz

  • Hallo !


    Perfekt , mit Sicherheit A. bitorquis ist nicht , A. bernardii passt viel besser , machst du noch ein siechere Test , Geruchsprobe , stinkt oder stinkt nicht (wen möglich - nach was genau)


    LG beli !

  • Sorry, ja, das hatte ich schon am Anfang vergessen: Der Geruch ist unangenehm, muffig. Nach irgend etwas Organischem, was alt ist und modert.

    Wenn es wirklich A. bernardii ist, dann ist das offenbar - d.h. wenn ich bei der DGfM nachschaue - ein nicht allzu häufig gefundener Pilz. Deshalb meine Vorsicht.

    VG, Jochen Schwarz

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    jeder Champi riecht im Alter muffig. A. bernardii macht da keine Ausnahme. Er riecht aber jung schon nach Pferdeurin, wächst an Straßenrändern von Straßen, die im Winter mit Salz gestreut werden, weswegen der Pilz sich jetzt auch bei solchen Habitaten verstärkt zu finden ist.


    Mit einer gewissen makroskopischen Restunsicherheit hast du A. bernardii gefunden. Die sehen so aus; insbesondere der Schuppige Hut ist markant. Eine mikroskopische Absicherung allerdings wäre aus meiner Sicht nicht schlecht. Auf jeden Fall hast du die Sektion wo A. bitorquis und A. bernardii vorkommen richtig erkannt. :daumen:


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo,

    kannst Du uns (meiner Frau und mir) kurz sagen, auf welche Mikrostrukturen es ankommt?

    Wir sind beide Biologen, nur eben keine Mykologen und es fehlt uns auch die nötige Literatur für solche Differenzierungen.

    Meine Frau könnte aber an ihrer Schule mit dem Mikroskop/Bino die notwendigen Merkmale fotografieren.

    Wenn sich damit eine spannende Bestimmung absichern lässt, machen wir das gerne. Nur mit Pferdeurin haben wir nicht allzuviel Erfahrung.

    Das mit dem Straßenrand passt schon irgendwie, aber die notwendige Sicherheit bringt das natürlich eher nicht.


    Viele Grüße,

    Jochen

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    vor allem müsstet ihr die Größe der Sporen und der Cheilozystiden (die sterilen Elemente der Lamellenschneide) messen. Ich bezweifle, dass ihr in einer Schule geeichte Mikroskope habt. Wir hatten 2000/2001 damals in meinem Abijahrgang keine.


    l.g.

    Stefan

  • Hallo,


    meine Frau sagt, sie hätten Objektträger mit Micrometer-Skala an ihrer Schule. Sie will es zumindest mal versuchen. Schauen wir mal, vielleicht gelingt es ihr. :)


    Viele Grüße,

    Jochen

    • Offizieller Beitrag

    Effektiverer wäre es, wenn ihr Mikroskope mit Messokular hättet...

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Die Schwierigkeit bei der MIkroskopie ist neben der Präparierung halt auch die Beurteilung von dem, wass man sieht.
    Da braucht es auch entsprechende Literatur, um erstmal überhaupt rein zu kommen. Und wirklcih verstehen tut man es eh erst mit der wachsenden Erfahrung. Champignons sind zB nicht nur makroskopisch sondern auch mikroskopisch schwierig.

    Dieser Champignon hat es in der Tat in sich. Das monströs dicke Hutfleisch, der aufsteigende Ring und das doch recht deutliche Röten könnten schon zu Agaricus bernardii führen. Aber: Wenn der Ring eben nicht nur aufsteigend, sondern quasi wie eine Scheide ist (also bis zur Stielbasis runterläuft), dann wäre es noch mal was Anderes. Agaricus bitorquis kann sowas mal vortäuschen, aber eher wäre man bei den Arten mit tasächlich scheidenförmigem Ring (wasn ausdruck...), und bei solchen fetten fruchtkörpern mal über Agaricus rollanii zB nachdenken.

    Wo in Wilhelmsfeld stand der denn (nicht, daß ich dir Champis klauen will, aber wenn man sich den Fundort gut vorstellen kann, mag das auch hilfreich sein)?



    LG; Pablo.

  • Hallo,

    meine Frau hat sich die Lamellen heute in ihrer Schule unter dem Mikro angeschaut und dabei folgende Aufnahmen gemacht:


    Der Abstand zwischen zwei kurzen Teilstriche entspricht dabei etwa 2 µm.


    Wie würdet Ihr die Lage damit einschätzen?


    Viele Grüße,

    Jochen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jochen!


    Joah, man sieht schon Sporen, die für die Gattug ungefähr mittelgroß sind, und man sieht (oder besser erahnt) Basidien.

    Ich sage ja: Champis sind schwierig. Bei den Sporen sollte man Abwürfe machen , und dann diese Sporen mikroskopieren, am besten auch 1000fach in Öl, als Medium aber Leitungswasser oder KOH3% verwenden. Was mikroskopisch immer eine Rolle spielt, sind die Cheilozystiden (Zellen der Lamellenschneide) und die Struktur des Velums (also zB vom Ring).



    LG, Pablo.

  • Hallo!

    Ich bin "Jochen ihm seine Frau", die mit dem Mikroskop.

    Ich kann heute versuchen, bessere Aufnahmen hinzukriegen, Öl hab ich, KOH hab ich auch.

    Wie aber " in Öl, als Medium aber Leitungswasser oder KOH 3% verwenden"? Da bräuchte ich mehr Anleitung.

    Auch eine Referenzaufnahme von den Cheilozystiden wäre für mich sehr hilfreich.

    Übrigens seitdem die Pilze eingetütet sind und nicht weiter eintrocknen können stinken sie erbärmlich.

    Urin ist schon nicht falsch.

    Sie standen am Straßenrand im Gras, es wird dort im Winter regelmäßig Salz gestreut.

    In meinem alten ungarischen Pilzbuch wird behauptet, dass der Pilz (A. bernardii) essbar ist und der Gestank beim Braten verschwindet...


    Gruß und vielen Dank für Eure Hilfe


    Edit

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    Referenzaufnahmen habe ich gerade nicht zur Hand. Such am besten mal nach breiten, blasenförmigen dünnwandigen Zellen an der Lamellenschneide. Dein beschriebenes Phänomen ist übrigens nicht verwunderlich. Vergammelte Champis riechen immer so, egal welche Art. Am besten ist, du entsorgst die und versuchst dein Glück mit anderen Fruchtkörpern. Ich bezweifle, dass du von den Dingern noch gescheite Mikros hinbekommst.


    Öl als Medium: bei hydrophoben Strukturen lohnt es sich manchmal Immersionsöl anstatt Wasser als Einbettungsmedium zu nehmen, so dass du die Strukturen besser erkennst. Das ist ein Trick aus der Pollenmikroskopie und funzt auch sehr gut bei einigen Pilzarten, z.B. Scleroderma.

    Meist werden Pilze mit 3%iger KOH als Einbettungsmedium mikroskopiert. Das lohnt sich insbesondere bei Cortinarien und Risspilzen. Bei Champis nehme ich meist auch nur Leitungswasser...


    l.g.

    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Salut!


    Öhm, entschuldigung für die Verwirrung. ich meinte auch nicht Öl als Medium, sondern wollte nur auf die Notwendigkeit der 1000fachen vergrößerung hinweisen, und das geht ja bekanntlich nur in Ölimmersion, die aber natürlich oben aufs Deckgläschen muss, nicht darunter. Immersionsöl als Medium ist schon wirklich wass spezielles, bei Champis aber eher kontraproduktiv.



    Lg, Pablo.