Hatte ich euch vor kurzem noch vom versöhnlichen Jahresausklang 2018 berichtet, möchte ich euch nun teilhaben lassen an meinem pilzlichen Start ins Jahr 2019.
Nachdem ein kurzer Wintereinbruch bald von trübem
regnerischen Wetter abgelöst wurde, also optimalem Pilzwetter,
zog es mich während der letzten Tage wieder in meinen Hauswald.
Wie bei meiner Jahresabschlussrunde war es auch dieses Mal Totholz, an dem ich suchte und mit schönen Funden belohnt wurde.
Gleich zu Beginn kamen mir mehrere dank einiger Schneekrümel weißbepuderte Schmetterlinge entgegen geflattert.
Schmetterlingstramete (Trametes versicolor).
Kurz darauf strahlte mich ein junger Striegeliger Schichtpilz (Stereum hirsutum) regelrecht an.
Optimale Bedingungen herrschen zur Zeit für die Judasohren (Auricularia auricula-judae).
So jung und frisch habe ich sie selten gefunden!
Genug zum Trocknen war es allemal. Reserve für Reispfannen und asiatische Suppenexperimente.
Das feuchte Wetter lässt auch diverse andere Gallertpilze zu voller Schönheit reifen, wie hier den Warzigen Drüsling (Exidia nigricans).
Oder den Stoppeligen Drüsling (Exidia glandulosa). Schön an der auffällig körnig-warzigen Außenseite zu erkennen.
Danke Pablo und Ingo für die dezenten Hinweise
Die nächsten Pilze leuchteten mir aus der Laubstreu entgegen
und ließen mich im ersten Moment an Pfifferlinge denken.
Nachdem ich ein paar
Blätter zur Seite gelegt hatte, sah ich, dass es sich um kleine Gruppen von
Orangeseitlingen (Phyllotopsis nidulans) handelt.
Und damit möchte ich wieder etwas Farbe in den Beitrag bringen.
Auch dieses Mal konnte ich einige Rindenhelmlinge entdecken, wenn auch nur recht vereinzelt.
Graublauer Rindenhelmling (Mycena pseudocorticola).
Einen Erstfund stellte für mich der nächste, blass
graubräunliche Helmling dar, der durch seine bogenförmig herablaufenden
Lamellen auffiel.
Die mikroskopie brachte dann Gewissheit: Bogenblättriger Helmling (Mycena speirea).
Als nächstes möchte ich etwas nicht pilzliches zeigen, was
wie ein winziger Lampion zwischen den Helmlingen am Moos angeheftet war.
Es handelt sich um den Kokon des Spinnenfressers (Ero furcata).
An einigen abgefallenen Lärchenästen wuchsen zu Hunderten
die sehr häufigen Lärchen-Haarbecherchen (Lachnellula occidentalis).
Es gibt mehrere Arten, die nur mikroskopisch sicher getrennt werden gönnen.
Ein interessanter Pilz ist der ebenfalls recht häufige Birkenporlings-Kissenpustelpilz
(Hypocrea fungicola), der, wie sein deutscher Name schon sagt,
auf der
Fruchtschicht von alten, z.T. bereits faulenden Birkenporlingen wächst.
Die Perithecien entwickeln sich zu mehreren in kleinen kissenförmigen Stromata und fallen lediglich durch ihre grünlichen Hälse auf.
Abschließend möchte ich euch noch zwei weitere Erstfunde vorstellen.
Den Anfang soll eine Nebenfruchtform machen, die doch recht auffällig ist.
Es handelt sich um Crinula caliciiformis, die Konidienform des
Konidien-Schwarzbechers (Holwaya mucida).
Die Becherlinge konnte ich noch nicht feststellen, nach denen werde ich demnächst nochmal schauen.
Den letzten Pilz halte ich für den interessantesten und zugleich kleinsten des Beitrages.
An im Vorjahr geschnittenen am Wegrand liegenden Ahornästen
fielen mir zunächst rötliche Punkte auf,
die ich aus der Ferne zunächst für einen gewöhnlichen Pustelpilz (Nectria spec.) hielt.
Ohne Matthias' Beitrag zum Nectria cinnabarina-Komplex hätte ich mir die Hölzchen womöglich gar nicht angeschaut.
Aus etwas größerer Nähe betrachtet ist zu erkennen, dass
jedes dieser scheinbaren Pünktchen aus einer Gruppe winzigster oranger
Perithecien besteht,
die von einem weißfilzigen Stroma umgeben sind.
Und noch etwas können wir an und im Umfeld der Zwerge (FK ca. 0,25 mm) erkennen, nämlich riesige schwarze Fremdsporen.
Und damit kommen wir zur Lebensweise und damit zum Namen dieser kleinen Schönheit.
Es handelt sich um ein an den Sporen des Großsporigen Ahorn-Kugelpilzes
(Massaria inquinans, daher die großen Sporen) parasitierendes Pilzchen,
das in
Grüppchen von meist 5-15 Fruchtkörpern an den Ostiolen der Massaria sitzt.
Früher noch zu Nectria gestellt, hört es aktuell auf den Namen Parasitischer Pustelpilz (Flammocladiella decora).
Dessen Sporen sind dreifach septiert, vieltropfig und hyalin.
Zwei großartige und sehr ausführliche Artikel zu dieser
Species könnte ich bei Interesse im privaten Bereich (Konversation oder E-Mail)
verschicken
(Beenken_Nectria decora…auf Massaria inquinans, MycBav 2,1997 sowie Lechat & Fournier_ Flammocladiella decora, Ascomycete.org 10.1, 2018).
Mit dem Start ins neue Jahr bin ich mehr als zufrieden.
Sowohl im privaten als auch im mykologischen Bereich.
Gern darf es so weitergehen!
Vielen Dank für eure Begleitung und wie immer liebe Grüße vom Nobi