Willkommen in Teil 19 der Forumsreihe „QGIS für Pilzfreunde“!
Hier die Übersicht über alle Teile dieser Forumsreihe
Für den nächsten Teil ist geplant: Komfortable Eingabe (Eingabemaske)
Ziel für heute: Wir wollen ein Shapefile-Layer anlegen und bearbeiten, und zwar ein Punktlayer baeume. Als geografischer Bereich wird ein Ausschnitt aus dem Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe zugrunde gelegt.
Wir werden in folgenden Schritten vorgehen:
A) QGIS vorbereiten
B) Layer erstellen
C) Features eingeben
D) Stil bearbeiten
Auf geht’s:
A) QGIS vorbereiten
Da wir im nächsten Teil Messungen in der Einheit Meter durchführen werden, wird als KBS: ETRS89/UTM32N gewählt.
Hintergrundkarte: OSM Standard wird selektiert und sichtbar gemacht.
Im Layerfenster erzeugen wir via ReMT: Gruppe hinzufügen die Gruppen Hintergrundkarten und Oberer Reutweg und ziehen die zugehörigen Layer in die jeweils passende Gruppe hinein.
Dann klappen wir die Gruppen noch ein; so ist Platz geschaffen. Außerdem stellen wir den Bereich um Karlsruhe im Kartenfenster ein.
Zur Erleicherung der Arbeit habe ich noch den Plugin/Erweiterung Koordinatenaufnahme aktiviert. Diese Erweiterung muss nicht extra installiert werden, ein Haken genügt. Bei mir hat sich die Erweiterung als Fenster unten links installiert:
Dann navigieren wir zum südlichen Teil von Karlsruhe, wo sich der Zoologische Stadtgarten befindet.
Wer möchte, kann ja mal bei Koordinatenaufnahme eine Aufnahme starten und z.B. auf den Zoo clicken:
Wir navigieren nun direkt zum Zoo, indem wir die Koordinaten 456163.5,5427443.3 eingeben und als Maßstab auf 1:2500 wählen.
Dann stellen wir noch die Drehung auf -90 Grad ein, da sich der Zoo in Nord-Süd-Richtung erstreckt. Das Ergebnis sehen wir in Bild 4. Man erkennt drei Seen und zwei Bachverläufe.
Aus den Seen könnte man ein Flächen/Polygonlayer, aus den Bächen ein Linienlayer erstellen (siehe unten bei Übungen).
Zoomen wir nun in das in Bild 4 angekreuzte Areal hinein und wählen 1:1000 als Maßstab, dann sehen wir zahlreiche, kleine, grüne Kreise mit rotem Mittelpunkt. Die Kreise auf dieser OSM-Karte repräsentieren Bäume, die tatsächlich dort wachsen:
B) Layer erstellen
Bild 6 zeigt eine Auswahl von zehn Bäumen, die für den Punktlayer relevant sein sollen. Sie sind von 1-10 durchnumeriert. Hier das Excel-File dazu: baeume.xls
Natürlich könnte man das Excel-File als Ganzes per Spreadsheet-Import in QGIS einpflegen. Siehe dazu Teil 13. Hier wollen wir einen anderen Weg gehen, und zwar über ein selbst erstelltes Shapefile:
Dazu legen wir einen neuen Shapefile-Layer an:
Im sich öffnenden Menü Neuer Shapedatei-Layer clicken wir als Erstes auf den Browse-Button, navigieren zum Ordner, den wir für das Shapefile vorgesehen haben, geben baeume als Dateinamen ein und clicken auf Speichern.
Zurück im Menü Neuer Shapedatei-Layer selektieren wir Punkt als Geometrietyp und EPSG:25832 ETRS89 / UTM zone 32N als Layer-KBS.
In diesem Menü kann man direkt auch die einzelnen Felder eingeben. Das ist in unserem Fall einige Spalten der Excel-Tabelle. Deren Überschriften werden als Feldnamen übernommen.
Hierbei streng darauf achten, dass die Feldnamen nur Kleinbuchstaben und den Unterstrich/Underscore enthalten dürfen!
Wie man sieht, ist bereits ein id-Feld fest vorgesehen.
Das erste einzupflegende Feld ist baum_nr, es ist vom Typ her eine Ganzahl, und es reicht uns eine Länge von 3 Stellen aus. Haben wir dies eingegeben, wird auf den Button Zur Feldliste hinzufügen geclickt, womit das Feld übernommen wird (keinesfalls auf OK clicken!):
Nun kommen nacheinander folgende Felder an die Reihe: art_botan, gattg_bot, art_dtsch, durchm_cm, hoehe_mtr, latitude, longitude, bemerkung. Bitte jeweils auf den korrekten Typ und die passende Länge achten (Bild 10) und auch jeweils zur Feldliste hinzufügen clicken. Die Koordinatenangaben können wir als Text vorsehen. Unten im Menü baut sich Zug um Zug die Feldliste auf.
Sind alle vorgesehenen Felder zur Feldliste hinzugefügt, ergibt sich z.B. nachfolgendes Bild:
Nun noch auf OK clicken, und der Punklayer baeume ist erstellt. Wir ordnen den Layer im Layerfenster zuoberst an und halten ihn aktiviert und sichtbar:
C) Features eingeben
Dazu schalten wir auf Bearbeitungsmodus/Editiermodus um. Um nun ein Feature, hier also einen Baum, hinzuzufügen, clicken wir auf das Werkzeug Punktobjekt hinzufügen:
Daraufhin nimmt der Cursor die Form eines umrandeten Kreuzes an. Um nun der Baum Nr. 1 hinzuzufügen, clicken wir auf die entsprechende Stelle im QGIS-Kartenfenster:
In die sich öffnende Attributtabelle tragen wir die Werte gemäß Excel-Tabelle ein und bestätigen abschließend mit OK:
Nun geben wir noch die Werte für die Bäume Nr. 5 und Nr. 7 ein.
Abschließend diese Layeränderungen speichern (nicht etwa Projekt speichern!) und den Bearbeitungsmodus/Editiermodus wieder verlassen:
Zur Kontrolle: Bild 16 zeigt die Attributtabelle in der Tabellenansicht, Bild 17 die Quellfelder aus den Layereigenschaften:
D) Stil bearbeiten
Die drei Bäume sollen nun etwas passender dargestellt werden. Dazu clicken wir in den Layereigenschaften auf Symbolisierung:
Unser Ziel soll es sein, Baumsymbole für die Punktobjekte im Kartenfenster zu laden.
Dazu clicken wir auf Markierung und ändern wir die Größe auf 5 mm und die Farbe auf schwarz:
Nun clicken wir oben auf Einfache Markierung und schalten den Symbollayertyp auf SVG-Markierung (Bild 20). Hier navigieren wir unten bei den SVG-Gruppen zu gpsicons und selektieren das Baumsymbol (Bild 21):
Nach Anwenden und OK zeigt sich als Ergebnis folgendes Bild:
Das war’s für heute.
Ein herzliches Dankeschön:
Die zahlreiche Youtube-Videos von Marshal Mappers waren mir eine große Hilfe.
Helmt Kern, dem ehemaligen Gartenbauamtsleiter Karlsruhe, verdanke ich eine umfangreiche Bamartenliste des Karlsruher Zoologischen Stadtgartens, die mir wichtige Hinweise für diesen Beitrag lieferte.
Übungen:
1) Jeweils ein Linienlayer baeche und ein Polygonlayer seen des Karlsruher Zoos nach Bild 4 erstellen. Dabei nach dem gleichen Muster vorgehen wie hier für den Punktlayer baeume gezeigt. Felder für die Attributtabelle könnten sein: bach_nr, bachbreite, bach_tiefe, bemerkung bzw. see_nr, see_flaeche, see_tiefe, bemerkung.
2) Über den Plugin Koordinatenaufnahme für die drei Bäume überprüfen, ob der abgegriffene Wert mit dem in der Excel-Tabelle angegebenen übereinstimmt.
Über Fragen und Anregungen würde ich mich sehr freuen!
Viel Erfolg!
Bernd
Glossar, Abürzungen:
ASCII - American Standard Code for Information Interchange
BW – Baden-Württemberg
Canvas - Fenster; Landkarte; Anzeige. siehe auch unter: map canvas, QGIS canvas
CSV - Comma Separated Values; einfach strukturierte Textdatei
DGM – Digitales Gekändemodell; engl. DTM - Digital Terrain Model
DGMx - Digitales Geländemodell mit x Metern Gitterweite
DLM - Digitales Landschaftsmodell
DOM – Digitales Oberflächenmodell; engl. DSM - Digital Surface Model
EPSG - European Petroleum Survey Group Geodesy
ETRS89 / UTM (Universal transverse Mercator) - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, d.h. geeignet zum Messen von Strecken und Flächen
Features - gemäß Giswiki abstrahierte Modelle der realen Welt. Z.B. werden Straßen als Linienzüge, Gebäude als Flächen oder Bäume als Punkte abstrahiert und dargestellt.
Featurelayer - Layer, welches die o.a. Features enthält. So handelt es sich also bei Punkt-, Linien- oder Flächenlayern/Polygonlayern um Featurelayer
Gauss-Krüger - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, allerdings inzwischen vielfach durch ETRS89 / UTM ersetzt worden
Georeferenzierung (Geocodierung, Verortung, Geotagging) - Einen Datensatz, z.B. ein Foto oder eine Karte, mit Koordinaten versehen
Geopackage - Daten-Container, der viele Shape- und Rasterdaten in einer einzigen Datei vereint.
GeoTiff - Georeferenzierte Bilddatei, quasi ein Standard für Rasterdaten; entspricht TIFF, besitzt aber zusätzlich Informationen über die Georeferenzierung. Diese sind in den Metadaten des bildes abgespeichert.
GIS – Geoinformationssystem
GNSS - Global Navigation Satellite System
Google Maps - Online-Kartendienst von Google LLC
GPX (GPS eXchange Format) – für Datenaustausch mit GPS-Empfängern
GRASS - Geographic Resources Analysis Support System
HTML - Hypertext Markup Language
KBS – Koordinatenbezugssystem
KML (Keyhole Markup Language) - Austauschformat für Geodaten, vorgesehen für Google Earth (aber auch für GPS-Empfänger nutzbar)
KMZ - dasselbe wie KML, lediglich in komprimierter Form
Lidar (Light Detection And Ranging) – Laser-Scan der Geländeoberfläche
LiMT – Linke Maustaste
Map Canvas - Karte; Kartenfenster, also der Bereich, in dem die Karte angezeigt wird
m.ü.NN. - Meter über Normal Null
Open Data – Für jedermann frei nutzbar zur Verfügung gestellte Daten
OSM – OpenStreetMap
Passpunkte – Referenzpunkte beim Georeferenzieren von Karten
Plugins - Programmerweiterungen
Projektbereich - Gesamtbereich aller Programme und Daten eines QGIS-Projektes im Rechner, beinhaltet das gesamte "Ordnergebäude" inklusive der Projektdateien und aller Daten. Hier in der Forumsreihe ist es der Ordner \_QGIS für Pilzfreunde\ mit sämtlichen Unterordnern und Dateien. Will man ein QGIS-Projekt auf einem anderen Rechner laufen lassen, so braucht man lediglich den Projektbereich zu kopieren!
Projektdatei - Datei mit Endung .qgs, über die QGIS gestartet wird. Sie enthält die Projekteigenschaften, die Verknüpfungen zu den im Projekt enthaltenen Layern und vieles mehr. Sie enthält jedoch nicht die Daten
QGIS – Kostenfreies, sehr mächtiges GIS
QGIS canvas - QGIS-Arbeitsfläche, QGIS-Kartenfenster
Rasterlayer - Layer, bestehend aus bildhaften, pixelcodierten Geodaten
ReMT – Rechte Maustaste
Schummerung – Pseudo-3D-Darstellung durch Schattenwurf
Shape, Shapefile - Grafikdatei zum Darstellen von Punkten, Linien und Polygonen (Flächen). Shapes sind georeferenziert.
TIFF - Tagged Image File Format - Dateiformat für hochauflösende Bilder, ist verlustfrei und nicht komprimiert.
Tiles – Karten min Form sogenannter „Kacheln“
URL – ein Internet-Link oder die Adresse einer Website
UTM - Universal Transverse Mercator, siehe auch ETRS89
Vektorlayer - Layer, bestehend aus vektorcodierten Geodaten, d.h. aus Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)
Vertex (Plural Vertices) - Scheitelpunkt, Punkt im 3-dimensionalen Raum
WFS - Web Feature Service
WGS84 - World Geodetic System 1984
WGS 84 EPSG:4326 – globales KBS, bei GPS-Empfängern verbreitet, nicht zum Messen geeignet
WGS 84/ Pseudo-Mercator EPSG:3857 – globales KBS für WMS-Einbindungen, nicht zum Messen geeignet
WMS (Web Map Service) – Internet-Schnittstelle für Landkarten