Lecanora hagenii ? Und noch eine weitere Flechte

Es gibt 21 Antworten in diesem Thema, welches 5.853 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich hier im Bestimmungsteil auch nach einer Flechte frage. An mehreren dieser am Boden liegenden Äste wuchsen jeweils verschiedene Flechten zusammen. Kann die eine Flechte Lecanora hagenii ( Hagens Kuchenflechte) sein? Und die zweite müsste doch die Gewöhnliche Gelbflechte (Xanthoria parietina) sein?






    Vielen Dank schon einmal und liebe Grüße


    Maria

  • Hallo Maria,


    bei Xanthoria parietina gehe ich mit, zur Lecanora sage ich nichts. Kannst du da mit Chemie ran und Mikroskopieren? Auf dem letzten Foto scheint übrigens noch ein Pilz auf der Flechte zu sitzen, der schwarz-braune Belag auf den Apothecien.


    Björn

  • Hallo Björn,


    ich habe leider weder Chemie noch ein Mikroskop.
    Oh, dies ist ein Belag und ein weiterer Pilz! Auf diesen Ästen war noch viel mehr zu sehen - ich finde so etwas total faszinierend.


    Und was machen wir jetzt? Was könnte diese erste Flechte denn noch sein?


    Liebe Grüße


    Maria

  • Hi Maria

    Die großen, dunklen Apothecien (1. Bild) gehören zusammen mit den direkt daneben sichtbaren blättrigen, graugrünen Thallusabschnitten zu einer Physcia, sofern Du im mittel- oder süddeutschem Raum unterwegs bist, wahrscheinlich zu Physcia aipolia oder zu Physcia stellaris.

    Links daneben ist eine Lecanora zu sehen: Viele, recht kleine (ca. 1-1.5 mm) Apothecien, die scheinbar keine Bereifung drauf haben. Am ehesten Lecanora chlarotera, aufgrund der Nässe aber per Bild nicht sicher ansprechbar.

    Lecanora hagenii ist sehr viel seltener, deutlich kleiner (mit bloßem Auge kaum zu erkennen....) und kommt nur sehr selten auf Zweigen vor.


    Xanthoria parietina ist korrekt. Der Parasit dürfte wahrscheinlich auf den Namen Xanthoriicola physciae hören, ein ziemlich häufiger Begleiter.


    Flechten sind schon spannend, aber leider auch oftmals nicht ganz einfach. Zumindest die größeren Arten lassen sich aber recht gut auch ohne Mikroskop und anderen Geschützen ansprechen.


    Ich hoffe, dies hilft Dir weiter!


    Grüße aus dem Norden

    Patrick

  • Hallo Patrick,


    vielen, vielen Dank für die tolle Erklärung (wenn ich auch etwas verspätet antworte). Und ja, natürlich hat mir dies weiter geholfen - nun kann ich in diese Richtungen ein wenig mehr lesen und hoffentlich lernen.

    Die Funde stammen übrigens aus dem Altmühltal und die Bäume waren frei stehend / einzeln.


    Ich finde die Flechten einfach total faszinierend und ungemein schön.

    Liebe Grüße


    Maria

  • Ja, ein wenig mehr Flechte kann nicht schaden... Was wäre es schön, ein Flechtentreffen zu absolvieren. So ein kleiner Flechten-Grundkurs, um die häufigsten Arten kennenzulernen, wäre doch mal was. Ich sitze hier oben bei Kiel und bin somit leider scheinbar etwas abgeschnitten vom Rest der Gemeinde, ansonsten wäre ich gerne bereit, hier etwas nachzuhelfen!


    Gruß

    Patrick

  • Hallo Patrick,

    ein kleiner Grundkurs hier über das Forum, wäre dies eventuell möglich? Klar ist es sinnvoller die Flechten vor sich zu haben, aber bestimmte Grundlagen könnten eventuell auch hier vermittelt werden. Wie siehst du das?

    Viele Grüße

    Thomas

    AUCH VON MIR KEINE ESSENSFREIGABE. EINE BESTIMMUNG IST OHNE JEDE GARANTIE.

  • Hallo Patrick,

    ein kleiner Grundkurs hier über das Forum, wäre dies eventuell möglich?

    Tolle Idee, Thomas!

    Ich würde das sehr begrüßen.

    Jule hat vor nunmehr 6 Jahren schon mal einen großartigen Einstiegsbeitrag in die Welt der Flechten gebracht.

    Für alle, die damals noch nicht dabei waren bzw. ihn noch nicht entdeckt haben, hier nochmals zum nachlesen.


    Liebe Grüße vom Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Hallo Ihr,


    die Idee von Thomas finde ich auch Klasse und ich hoffe so sehr, dass Du Patrick die Idee ebenfalls gut findest.


    Danke für den Link Nobi - der Beitrag von Julia ist wirklich gut, scheint aber irgendwie bisher eher in den Tiefen des Forums geschlummert zu haben?


    Könnte man vielleicht im Forum eine eigene Rubrik Flechten machen? Eventuell unter "Weitere Spezialbereiche"? Und wenn dann darunter vielleicht, hoffentlich ;) Beiträge abgespeichert werden, dann könnte man sie auch einfacher wieder finden.


    Liebe Grüße


    Maria

  • Hallo zusammen,


    ich fände eine kleine Weiterbildung in Sachen Flechten ganz wunderbar. Ich habe die Tage schon mit Flechten- Literatur geliebäugelt. Für Ahnungslose ist ja das Blättern die einzige halbwegs zielführende Methode sich einer Bestimmung zu nähern. Insofern wäre ich aufmerksame Mitleserin.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo zusammen, hallo Patrick,


    bei einem Kurs wäre ich natürlich gerne dabei, aber nach Kiel wären es etwas unter 700km von hier.

    Marias Idee eine eigene Rubrik einzurichten, finde ich auch gut.

    Das kann ich nur unterschreiben. In nächster Zeit werde ich sicherlich einige Arten hier einstellen, da mich das Thema Flechten nun immer mehr interessiert, besonders die, die Apothezien bilden, da ich ja auch gerne kleine Becherlinge bearbeite.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hi zusammen

    Folgendes hatte ich in einem anderem Thema vor einigen Tagen geschrieben:

    Ich bin ja nun nicht soo regelmäßig hier unterwegs, kann aber versuchen, mich diesbezüglich etwas zu bessern. Von daher: Gerne Fragen einstellen; sofern ich die dann beantworten kann, tue ich das gerne. Ich bin ja hier ganz oben im Norden ansässig und entsprechend nur mit der Flachland- und Küstenflora unter den Flechten so halbwegs gut vertraut. Im Gebirge schlummern dann einige hundert (insbesondere gesteinsbewohnende) Arten zu denen ich wenig sagen kann...


    Einen kleinen Crashkurs fände ich wie gesagt super und würde dafür auch gerne einen oder zwei Tage "spendieren". Ob es möglich ist, hier im Forum entsprechende Grundsteine zu legen, mag ich jedoch bezweifeln: Kleine und gute Einführungen in die Thematik sind ja in den einschlägigen Büchern durchaus gegeben und ich möchte mir beim besten Willen nicht zutrauen, etwas qualitativ gleichwertiges zu produzieren (wobei das dann ja auch keinen Mehrwert brächte). Da ist das gemeinsame Live-Anschauen im Feld schon deutlich zielführender. Nichtsdestotrotz kann ich gerne versuchen, dem einen oder anderen Bild einen Namen zu geben, sodass dann eher gezielt in den dann doch manchmal unübersichtlichen Bestimmungsbüchern nachgeschlagen werden kann.


    Literatur, die ich empfehlen kann:


    Zum Einstieg:

    - Kirschbaum & Wirth (1997): Flechten erkennen - Luftgüte bestimmen. Ulmer Verlag

    - Wirth & Düll (2000): Farbatlas Flechten und Moose, Ulmer Verlag

    - van Herk, Aptroot & Sparrius (2017): Veldgids Korstmossen, KNNV Uitgeverij


    Die ersten beiden Werke beinhalten zwar nur die häufigsten Arten, sind aber für den ersten Überblick ganz gut. Veldgids Korstmossen kommt aus den Niederlanden und beinhaltet schon eine ganze Reihe von Arten, alle schick bebildert und kurz beschrieben (auf niederländisch, lässt sich trotzdem einigermaßen verstehen). Auch die Vorgängerauflage (van Herk & Aptroot, 2004, Veldgids Korstmossen) ist ein wirklich gutes Buch für den Einstieg.


    Für den "professionelleren" Einsatz:

    - Wirth, Hauck & Schultz (2013): Die Flechten Deutschlands. Ulmer Verlag

    - Smith, Aptroot, Coppins, Fletcher, Gilbert, James & Wolseley (2009, reprinted 2017): The Lichens of Great Britain and Ireland


    Die beiden sind richtige Gesamt-Florenwerke und absolut empfehlenswert. Gerade der Wirth (2013) hat eine gute Einleitung, in der alles mögliche zum Thema Flechten sowie die Grundlagen gut erklärt werden. Kostet etwas, aber lohnt sich wirklich!

    Sehr lohnenswert sind auch die skandinavischen Werke unter dem Titel "Nordic Lichen Flora", mehrere Einzelwerke, die jeweils bestimmte Familien oder funktionelle Gruppen (Cladoniacaea, Blaualgen-Flechten etc.) behandeln. Die Reihe ist noch nicht abgeschlossen; es erscheint alle paar Jahre ein neuer Band.


    Wenn man mehrere Werke zur Hand hat, kann man auch gut nachvollziehen, dass manche Arten in den jeweiligen Regionen durchaus unterschiedlich gefasst werden. Es tut sich halt aktuell noch so einiges, was die Taxonomie angeht.


    Also: Wenn Flechtenbilder da sind, gerne her damit...


    Grüße aus dem Norden

    Patrick

  • Hallo Patrick,

    danke für deine Tipps. Der Farbatlas Flechten und Moose hat mich gerade erreicht. Da finde ich schon eine ganze Menge Flechten und bin wie erschlagen von der Vielfalt. Aber meine Hausflechte vom Berg (kristalliner Schiefer) ca. 400 m ü.NN ist nicht dabei, glaube ich. Schau mal, hier die Bilder. Die Scheiben sind ca. 3 cm im Durchmesser. Hast Du einen Namen für diese Gewächse?



    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Danke Patrick,

    Umbilicaria hirsuta sieht meiner Hausflechte schon ähnlich, ist aber nicht so aufgerissen bzw. angefressen an den Seiten. Aber in die Richtung kann es schon gehen. Ich werde mir demnächst mal ein Exemplar unter das Mikroskop legen und genauer suchen.

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Hallo Claudia,


    Mikroskopie scheint bei Umbilicaria gar nicht nötig zu sein. Da kommt man eigentlich komplett makroskopisch durch den Schlüssel im großen Wirth. Was man aber an zwei Stellen evtl. braucht ist die Reaktion des Marks mit C bzw. KC.


    Björn

  • Hallo Claudia,


    Mikroskopie scheint bei Umbilicaria gar nicht nötig zu sein. Da kommt man eigentlich komplett makroskopisch durch den Schlüssel im großen Wirth. Was man aber an zwei Stellen evtl. braucht ist die Reaktion des Marks mit C bzw. KC.


    Björn

    Hallo Björn, flechtenmäßig stehe ich ganz am Anfang, abgesehen von meinem trolligen Selbstversuch der glücklicherweise in den Weiten des Internets in weite Fernen gerückt ist, ist das die erste Flechte, die ich mir genauer ansehe. Deshalb: wofür stehen C und KC. Kohlenstoff wird ja wohl nicht gemeint sein==Gnolm4?

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Hallo Claudia,


    K steht für Kalilauge, C für Natriumhypochlorit und P für para-Phenylendiamin. Die tüpfelt man auf die Flechte und schaut ob und ggfs. welche Farbreaktion es gibt. KC heißt dann entsprechend, daß man erst Kalilauge aufträgt und anschließend einen Tropfen Natriumhypochlorit draufgibt. Umgekehrt braucht es in seltenen Fällen auch die CK-Farbreaktion, wo man das entsprechend umgekehrt macht.


    Björn

  • Hallo Claudia,


    K steht für Kalilauge, C für Natriumhypochlorit und P für para-Phenylendiamin. Die tüpfelt man auf die Flechte und schaut ob und ggfs. welche Farbreaktion es gibt. KC heißt dann entsprechend, daß man erst Kalilauge aufträgt und anschließend einen Tropfen Natriumhypochlorit draufgibt. Umgekehrt braucht es in seltenen Fällen auch die CK-Farbreaktion, wo man das entsprechend umgekehrt macht.


    Björn

    Danke Björn. Dann weiß ich schon einmal, was zu tun ist, wenn ich mich intensiver mit den Flechten befassen will. Im Moment muss ich erst einmal ein bisschen was Grundsätzliches über diese Überlebenskünstler lernen.

    Lieben Gruß


    Claudia


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