Hallo zusammen,
ich möchte ein Rezept bzw eine Idee für eine Wochenendbeschäftigung fürs nächste Wochenende mit euch teilen.
Und zwar habe ich letztes Jahr erfahren dass es in Osteuropäischen Ländern (Russland, Ukraine, Georgien, Bulgarien) sowas wie eine Kieferzapfenkonfitüre gibt! Ich habe online recherschiert, und letzes Jahr im Mai, als die Kiefer ihre Zapfen im richtigen Zustand hatten, diese Konfitüre zum ersten Mal gekocht. Ich war davon total begeistert! Der Geschmack ist sehr einzigartig, es ist wie ein Duft eines Kiefernwaldes am warmen Hochsommertag! Ich liebe diesen Duft von Kiefern und bin jetzt sehr froh darüber ein Lebensmittel zu haben, das so schmeckt wie dieser Kiefernharz riecht!
Zudem soll das Ganze ziemlich gesund sein (vom Zucker abgesehen, natürlich). Soll vor allem bei Erkältungen und Atemwegserkranungen helfen, egal ob bei akuten Becshwerden oder vorsorglich.
Ein Artikel bei Huffpost nennt "pine con jam" als ein seit Jahrhunderten erprobtes Mittel gegen Bronchitis, Husten, Asthma, Arthritis, und sogar Krebs (?).
Aber Achtung - nicht zu viel davon essen, höchstens ein paar Esslöffel am Tag, weil zu viel Harz nicht gut für Nieren sein soll. Es ist ja eine Naturmedizin, da soll man auch nicht übertreiben.
Kurz erklärt:
Junge grüne Zapfen (unter 5 cm Länge) sammeln, putzen, mit Wasser und Zucker aufkochen (Verhältnis 1:1:1). Zwei Stunden kochen, über Nacht abkühlen lassen, wieder aufkochen, wieder über die Nacht abkühlen lassen, dann noch ein drittes Mal aufkochen. Dann heiß in die Gläser füllen. Fertig! So macht man die Konfitüre.
Ich persönlich mag die Sirup-Variante mehr als die Konfitüre. Dafür soll man Zucker erst beim zweiten Aufkochen zugeben und die Zapfen werden noch vor diesem zweiten Kochvorgang herausgenommen (nach dem der Topf abgekühlt ist). Die trübe, harzige Flüssigkeit wird noch gefiltert. Beim zweiten Kochvorgang wird lediglich die gefilterte Flüssigkeit mit Zucker aufgekocht (Verhältnis wieder 1:1, d.h. 1kg Zucker pro Liter Flüssigkeit).
Lang erklärt:
Erstmal braucht man Zapfen. Sie müssen noch grün sein. Sie müssen etwa 2-4 cm lang sein, höchstens 1 bis 5 cm ,weil kleiner es sich nicht lohnt. Größer sind sie aber schon zu alt für sowas. Die richtige Zeit dafür ist im Mai, je nach Gegend vielleicht noch Anfang Juni. Bei uns (Oberrhein-Ebene) ist es Mitte Mai soweit.
Kleinster und größter der geernteten Zapfen:
So etwa wachsen sie:
Um Kiefernzapfen zu pflücken sucht man sich eine schöne Landschaft aus, wo die büschelige einzelne Kiefern mit niedriegen Ästen stehen. Normale Kiefernwälder sind dafür weniger geeignet, weil da die grünen Baumkronen ganz, ganz oben sind und man an die frischen Zapfen ohne Leiter nicht ran kommt. Am bestens sind die Bäume bis ca. 10m hoch geeignet, die relativ frei im Feld stehen und uns ihre Äste mit grünen Zapfen geradezu anbieten.
Solche Bäume sind perfekt:
Am besten sucht man ergiebeige Bäume die viele Zapfen haben. Erstens schadet man dem Baum kaum, zweitens geht das Pflücken viel viel schneller (leider aus eigener Erfahrung gelernt).
Solche Äste sind Top!:
Achtung! Die Zapfen sind harzig, die Hände werden davon klebrig sein. Ich benutze keine Gummihandschuhe sondern nehme einfach Wasser mit um die Hände abzuwaschen. Sie bleiben trotzdem danach einige Stunden lang etwas klebrig. Zum sammeln am besten auch eine Plastiktüte nehmen ,die man nachher weg werfen kann. Kein Korb oder Stoffbeutel!!
Die Ernte:
Beim Putzen schneide ich die Zapfenstiele einfach ab. Bei mir hatte fast jeder zweite Zapfen einen kurzen Stiel.
Putzreste sehen so aus:
Danach wasche ich die Zapfen ein wenig mit kaltem Wasser. Sie sind schon recht sauber, Wasser bleibt in der Regel ziemlich klar.
Dann werden die Zapfen in einem großen Topf mit Wasser bedeckt. Das Wasser soll die Zapfen nur ein wenig bedecken.
Achtung! Der Topf wird nachher sehr harzig sein, lässt sich aber mit etwas Mühe abputzen und spätestens nach ein paar mal in der Spühlmaschine wird der Topf wieder harzfrei sein.
Ich mache zwei Varianten: 1) Sirup und 2) Konfitüre. Vorgehensweise ist fast gleich. Sirup ist übrigens mein absoluter Favorit, von der Konfitüre mache ich nur wenig, aber das ist Geschmackssache.
- 1) Für den Sirup die Zapfen im Wasser aufkochen und bei kleiner bis mittlerer Hitze 1-2 Stunden lang kochen lassen.
- 2) Für die Konfitüre gilt das Selbe, nur der Zucker wird gleich dazugegeben. Hier muss man sowohl die Zapfen abwiegen, als auch die Wassermenge abmessen. Und zwar pro Kilo Zapfen 1 Liter Wasser und 1 kilo Zucker. Also, einfach 1:1:1.
Eine bis zwei Stunden kochen ,bei kleiner bis mittlerer Hitze, über die Nacht (oder mind. 8 Stunden) langsam abkühlen lassen.
Danach ist das Wasser trüb, so muss es sein.
- 1) Für den Sirup die Zapfen jetzt entnehmen, die Flüssigkeit filtern (ein feiner Sieb ist dafür ausreichend) und Zucker dazugeben. 1 kilo Zucker pro 1 Liter Flüssigkeit. Die Zapfen, die noch etwas fest sind und nicht zerfallen sind bitte aufheben, später kommen sie in den Sirup als eine wunderbare, essbare Deko.
- 2) Bei der Konfitüre-Variante ist der Zucker ja schon von vorne mitdabei und die Zapfen bleiben einfach drin. Hier muss man nichts extra tun, einfach weiter kochen.
Die bei der Sirup-Variante entnommene und afgehobene Zapfen:
Jetzt wird der Topf zum zweiten Mal aufgekocht, wieder 1 bis 2 Stunden kochen bei kleiner bis mittlerer Hitze.
Danach den Topf wieder langsam abkühlen lassen. Dann (mindestens 8 Stunden später) noch mal zum dritten mal aufkochen, diesmal müsste 1 Stunde Kochzeit reichen.
Die Flüssigkeit nimmt eine schöne rötliche Farbe an.
Sirup "work in progress":
Konfitüre "work in progress":
- 1) Für die Sirup-Variante: die aufgehobenen vorher abgekochten Zapfen ca. 30 Minuten vorm Ende des Kochvorgangs hinzufügen und mitkochen lassen. Die Zapfen zerfallen gerne, das ist ein wenig ärgerlich, esstechnisch aber nicht schlimm.
- 2) Für die Konfitüre-Variante muss man auch hier nichts extra unternehmen, einfach weiter kochen. Die Zapfen werden dunkel-rot-braun, das ist genau die Farbe, die wir haben möchten. Sie zerfallen teilweise, das ist auch ganz normal.
Bei Sirup kommen die Zapfen optional zum Schluss für die letzen ca. 30 Minuten noch dazu:
Das ganze noch heiß in saubere bzw. sterile Einmachgläser füllen und fertig! Ich benutze Schraubgläser die von Konfitüren, Oliven, usw übrig bleiben. Bei mir gehen die Gläser dann in den vorgeheizten Backofen für 1 Stunde bei 90 Grad. So sind sie nach meinem Verständnis quasi "eingekocht" und dadurch länger haltbar, theoretisch jahrelang. Das ist aber nicht zwingend erforderlich, es geht auch ohne!
Links vorne ein Glas mit Konfitüre (schwarzer Deckel), andere Gläser sind mit Sirup.
Wer es schneller haben will kann nur zwei statt drei Kochvorgänge machen. Es ist auch ganz OK. Sirup/Konfitüre wird halt etwas heller, eventuell etwas dünner, und eher dunkelrosa als rot-braun.
Warum muss man mehrmals aufkochen mit "Ruhezeiten" zwischendurch? Kein Ahnung... ich habe das Rezept bei Russen abgeguckt, da werden zwar die einzelnen Schritte erklärt aber nicht der Sinn dahinter. So, mit mehrmals Aufkochen, klappt es aber 100%
Mir schmeckt der Sirup sowohl pur als auch in einem Glas vom schwarzen Tee.
Die Konfitüre finde ich etwas bitterlicher und herber, die Haupt-Geschmacksrichtung ist aber definitiv die gleiche wie beim Sirup
Falls jemand das nachkocht, würde ich mich über Feedback von Euch sehr freuen!