Liebe Foris.
Da es Morcheln zumindest
in Sachsen dieses Jahr nicht zu geben scheint, muss man sich als in dieser
Region lebender Pilzfreund eben andere Prioritäten setzen,
um doch noch zu einigen pilzlichen Frühjahrsfunden zu kommen.
So war ich während der letzten Wochen mehrmals im Elbtal zwischen Dresden und Meißen unterwegs.
Dabei konnte ich zwei für mich neue Becherlingsarten finde, die ich Euch gern zeigen möchte.
Starten möchte ich in
Klipphausen, im Tal der „Wilden Sau“, einem im Tharandter Wald entspringenden
und nach einigen Kilometern in die Elbe mündenden kleinen Flüsschen.
Vor allem nach Gewitterregen und während der Schneeschmelze macht es seinem Namen alle Ehre.
Schneebruch und Frühlingsstürme haben so manchen Baum gefällt, wie diesen am Auslaufbauwerk der ehemaligen Kläranlage Klipphausen,
die (nebenbei bemerkt) während der letzten zwei Jahrzehnte mein Arbeitsplatz war.
Dank der spannenden Beiträge von Matthias & Dieter wusste ich, dass man im Kronenbereich dieser
Bäume durchaus Pilze finden kann.
Also, kurz mal geschaut.
Und tatsächlich sah
ich an einigen Ästen winzige orange Punkte.
Etwas näher heran? Gern doch!
0,5-1 mm groß sind die
kleinen, der Rinde aufsitzenden Becherchen mit ihren auffällig schuppigen Rändern.
Das letzte Foto stammt von
Matthias, der die Art schließlich als Orbilia carpoboloides bestimmt hat.
Danke, Matthias, auch für die großartigen Dokus, die ich gern anfüge.
Eine Wanderung oberhalb
der sogenannten „Linkselbischen Täler“ führte mich samt einiger Freunde am
Sonntag vor einer Woche u.a. zum Totenhäuschen bei Batzdorf mit tollem
Elbtalblick.
Die Natur war endlich
erwacht und die Schlehen standen in voller Blüte.
Folgendes Blümchen gab
sich alle Mühe, einer Orchidee ähnlich zu sehen,
doch letztlich war es „nur“
ein Reiherschnabel (Erodium cicutarium),
dessen Blütenblätter abzufallen begannen.
Neben Tausenden
Buschwindröschen dominierte das Scharbockskraut (Ficaria verna) eindrucksvoll
die Hänge!
Dann plötzlich: Becherlingsalarm!
Inmitten der blühenden Pracht, im dichten Moospolster am Fuße eines Baumes, waren sie da. Langgestielte braune, bis 1,6 cm große Becherchen.
Begleitpflanzen: Scharbockskraut (Ficarea verna), Efeublättriger Ehrenpreis (Veronica hederifolia) und eine Weißwurz (Polygonatum spec.).
Erste und spontane Idee: Anemonen-Becherling (Dumontinia tuberosa).
Keine Buschwindröschen weit und breit. Fällt also aus.
Wie weiter?
Scharbockskraut-Stromabecherling (Sclerotinia binucleata).
Da müsste man in den Sporen zwei Zellkerne sehen. Das ist nicht der Fall.
Hatten wir nicht eine Weißwurz (Salomonssiegel) am Standort?
Klar, hatten wir! Mit den
roten Pfeilen markiert.
Leider gelang es mir nicht
bis zu den stromatisierten Wurzeln des Salomonssiegels zu graben,
aber nach
meinen und Matthias‘ Untersuchungen kommt da nur Stromatinia rapulum (Salomonssiegel-Stromabecherchen)
infrage.
Das wäre dann der zweite sächsische Fund!
Zwei winzige Käfer (ca. 5 mm) konnte ich während der Pilzpirsch zufällig entdecken. Die will ich Euch abschließend gern noch zeigen.
Da war einmal ein Getreidehähnchen
(Oulema spec.), dass sich auf meiner rechten Hand niedergelassen hatte.
Dieses
mit links zu fotografieren war schon eine Herausforderung.
Und dieser Winzling mit
den dreigegliederten charakteristischen Fühlern, zu dem mir beim besten Willen
kein Name einfallen will.
Kann jemand helfen? Ah, vermutlich ein Dungkäfer namens Melinopterus cf. prodromus. Danke, Ralph & Ralf!
Ich danke Euch allen fürs
Mitgehen und natürlich ganz besonders Dir, lieber Matthias, für Deine
Unterstützung!
Liebe Grüße vom Nobi