Wandel bei den Hebelomen; wo sind die guten Alten Zeiten hin?

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.667 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Climbingfreak.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr lieben,


    warum nicht auch mal eine Grundsatzdiskussion zu einer Hebeloma starten? :) Noch vor 2 Jahren hätte ich folgenden Fund als Hebeloma mesophaeum abgetan. Aber nun? Mit der neuen Monographie wollte ich mal meine ersten Schritte wagen.





    Nun ein paar Grundsatzfragen. Was nehme ich für die Prüfung auf Dextroidität? Melzer oder Baral?


    Die folgenden Bilder sind mit Baral entstanden. Was stellen die gezeigten dextrinoiden Strukturen dar?




    Schon mal herzlichen Dank im Vorraus. :)


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Servus Stefan

    Nun ein paar Grundsatzfragen. Was nehme ich für die Prüfung auf Dextroidität? Melzer oder Baral?

    Für Lamellen+Röhrenpilze nimmst du Melzers, für Ascomyceten dann die Baralsche Lösung oder halt Lugol.

    Was das für angefärbte Teile sind kann ich dir so nicht sagen, es könnten junge Basidien oder Basidiolen sein.

    Mach doch mal einen sauberen Schnitt durch die Lamelle, und gib Melzers Reagenz dazu. Die Sporen sollten ja bei H. mesophaeum nicht dextrinoid sein.


    Grüße

    Felli

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stefan!


    Genau, bei Basidiomyceten nutze ich generell Melzer (für amyloide / dextrinoide Reaktionen), bei Ascomyceten generell Lugol (weniger tödlich und aggressiv).

    Was da bei dir im Bild so rotbraun erscheint, sieht für mich auch sehr nach Basidien / Basidiolen aus. Aber ich bin nicht sicher (ist über Bild oft schwer einzuschätzen), ob das nun schon tatsächlich eine dextrinoide Reaktion ist, oder die Zellen einfach die Farbe der Reagenz besonders starak aufnehmen.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    mal ein paar Sporenbilder von einer anderen Hebeloma. Mir gehts erstmal an der Stelle um Erfahrungen in der Gattung zu sammeln und deshalb stelle ich dazu ein paar Grundsatzfragen.


    Mir ist aufgefallen, dass 80 % Sporen gefühlt im Präparat dextrinoid reagieren; die anderen nicht. Ist das bei Hebeloma so "üblich", dass sehr viele Sporen keine Dextrinoidität zeigen? Bei meinen Lepiotenfunden waren fast 100% der Sporen dextrinoid.


    l.g.

    Stefan





    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stefan!


    Das hängt glaube cih auch mit der Reife zusammen.
    In einem Gewebeprräparat mit unreifen Sporen dabei dürftest du mehr haben, die nicht dextrinoid reagieren, als zB in einem Abwurf.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    genau das habe ich mir auch schon überlegt, dass es wahrscheinlich so ist. Klingt schlüssig, ist es aber wirklich so? Deswegen auch die Anfragen. ;)


    l.g.

    Stefan

  • Servus Stefan,


    zu den "dextrinoiden" Basidien mit Barals Lösung - Barals Lösung färbt Glycogen rotbraun an. Glycogen wiederum wird von Melzers nicht gefärbt. Dextrinoidie bedeutet Anwesenheit von Amylopectin - das wird mit Melzers rotbraun.


    Willst du Fälblinge bestimmen, ist es wie bei den meisten Gattungen - du musts erstmal die Sektion bestimmen, dann geht's oft einfacher weiter. Bei Fälblingen sind hier insbesondere die Cheilocystiden wichtig. Und natürlich die Velumverhältnisse (Velum partiale ja oder nein?).


    Deine Pilze im ersten Bild haben ein deutliches Velum universale - mich würde nicht wundern, wenn die Cheilocystiden zum Hebeloma-mesophaeum-Aggregat passen würden.


    Und zu den Sporen - ja, das ist vom Reifegrad abhängig. Hier als "Fun fact": beim Butterrübling sind die frisch abgeworfenen Sporen indextrinoid. Liegen sie aber eine Weile (feucht, nicht trocken), dann verdickt sich die Sporenwand und sie werden stark dextrinoid. Das zeigt z.B. Clemecon sehr schön im Beiheft 12 zur Z. Mykol. (extrem lesenswert, das Büchlein!). Inwiefern auch bei Hebelomen Nachreifungsprozesse nach Abwurf eine Rolle spielen, weiß ich nicht.


    Ich finde, dass die Bestimmung jetzt deutlich leichter fällt als mit der FNE, aber man muss jetzt mehr Zeit investieren. Ich finde die aktuelle Monographie klasse, auch wenn immer noch nicht alle Probleme gelöst sind (ein Beispiel: mir erscheint immer noch die sichere Unterscheigung untypischer Hebeloma theobrominum von Hebeloma circinans schwer - der Geruch kann m.E. Übergänge bilden - in der Monographie werden sie m.E. als zu leicht unterscheidbar betrachtet).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Christoph,


    super, herzlichen Dank für die tolle Erklärung. :)


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.