Saftporling mit Parasit(en?)

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.379 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von haruma.

  • Hallo in die Runde!


    Bei unserer Exkursion am 09.03.d.J. fand ich in einem Auwald bei Siegen an einem liegenden Erlenstamm mehrere Exemplare eines Saftporlings (vermute ich mal).

    Meine Bestimmungsversuche liefen ins Leere bzw. in den Parasiten. Meine Vermutung geht in Richtung Oligoporus luteocaesius

    Anbei erst mal einige Bilder:


    1. Aufsicht


    2.Aufsicht Detail


    3. Hymenium


    4.Querschnitt


    5. Ausschnitt Hymenium


    6. Anwachsstelle


    7. Aufsicht Poren


    8. Parasit (100er Objektiv in Kongorot)


    9.Sporen (100er Objektiv)


    Es könnten aber auch die ellipsoiden Sporen sein ???


    10. Sporen in Melzer (100er Objektiv)


    Prüfung auf amyloide Reaktion der Sporen nicht aussagefähig.


    11. gelb gefärbte Tropfen extrazellulär


    Die Sporen (9.) könnten zu Oligoporus luteocaesius passen, die fehlende bläuliche Färbung und das Substrat nicht; (Parasit ungeklärt)


    Beim Erstellen des Beitrages bin ich noch über "Oligoporus foliculocystidiatus" gestolpert, für den im Schlüssel FE 10 "yellowish excreted droplets on poresurface" angeführt werden. Leider fehlt die Monographie dazu.


    Ich würde mich freuen, wenn mir jemand helfen kann!


    Herzliche Grüße


    Harald

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Harald!


    Zum Parasiten kann ich nichts sagen, aber solche durch befall verfärbenden Fruchtkörper gibt es bei einigen Arten von Oligoporus s.l., die dann oft gar nicht mehr besonders gut bestimmbar sind.

    Einige der allantoiden sporen oben könnten zu Tyromyces chioneus passen (bei dem dieser Befall auch sehr gerne vorkommt, und der makroskopisch so aussehen kann). Einige sind dazu aber auch deutlich zu groß: Mehr als 5(,5)µm Länge sollte da bei T. chioneus nicht sein:


    Da müsste man schon gucken, daß man noch Basidien mit Spren dran findet, um auszusortieren, welcher Sporentyp zum Porling gehört.



    LG, Pablo.

  • Servus Harald,


    Oligoporus folliculocystidiatus sieht völlig anders aus und ist am Fruchtkörperrand von seiner wattigen Nebenfruchtform umgeben. Es gibt bislang nur zwei Funde, wenn ich noch auf dem aktuellen Stand bin. Einmal der Typus aus Tschechien und dann habe ich ihn im Nationalpark Bayerischer Wald nachgewiesen.


    Oligoporus luteocaesius ist ebenfalls extrem selten. Ich meinte, ihn ebenfalls im Bayerischen Wald nachgewiesen zu haben, aber Ryvarden bezweifelt da die richtige Bestimmung, kann aber auch nicht sagen, was der Fund war. Indet. folglich (er war gelb und blau am selben Fruchtkörper und die Mikros passten...).


    Tyromyces chioneus kann gut sein - da müsstest du aber in der Trama Skeletthyphen finden. Für die Gattungsbestimmung wäre ohnehin wichtig, auf den Fäulnistyp des Holzes zu achten - Oligoporus / Postia: Braunfäule und Tyromyces: Weißfäule.


    Der Parasit könnte ein junger Hypomyces aurantiacus sein, aber da habe ich gerade nicht im Kopf, wie die Nebenfruchtform genau ausschaut. Daher sage ich nur makroskopisch und könnte sein.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Pablo,


    der Tip ist "gold" wert - danke. Nacharbeiten kann ich an den Fruchtkörpern leider nichts mehr, da sie bereits "biologisch recycled" sind.

    Zur Färbung des Hymeniums war ich davon ausgegangen, daß die Röhren gelb gefärbt sind und der Parasit als weißer Belag auf den Röhren sitzt (s. Bild 4 u. 5) und nicht nur oben drauf sondern auch auf den Röhrenwänden.

    In Mushroom Expert fand ich auch den Hinweis, daß die Fruchtschicht von Tyromyces chioneus im Alter gelb wird.

    Die Sporen sind nach meiner Einschätzung ein Gemisch von Wirt und Parasit und so wohl nicht verwertbar.

    Aber ich wollte auch keine Bestimmung aus diesen Teilen machen, sondern suchte einen Hinweis, welche Pilzart möglicherweise hinter diesen Fruchtkörpern steht. Diese Frage ist optimal gelöst!


    Liebe Grüße


    Harald

  • Hallo Christoph,


    danke für die ausführlichen Infos zu den beiden Oligporus-Arten. Der Tip mit Tyromyces chioneus scheint gut zuzutreffen. Ich kann zwar nicht mehr nacharbeiten, aber ich kenne den Fundort und ich kann eventuell irgendwann den Fäulnistyp überprüfen.

    Wie bereits in der Antwort an Pablo gesagt, geht es mir hier nicht um eine Bestimmung, sondern nur um die Eingrenzung, welche Art(en) solche Fruchtkörper bilden können.

    Zum Parasiten vermute ich eher, daß dieser weiß ist und auf der Porenoberfläche und in den Röhren sitzt (s. Bild 4 u. 5). Die Gelbfärbung des Hymeniums könnte, laut Mushroom Expert, durch das Alter der Fruchtkörper entstanden sein.


    Liebe Grüße


    Harald

    • Offizieller Beitrag

    Salut!


    es ist halt immer so eine Sache...

    Ich glaube nicht, daß Tyromyces chioneus die einzige Art ist, wo sich die Röhren so verfärben können (ob mit Parasit oder ohne).

    Zumindest die Röhren von Tyromyces fissilis (nicht umsonst auch "Aurantioporus") nehmen beim Trocknen gerne so eine goldgelbe Farbe an. Bei Tyromyces kmetii müsste ich mal drauf achten, die Art ist bei mir inzwischen deutlich häufiger als chioneus.

    Die Spur ist sicher nicht verkehrt, aber Christoph hat schon recht, daß man noch ein paaar Details bräuchte, um da eine richtige Bestimmung draus zu machen. Und klar, die Hyphen gehören dann auch dazu.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    die Fruchtkörper waren alt, wie das Funddatum 09.03. belegt und sie waren weich. Das könnte eher ein Hinweis auf T. chioneus sein. Aber wie gesagt, ich weiß, daß ich mit den verfügbaren Bildern keine Bestimmung auf die Beine stellen kann. Damit wächst die Liste der Pilze, die in der neuen Saison kontrolliert und mikroskopiert werden müssen - dann hoffentlich ohne Parasiten und mit eindeutigen Parametern.


    Liebe Grüße


    Harald

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Weich sind ja viele Fastporlinge (Oligoporus s.l. wie auch Tyromyces). Tyromyces kmetii ist zB bisweilen noch weicher als Tyromyces chioneus, und der klassische Doppelgänger - Oligoporus tephorleucus - ist in der Konsistenz und Haptik ungefähr identisch.

    Aber klar, bei so alten fruchtkörpern ist es immer schwierig, und auch die Konsistenz ist dann nicht mehr so, wie sie sein sollte. Erst recht, wenn da noch ein Parasit dran und drin herumfuhrwerkt.

    Also Daumen sind gedrückt, daß dir an der Stelle noch frisches Materiaal vorgesetzt wird. Würde mich auch interessieren, welcher Porling da als Wirt genutzt wird von... Was auch immer. :)



    LG, Pablo.

  • Auf den Saftporlingen kann man gelegentlich auch die orange Protocrea pallida finden...


    LG Rudi

    aktuell vor dem APR21: 8 Punkte... Eintritt: 8-5= 3 Punkte - inzwischen durch Stummmalus 3-5= -2 Punkte

    Platz12 : +4P, Segmentwette: +4P, Pltzierungswette: +10P= 16 Chips

    wp.markones.de

  • Auf den Saftporlingen kann man gelegentlich auch die orange Protocrea pallida finden...


    LG Rudi

    Hallo Rudi,


    habe eben versucht, mir ein Bild von Protocrea pallida zu machen und finde da einige Parallelen zu meinem Fund.

    Einerseits konnte ich kaum die Porenform und -größe des Wirtes ermitteln und andererseits sehen spätere mikroskopische Bilder der Probe der Anamorphen von Protocrea pallida ähnlich.

    Ist jetzt nachträglich nicht sinnvoll, aber bei einem Wiedersehen mit einem der "Verdächtigen" weiß ich jetzt besser zu agieren!


    Vielen Dank und LG

    Harald