QGIS für Pilzfreunde Teil 16 – GeoTIFF aus aktueller Ansicht erzeugen

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  • Willkommen in Teil 16 der Forumsreihe „QGIS für Pilzfreunde“!


    Hier die Übersicht über alle Teile dieser Forumsreihe



    Ziel für heute: Wir wollen aus der aktuellen Ansicht im Kartenfenster (Map Canvas) eine GeoTIFF-Datei generieren.

    GeoTIFF ist ein wichtiges Dateiformat zur Speicherung georeferenzierter Bilddaten, also von Rasterdaten. Die Georeferenzierungs-Information ist in den Metadaten der jeweiligen Datei enthalten. Das reine Bild ist mit jedem Programm darstellbar, welches den normalen TIFF-Standard unterstützt.


    Als Hintergrundlayer wählen wird: OpenStreetMap, als Projekt-KBS: ETRS89 / UTM Zone 32N EPSG:25832.

    Bevor die Umsetzung beginnt, wird im Projektbereich ein Ordner für die zu generierende GeoTIFF-Datei angelegt. Hier im Beispiel soll er heißen \geotiff_export\.


    Das Vorgehen in der Übersicht:
    A) Layerkomposition, Ausschnitt, Maßstab, KBS einstellen
    B) Aktuelle Ansicht als gewöhnliche TIFF-Datei exportieren
    C) Re-Import dieser TIFF-Datei als Rasterlayer
    D) Export des Rasterlayers als echte GeoTIFF-Datei
    E) Die GeoTIFF-Datei in Google Earth importieren

    Bei diesem Tutorial war mir dieser Youtube-Clip von Leandro França eine große Hilfe.


    Fangen wir also an:


    A) Layerkomposition, KBS, Maßstab

    Für die aktuelle Ansicht habe ich vier Layer übereinandergelegt. Als Basislayer OpenStreetMap, darüber die drei Vektorlayer: Bäche Oberer Reutweg (blau), Biotope Oberer Reutweg (grün), Altholz Oberer Reutweg (magenta).
    Als Projekt-KBS wird ERTS89 / UTM Zone 32N EPSG:25832 festgelegt, der Maßstab ist 1:5000:




    B) Aktuelle Ansicht als gewöhnliche TIFF-Datei exportieren

    Eine Layerkomposition ist leider nicht direkt als GeoTIFF exportierbar. Also gehen wir den Umweg über ein normales TIFF-File. Dazu wählen wir im Projekt-Menü: Import/Export > Karte als Bild speichern. Die drei folgenden Bilder zeigen die Reihenfolge des Vorgehens:






    C) Re-Import dieser TIFF-Datei als Rasterlayer

    Das abgespeicherte TIFF-File lesen wir nun als Rasterlayer ein. (Das File ist zwar nicht georeferenziert, ihm wurden aber durch QGIS über ein zusätzliches Textfile die Koordinaten des ersten Pixels sowie die Bildgröße mitgegeben, so dass die Positionierung in QGIS kein Problem ist):

    Wir selektieren die Funktion Rasterlayer hinzufügen (Bild 5), clicken im nächsten Menü den Browse-Button (Bild 6), suchen im darauffolgenden Menü den Ordner geotiff_export, clicken auf die TIFF-Datei und dann auf Öffnen (Bild 7).
    Bild 8 zeigt, wie es weitergeht. Bitte dabei die Reihenfolge 1. bis 4. einhalten:






    Das Ergebnis sehen wir in Bild 9: Es ist der Layer Oberer Reutweg hinzugekommen. Um zu zeigen, dass er die gesamte Kompsition der bisher sichtbaren vier Layer enthält, habe ich nur ihn sichtbar geschaltet:



    D) Export des Rasterlayers als echte GeoTIFF-Datei

    Dazu clicken wir mit der ReMT auf den soeben importierten Layer und wählen Exportieren > Speichern als... (Bild 10). Wie man weiter vorgeht, zeigt Bild 11. Auch hier bitte die Reihenfolge 1. bis 5. beachten, und auch den Haken bei Gespeicherte Datei zur Karte hinzufügen nicht vergessen:




    Nun hat man zum einen die GeoTIFF-Datei für entsprechende Anwendungen zur Verfügung, und zum anderen sieht man das Ergebnis im Kartenfenster:



    E) Die GeoTIFF-Datei in Google Earth importieren

    Die beiden folgenden Bilder zeigen als Anwendung der GeoTIFF-Datei einen Import im Google Earth. Hat man Google Earth und den Windows-Explorer gleichzeitig geöffnet, lässt dich die GeoTIFF-Datei einfach per Drag & Drop in Google Earth importieren:



    Google Earth platziert die Karte automatisch als Overlay an der korrekten Position. Zur Veranschaulichung habe ich in Google Earth die importierte Karte ein wenig transparent gemacht:





    Das war’s für heute


    Über Fragen und Anregungen würde ich mich freuen - und bitte meldet mir, sollte etwas unklar oder fehlerhaft dargestellt sein!



    Viel Erfolg!


    Bernd




    Glossar, Abürzungen:

    ASCII - American Standard Code for Information Interchange

    BW – Baden-Württemberg

    Canvas - Fenster; Landkarte; Anzeige. siehe auch unter: map canvas, QGIS canvas

    CSV - Comma Separated Values; einfach strukturierte Textdatei

    DGM – Digitales Gekändemodell; engl. DTM - Digital Terrain Model

    DGMx - Digitales Geländemodell mit x Metern Gitterweite

    DLM - Digitales Landschaftsmodell

    DOM – Digitales Oberflächenmodell; engl. DSM - Digital Surface Model

    EPSG - European Petroleum Survey Group Geodesy

    ETRS89 / UTM (Universal transverse Mercator) - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, d.h. geeignet zum Messen von Strecken und Flächen

    Gauss-Krüger - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, allerdings inzwischen vielfach durch ETRS89 / UTM ersetzt worden

    Georeferenzierung (Geocodierung, Verortung, Geotagging) - Einen Datensatz, z.B. ein Foto oder eine Karte, mit Koordinaten versehen

    GeoTiff - Georeferenzierte Bilddatei, quasi ein Standard für Rasterdaten; entspricht TIFF, besitzt aber zusätzlich Informationen über die Georeferenzierung. Diese sind in den Metadaten des bildes abgespeichert.

    GIS – Geoinformationssystem

    GNSS - Global Navigation Satellite System

    Google Maps - Online-Kartendienst von Google LLC

    GPX (GPS eXchange Format) – für Datenaustausch mit GPS-Empfängern

    GRASS - Geographic Resources Analysis Support System

    HTML - Hypertext Markup Language

    KBS – Koordinatenbezugssystem

    KML (Keyhole Markup Language) - Austauschformat für Geodaten, vorgesehen für Google Earth (aber auch für GPS-Empfänger nutzbar)

    KMZ - dasselbe wie KML, lediglich in komprimierter Form

    Lidar (Light Detection And Ranging) – Laser-Scan der Geländeoberfläche

    LiMT – Linke Maustaste

    Map Canvas - Karte; Kartenfenster, also der Bereich, in dem die Karte angezeigt wird

    m.ü.NN. - Meter über Normal Null

    Open Data – Für jedermann frei nutzbar zur Verfügung gestellte Daten

    OSM – OpenStreetMap

    Passpunkte – Referenzpunkte beim Georeferenzieren von Karten

    Plugins - Programmerweiterungen

    Projektbereich - Gesamtbereich aller Programme und Daten eines QGIS-Projektes im Rechner, beinhaltet das gesamte "Ordnergebäude" inklusive der Projektdateien und aller Daten. Hier in der Forumsreihe ist es der Ordner \_QGIS für Pilzfreunde\ mit sämtlichen Unterordnern und Dateien. Will man ein QGIS-Projekt auf einem anderen Rechner laufen lassen, so braucht man lediglich den Projektbereich zu kopieren!

    Projektdatei - Datei mit Endung .qgs, über die QGIS gestartet wird. Sie enthält die Projekteigenschaften, die Verknüpfungen zu den im Projekt enthaltenen Layern und vieles mehr. Sie enthält jedoch nicht die Daten

    QGIS – Kostenfreies, sehr mächtiges GIS

    QGIS canvas - QGIS-Arbeitsfläche, QGIS-Kartenfenster

    Rasterlayer - Layer, bestehend aus bildhaften, pixelcodierten Geodaten

    ReMT – Rechte Maustaste

    Schummerung – Pseudo-3D-Darstellung durch Schattenwurf

    Shape, Shapefile - Grafikdatei zum Darstellen von Punkten, Linien und Polygonen (Flächen). Shapes sind georeferenziert.

    TIFF - Tagged Image File Format - Dateiformat für hochauflösende Bilder, ist verlustfrei und nicht komprimiert.

    Tiles – Karten min Form sogenannter „Kacheln“

    URL – ein Internet-Link oder die Adresse einer Website

    UTM - Universal Transverse Mercator, siehe auch ETRS89

    Vektorlayer - Layer, bestehend aus vektorcodierten Geodaten, d.h. aus Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)

    WFS - Web Feature Service

    WGS84 - World Geodetic System 1984

    WGS 84 EPSG:4326 – globales KBS, bei GPS-Empfängern verbreitet, nicht zum Messen geeignet

    WGS 84/ Pseudo-Mercator EPSG:3857 – globales KBS für WMS-Einbindungen, nicht zum Messen geeignet

    WMS (Web Map Service) – Internet-Schnittstelle für Landkarten

  • Hallo Bernd,


    Frage 1: Ergibt das dann "echte" GeoTiffs oder nur Tifs mit tfw-File?

    Frage 2: Ist hierbei die Umstellung auf KSB ETRS89 / UTM Zone 32N EPSG:25832 zwingend erforderlich?


    Ich hatte bisher (unter KSB 3857) die Kartenausschnitte einfach nur über <Projekt><Import/Export><Karte als Bild speichern> als Tif mit tfw-Datei abgespeichert und diese dann in meine GPS-Kartensoftware importiert.


    Tip für einen größeren Kartenausschnitt:

    Vergrößerung auf 50 % stellen. Beim Export Original-Maßstab einstellen bzw. stehen lassen und die dpi-Zahl erhöhen. Das ergibt dann ein größeres Bild. Um eine Rasterkarte im Maßstab von 1:25.000 zu erzeugen, hatte ich 172 dpi eingestellt. Ob das bei anderen Maßstäben auch der richtige Wert ist, müßte man ausprobieren.


    Herzliche Grüsse

    Josef

  • Hallo Josef,


    danke erstmal für den Tipp zum Vergrößern des Ausschnitts. Das muss ich morgen unbedingt ausprobieren!


    Dann zu deinen Fragen:

    1) Es ist ein echtes GeoTIFF-File, also pixelmäßig komplett georeferenziert. Anderenfalls hätte ich das Bild auch nicht in Google Earth hineinziehen können. Was ich selber am GeoTIFF-File schätze, ist, dass es sich hierbei nur um ein einziges File handelt und dass es nicht größer als ein normales TIFF-File ist.

    2) Du kannst eigentlich jedes Koorddinatensystem nehmen. Ich ziehe ETRS89 / UTM bei kleinen Landschafts-Ausschnitten aber deshalb vor, weil es flächentreu ist (wie auch Gauss-Krüger), d.h. man kann direkt auf der Karte mit dem Lineal messen.


    Herzliche Grüße

    Bernd

  • Herzlichen Dank, Bernd,.


    Eigentlich ist es auch egal, da die Software beide Formate lesen kann, nur mit dem Unterschied, dass das GeoTiff direkt geöffnet wird, während das tif+tfw erst importiert werden muss.

    Das Tif+tfw hat für mich den Vorteil, dass es mit jedem Bildbearbeitungsprogramm bearbeitet und ggfs. mit zusätzlichen Informationen versehen werden kann. Man muss halt nur darauf achten, dass die Pixelzahl gleich bleibt.


    Liebe Grüße

    Josef