Was für ein Sägeblättling ist das? +Helmling (?) und Saftporling (?)

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 10.108 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,


    ich war am Wochenende kurz im Wald spazieren, dabei sind mir folgende Pilze begegnet. Es war ein Mischwald mit viel Kiefer und allerlei Laubbäume. Sandiger Boden, stellenweise sauer.

    Ich bitte Euch um Bestimmungstipps.


    1) Ein Sägeblättling?

    [Update] bestimmt als Lentinellus inolens von Tricholomposis, syn. Lentinellus cochleatus var. inolens. Weitere Kandidaten in Diskussion: Lentinellus ursinus, Lentinellus cochleatus.


    Wachstum büschelig auf einem Baumstumpf von Kiefer. Zwei Büschel am selben Baumstumpf.

    Geruch: der Pilz hat einen deutlichen Geruch den ich leider nicht beschreiben kann. Er riecht aber nicht nach Anis!

    Ich habe zuerst an Seitlinge oder Knäuelinge (bspw. Borstiger Knäueling oder Laubholzknäueling) gedacht. Sie hätten allerdings keine so stark gesägte Lamellen. Von Sägeblättlingen kenne ich den schuppigen (Neolentinus lepideus), den getigerten (Lentinus tigrinus) und auch den becherformigen (Neolentinus degener) habe ich eingie Male gesehen. Aber alle Sägeblättlinge mit denen ich verglichen habe hätten vor allem richtige Stiele die nicht von Lamellen bedeckt sind wie hier oder wei beim Rillstieligen Seitling!

    Die Hutoberfläche finde ich auch "speziell"...






    Fotos nach einem Tag auf dem Balkon (mit gescheiten Kamera):




    2) Ein Helmling?

    [Update] Bestimmt als Mycena zephirus von Mreul.


    Einziger Massenpilz bei meinem Spaziergang. Immer wieder gab es große Gruppen einzeln (nicht büschelig) wachsenden FK.

    Arbeitsname: Voreilender Helmling (Mycena abramsii).

    Geruch: meine Nase ist leider nicht so fein... Für mich riecht der Pilze etwas chemisch, ganz leicht nach Rettisch und am Anfang ganz leicht nach Chlor.





    Foto nach einem Tag auf dem Balkon:




    3) Ein Saftporling?


    Mehrere FK in selben Gegend auf Laubholz gefunden, teils weiß (einfach ausgeblasst?), teils etwas orangener.

    Konsistenz: nicht hart, weich wie Polster/Kissen.

    Geruch: eher angenehm.

    Geschmack: angenehm, nicht bitter.

    Mir wurde Orangegelber Saftporling mehrmals gezeigt, der war aber viel "kuscheliger" bzw. flaumig.





    Fotos nach einem Tag auf dem Balkon:




    Ich Danke Euch im Voraus! :)

  • Hallo Alexander


    Lentinellus cochleatus - Aniszähling ist die erste ,


    LG beli !

    Hallo beli und Danke! :thumbup:

    Echt, Aniszähling?! =O Woran erkennst Du den?

    Den Aniszähling habe ich schon mehrmals gefunden, und kenne ich eigentlich deutlich kleiner, länglicher, vom Habitus her nicht wie Austernseitling sondern wie "zusammengerollt", und - vor allem - mit einem deutlichen Anis-Geruch.

  • Hallo Alexander


    Bild nr 6 - Gut Fotografiert Lamellenbild . Diese Lamellenstruktur - Form hat Aniszähling . Probierst du ein stück Fleisch zerquetschen und siecher kommt Anisgeruch .


    LG beli !

  • Hallo,

    Ich will den Aniszähling nicht unterschreiben , aber es gibt nach Literatur auch nichtriechende ausführungen.

    Gruß

    Norbert

    ------------------------------------------------------
    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

    ------------------------------------------------------

  • Moin zusammen,


    für mich ist der erste gezeigte Pilz ziemlich eindeutig der Aniszähling. Der Geruch kann schon mal fehlen (Mentor und ich keinen solche Vorkommen), es mag dann evtl. die Varietät Lentinellus Cochleatus var. Inolens sein.


    Übrigens finde ich Aniszählinge sehr fein im Geschmack, die haben mich echt überrascht g:-)

  • Servus beinand,


    dieser Zähling riecht ganz sicher nicht nach Anis und schmeckt auch nicht nach Anis - Alexander muss das natürlich so bestätigen.

    Lentienllus cochleatus hat immer die einseitig offenen Stiele und Hüte.


    Lentinellus inolens sieht völlig anders aus - eben so, wie hier fotografiert: geschlossene, nicht einseitig offene Stiele, teils mehr seitlingsartige Fruchtkörper. Typisch sind aber die büscheligen bis verzweigt-stielige Fruchtkörper, was man auf den Fotos gut sehen kann. Das unterscheidet ihn von anderen Lentinellus-Arten.


    Daher ist für ich Lentinellus inolens keine Varietät, sondern eine leicht kenntliche Art. ich habe noch nie einen so gestielten Aniszähling gesehen. Es ist eben nicht nur der Geruch... ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Ach, ich habe durch den Tipp von beli eine Idee...

    ist das vielleicht eine Varietät von Aniszähling - Lentinellus cochleatus var. inolens ohne Anisgerich??
    Ich habe u.a. bei pilzflora-ehingen.de eine Beschreibung mit Bildern gefunden die super auf mein Fund passt: lcochleatusin.php

    Bild nr 6 - Gut Fotografiert Lamellenbild . Diese Lamellenstruktur - Form hat Aniszähling . Probierst du ein stück Fleisch zerquetschen und siecher kommt Anisgeruch .

    Hallo beli, ich habe die Pilze noch da. Nach dem Zerquetschen und zwischen den Fingern Reiben kommt ein Geruch der definitv nicht nach Anis ist. Riecht eher wie Stockschwämmchen.

    Ich will den Aniszähling nicht unterschreiben , aber es gibt nach Literatur auch nichtriechende ausführungen.

    Hallo Norbert, meinst Du die Varität Lentinellus cochleatus var. inolens oder den Nominalart?

    Auch Dir - Danke! :thumbup:

    Moin zusammen,


    für mich ist der erste gezeigte Pilz ziemlich eindeutig der Aniszähling. Der Geruch kann schon mal fehlen (Mentor und ich keinen solche Vorkommen), es mag dann evtl. die Varietät Lentinellus Cochleatus var. Inolens sein.


    Übrigens finde ich Aniszählinge sehr fein im Geschmack, die haben mich echt überrascht g:-)

    Hallo Kuschel!

    Ich ware gerade beim Antworten als Du die selbe Idee (Lentinellus Cochleatus var. Inolens) hattest. :) Super, Danke Dir! :thumbup:

  • Hi Christoph,


    stimmt schon, ich sehe auch keine einseitig offenen Stiele, aber den Rest fand ich nicht unpassend. Sie können durch das Sporenpulver schon mal heller bepulvert sein, deshalb auch die vielleicht sehr helle Farbe der Hüte (es sei denn, die Belichtung passt nicht).


    Welchen Zähling würdest Du denn vermuten? :)

  • Hallo Christoph!


    Super, Danke!:thumbup:

    Kein Geruch und kein Geschmack nach Anis kann ich bestätigen!

    Es ist ansonsten genau so wie Du es beschreibst - nicht einseitig offen (nicht "zusammengerollt"), teils mehr seitlingsartig.

  • Servus Kuschel,


    da war ich wohl nicht klar genug ;) - für mich ist der abgebildete Pilz ein typischer Lentinellus inolens - der aber m.M.n. kein einfacher geruchloser Aniszähling ist, da er eben auch makroskopisch klar anders aussieht als der Aniszähling.


    Alexander: unspezifisch pilzig trifft es genau - passt, wunderbar!


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Lieber Christoph,


    dann habe ich Deine Beschreibung tatsächlich anders verstanden und nicht daraus entnommen, dass wir auf den gleichen Pilz hinaus wollen :gfreuen:

  • Hi Alexander,


    zu deiner Nr. 2, den Helmlingen: Mycena zephirus.

    Wenn du dir den Stiel genau ansiehst, erkennst du kleine, weißliche Flocken daran (gut sichtbar auf Bild 1 & 3), dazu noch relativ stämmige Fruchtkörper (die metata und co ausschließen), etwas rosarötliche Töne in überwiegend weißlichem Untergrund, das passt super zu zephirus. Die Art kann durchaus ohne Flecken auftreten, macht das nicht einmal selten, aber durch die genannten Merkmale trotzdem meist gut kenntlich. Hat mich aber auch schon oft genarrt, gerade bei einzelnen Exemplaren, die ist makroskopisch sehr variabel.

    Mycena abramsii ist schmächtiger, Hut eher rau gefärbt, keine solchen Fasern am Stiel, keine rosalichen Töne und wächst meistens viel früher im Jahr.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Alexander,

    für Deinen Pilz Nr. 1 werfe ich noch Lentinellus ursinus in die Diskussion. Laut meinen Büchern wächst der zwar angeblich nur auf Laubholz, 123pilze hat den wohl auch schon auf Nadelholz gesehen. Einen ählichen wie Deinen fand ich kürzlich an einer noch vitalen Fichte, der Geruch war überaus angenehm und frisch aber keinesfall nach Anis oder gar geruchlos. Eher an den Schuppigen Sägeblättling erinnernd.

    Die merkwürdige Form und die teils verdrehten Hüte sind der Tatsache geschuldet, dass sich das Pilzbüschel aus einer tiefen Wunde im Baum herausgedrückt hat. Leider sind die Standortfotos aufgrund Lichtmangel nicht vorzeigbar.


    Gruß

    I.C.







  • Danke Matthias, super erklärt! :thumbup:

  • Hallo Ice Cubensis,


    rein optisch sieht der von Dir gezeigte Pilz meinem Fund tatsächlich sehr ähnlich! Danke :thumbup:

    • Offizieller Beitrag

    Grüezi mitenand!


    An den Bären (Lentinelllus ursinus) m ag ich da nicht so recht glauben, denn dazu sind die Fruchtkörper hie schon zu deutlich gestielt.
    Auch wenn der aus Holzspalten rauswächst, ist der Habitus schon noch anders. Wie auch beim Biber (Lentinellus castoreus), wo ich immer noch kein schlüssiges Konzept kenne, um die beiden zu trennen...

    Übrigens: Wenn der hier Lentinellus inolens sein kann, dann wäre der, den wir bei der MAK - Exkursion hatten, vermutlich auch inolens. Denn der roch ja auch nicht, und war in der Fruchtkörperform sehr ähnlich.

    Was ich aufs Alter geschoben hatte, aber hm...?


    Die Porlinge am Ende dürften zwei Arten sein: Einmal Tyromyces kmetii (der Flauschige mit den orangenen / aprikosenfarbenen Stellen) und der andere, der nicht so gefärbt ist (und vermutlich etwas glatter auf dem Hut?) enteder Tyromyces chioneus (Kurzröhriger Saftporling, Länge der Röhren ist für die Bestimmung egal) oder Oligoporus lacteus (Milchweißer SAftporling) oder Oligoporus stipticus (Bitterer Saftporling, schmeckt wirklcih bitter und lacteus sowie chioneus sind mild).



    LG; Pablo.

  • Danke Pablo für Deine Einschätzung!

    Ich kenne den inolens nicht. Deshalb meine Frage: Riecht der überhaupt nicht? Mein vermeintlicher ursinus verströmte einen derart starken angenehmen Duft, das ich nicht mehr aufhören konnte, daran zu schnüffeln. Welchen Pilz meintest Du eigentlich? Alexanders oder meinen? Oder beide?

    Beste Grüße

    I.C.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, I.C.!


    Bei deinem Fund möchte ich dir die Einordnung lieber selbst überlassen. Sieht aber doch deutlich "ungestielter" als die Pilze von Alex aus.
    Die Zählinge, die wir bei der Vereinsexkurrsion vor zwei Wochen hatten, die rochen unspezifisch, jedenfalls nicht ansisartig.

    Die Lentinellus ursinus / Lentinellus castoreus, die ich bisher gefunden habe, rochen schon einigermaßen kräftig wenn frisch, wobei ich den Geruch nicht als "besonders" abgespeichert habe, also zwar stark, aber nicht zuordenbar bzw. unspezifisch. Dazu wäre noch angemerkt: Ich trenne Lentinellus castoreus und Lentinellus ursinus momentan nicht, bzw. führe jede Kollektion extra. Bis ich mal auf ein schlüssiges Konzept stoße, wie die beiden zu trennen sind.



    LG, Pablo.

  • Servus Pablo,


    den Biber und den Bären sollte man wohl nur per Mikroskop unterscheiden wollen. Ob die Unterschiede in der Schärfe konstant sind, weiß ich nicht genau (dachte ich früher). Laub- vs. Nadelholz ist auch nicht sicher als Unterschied, es gibt zu oft Fremdgänger. Die Fruchtkörpergröße schwankt auch... Bleibt also die Amyloidie und die Form der Skelettelemente.


    Und ja, ich kenne Biber und Bär nur ungestielt (und sie riechen deutlich, aromatisch-harzig, wie ich finde) - Lentinellus inolens kenne ich meist zwar einseitig getrichtert, aber bei dem Stiel und den mehreren Hüten aus einem Stiel bleibt wenig anderes übrig - Lentinellus flabelliformis / micheneri wächst ja nicht büschelig (und ist auch genabelt).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Christoph!


    Vermutlich brauche ich noch mehr Kollektionen - bisher ging das irgendwie ineinander über. Sowohl die Amyloidität der Sporen als auch die der Hyphen.
    Schwierig, aber mehr als eine Art ist das schon, auch makroskopisch scheint es Unterschiede zu geben, die eventuell nicht nur Extreme in der Variationsbreite sind.



    LG; Pablo.