Willkommen in Teil 12 der Forumsreihe „QGIS für Pilzfreunde“!
Hier die Übersicht über alle Teile dieser Forumsreihe
Für Teil 13 ist geplant: Fundtabelle nachbearbeiten und in QGIS importieren.
Ziel für heute: Es soll gezeigt werden, wie man das Gerüst einer Excel-Fundtabelle entwirft und die Pilzfunde vor Ort in diese Tabelle einträgt.
Voraussetzung für eine derartige Vor-Ort-Eingabe ist idealerweise ein Tablet-PC. Ich selber verwende einen 8 Zoll Tablet-PC mit gekoppeltem, externem GPS-Empfänger.
Wir wollen davon ausgehen, dass das zu kartierende Areal aus mehreren unterschiedlichen Biotopen oder Pflanzengesellschaften bestehen kann. In unserem Beispiel, dem Walddistrikt Oberer Reutweg, unterscheidet man grob die folgenden beiden Biotope:
a) Abies-Mischwald mit flächendeckend Stechpalme
b) Quellen und Bachläufe mit umgebendem Abies-Mischwald
Das Vorgehen in der Übersicht:
A) Gerüst der Fundtabelle erstellen
B) Vorbereiten der Fundtabelle vor der Exkursion
C) Dateneingabe vor Ort
Fangen wir also an:
A) Gerüst der Fundtabelle erstellen
Mir sind spontan die folgenden Kategorieren für die Kartierung eingefallen:
a) ID = eindeutige Ident-Nummer, setzt sich aus Funddatum und lfd. Fundnummer
zusammen (wird nach der Exkursion ausgefüllt)
b) lfd. Fundnummer der jeweiligen Exkursion
c) Funddatum
d) Fundort. Beispiel: BW, Straubenhardt, Oberer Reutweg
e) Biotop bzw. Pflanzengesellschaft. Beispiele: Abies-Mischwald, Quell- und Bachbereich
f) Fundkoordinaten jedes einzelnen Fundes (WGS 84 Dezkomma.). Beispiel: 48,83164;8,5136.
Wenn möglich, schon vor Ort vom GPS-Empfänger übertragen.
g) Höhe in Metern
h) MTB mit Quadrant, ggf. zuswätzlich Halb- und Viertelquadrant
i) „Arbeitsname“ für die Pilzart (falls Art nachbestimmt werden muss)
j) Wissensch. Name der Pilzart (ohne Autorenzitat). Wird erst ausgefüllt, sobald die Art bestimmt ist
k) Gattung (wird nach der Exkursion ausgefüllt). Beispiel: Boletus
l) Epithet (wird nach der Exkursion ausgefüllt). Beispiel: edulis
m) Ungefähre Anzahl Exemplare im Biotop bzw. bei der Pflanzengesellschaft
n) Begleitbäume bzw. Substrat
o) Substratzustand (bei Mykorrhizapilzen nicht ausgefüllt)
Auswahlliste: Initialphase, Optimalphase, Finalphase
p) Boden-Azidität. Auswahl-Liste: sauer, neutral, basisch
q) Bodenfeuchte. Auswahlliste: trocken, feucht, nass
r) Belichtung des Standortes. Auswahlliste: hell, halbschattig, schattig
s) Sammler
t) Bestimmer
u) Lebensweise (wird nach der Exkursion ausgefüllt): terrestrisch, hypogäisch, mykorrhizisch,
parasitisch, saprobiontisch, auch Kombinationen: hypogäisch-mykorrhizisch etc.
Dabei richte ich mich nach dem Buch H.-O. Schwantes (1996) – Biologie der Pilze, hier aus dem Internet herunterladbar.
v) Foto-Link (wird nach der Exkursion ausgefüllt)
w) Beleg-Nr. (wird nach der Exkursion ausgefüllt)
Beim Erstellen der Tabelle sollte man darauf achten, dass die Spaltenüberschriften nur aus Buchstaben, Ziffern und dem Underscore „_“ bestehen, und dass sie mit einem Buchstaben beginnen!
Die sich ergebende, in Microsoft Excel 2010 erstellte und noch leere xlsx-Datei sieht dann so aus:
... Und hier die zu Grunde liegende xlsx-Datei: Leere Fundliste (für Bild 1).xlsx
B) Vorbereiten der Fundtabelle für die Exkursion
Die Zeile für den ersten Fund kann vorher teilweise bereits ausgefüllt werden: Fundnummer, Funddatum, Fundort, Höhe, MTB. Hier ein Beispiel:
Diejenigen Spalten der Fundtabelle, die erst zu Hause ausgefüllt oder ergänzt werden, sind für den Vor-Ort-Kartierungsvorgang irrelevant und werden aus Gründen der Übersichtlichkeit erst einmal ausgeblendet. Dann sieht die Tabelle z.B. wie folgt aus:
C) Dateneingabe vor Ort
Eine bestimmte Art wird nur einmal pro Exkursion für ein bestimmtes Biotop eintragen.
Bei einem neuen Fund innerhalb des gerade abgegangenen Biotops wird folgendes durchgeführt:
Koordinaten aufnehmen, evtl. Standortfoto machen, Tabellenzeile ausfüllen, evtl. ein oder zwei Exemplare als Beleg entnehmen.
Sobald man das Biotops abgegangen ist, kann man die ungefähre Anzahl der einzelnen Arten eintragen.
Nach der Bestimmung der Funde sieht die Tabelle z.B. wie folgt aus:
Das war‘ s für heute.
Im nächsten Teil soll eine große Fundtabelle nachbearbeitet und als csv-Datei in QGIS importiert werden.
Über Fragen und Anregungen würde ich mich freuen - und bitte meldet mir, sollte etwas unklar oder fehlerhaft dargestellt sein!
Viel Erfolg!
Bernd
Glossar, Abürzungen:
ASCII - American Standard Code for Information Interchange
BW – Baden-Württemberg
Canvas - Fenster; Landkarte; Anzeige; dasjenige, was man im Kartenfenster sieht
CSV - Comma Separated Values; einfach strukturierte Textdatei
DGM – Digitales Gekändemodell, Gebäude und Bewuchs sind eliminiert; engl. DTM
DGMx - Digitales Geländemodell mit x Metern Gitterweite
DOM – Digitales Oberflächenmodell
DTM - Digital Terrain Model
EPSG - European Petroleum Survey Group Geodesy
ETRS89 / UTM (Universal transverse Mercator) - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, d.h. geeignet zum Messen von Strecken und Flächen
Gauss-Krüger - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, allerdings inzwischen vielfach durch ETRS89 / UTM ersetzt worden
Georeferenzierung (Geocodierung, Verortung, Geotagging) - Einen Datensatz, z.B. ein Foto oder eine Karte, mit Koordinaten versehen
GIS – Geoinformationssystem
GNSS - Global Navigation Satellite System
Google Maps - Online-Kartendienst von Google LLC
GPX (GPS eXchange Format) – für Datenaustausch mit GPS-Empfängern
GRASS - Geographic Resources Analysis Support System
HTML - Hypertext Markup Language
KBS – Koordinatenbezugssystem
KML (Keyhole Markup Language) - Austauschformat für Geodaten, vorgesehen für Google Earth (aber auch für GPS-Empfänger nutzbar)
KMZ - dasselbe wie KML, lediglich in komprimierter Form
Lidar (Light Detection And Ranging) – Laser-Scan der Geländeoberfläche
LiMT – Linke Maustaste
Map Canvas - Kartenfenster, also der Bereich, in dem die Karte angezeigt wird
m.ü.NN. - Meter über Normal Null
Open Data – Für jedermann frei nutzbar zur Verfügung gestellte Daten
OSM – OpenStreetMap
Passpunkte – Referenzpunkte beim Georeferenzieren von Karten
Plugins - Programmerweiterungen
Projektbereich - Gesamtbereich des QGIS-Projektes im Rechner, beinhaltet die Projektdateien sowie die Daten
Projektdatei - Datei mit Endung .qgs, über die QGIS gestartet wird. Sie enthält die Projekteigenschaften, die Verknüpfungen zu den im Projekt enthaltenen Layern und vieles mehr. Sie enthält jedoch nicht die Daten
QGIS – Kostenfreies, sehr mächtiges GIS
ReMT – Rechte Maustaste
Rasterlayer - Layer, bestehend aus bildhaften, pixelcodierten Geodaten
Schummerung – Pseudo-3D-Darstellung durch Schattenwurf
Shape, Shapefile - Datei zum Darstellen von Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)
Tiles – Karten min Form sogenannter „Kacheln“
URL – ein Internet-Link oder die Adresse einer Website
URM - siehe ETRS89
UTM - Universal Transverse Mercator
Vektorlayer - Layer, bestehend aus vektorcodierten Geodaten, d.h. aus Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)
WFS - Web Feature Service
WGS84 - World Geodetic System 1984
WGS 84 EPSG:4326 – globales KBS, bei GPS-Empfängern verbreitet, nicht zum Messen geeignet
WGS 84/ Pseudo-Mercator EPSG:3857 – globales KBS für WMS-Einbindungen, nicht zum Messen geeignet
WMS (Web Map Service) – Internet-Schnittstelle für Landkarten