Servus beinand,
da es im Moment bei mir staubtrocken im Wald ist, schaue ich mir auch mal Tintlinge an, wenn ich welche unterbekomme. Heute hat Boris Zurinski, der im Moment bei mir weilt, bei einer kleinen gemeinsamen Exkursion in Mammendorf einen Tintling mit Ozonium gefunden. Das Habitat ist Kalkschotter mit Baumbestand - Eichen, Linden, Feldahorn, Weißdorn - die Fruchtkörper (einer war am Zerfließen, den ich für die Sporenmaße auch mitnahm) wuchsne brav auf Holz, das brav ein Ozonium zeigte.
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Ich habe ihn nur von oben fotografiert, da beim Umdrehen ein gesamtes Ameisennest, das ich dadurch aufgestöbert hatte, gegen mich hatte. Ich war froh, den Pilz dann vom Holz ablösen zu können, wieder wegzugehen, zurückzukommen, als die Ameisen wieder im Bau waren, um dann schnell die Pilze einzupacken.
Erwähnenswert ist aber, dass die Stielbasis hell war, aber eine Abrisskante des Gesamtvelums zeigte - diese Abrisskante bzw. angedeutete Volva war weiß.
Das Velum universale auf dem Hut besteht aus Kugelzellen. Zudem habe ich rotbraune Hyphen gesehen, die an der Oberfläche des Velums saßen:
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Die Größenangabe dient als Maßstab. Die Kugelzellen des Velums messen um die 30-70 µm im Durchmesser.
Die HDS besteht auch aus Kugelzellen.
Die Pleurocystiden sind riesig - ich habe bis zu 147 x 50 µm gemessen. Die Cheliocystiden sind entweder Kugeln mit bis zu 40 µm Durchmesser oder den Pleurocystidne ähnelnde Schläuche von bis zu 78 x 52 µm.
Die Sporen sind etwas bohnenförmig allantoid, was wohl andere Ozoniumbildner ausschließt (außer den genannten beiden). Die Ma0e ergaben anhand der Tinte 6,75-8,0-9,25 x 3,75-4,3-5,0 µm; Q = 1,6-1,85-2,0; Keimporus ist etwas schief
Skala: 10 Teilstriche sind 9,5 µm
Und jetzt stehe ich da...
Nach dem Schlüssel von Andreas Melzer sollen ...
die Sporen von C. domesticus 6,7-10 (-11,2) x 3,7-5,6 (-6) μm
die von Coprinus ellisii wiederum (5,5-) 6,2-8,8 x (3-) 3,7-4,4 (-5) µm groß sein.
Ich habe lange gesucht, ob ich große Sporen finde - mehr als 9 µm waren es nicht - einmal 9,25 µm
Die Breite liegt zwischen den beiden...
In der Literatur finde ich dann wieder ganz andere Werte:
Flora Agaricina Neerlandica:
C. domesticus 6.0–9.0 × 3.5–5.0 μm, Q = 1.45–1.90, av. Q = 1.65–1.85, av. L = 7.4–8.3 μm, av. B = 4.2–4.5 μm
C. ellisii 5.5–7.0 × 3.0–4.0 μm, Q = 1.60–2.05, av. Q = 1.85, av. L = 6.3 µm, av. B = 3.4 μm
Da wäre unser heutiger Fund wiederum C. domesticus...
Nach Ortons Originalbeschreibung wäre ich auch bei Coprinus domesticus, da er für C. ellisii viel schmalere Sporen angibt...
Folge ich den Niederländern und Orton selbst, so habe ich den Haustintling fotografiert. Folge ich dem Schlüssel von Andreas Melzer, lande ich eher bei C. ellisii (nur gibt er da die Cystiden schmaler an, die von C. domesticus passen besser)
Daher meine Frage in die Runde - wie soll und kann ich das deuten?
Oder ganz kurz auf den Punkt gebracht:
Hilfe!
(und ich dachte, mit Ozomium sei es leicht, weil es da wenige Arten gibt, die in Frage kommen)
Hier noch meine Mikronotizen (ohne die ausführlichere Sporenmessung) - alle Maße mal 0,95 nehmen bzw. 5% abziehen. Mein Messokular ist nicht 1:1 übersetzend. Und sorry für die Sauklaue - ich kann's lesen *hihi
Liebe Grüße,
Christoph