28.08.2016:
Bekanntes und neues auf'm Berg - Teil 1
Hallo Pilz-Freunde,
diesmal
nahmen sich ich und Matthias eine "Bergtour" vor. In dieser Gegend waren wir
noch nicht und wir sahen uns einfach mal um.
Neben einigen Standards fanden wir auch einige interessante Erstfunde.
Wegen der
Menge müssen wir diesen Bericht diesmal auf 2 Teile aufteilen.
Teil 2 findet Ihr hier
Um alle Bilder zu sehen, ohne sie einzeln anklicken zu
müssen bitte geht wie folgt vor: Hier im Forum einloggen, ein Bild anklicken und
den Haken in der Checkbox "Diese Einstellung merken" und "Speichern" klicken.
Wir schreiben den Bericht wieder zusammen.
Wie immer: Meine Texte sind schwarz, Matthias' Texte sind
grün.
Meine Bilder sind mit einem schwarzen
☻,
Matthias' Bilder sind mit einem grünen☻gekennzeichnet.
Und los geht's...
Fundnummer: 2016-08-28-0945
Los gehts mit einigen Standards:
Torfmoos-Milchling (Lactarius sphagneti):
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Fundnummer: 2016-08-28-1014
Büschelschleimpilz (Stemonitis axifera):
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Fundnummer: 2016-08-28-1030
Dieser Kokosmilchling ist L. mammosus wegen den
gelblichen Lamellen und dem Standort bei Fichte und nicht Birke wie beim
helleren und etwas kleineren glyciosmus.
Dunkler Kokosmilchling (Lactarius mammosus):
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Fundnummer: 2016-08-28-1043
Morphologische Daten:
Fundort: ca. 600 müNN. ca. N50, O12, bei Fichte
und Buche direkt am Ufer eines Baches
Fundzeit: 28.08.2016
Wuchsform:
einzeln
Hutform: konvex
Huthaut-Konsistenz:
etwas klebrig, wenn trocken dann matt, stellenweise fein
schollig rissig
Huthaut-Farbe:
ocker, mit leichtem grünlichem Schimmer, Zentrum braun
Huthaut-Abziehbarkeit:
1/2 abziehbar
Fleischfarbe unter Huthaut:
cremeweiß
Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung:
keine
Hutrand:
leicht
gerieft
Lamellen:
cremeweiß, wenige Y-Gabeln, wenige Zwischenlamellen (jung wenig), tränend
Lamellenschneiden:
ohne Besonderheiten
Lamellensprödigkeit: nicht getestet
Lamellen-Stielübergang: ausgebuchtet angewachsen
Stiel: feinrunzelig, weiß, nicht verfärbend,
deutlich keulig, wattig ausgestopft
Stielbasis: bräunlich
Fleisch:
cremeweiß, nicht verfärbend
Größe: Hutdurchmesser 2,5 cm,
Stiellänge 2,5 cm, Stieldurchmesser ca. 10 mm
Sporenpulverfarbe:
ungefähr
IIb
im direkten Vergleich mit der Romagnesi-Tafel, aber
unsicher da so wenig heraus kam
Geruch:
neutral (auch im Schnitt)
Geschmack:
30 Sekunden mild, dann leicht scharf und so
bleibend
Makrochemische Reaktionen am Stiel außen:
Guajak:
nach 1 Sekunde dunkelgrün, nach 8 Minuten tief
dunkelblaugrün
Phenol: nach 3,5 Minuten weinrötlich, nach 8 Minuten tief
weinrot
Eisensulfat: keine Reaktion
KOH 40%: keine Reaktion
Anilin: keine Reaktion
Sulfovanillin: keine Reaktion
Mit diesen
makroskopischen Daten ist das der
Ocker-Täubling (Russula ochroleuca).
Das Bild ist nicht verdreht - er wuchs tatsächlich so am Ufer heraus:
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Die bei dieser Art wichtigen makrochemischen Reaktionen (Beschreibung siehe
oben):
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Fundnummer: 2016-08-28-1052
Schleimfußhelmling (Roridomyces roridus):
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Fundnummer: 2016-08-28-1103
Für mich war das ein Erstfund (inzwischen aber schon öfter wieder
gefunden): Rotschuppiger Raukopf (Cortinarius bolaris):
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Fundnummer: 2016-08-28-1110
Morphologische Daten:
Fundort: ca. 600 müNN. ca. N50, O12, bei
Schwarzerle, Buche und Fichte
Fundzeit: 28.08.2016
Wuchsform:
einzeln
Hutform: trichterförmig vertieft
Huthaut-Konsistenz:
matt
Huthaut-Farbe:
graubraun, nach außen heller werdend
Huthaut-Abziehbarkeit:
1/3 abziehbar
Fleischfarbe unter Huthaut:
graubraun
Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung:
keine, bzw. komplett grauend
Hutrand:
stark schwärzend, nicht
gerieft
Lamellen:
weiß, bei Verletzung stark schwärzend (ohne vorher zu röten), im Schnitt jedoch
zunächst eindeutig rötend dann schwärzend, viele Y-Gabeln, viele
Zwischenlamellen, dicht stehend
Lamellenschneiden:
ohne Besonderheiten, Stellenweise graubräunlich
Lamellensprödigkeit: nicht getestet
Lamellen-Stielübergang: fast gerade angewachsen
Stiel: weiß, glatt, bei Berührung dunkel bräunend,
keulig, fest
Stielbasis: rund
Fleisch:
weiß, an Madengängen grauend, im Schnitt nach 5 Minuten rötend, dann nach ca. 15
Minuten bräunlich, dann nach ca. 25 Minuten schwarz
Größe: Hutdurchmesser 5,5 cm,
Stiellänge 3 cm, Stieldurchmesser ca. 15 mm
Sporenpulverfarbe:
IIa im
direkten Vergleich mit der Romagnesi-Tafel
Geruch:
muffig
Geschmack:
zunächst mild, könnte man als mentholartig deuten
(sehr unsicher), dann nach 30 Sekunden scharf
Makrochemische Reaktionen am Stiel außen:
Guajak:
sofort blaugrün
Phenol: nach 2 Minuten rötlich, nach 5 Minuten rotbraun
Eisensulfat: nach 5 Minuten blassblau - also quasi keine
Reaktion
KOH 40%: blass grünlich - also quasi keine Reaktion
Mit diesen Daten ist das eindeutig der
Dichtblättrige Schwärz-Täubling (Russula densifolia).
Die matte Huthaut, langsamer Rötungs- und Schwärzungs-Verlauf, und die
verzögerte Schärfe sind unter anderen die eindeutigsten Merkmale.
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Fundnummer: 2016-08-28-1118
Bei diesem Rissi denke ich, liegen wir mit
napipes sicher nicht viel falsch. Kann natürlich wieder eine ohne Namen aus dem
Stirps oder Clade oder was auch immer sein, aber die Richtung passt allemal.
Rübenfüßige Risspilz-Gruppe (Inocybe napipes agg.):
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Fundnummer: 2016-08-28-1125
Matthias arbeitet bei dieser Gelegenheit die unterschiede der
Verwechslungspartner zu den Erlen-Milchlingen heraus:
Lactarius obscuratus: Die häufigste Art: Hut mit (wichtiges Merkmal!), selten
ohne Olivtöne. Mehr oder weniger stark gerieft, kann das sogar bis in die Mitte
hinein, wie die heute. -> Literaturangaben, die omphaliformis und obscuratus
anhand der weniger oder stärkeren Riefung unterscheiden sind m.E. nicht
brauchbar. Hutmitte gebuckelt, aber drumherum kann die Umgebung im Alter auch
+/- eingesenkt sein. Lamellen ockerlich bis etwas fleischfarben, nicht
auffallend hell oder gar weißlich.
Mikro: Sporen bis 10µm, auch wenn's in der Literatur oft anders heißt und das
sogar als Trennmerkmal gegenüber omphaliformis hergenommen wird. M.E. nicht als
Trennmerkmal brauchbar, denn sonst hätten wir nur omphaliformis. (z.B. GPBW, da
soll obscuratus bis max. 8-9µm haben, omphaliformis bis 10µm). Auch wird eine
HDS mit subglobosen Zellen bei omphaliformis vs. einer zelligen bei obscuratus
angegeben. Hab kein Bild zur HDS von omphaliformis gefunden, aber die von
obscuratus kann man auch noch als mit subglobosen Zellen interpretieren. Da
bräuchten wir mal nen omphaliformis zum Vergleich.
Bild:
http://www2.muse.it/russulales-news/tx_photos.asp?index=545
Lactarius omphaliformis: Hut viel rötlicher als obscuratus, nie(!) mit Olivtönen,
nabelingsartig vertieft in der Mitte, ohne deutlichen Buckel. Lamellen viel
heller, oft fast weißlich.
Bild:
http://www2.muse.it/russulales-news/tx_photos.asp?index=560
Lactarius cyathuliformis: Makroskopisch 1:1 L. obscuratus, mikroskopisch nur
durch die klar größeren Sporen bis 8-(11)12µm unterschieden.
Bild:
http://www2.muse.it/russulales-news/tx_photos.asp?index=228
So, ich hoffe das bringt uns etwas Klarheit in
die Erlenmilchlingsproblematik, rein nach Literatur ohne Vergleichsbilder wär
ich wahnsinnig geworden.
Matthias bestimmte diesen dann final als
Olivbrauner Erlen-Milchling (Lactarius obscuratus s.str.):
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Ein toller Gnolm:
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Fundnummer: 2016-08-28-1209
Diese junge Einzelexemplar eines Hautkopfes
(Cortinarius Sect. Dermocybe) haben wir nicht näher bestimmt:
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Bekanntes und neues auf'm Berg - Teil 1
- Schwammer-Dieter
- Erledigt
Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 5.123 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schwammer-Dieter.
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Hallo Dieter, hallo Matthias,
es geht also weiter mit Euren Exkusionsberichten. Klasse! Für mich sind die Highlights diesmal der Büschelschleimpilz, der anmutet wie eine Anemone und der Schleimfußhelmling. Den habt Ihr perfekt getroffen.
Am Kokosmilchling habe ich mich erinnert, wie ich zum ersten Mal erlebt habe, dass Pilzgerüche wirklich 1:1 an Lebensmittel erinnern können und ich habe gegrinst über Euren chemikalien-malträtierten Ockertäubling. Und bei den Bildern vom Erlenmilchling fielen mir wieder die Pilz-Portraits ein. Die Bilder sind so aussagekräftig, dass man diesen Pilz wohl zweifelsfrei wieder erkennen kann. Ein toller Bericht. Ich freu mich auf den nächsten Teil.
Noch ein kleine Frage zu den letzten Fotos. Mit den Bildern werft Ihr mein gefühltes Raukopf - Hautkopf- Wissen völlig durcheinander. Die Huthaut sieht ja schon ziemlich rau aus, trotzdem ist es ein Hautkopf? Woran macht ihr das fest? Vielleicht liegt es ja an der Auflösung des Bildes. Normalerweise sieht man die Oberfläche eines so kleinen Pilzes nicht so genau und da fällt einem die raue Oberfläche nicht wirklich auf.
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Hallo Dieter und Matthias,
so tolle Funde und tolle Fotos...der Hammer für mich ist allerdings der Büschelige Schleimpilz! Irre! Sieht aus, als sei man aus Versehen in einem Korallenriff gelandet...man erwartet fast, zwischen den Büscheln könnte ein Clownfisch herausschwimmen...
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Danke an Euch,
Noch ein kleine Frage zu den letzten Fotos. Mit den Bildern werft Ihr mein gefühltes Raukopf - Hautkopf- Wissen völlig durcheinander. Die Huthaut sieht ja schon ziemlich rau aus, trotzdem ist es ein Hautkopf? Woran macht ihr das fest?
Öhhhm.... also... bin auch kein Experte für Hautköpe aber ich würde das so beschrieben:
Der Hut bzw die Deckschicht ist immer trocken und immer kräftig gefärbt und nie hygrophan.
Sie kann glänzend sein, aber auch filzig-faserig (wie einige Risspilze) und immer ohne durchscheinende Lamellen. Der Hutrand ist kaum oder gar nicht behangen.
Aber diese Merkmale sind mir nicht wirklich bewusst. Wenn ich eine Dermocybe erahne - dann ist es meist instinktiv so.Das eigentliche Haupt-Merkmal für Dermocybe sind denke ich aber die in Wasser lösbaren Pigmente.
Beste Grüße
Dieter -
Danke Dieter,
Hautköpfe habe ich auch schon zum Färben gesammelt. Der Spiritus-Test gibt ja im Zweifel Aufschluss, ob Du den richtigen erwischt hast. Die filzig-faserige Struktur hatte ich bislang immer eher mit den Rauköpfen verbunden. Da muss ich wohl noch ein bisschen üben.
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Hallo Claudia,
wie geht das mit dem Spiritus-Test?
Beste Grüße
Dieter
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Hallo Claudia,
wie geht das mit dem Spiritus-Test?
Beste Grüße
Dieter
Den hab ich bei Andreas gelernt. Du nimmst ein Küchenkrepp oder Tempo-Taschentuch und tust etwas Spiritus drauf. Dann legst Du den geteilten Pilz darauf. Bei Hautkopf hast Du einen schönen farbigen Abdruck auf dem Papier. Beim Raukopf nix.
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Ah, das ist ja interessant. Kannte ich nicht und werd ich mal ausprobieren.
Beste Grüße
Dieter
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Hallo Dieter,
da kann ich Claudia nur zustimmen.
Ich sehe auch einen Rauhkopf und zwar C. rubellus , den Spitzgebuckelten
Das Biotop passt gut zu dieser Art.Gruss
Uwe
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Hallo Uwe,
vielen Dank auch an dieser Stelle.
Ich sehe hier eher etwas in der Nähe des Kupferroten Moor-Hautkopf (Cortinarius uliginosus).
Cortinarius rubellus hat auch jung keine gelben Lamellen und auch keinen solch markanten kupferrot überfaserten Stiel.
Aber dies können wir leider nicht mehr klären, da wir diesen Pilz nicht mitnahmen und auch nicht untersuchten.
Beste Grüße
Dieter -
Hallo Dieter,
da hast du wohl recht , auflösen lassen wird sich das nicht mehr
Ich hatte das Velum Muster auf dem Stiel gerade umgekehrt interpretiert
Gelbe Velum Gürtel auf rotbraunem Stiel.
Bei den Lamellen erwarte ich bei einem Hautkopf deutlich leuchtendere FarbenGruss
Uwe
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Danke Uwe für die Bestätigung - dann lasse ich den mal so stehen.
Beste Grüße
Dieter