Servus beinand,
die meisten werden vermutlich Morcheln nur zum Essen sammeln und sich nicht für die Bestimmung auf Artebene interessieren. Zumal es ja meist gar nicht möglich ist, als Normalsterblicher eine Morchel zu bestimmen. Selbst die Artenzahl ist unklar. Im Moment sind wir, glaube ich, bei über 30...
Manche, wenige Morcheln gehen mit dem Mikroskop, so z.B. Spitzmorcheln i.w.S. mit Sporenornament (z.B. Längsstreifen). Doch wer mikroskopiert überhaupt Morcheln?!
Etwas besser geht es bei den Halbfreien Morcheln. Die erkennt man makroskopisch ja sehr gut und da sind es dann nicht mehr viele Arten. Genau genommen deren drei:
Morchella gigas (= Morchella semilibera)
Morchella punctipes
Morchella pipuliphila
Morchella punctipes ist m.W. nur aus Nordamerika bekannt, aber (!) Morchella populiphila, die auch eine "Amerikanerin" ist, wurde zumindest in Spanien und in der Osttürkei nachgewiesen. Inwiefern sie aber bei uns verbreitet ist, ist noch völlig unklar, denn wer mikroskopiert denn bitte Käppchenmorcheln?
Ich habe es selber nicht getan... Letztes Jahr fand ich Ende Mai/Anfang Juni eine "Käppchenmorchel" (trotz der Hitze) bei mir in Mammendorf im Wald (normaler Wald) und ich hatte sie als Kuriosum in den Münchner Pilzverein mitgebracht (wurde dann als Allerweltsart entsorgt). Jetzt wurde die Pappel gefällt... Wer weiß... vielleicht... aber natürlich hatte ich nicht mikroskopiert.
Nun gut - wie erkennt man Morchella populiphila?
Sie wächst wohl nur unter Pappeln (super... Morchella gigas wächst da ja auch gerne) - hilft also wenig.
Die Sporen sind einen Tick kleiner...: 20-27 × 11-16,5 μm - im Vergleich Morchella gigas: 22-30 x 12-18 μm
Und jetzt kommt's (wenn als Merkmal konstant): Die Paraphysen sind bei Morchella populiphila unverzweigt, bei Morchella gigas verzweigt. Da könnte also was gehen.
Verdachtsfälle können leicht überprüft werden, denn selbst die ITS unterscheidet sich gut von Morchella gigas.
Also, wer Käppchenmorcheln unter Pappeln findet und gerne mikroskopiert, möge sich ein bisserl zamreißen und statt sie zu verkochen (schmecken eh nicht besonders, Speisemorcheln sind mir da viel lieber) und mal mit der Mikroskop reinlinsen. Vielleicht gibt es eine Überraschung?!
Literatur dazu:
Acar I & Uzun Y (2017): An Interesting Half-Free Morel Record for Turkish Mycobiota (Morchella populiphila M. Kuo, M.C. Carter & J.D. Moore). Ekim (2017) 8(2): 125-128. Doi: 10.15318/Fungus.2 017.42
Franck Richard, Jean-Michel Bellanger, Philippe Clowez, Karen Hansen, Kerry O’Donnell, Alexander Urban, Mathieu Sauve, Régis Courtecuisse & Pierre-Arthur Moreau (2015) True morels (Morchella, Pezizales) of Europe and North America: evolutionary relationships inferred from multilocus data and a unified taxonomy, Mycologia, 107(2): 359-382, DOI: 10.3852/14-166
Liebe Grüße,
Christoph