15.10.2016: Speisepilztour, Schönheiten und 4
Erstfunde
Liebe Schwammer-Freunde,
an diesem Tag wollte ich mal ganz entspannt ein paar Schopftintlinge holen und
mir diese gemütlich braten... Hmmmm... da läuft mir schon das Wasser im Mund
zusammen wenn ich dran denke... Naja was soll ich sagen, ich hätte besser nicht
meine Kamera mitnehmen sollen, denn es sprangen mir wieder einige Schönheiten
vor die Füße. Ganz unverhofft machte ich auch noch 3 Erstfunde, davon sogar ein
richtiger Knaller... schaut es Euch an...
Los geht's...
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Fundnummer: 2016-10-15-1428
Ein interessanter Täubling, der mich neugierig machte weil ich fast
sicher war, dass ich diese Art noch nicht gesehen habe. Und so war es auch.
Morphologische Daten:
Fundort: ca.
550 müNN. ca. N50,
O12, bei Fichte und Kiefer
Fundzeit: 15.10.2016
Wuchsform: einzeln
Hutform: relativ flach, Zentrum niedergedrückt
Huthaut-Konsistenz: trocken
Huthaut-Farbe: weinrot, mit vielen kleinen
gelblichen Flecken, Zentrum schwärzlich, matt, Hutrand deutlich bereift
Huthaut-Abziehbarkeit: 1/3 abziehbar
Fleischfarbe unter Huthaut: weinrot
Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: keine
Hutrand: nicht gerieft
Lamellen: mittelocker, am Fundort mit Grünschimmer
(zuhause nicht mehr gesehen), eng stehend, wenige Y-Gabeln - diese in Stielnähe,
fast keine Zwischenlamellen, Queradern am Grund, Lamellenhöhe: 7 mm
Lamellenschneiden: glatt, einige Schneiden sind vom Rand
her kurz rosa gefärbt
Lamellensprödigkeit: kaum spröde, fast flexibel, bei
stärkerem Druck brechen sie aber doch
Lamellen-Stielübergang: ausgebuchtet angewachsen
Stiel: runzelig, weiß, glänzend, an einer Stelle weinrot
überhaucht, nicht verfärbend, keulig, schief, fest, voll mit einer Hohlkammer,
Stielfleisch nicht schwammig ausgestopft sondern nur etwas weich
Stielbasis: weinrötlich überhaucht
Fleisch: weiß, im Hut etwas Zitronengelb, nicht
verfärbend
Größe: Hutdurchmesser 10 cm, Stiellänge 9 cm, Stieldurchmesser ca. 30 mm
Sporenpulverfarbe: Pantone 1345U =
████ - das ist keine Romagnesi-Farbe, am
ehesten: mehr oder weniger IVa im direkten
Vergleich mit der Romagnesi-Tafel
Geruch:
unzerrieben, Lamellen gerieben: Riechen stark nach
??? - schwer zu sagen - "Zigarrenkiste (Zedernholz)" könnte sein
Geschmack: nach 15 Sekunden sehr scharf
Makrochemische Reaktionen:
Ammoniak 25%: auf Lamellen, im Stielfleisch, auf Stiel außen: keine Reaktion
Anilin pur: im Stielfleisch, auf Stiel außen: keine Reaktion
Sulfovanillin: keine Reaktion
Guajak: im Hutfleisch nach 5 minuten minimal blaugrün und
braun = "oliv-braun", auf Stielspitze: keine Reaktion
Phenol: im Stielfleisch und Stiel außen: weinrot nach 2
min.
Eisensulfat FeSo4: im Hutfleisch sofort rosa
Mit diesen Merkmalen kann es nur Zedernholz-Täubling (Russula badia) sein. Der
erst Erstfund heute!
Wichtige Merkmale: Die Eisensulfat FeSo4 Reaktion zu rosa oder ockerorange
(nicht grünlich), die langsame, schwache Guajak-Reaktion, die Sporenpulverfarbe,
die verzögerte Schärfe, die ocker-farbigen Flecken am Hut.
Hier nun der Zedernholz-Täubling (Russula badia):
Fundnummer: 2016-10-15-1454
Morphologische Daten:
Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, im Nadelwald
Fundzeit: 15.10.2016
Wuchsform: gesellig
Hutform: glockig
Huthaut: rosa, körnig
Hygrophanität: nein
Hutrand: behangen oder Hülle bis Stiel geschlossen
Lamellen: weiß, mit Zwischenlamellen
Lamellenschneiden: ohne Besonderheiten
Lamellen-Stielübergang: angeheftet
Stiel: rosa, körnig, längsfaserig, voll
Ring: oben weiß, unten rosa
Stielbasis: knollig
Fleisch: wässrig, cremefarben
Größe: Hutdurchmesser ca. 1,5-2,5 cm, Stiellänge 4-6 cm, Stieldurchmesser
ca. 5-7 mm
Sporenpulverfarbe: nicht getestet
Geruch: unzerrieben neutral, zerrieben etwas pilzig
& leicht fruchtig, etwas nach Heu, auf keinen Fall neutral.
Geschmack: nicht getestet
Ganz sicher war ich mir nicht wegen des schwachen Geruches, bestimmte
ihn dann aber doch als
Starkriechender Körnchenschirmling (Cystoderma
carcharias):
Schaut Euch diese Schönheiten genau an:
Fundnummer: 2016-10-15-1506
Wenn man nicht genau hinschaut ein "langweiliger"
Flaschen-Stäubling (Lycoperdon perlatum):
Doch wenn man genauer hinschaut.... dannnn..... ;-)))
Achtung! Nicht zu lange das Bild anschauen!
Denn das ist ganz klar ein magic mushroom ;-)))
Fundnummer: 2016-10-15-1516
Einfach mal ein Gemeiner Rotfußröhrling (Xerocomellus
chrysenteron):
Fundnummer: 2016-10-15-1607
Lecker und total hübsch - nicht wahr? - der
Rauchblättrige Schwefelkopf (Hypholoma capnoides):
Fundnummer: 2016-10-15-1624
Total lecker ist aber auch der Anis-Zähling
(Lentinellus cochleatus):
Fundnummer: 2016-10-15-1635
Eine Amanita, bei der ich ert einmal ins Schleudern kam.
Im Nadelwald, hauptsächlich Kiefern und ein paar
Fichten, Geruch absolut neutral,
lappige, sackartige Scheide,
keine Hutschuppen.
Zuhause dann KOH-Reaktion auf Lammellen:
orange.
Auch wenn er seltsam aussieht kann es nur der
Narzissengelbe Wulstling (Amanita gemmata)
sein:
Fundnummer: 2016-10-15-1653
Dann folgte der Fund des Tages!
Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, im Nadelwald (Fichte,
Kiefer) auf einem Waldweg im feuchten Gras
auf Boden (nicht auf Holz, jedoch könnten natürlich
Holzstücke im Boden gewesen sein)
Fundzeit: 15.10.2016
Wuchsform: gesellig
Hutform: konvex mit leichtem Buckel
Huthaut: gelb, Zentrum
bräunlich, klebrig,
Huthaut komplett abziehbar wie eine Gummihaut
Hygrophanität: nein
Hutrand: minimal behangen,
Behang vom Sporenpulver braun gefärbt
Lamellen: gelblich,
braunfleckend, mit Zwischenlamellen
Lamellenschneiden: ohne Besonderheiten
Lamellen-Stielübergang: ausgebuchtet angewachsen
Stiel: Spitze gelb,
nach unten braun werdend, befasert,
längsfaserig, hohl
Stielbasis: rund
Fleisch: gelb, nach
unten braun werdend
Größe: Hutdurchmesser ca. 2-6 cm, Stiellänge 4-12 cm, Stieldurchmesser
ca. 3-7 mm
Sporenpulverfarbe: Pantone 483U
= ████
Geruch: im Wald dachte ich "stark fruchtig",
zuhause den "pilzig - sonst nichts", dann beim
Antrocknen "eindeutig erdig wie erdig riechende Cortinarius"
Geschmack: muffig,
mild
Mikroskopische Daten:
Sporen:
ellipsoid, glatt, KP minimal bis deiutlich sichtbar,
honigbraun
Präparat: Sporenabwurf; Untersuchungsmedium: GSM; Messwertanzahl: n = 94
Test auf Normalverteilung nach Anderson Darling: Länge: normalverteilt; Breite:
normalverteilt; Q: normalverteilt
Standardabweichung S. D.: von L × B: 0,4 × 0,2 µm; von Q: 0,11
Median: von L × B: 6,7 × 4 µm; von Q: 1,66
Arithmetischer Mittelwert Me: von L × B: 6,7 × 4 µm;
von Q: 1,68
Abmessungen nach Quantil-Verfahren mit 80%-Standardbereich: für L × B: (5,7) 6,2
- 7,3 (7,7) × (3,5) 3,8 - 4,3 (4,5) µm; für Q: (1,36) 1,53 - 1,82 (1,96)
Abmessungen nach Quantil-Verfahren mit 90%-Standardbereich: für L × B: (5,7) 6,2
- 7,4 (7,7) × (3,5) 3,7 - 4,4 (4,5) µm; für Q: (1,36) 1,51 - 1,88 (1,96)
Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren mit 80%-Konfidenzintervall: für
L × B: (5,7) 6,2 - 7,2 (7,7) × (3,5) 3,8 - 4,3 (4,5)
µm; für Q: (1,36) 1,53 - 1,83 (1,96)
Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren mit 90%-Konfidenzintervall: für L × B:
(5,7) 6,1 - 7,4 (7,7) × (3,5) 3,7 - 4,3 (4,5) µm; für Q: (1,36) 1,49 - 1,87
(1,96)
Cheilozystiden:
flaschenförmig, ca. 61-72µm × 11-16 µm
Pleuro-Crysozystiden:
flaschenförmig, ca.
47-61µm × 10-14 µm
Basidien:
4-sporig, ca. 26 - 30 × 6,8 - 7,9 µm, 4-sporig mit
Schnallen
Lamellentramahyphen:
Schnallen vorhanden, ca. 3,8-6,2 µm
Gröger-Schlüsselung:
S. 413 > A* > B > Teilschlüssel b., S. 418 > 1b > 10 > 10b > 11 > 11a > 12 >
13 > Pholiota conissans
Alternativen geprüft:
Pholiota graminis --> ist nun ein Synonym von Pholiota conissans
Pholiota pityrodes --> passt nicht
Ein supergenialer Erstfund - der
Feuchtstellen-Schüppling (Pholiota conissans):
Fundnummer: 2016-10-15-1708
Eine wunderschöne Cortinarius, zeigte sich...
Morphologische Daten:
Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, eindeutig
bei Fichte
Fundzeit: 15.10.2016
Wuchsform: gesellig
Hutform: jung: spitz und glockenförmig, alt: spitz und
kegelförmig
Huthaut: rötlich braun, nach außen heller werdend, radialfaserig
Hygrophanität: nicht getestet
Hutrand: ohne Behang, kantig
Lamellen: gelblich orange, mit Zwischenlamellen,
leicht queraderig
Lamellenschneiden: ohne Besonderheiten
Lamellen - Stielübergang: ausgebuchtet angewachsen
Stiel: gelblich, nach unten bräunlich werden, rotbräunlich
überfasert, hohl
Stielbasis: ohne Knolle, rund
Fleisch: im Stiel oben gelblich, nach unten
bräunlich werden
Größe: Hutdurchmesser ca. 2-3 cm, Stiellänge ca. 4-7 cm, Stieldurchmesser
ca. 5-6 mm
Sporenpulverfarbe: Pantone 7511U =
████
Geruch: unzerrieben neutral, zerrieben etwas
nach Rettich
Geschmack: mild, neutral, nur etwas pilzig
Der nächste Erstfund war gesichert - der
Safrankegelige Hautkopf (Cortinarius croceoconus):
Fundnummer: 2016-10-15-1722
Der nächste Fund war ein Asco. Sicherlich eine junge Ascocoryne. Nur
welche...
Optisch cylichnium... aber wer weiß. Matthias schickte mir den Link zum
Schlüssel.
Es müssen die Sporen gemessen werden... es waren schon reife Fruchtkörper
dabei.. glück gehabt.
Sporendaten:
Untersuchungsmedium: GSM; Messwertanzahl: n = 16
Test auf Normalverteilung nach Anderson Darling: Länge: normalverteilt; Breite:
normalverteilt; Q: normalverteilt
Standardabweichung S. D.: von L × B: 1,8 × 0,3 µm; von Q: 0,4
Median: von L × B: 17,9 × 4,5 µm; von Q: 4,1
Arithmetischer Mittelwert Me: von L × B: 18,5 × 4,5 µm;
von Q: 4,1
Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren mit 80%-Konfidenzintervall: für
L × B: (16,2) 16,1 - 20,9 (22,4) × (4,1) 4,1 - 4,9 (4,9) µm; für Q: (3,3) 3,5 -
4,7 (4,8)
Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren mit 90%-Konfidenzintervall: für L × B:
(16,2) 15,4 - 21,6 (22,4) × (4,1) 4 - 5,1 (4,9) µm; für Q: (3,3) 3,4 - 4,8 (4,8)
Trotz verdacht auf cylichnium war es also dann doch der
Fleischrote Gallertbecher (Ascocoryne sarcoides).
Und damit der vierte Erstfund:
Fundnummer: 2016-10-15-1753
Zuhause im Garten noch schnell mal geschaut -
Einer der Blauen Träuschlinge stand da herum.
Bei dem Fund war der Geruch unzerrieben
neutral, im Schnitt krautig, eine Hutbeflockung war
vorhanden und die Schneiden im Alter weiß.
Er hat einen deutlichen Ring,
blasst nicht aus.
Die Cheilozystiden geben zusätlich
Auskunft: Es waren keine Chrysozystiden vorhanden,
Sondern Lepto-Cheilozystiden, keulenförmig, oft kopfig
gekeult.Damit ist das eindeutig der Weißblaue Träuschling
(Stropharia pseudocyanea).
EDIT: Damit ist das eindeutig der
Grünspan-Träuschling (Stropharia
aeruginosa). Danke Matthias
Ich freute mich, denn für den Garten ist das eine neue Art:
Natürlich zeige ich Euch auch die Speisepilz-Ausbeute
- die ich und diesmal auch meine Mutter genüsslich verspeisten:
Das war's für heute....
Ich hoffe dieser alte Bericht hat Euch gefallen und wie immer freue ich mich
über Eure Kommentare.
Beste Grüße
Dieter