Hallo zusammen,
gestern habe ich an Salweide eine kleine Resupinatus-Kollektion gefunden und mitgenommen (die Winzlinge sind bis 5 mm groß):
Die Sporen sind nicht kugelig, sondern subglobos bis ovoid, 5,25-6,75 x 3,75-5,25 µm, Q = 1,1-1,5
Die Cheilozystiden sind total miteinander verwurschtelt und schwer zu präparieren - sie sind relativ schmal, so bis 5 µm dick, gerne etwas knorrig gewunden und apikal mit fingerartigen Auswüchsen, aber ohne die für R. trichotis typischen langen, dünnen Dornen.
Das Subhymenium ist wie in der Gattung typisch sehr dicht und aus schmalen braunen Hyphen aufgebaut, die Lamellentrama gelatinös und dem Hutfleisch entsprechend; die HDS enthält knorrige Hyphen, teils mit kurz gestielten, kleinen Knubbeln, teils mit dünnen Fingern, an denen am Ende ein harziges Pigment sitzen kann, teils sind sie fast koralloid verzweigt/gewunden und etwas bizarr geformt, teils mit und teils ohne Pigment - das braune Pigment sieht aus wie angetrocknetes Harz.
Auf der Huthaut finden sich viele Kristalle (recht grobe, unförmige Kristalle), die auch an den Lamellen(schneiden) ziemlich stören (ob Präparationsartefakt oder vom Hut abgewaschen?!). Auf den Fotos sieht man, dass ein Filz auf dem Hut fehlt, dafür diese seltsame Kruste da ist. Hohenbuehelia kann es aber nicht sein, da keine Metuloide vorhanden sind.
Substrat: Salix caprea, liegender Ast, an deutlich morschem, kurzen Seitenast
Jetzt habe ich allerdings das Problem mit der genauen Artbestimmung. Würde ich nach der "deutschsprachigen Schule" gehen, wäre es einfach, da hier bei uns traditionsgemäß alles zusammengeworfen wird. Die Genetik widerlegt aber des öfteren das weite deutschsprachige Konzept so auch hier...
Zur Wahl stehen die europäischen fünf (!) Arten mit Lamellen (ohne Lamellen gibt es ja einige, weitere Arten):
Resupinatus alboniger - fällt weg, da u.a. die Sporen dieser Art länger sind und anders geformt
Resupinatus kavinii - fällt weg, da er viel weniger Lamellen besitzt, diese nicht bis zum Ansatzpunkt durchgehen (usw.). Diese Kollektion auf "Asco-Sonnenberg" passt da ganz gut. Die Sporen sind auch relativ klein, was passen würde (nur wird auch da alles miteinander synonymisiert).
Bleiben die klassischen drei:
Resupinatus trichotis (sollte schwarze Haare am Ansatzpunkt des Hutes haben, die ich hier nicht sehe und auch im Mikroskop nicht als Reste eines früheren Filzes finde)
Resupinatus striatulus (sollte vornehmlich an Nadelholz vorkommen, kann aber auch mal an Laubholz gehen)
Resupinatus applicatus (das sind nach aktuellem Stand fünf Arten, von denen zwei aus Europa bekannt sind, die aber alle unbeschrieben sind, also abgesehen vin R. applicatus s.str., der aber mangels Typus nur nach der Tafel von Batsch interpretiert werden kann)
Kurz gesagt: schwierig...
McDonald (2015), die die Gattung in ihrer Dissertation untersucht hat, legt zwar den Fokus auf Asutralien und Neuseeland, hat aber alle weltweit beschriebenen Taxa untersucht.
Nach ihr wächst R. applicatus s.l. eher an nicht morschem Laubholz, während R. trichotis gerne deutlich morsches Holz nimmt (und R. striatulus ebenso, aber vor allem Nadelholz). R. trichtois hätte typischerweise einen abgesetzten, schwarzen Filz an der Ansatzstelle des Hutes, was ich hier nicht sehen kann.
Jetzt fehlt mir da aber die Erfahrung... inwiefern kann der Filz verschwinden?! Oder kann er auch mal fehlen?
Und kann R. striatulus auch 5 mm Größe erreichen?!
Passen die Mikromerkmale, so wie beschrieben, zu R. applicatus?
Kurz gesagt: wer von euch hat sich mal intensiver mit der Gattung befasst und kann helfen?!
Liebe Grüße,
Christoph