mein erstes Schaf

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.143 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.

  • Auf den Wiesen um die drei Gleichen-Burgen hatten mir Schafe Erfolgversprechendes hinterlassen. Heute gab es die erste Ernte. Die kleinen Pilze sah in etwa aus wie cremefarbene Lyches aus Opalglas- also fast weiß, transluzent und spitzwarzig.

    Sie zeigten sehr klare Strukturen unter dem Mikroskop. Die Sporen hatten sehr kleine Warzen. Bestimmt kenn jemand den Namen der mikroskopischen Schönheiten.


    1


    2


    3


    4 Diese Sporenschläuche lagen überall auf dem Dung und waren schon unter der Stereolupe gut zu erkennen. Ein Pilz von dem sie stammen könnten, war nicht auszumachen.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Bestimmt kennt jemand den Namen der mikroskopischen Schönheiten.

    Ja und nein, Claudia.

    Ich vermute, dass Du mit Kongorot oder etwas ähnlichem angefärbt hast?

    Falls ja, wäre das für die Bestimmung nicht von Vorteil, da es die Farben des Präparates verfälscht und Chemikalien die Zellen abtöten.

    Desweiteren gibst Du zwar den Maßstab an, aber leider keine Maße. Das wäre in jedem Fall besser.


    Nun zu den Bildern.


    1. Man sieht neben dem "Hauptdarsteller" auch noch vereinzelte Sporen von Ascobolus, Sporormiella, Schizothecium und vermutlich Podospora.

    Ganz schön was los auf den Kötteln!


    2. + 3. Die breiten biseriaten Asci, die apikal keulig verdickten Paraphysen mit orangem Inhalt und die feinwarzigen, etwa 20 µm langen Sporen gehören ziemlich sicher zu Iodophanus carneus. Die Farbe dieser Art kann von creme über blassrosa bis orange variieren. Recht häufig an Schafdung.


    4. Sporormiella spec. Solch vierzellige Sporen "kann" nur diese Gattung. Die Pilzlein verraten sich oft nur durch ihre winzigen schwarzen Hälse (genau, die "little black dots"), da der Großteil der Fruchtkörper im Substrat steckt. Die Gattung ist recht artenreich und nicht einfach zu bestimmen. Wichtig ist, dass man viele Merkmale genau studiert, neben den Makromerkmalen u.a. Länge, Breite und Form der Sporen sowie ihrer Einzelzellen, Verlauf der Keimspalten (parallel, schräg, geschwungen, mit Knick in der Mitte), Art der Septierung (gerade oder schräg), Ascusstiel (lang, kurz oder abrupt kurz). Anhand weniger Sporen kann man idR keine belastbare Aussage treffen.


    Ich bin sicher, auf dem Schafdung gibt es noch viel zu entdecken, wie Dein erstes Bild offenbart. Bleib' dran!


    Liebe Grüße vom Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Chips: 72

  • Hallo Nobi, danke für Deine umfangreichen Erklärungen.Jas, ich habe Kongorot verwendet, weil der Pilz so gar keine Farbe hatte. Aber stimmt schon, wenn die eigene Farbe des Pilzes wichtig ist, war das wohl ein Fehler. Ich gelobe Besserung. Die Maße schreibe ich an die Sporen heran.


    Ich habe die Kostbarkeiten vom Schaf wieder zur Ruhe gelegt und werde in den nächsten Tagen nach weiteren Funden fahnden. Von den Sporomiella dürften sich noch weitere Exemplare finden lassen. vielleicht verraten sie noch etwas mehr von sich.


    Stimmt, Nobi. Dass Schaf steckt voller netter Überraschungen==Gnolm13. Da waren auf jedem Präparat andere Sporen, nur waren keine Schläuche oder Basidien oder sonstige auf Pilze hinweisenden Strukturen erkennbar. Beim Wildschwein gab es ja die Erklärung, dass die Wutz die Hirsch- und andere Trüffel verspeist hat. Aber beim Schaf dürfte der Fall wohl etwas anders liegen.



    Tolle Bilder Claudia! Was verwendest du für eine Mikroskop/Kamera-Kombi?


    Liebe Grüße,

    Florian

    Hallo Florian,

    danke für die (Dungi-)Blumen, Florian. Mein Mann hat mir vorletztes Weihnachten ein Primo Star von Zeiss geschenkt. Die Software dazu läuft auf dem Tablet. Ein völlig unangemessenes Geschenk für ein Greenhorn wie mich, ich vermute ja, dass er mich ruhig stellen wollte. Vernünftige Bilder kann mit dieser Technik wohl jede/r machen. Für mich ist eher das Präparieren und das Erkennen von Strukturen die Herausforderung.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Claudia,


    tolles Weihnachtsgeschenk:):thumbup:. Das Problem mit Farbstoffen kann übrigens auch sein, dass je nach Farbstoff auch lebende Strukturen verändert/abgetötet werden können. Daher am Besten Messungen auch immer in Leitungswasser durchführen. Hier mal noch ein interessanter Link mit ein paar Beispielen zu lebenden vs. toten/geschädigten Strukturen: http://www.gbif-mycology.de/hostedsites/baral/


    Liebe Grüße,

    Florian

  • Moin Florian


    Vielen Dank auch von meiner Seite für den interessanten link.


    Gibt es denn keinen vital Farbstoff der keine gravierenden Auswirkungen auf die Strukturen hat?

  • Hallo Alex,


    gerne:). Ich weiß leider nicht genau, welche Farbstoffe da "unschädlich" sind, ich glaube Lugol ist recht harmlos, ich konnte da zumindest bisher keine großen negativen Veränderungen feststellen. Manchmal kann die Schädigung aber auch bestimmungsrelevant sein, zum Beispiel löst sich bei manchen Arten von Mollisia der Inhalt der Paraphysen als gelbe Farbreaktion in die Umgebung (KOH+).


    Liebe Grüße,

    Florian

  • Hallo Florian,

    danke für den Link. Andreas Gminder hat bei seinem Mikroskopierkurs empfohlen, wegen der besseren Sichtbarmachung die Präparate anzufärben. Das sei für Anfänger leichte. Er hat meist Kongorot verwendet. Nur gelegentlich Baumwollblau. Da kannst du zusehen, wie die Zellen deformieren. Aber es ist schon richtig, wenn man Farbnuancen bewerten will, kommt man nicht umhin in Wasser zu mikroskopieren. Mit der Software kann ich die Mikrobilder such nachträglich noch schärfen und die Kontraste erhöhen oder eine Gammakorrektur durchführen. Das funktioniert m.E. auch besser, als eine nachträgliche Verbesserung mit der Bildbearbeitung. Ich werde demnächst ein Vergleichsbild in Wasser herstellen. Mal sehen, wie der Vergleich ausfällt. Ich bin jetzt richtig neugierig.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Claudia,


    auf jeden Fall kannst du diese Farbstoffe einsetzen, ich verwende auch öfter Baumwollblau, wenn es um das Ornament bei Ascosporen geht und gelegentlich Kongorot, sowie fast immer auch Lugol`sche Lösung. Nur die Messungen der Sporen, Asci, Paraphysen etc., sowie die Beurteilung von Pigmenten sollten eben in LW durchgeführt werden. Danach kann dann fröhlich gepanscht werden:D. Welche Lösungen unbedingt eingesetzt werden sollten hängt auch immer von der jeweiligen Gattung ab, bzw. kann bei Basidiomyceten auch wieder ganz anders aussehen, die ich so gut wie nie mikroskopiere.


    Liebe Grüße,

    Florian

  • alles klar:daumen:

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.