Pilzvergiftung als Urlaubsmitbringsel (Trüffel aus Tunesien...)

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 7.650 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von AlexG.

  • Moin an alle die noch nicht im Pilzwinterschlaf sind ;)


    Ich bakam heute eine anfrage über die GIZ, jemand hätte sich in Tunesien mit Pilzen vergiftet und sei gerade in Deutschland gelandet.
    Wie sich im Gespräch herausstellte, haben die Patienten bereits am vergangenen Mittwoch (30.01), diese Pilze in Tunis auf dem Wochenmarkt als „Weiße Trüffel“ gekauft und abends über nudeln gehobelt (sprich roh) verzehrt.
    Nach dieser Mahlzeit bekamen sie heftige und anhaltende Brechdurchfälle. Sie ließen sich direkt vor Ort im Krankenhaus in Tunis behandeln. Da die Ärzte sich dort nicht mit Pilzen auskennen, konnte auch nicht gesagt werden um welchen Pilz es sich überhaupt handeln könnte. Interessanterweise wurde ein „Mäuse Test“ durchgeführt. Dabei wurde dieser Pilz 1:10 verdünnt und den Mäusen gespritzt. Ergebnis 3 von 5 Tieren Tot.


    Folgende Symptome sind aktuell vorhanden:
    - Erbrechen
    - Durchfall
    - Kribbeln in den Extremitäten
    - Bauchschmerzen
    - Hypertonie



    Das Material liegt mich seit knapp 2h vor und ich komme damit einfach nicht wirklich voran. Denn nicht nur das mir die passende Literatur dafür fehlt, viel schlimmer noch… Ich finde in keinem einzigen Präparat auch nur eine Spur von Sporen.
    Morgen früh werde ich eine dünne Scheibe bei uns im Labor histologisch aufarbeiten… damit wir eine lichtdurchlässige Gesamtsicht erhalten ca. 1-3µm dick.


    Das vorliegende Stück ist:
    - ca. 30x25x8mm groß
    - Peridie gelb bräunlich
    - Geruch angenehm







    Hat jemand eine Idee?!


    Peter Reil habe ich diesen Text auch geschickt.


    Viele dank schonmal!!!

    Alex

  • Hallo,

    Wenn diese angeblichen Trüffel zur "Haltbarmachung" eventiell unter Luftabschluss (eingeschweisst in Folie ?)

    gehalten wurden , halte ich Botulismus - Toxin für möglich.

    Angegammelt sehen die Stücke ja aus.

    Gruß

    Norbert

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    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Alex,


    aus der Ferne kann man leider nur spekulieren. Spontan finde ich etwas über Tuber oligospermum, die Sporenarme Trüffel, die hauptsächlich im Frühjahr gehandelt wird und größtenteils aus Marokko stammt. Um die könnte es sich durchaus handeln, was auch die fehlenden Sporen in den Präparaten erklären könnte, allerdings nicht die Vergiftung. Wobei natürlich überalte Fruchtkörper als Erklärung aus der Ferne nie auszuschließen sind.


    Eine weitere Idee wäre, wie immer bei Trüffel-Vergiftungen, eine junge Scleroderma. Wobei da einiges nicht so recht passt, denke ich.


    Wichtig: Wonach riechen die Pilze?

    Und dann gibt's natürlich noch die Arten (Gattungen?), die man von hier nicht kennt.


    LG, Jan-Arne

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    Tirmania sieht tatsächlich auch ziemlich passend aus. Woran machst du die Bestimmung oder Vermutung nun fest, Alex? Hast du Sporen finden können?


    LG, Jan-Arne

  • Moin Norbert,

    diesen Hinweis fand ich auch sehr interessant, jedoch wurden die Knollen lose gekauft.



    Moin Jan-Arne,


    also, folgende Arten bzw Gattungen bin ich (aufgrund fehlender Erfahrungen) erstmal makroskopisch und sensorisch durchgegangen:

    erster Filter war für mich das Vorkommen bzw Herkunftsland:

    -> Tuber oligospermum / war allein aufgrund der angebenden Größe ausgeschlossen worden (2-4cm) das vorliegende stück (es soll die hälfte der Knolle gewesen sein), hatte bereits 3,5cm. Zudem bekam ich heute die Info, dass die Knollen Tennisball groß waren.

    -> Tirmania Nivea Geruch nach frischer Hefe, dies empfand ich nicht, da dieser pilzartig, (für mich ganz leicht Note Radieschen) riecht, zumal die Peridie als rotbräunlich angegeben wird.

    -> Terfezia spec.

    Da hier die meisten Punkte zutreffen und ich auf diese Gattung auch von Peter hingewiesen worden bin, habe ich diesen für mich als aktuellen Arbeitsnamen gewählt.

    Zumal von dieser Gattung auch bereits Vergiftungen bekannt sind bzw von Peter auch schon betreut wurden.


    Hallo zusammen,


    Tirmania sieht tatsächlich auch ziemlich passend aus. Woran machst du die Bestimmung oder Vermutung nun fest, Alex? Hast du Sporen finden können?


    LG, Jan-Arne

    Leider noch nicht,

    ich werde den Längsschnitt morgen noch mal durchstufen in der Hoffnung doch noch was finden zu können.

    Im übrigen ist der Fruchtkörper so fest, dass man kaum quetschpräparate anfertigen kann. Daher habe ich ihn bei uns im Labor histologisch aufgearbeitet um überhaupt erstmal einen Eindruck vom ganzen zu bekommen. Der Schnitt ist 3µm dick.

    Zudem habe ich aktuell auch noch keinen Adapter auf meinem Mikroskop, was das zeigen oder verschicken von Bildern doch recht schwer macht.


    Objektträger mit gefärbten Schnitt


    20x

    10x

    63x mit Fremdbewuchs


    Übersicht 1,25x

    Madengänge (Maden türkis auf 11 Uhr)


    übersicht 1,25x Stark befallenes Areal




    Vielleicht ist es auch ganz was anderes...

    es bleibt spannend!


    Danke nachmal für die Hilfestellung auf diesem rutschigen Eis.


    Alex

  • Servus Alex,

    Daher habe ich ihn bei uns im Labor histologisch aufgearbeitet um überhaupt erstmal einen Eindruck vom ganzen zu bekommen. Der Schnitt ist 3µm dick.

    was mich interessieren würde, wäre warum man so einen dünnen Schnitt machen sollte? Ausser wenn man evtl. einen Zellbefall nachweisenwill.

    Einen Eindruck vom ganzen bekommt man da meiner Ansicht nach nicht.

    Bei so einem Schnitt werden doch Paraphysen, Excipulum + evtl. Haare daran und selbst unreife Sporen noch in Scheibchen geschnitten.:/

    Ich denke das man den Namen der "Trüffel" so nicht sicher raus bekommt.


    Terfezia pfeilii - Kalaharitrüffel wäre evtl, noch eine Möglichkeit

    Durch was aber diese Vergiftung zustande gekommen ist wird wohl auch ein Rätsel bleiben - oder?


    Grüße

    Felli

  • Moin an alle !


    Also Neuigkeiten habe ich bezüglich der Patienten noch nicht ...


    Zum Verfahren ...

    Die Fragestellung war für mich erstmal überhaupt zu ermitteln ob überhaupt Sporen etc. zu finden sind ...

    Da mir aktuell nur die paraffin Methode zur Verfügung steht... war es mir anders auf die schnell kaum anders möglich.


    Nach der Konversation mit Peter Reil ergab sich eine neue Verarbeitungsmethode mit PEG, welche ich im Laufe des Monats austesten werde. Schnitt dicken um die 10-30mü sind dann angesetzt ... gleiche gilt für neue Färbungen.


    Ich hänge noch mal neuere Bilder an

    Alex