Eure Lieblingsgattung und warum?

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 4.956 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gaukler.

  • Hallo zusammen,

    eine Frage an die Fortgeschrittenen: Habt Ihr eigetlich Eure Lieblingsgattung, also eine mit denen Ihr Euch am meisten beschäftigt. Wenn ja, welche ist das und vor allem warum gerade diese GAttung. Und wie habt Ihr es geschafft Euch da einzuarbeiten?

    Beste Grüße Robbe

    Gruß, Robert
    Ach, die übrigen 4788 Großpilze die es noch gibt, die lerne ich auch noch kennen :)

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    bei mir ganz klar. Inocybe und Tricholoma; insbesondere die braunen. ==Gnolm7


    Warum: vielleicht zu viele nicht bestimmbare Vertreter in meiner Anfangszeit gefunden und bei mir sehr häufig vorkommend.


    Wie ich es geschafft habe mich da einzuarbeiten? Zulegen aller wichtigen Gattungsmonographien und Kontaktaufnahme zu ExpertInnen und natürlich selber Erfahrungen sammeln in der Bestimmung.


    Das war die Kurzversion.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Servus Robert,


    ich habe einige Lieblingsgattungen, da ich relativ breit gefächert an die Pilze rangehe.


    Beispiele:


    Paxillus - Kremplinge (teils sehr schwierig)

    Leccinum - Birkenpilze (ein Wespennest, extrem schwierig, wenn man ins Detail geht)

    alle Dickröhrlinge (im Prinzip Boletales auf Ordnungsebene - mein längstes Steckenpferd)


    Kleingattungen (z.B.):

    Tricholomopsis (teils sehr schwierig)

    Protostropharia

    Flammulina

    Phaeosphaeriopsis / Phaeosphaeriaceae (Ascomycota, bitunikat)


    größere Gattungen:

    Hebeloma

    Amanitra (v.a. sect. Vaginatae)

    Hygrocybe

    Cuphophyllus

    Agaricus (hier bin ich wohl am längsten dran, war meine erste Gattung, in die ich versucht hatte, mich zu vertiefen)

    Stropharia


    Und über die Gattungen hinaus:

    Corticioide Pilze und Porlinge

    Pilze, die an Xanthoria parasitieren


    Einarbeitung:

    Entweder direkt über Mongraphien (z.B. Hebeloma, Hygrocybe etc.) oder über Fachartikel aus internationalen (und nationalen) Journals bzw. beides zusammen (z.B. Agaricus)


    Corticioide sind sehr gut bearbeitet, da gibt es zusammenfassende Werke, Porlinge ebenso...


    Kurz gesagt: ich lese sehr viel an Fachartikeln, sammle sie, fasse sie mir selbst zusammen, erstelle teils selbst Schlüssel und arbeite mit Monographien. In diesen Gattungen, die mich speziell interssieren, nutze ich allgemeine Bestimmungsliteratur kaum (z.B. Schlüsselwerke, höchstens Funga Nordica).


    Was Corticioide angeht, bin ich hier beruflich vorbelastet, da ich mit / an ihnen früher die meisten Aufträge hatte, als ich noch hauptberuflicher Mykologe war. Und Boletales war an der Uni mein Hauptthema, aber ich habe mich schon vorher mit ihnen intensiv bechäftigt.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Moin robbe, am meisten mag ich die quietschbunten Saftlinge, weil ich diese intensiven, leuchtenden Farben liebe. Aber erstens muss ich noch Einiges über Pilze und Gattungen im Allgemeinen lernen und zweitens ermangelte es mir an Untersuchungsobjekten weil die Pilzsaison in diesem Jahr ausgefallen ist. Ich habe mich also der Gattung noch nicht so nähern können, wie ich es gern getan hätte.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Robert (manchmal auch Rainer ;) ),


    wenn man die Kollegenschaft so fragt, soll ich mich ja angeblich einigermaßen gut mit Schirmlingen (den kleinen, wohlgemerkt) in weiterem Sinne auskennen. Dann mag ich noch die Dachpilze und vielleicht noch die Rüblinge, Schwindlinge und Schüpplinge.

    Als neue Lieblingsgattung habe ich die Weichritterlinge im Auge, wenn denn mal irgendwann eine gescheite Monografie herauskommt.

    Warum? Keine Ahnung, hat sich halt so entwickelt.


    Schwierigkeiten habe ich bei so Baumzeugs, insbesondere Corticiaceen, Röhrlingen und Täublingen und Ascos mag ich eigentlich auch nicht.

    Woran ich in diesem Leben sicher nicht mehr rangehe, sind Cortinarien und dieses Rost- und Brandpilzgedöns.


    Wie schon der Kletter-Stefan bemerkte sind dazu meist die Gattungsmonografien und sonstige Spezialliteratur vonnöten. Natürlich neben dem Pilzkompenium, welches sicher ein Quell geballten Wissens ist.


    Beste Grüße und nochmal Glückwunsch zu deinem Erst-Psathyrella-Fund

    Harald

  • Hi Christoph, wow, soo viel!!! ;)

    Aber eine Frage: Tricholomopsis?? Gibt es da nicht nur 3 Arten: rutilans, decora und flammula?


    LG Michi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Das ist glaube ich so eine Sache, die sich mehr oder weniger automatisch irgendwann rauskristallisiert.

    Pilze sind ja ähnlich komplex wie Tiere, und da ist es ja auch selbstverständlich, daß man sich irgendwann auf einzelne Bereiche fokussiert. Ob Vögel, Amphibien, Käfer, Spinnentiere, Fruchtfliegen, Röhrenwürmer...

    Bei Pilzen eben ähnlich.

    Für mich variiert das immer ein bisschen. Interessant sind auf jeden Fall Rindenpilze und Porlinge - wie Christoph schon sagt: Gut erschlossen, darum relativ dankbar für eine Spezialisierung, auch wenn es da natürlich auch viele Baustellen und genug unbekannte Formen gibt.
    Thelephorales, also alles, was irgendwie mit Stachelingen und Filzgeweben zu tun hat: Spannend, aber halt schwer zu finden, weil die meisten Arten doch recht selten sind. Und in einigen Bereichen schon wirklcih verwzickt.

    Auch ein großer Bereich, wo ich gerne mal genauer hinschaue: Boletales, also zumindest die, die davon oberirdische Fruchtkörper mit Stiel und Hut bilden. Und Röhren, die lamelloiden Boletales sind nicht so meins. Oder natürlich solche Gattungen und Arten aus der Ordnung, die sich wie richtige Pilze verhalten, und also +/- resupinate Belge an Holz bilden.

    Wisenpilze finde ich ganz generell recht spannend, außer Saftlingen (im weiteren Sinn) hat das schon dazu geführt, daß ich mir die kleinen Keulchen (Clavaria, Clavulinopsis, Ramariopsis) gerne genauer angucke. Und hin und wieder sogar eine Rötling und Rötelritterlinge.

    Tricholoma (Ritterlinge) mag ich generell sehr gerne.
    Bei Amanita nur die beringten Arten.

    Adermooslinge und Nabelinge (im weiteren sinne, also auch die Flechten, die dazu gehören) wären noch ein Thema, das mich reizen würde, ist allerdings (so wie das mit den Wiesenkeulchen) nicht wirklich gut bearbeitet und ziemlich komplex.



    LG; Pablo.

  • Servus Michi...


    Aber eine Frage: Tricholomopsis?? Gibt es da nicht nur 3 Arten: rutilans, decora und flammula?

    das ist viel komplizierter...


    Beschrieben und anerkannt sind aktuell:

    Tr. rutilans

    Tr. pteridicola

    Tr. decora

    Tr. flammula

    Tr. sulphureoides (=Tr. osiliensis)


    Tricholomopsis flammula sind aber wohl zwei Arten.

    Tricholomopsis rutilans sind wohl mindestens fünf Arten (eine, Tr. pteridicola, wurde bereits davon beschrieben)

    Tricholomopsis ornata ist m.E. noch nicht restlos geklärt

    Dann gibt es ein paar Varietäten von Tr. rutilans, die noch mit den genetisch erkennbaren Arten abgeglichen werden müssen (nur eines ist klar: Tr. rutilans var. splendidissima = Tr. rutilans s.str.).


    Eine sehr schwierige Gattung, an der ich seit knapp drei Jahren dran bin. ;) - daher auch mein Nick.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hi,


    hier meine Lieblingsgattungen, habe ja auch recht breite Interessen, daher kann ich nicht eine einzelne nennen:


    Mycena s.l. & Marasmius s.l. (inklusive einiger marasmioider Vertreter der Physalacriaceae) sind meine Favoriten mit den größten Fruchtkörpern. ;)

    Grund ist die Farben- und Formenvielfalt bei Mycena, die können ja wirklich alle Farben. Auch die Mikrosktrukturen sind sehr vielfältig, besonders die Zystiden. Bei Marasmius ist es ähnlich, die Gattung ist in den Tropen mit tausenden Arten vertreten. Leider hierzulande recht mau.


    Conocybe ist meine Lieblingsgattung der Dunkelsporer.

    Sicherlich, weil man oft nicht weiß, welche Art man vor sich hat, bevor sie ausgiebig mikroskopiert ist.


    Pilobolus ist wegen dem einzigartigen Aussehen mein Top-Favorit an Dung.


    Ascobolus & Saccobolus sind meine Lieblings-Dungpilze außer Pilobolus.

    Grund sind die violetten, oft sehr auffällig ornamentierten Sporen. Und auch, dass ich von den Gattungen dank diverser Zusendungen schon viele Arten gesehen habe, damit hat sich das Interesse noch verstärkt.


    Inoperculate Becherlinge (und auch deren Anamorphen) sind allgemein auch sehr spannend, weil da noch sehr viel Forschungsbedarf besteht. Eine Besondere Lieblingsgattung hab ich da nicht, aber Hyaloscyphaceae und besonders Amicodisca sind sicher unter den Favoriten.


    Phaeosphaeria und ähnliche Kernpilze (Pleospora, Pyrenophora, etc.) an toten Gräsern sind auch bei meinen Lieblingspilzen dabei.

    Hier ist besonders spannend, dass man erst unterm Mikro weiß, was man eigentlich hat und die Sporen sind oft sehr auffällig.


    Lamproderma ist mein Favorit unter den Schleimpilzen, gefolgt von Arcyria.

    Erstere wegen der schillernden Farben und bei Arcyria sind es die roten Arten, die mir am besten gefallen. Kenne mich mit Lamproderma aber noch nicht so super aus, da ich erst wenige gefunden habe.


    Darüber, wie man sich da am besten einarbeitet wurde ja schon genug geschrieben.


    Ach ja, was ich nicht so mag: Den Großteil der Phytoparasiten und Gattungen mit meist großen Fruchtkörpern: Russula, Tricholoma, Agaricus, Paxillus, etc. reizen mich kaum, bei Cortinarius nur ein paar Arten, den Rest schau ich meist nicht genauer an. Ab und zu hab ich aber von diesen Pilzen was unterm Mikro, ich schließe da nix generell aus.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Servus Christoph,wow, danke, hätte ich nie gedacht!

    Ach, deshalb....now I know.. ;)


    LG Michi ;)

  • Hallo Michi,


    bei mir ist es ähnlich wie bei Matthias. Tendentiell bin ich ebenfalls begeistert von kleinen Großpilzen ;)

    Die Helmlinge/Mycena hab(tt)en es mir angetan und interessieren mich nach wie vor sehr.

    Das ist eine schwierige Gattung und braucht deutlich mehr Zeit. Gute Literatur aus Italien und Norwegen habe ich bereits, und auch Ludwig Band III bildet eine Grundlage.


    Irgendwann habe ich mal die Samthäubchen aus der Gattung Conocybe angesehen, und mich sehr gefreut, wieviel man da mikroskopisch an diesen makroskopisch nicht so viel hergebenden Pilzchen machen kann. (Im Gegensatz zu dem Helmlingen habe ich mind. eine Art der Samthäubchen im Garten :) ).

    Mit dieser Begeisterung habe ich mir überlegt, die "Gattung" LBM generell weiter auszubauen, womit wir zu den Häublingen / Galerina kommen :)

    Das ist bei den Dunkelsporern mein Platz Nr. 2. Bei Galerina macht mir Mikroskopieren ebenfalls Spaß. Warum sich auf den Komplex "Gifthäubling" beschränken, wenn auch hier ein paar "mikroskopisch dankbare LBM" dabei sind. Die Glockenschüpplinge würde ich mich auch gerne näher ansehen; müsste aber erst einmal ein paar von Ihnen finden.

    Als Literatur habe ich neben einem Conocybe-Schlüssel derzeit "nur" die zugehörigen Ludwig-Bücher.


    Von den echten großen gefallen mir die Dachpilze irgendwie einfach gut. Verfügbar und sowohl makroskopisch als auch mikroskopisch interessant.


    Ich bei unter den Fortgeschrittenen noch Anfänger. Mal sehen wohin die Reise geht :)

    (ich versuche noch mehr Kleine und Große zu untersuchen, leide aber unter der Zeitmangelkrankheit).


    Viele Grüße,

    Thorsten

    Ich finde Giftpilze/Toxikologie sowie kleines Zeugs wie Conocybe und Mycena spannend. Davon kann ich nichts für die Küche oder zum richtig satt werden empfehlen.

  • Hallo Thorsten, cool!

    Ist bestimmt spannend!


    LG Michi :)

  • Servus Michi,


    mich interessieren fast alle, auch der eine oder andere Vertreter der Ascos. Mit wenig Wissen versuche ich meine Funde zu bestimmen und klopf diesbezüglich gerne hier an. Zuehli hat mir die Ampel bei einer Lepiota erst über ein zusätzliches Merkmal auf Grün gestellt.

    Aktuell komme ich mit einem terrestrischen Stachelpilz nicht klar. Da kleb ich dran bis zu einem Ergebnis,


    LG

    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

  • Hallo,


    also ich habe keine wirkliche Lieblingsgattung.

    Bin immer noch darum bemüht, ein möglichst breites Spektrum der häufiger anzutreffenden Pilze kennenzulernen. Bin makroskopisch unterwegs und werde es sehr wahrscheinlich noch länger beiben, da mir das für mein Pilzhobby z.Zt. völlig ausreicht.


    Liebe Grüße

    Rotfüßchen

    "Pilze sind erst einmal nicht anwesend, sie verstecken, verbergen, verschließen und tarnen sich, aber es gibt eine Wahrscheinlichkeit und eine Hoffnung, sie zu finden. Die Suche bedeutet Aufbruch, Verheißung, Abenteuer, und je vergeblicher und erfolgloser der letzte Pilzgang war, desto mehr Spannung, Erfüllung, Belohnung verspricht der nächste." (Hans Helmut Hillrichs: Pilze sammeln)


    Pilzmärchen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Christoph,

    Corticioide sind sehr gut bearbeitet, da gibt es zusammenfassende Werke, Porlinge ebenso...

    Welche sind da jeweils deine favorisierten bzw. meistgenutzten Werke?


    LG, Jan-Arne

  • Servus Jan-Arne,


    ich bin Fan der Corticiaceae of Northern Europe in 8 Bänden. Ich ergänze das dann mit neueren Büchern, die aktueller sind (z.B. Bernicchia), aber die Qualität nicht erreichen (nur gibt es halt mehr Arten als in der CoNE enthalten sind). Dazu dann natürlich Fachartikel und Gattungsmonographien (gibt es auch zu Corticioiden zum Teil).


    Was Porlinge angeht, finde ich das zweibändige Werk (Gilbertson & Ryvarden) am besten und ergänze das dann auch mit neueren Werken wie dem aktuellen Ryvarden & Melot. Die pileaten Porlinge (Dörfelt / Ruske) habe ich noch nicht selbst gekauft und habe es noch nicht näher gesehen...


    Was ich natürlich hinsichtlich meiner Lieblinge noch vergessen habe:


    Dacrymyces s.l., Exidiopsis und weitere Gallertpilze im weitesten Sinn - finde ich sehr spannend.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo

    Ich interessiere mich hauptsächlich für Ascomyceten und da ganz besonders für die Pyrenomyceten (auf welchen substrat ist mir eigentlich egal aber hauptsächlich Holz und Pflanzen-Grasreste.Einfach weil es da noch viel zu entdecken gibt .


    Bei den Blätterpilzen finde ich zb.Psathyrella interessant.


    Zusätzlich nehme ich sofern ich Zeit habe alles mit was ein wenig interessant aussieht.


    Lg,Eike

  • Hallo Robbe,


    auch wenn Du Explizit nach Expertenmeinungen fragst, klinke ich mich hier ein.


    Amaniten sind für mich die Krone der Schöpfung.


    - Mykhorrizapilze mit großen, tw. sehr großen Schwammerln

    - farblich mit das Prächtigste was Pilze zuwegebringen

    - beste Speislinge und brutale Mörder in der "Familie" (Gattung). Fast wie Familien im richtigen (menschlichen Leben)

    - beinhaltet die am einfachsten zu bestimmenden Pilze überhaupt, andererseits eine absolute Kennergattung, die trotz ein bischen Chemie und Mikroskopie ohne die Makroskopie nicht auskommt

    - es gibt (gefühlt für mich) kaum eine andere Gattung, die auf Gattungsebene so sauber dingfest zu machen ist, als Mitglied ebensolcher



    Grüßle

    RudiS