Hybriden bei Pilzen

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.884 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Hagen Graebner.

  • Hallo zusammen,


    Habe heute mit einer Pilzfreundin folgendes Thma erörtert: Gibt es bei Pilzen Hybriden, also Kreuzungen zwischen Arten? Theoretisch müsste es das geben, allerdings sind Pilzarten ja hauptsächlich morphologisch definiert, nicht als Fortpflanzungsgemeinschaften. Weiß dazu jemand was, gibt es dazu Literatur?

  • Hier gibt es immerhin schon mal einen Thread dazu. Ich selbst habe keine Ahnung, denke aber dass die Experten hier sicher noch was beitragen können. Interessante Frage auf jeden Fall.

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    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Offenbar kommt es schon vor, zum einen ist aber Vieles noch unbekannt, zum anderen scheint es doch eher selten zu sein.

    Am Rande vielleicht interessant: Auch bei Pilzen werden schon seit langem Kreuzungstests durchgeführt, wobei das nicht immer einfach ist, weil man zunächst zwei Primärmycelien zum fruchten bringen muss und diese dann sozusagen "im Petrischälchen" kreuzt. Dazu haben Pilze meistens sehr viel mehr Geschlechter als Tiere und Pflanzen. Ob Letzteres dann acuh eine Rolle spielt, fände ich auch interessant zu wissen.
    Und seit etwa 20 Jahren wird ja auch bei Pilzen viel genetisch gearbeitet, insofern ist es längst nicht mehr ein rein morphologisches "Artenbild", wobei aus meiner Sicht unbedingt beides (nein: alle drei Komponenten) zusammengehört: Also Genetik, Morphologie und Kreuzungsversuche, um ein vernünftiges Artbild ("Species hypothesis") zu erhalten.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Und seit etwa 20 Jahren wird ja auch bei Pilzen viel genetisch gearbeitet, insofern ist es längst nicht mehr ein rein morphologisches "Artenbild", wobei aus meiner Sicht unbedingt beides (nein: alle drei Komponenten) zusammengehört: Also Genetik, Morphologie und Kreuzungsversuche, um ein vernünftiges Artbild ("Species hypothesis") zu erhalten.

    Eine Stütze fehlt noch, nämlich die Biochemie. :) Die Fähigkeit zur Ausbildung gleicher oder ähnlicher Sekundärmetaboliten sagt auch eine Menge aus...


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Servus Hagen,


    natürlich gibt es Hybridisierungen bei Pilzen, sogar bei Großpilzen. Ich kann ganz konkret die Gattung Flammulina nennen - dort ist es anhand der Sequenzen gezeigt worden, dass es Hybride gibt. Kreuzungstests zeigen auch eine teilweise Krfeuzbarkeit (wobei witzigerweise Flammulina velutipes und die sehr ähnliche Flammulina elastica nicht hybridisieren, Flammulina elastica und Flammulina polulicola sich aber kreuzen können (die sind anatomisch deutlich unterschiedlich).

    Suillus bresadolae / Suillus nueschii sind meines Wissens auch Hybride zwischen Suillus grevillei und Suillus viscidus, wobei ich da jetzt nicht weiß, ob das auch anhand der Sequenzen gezeigt wurde.

    Man weiß, dass bei vielen Gattungen Kreuzungsbarrieren nicht zu 100% gelten. Im Hebeloma-crustuliniforme-Formenkreis ist die Barriere bei ca. 95% (wenn ich's noch richtig im Kopf habe) - also zwischen den meisten Vertretern. Das bedeutet, dass es durchaus zu Kreuzungen kommen kann. Ob die sich dann aber durchsetzen können und Populationen aufbauen, ist halt die Frage.


    Bei Flammulina weiß ich es, weil ich da für eine eigene Publikation (in der Mycologia Bavarica) selber entsprechend recherchiert hatte: Hahn C (2016): Bestimmungsschlüssel zu ausgewählten Gattungen II. Die Gattung Flammulina.- Mycol. Bav. 17: 7-24.


    Liebe Grüße,

    Christoph