06.04.2019:
Die Fladen-, Totholz-, Granitstein- und Wasserholz- Pilznerd-Megatour - Teil 3
Liebe Pilz-Freunde,
dies ist Teil 3 des Berichtes vom 06.04.2019.
Teil 1 findet Ihr hier
Teil 2 findet Ihr hier
Teil 4 findet Ihr hier
Teil 5 findet Ihr hier
Teil 6 findet Ihr hier
Teil 7 findet Ihr hier
Teil 8 findet Ihr hier
Teil 9 findet Ihr hier
Teil 10 findet Ihr hier
Teil 11 findet Ihr hier
Den Nachtrag findet Ihr hier
Und weiter geht's...
Fundnummer:
2019-04-06-0930-F
Eine weitere interessante Art, die wir bereits kurz vorstellten ist die
folgende, die sich ebenfalls reichhaltig am Fladen zeigte.
Der Bärtige Kot-Kugelpilz (Schizothecium
conicum) - welcher wegen Größe und schwachem Kontrast etwas
problematisch zu fotografieren war.
Die interessanten Mikrobilder im Anschluss dürft Ihr Euch nicht entgehen
lassen...
Morphologische Daten:
Substrat: Kuhfladen
Pseudothecium-Form:
Kegelig nach oben zugespitzt, das "schwarze Köpfchen" hat in der Mitte eine
Vertiefung, Außenseite struppig, Durchmesser ca. 0,3 mm, Länge ca. 0,5-1 mm
Farbe:
grüngrau
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Die Mikmaks dazu:
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Hier seht ihr das 0,05 mm breite schwarze "Köpfchen" mit der Vertiefung gut:
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Einfach nur in Wasser gelegt und das Deckglas ohne Druck aufgelegt schaut so
aus:
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Wenn man dann auf das Deckglas drückt platzt "das Ei" (Pseudothecium) auf und
die beeindruckenden grünen Sporen in den Asci kommen zum Vorschein:
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Toll sehen die Sporen in Smaragd-grüner Farbe aus:
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Asci:
8-sporig, ca. 213 - 237 x 27,2 - 28,9 µm
Sporen in Wasser:
Zitronenförmig, an einer Seite ein Pedicell,
dunkel-oliv-grün bis smaragd-grün
(23.1) 23.7 - 26.7 (27.8) x (13.5) 13.9 - 15.4 (15.7) µm
Q = (1.5) 1.6 - 1.8 (1.9) ; N = 29
Me = 25.4 x 14.6 µm ; Qe = 1.7
Hier seht Ihr die reifen Asci, Ascus-Basen und die Sporen mit dem "Pedicell":
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Die "Squamufolien"- welche an der Außenseite der Fruchtkörper sitzen sehen aus
wie die Hände vom Sensenmann:
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Eine kleine Geschichte dazu:
Hier machte ich zunächst einen Untersuchungs-Fehler. Da beim Mikroskopieren
meine Tochter dabei war und diese immer alles mit ansehen will, musste ich in
GSM präparieren um die Verdunstung
zu vermeiden. Das Natriumhydroxid im GSM tötete aber sofort die Sporen ab.
Es entstanden die so genannten "De Bary
Bubbles" (danke - Matthias für die Erklärung dazu) - die die Sporen wie
Augen aussehen lässt. Diese grünen Augen starren einen dann durch das Mikroskop
an und die Gerippe-Hände greifen nach einem. Gespenstisch! ;)))
Diese "Augen" will ich Euch nicht vorenthalten:
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Schließlich noch die "Peridie", das ist die Außenrinde des Pseudotheciums.
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Fundnummer:
2019-04-06-0930-G
Schließlich tauchten winzige Tintlinge am Kuhfladen auf. Es sind die
winzigsten Tintlinge die ich je gesehen
habe. Mit einen Stieldurchmesser von
nur 0,15 mm(!) - viel dünner als ein Haar - und einem
Hutdurchmesser von nur 0,7 mm könnt ihr
Euch gut vorstellen, was es bedeutet die Daten eines solchen Pilzchens
aufzunehmen - oder ihn zu fotografieren, wenn er schon nach 5 Sekunden vor der
Kamera beginnt sich zu neigen und sich in (fast) nichts aufzulösen.
Ich konnte zunächst die Mikromerkmale nur in letzter Sekunde anhand eines
einzigen komplett gequetschten Fruchtkörpers der kurz vor dem Zerfall durch
Austrocknen war aufnehmen. Danke an dieser
Stelle an Andreas für die Bestimmungshilfe.
Schon als dieser Bericht fast fertig war kamen jedoch noch 3 größere
Fruchtkörper zum Vorschein und ich hatte die Gelegenheit die Bestimmung dann
final abzusichern.
Morphologische Daten:
Substrat:
Kuhfladen
Hutform: jung rundlich, dann flach
aufschirmend
Huthaut: matt, stark gerieft, Velum
fehlend, behaart (Pileozystiden)
Huthaut-Farbe: jung gelblich, dann
fleischrosa mit gelblichem Zentrum, dann grau
Hutrand:
ohne Besonderheiten
Lamellen:
graulich, schneiden Hell (glasige
Cheilozystiden)
Stiel: glasig grau, stark behaart
Stielbasis: nicht wurzelnd,
etwas knollig, bräunlich
Größe:
kleine Fruchtkörper: Hutdurchmesser nicht aufgeschirmt 0,7 mm, Stiellänge 6 mm,
Stieldurchmesser
oben
0,15 mm, unten 0,2 mm, goße Fruchtkörper: nicht vermessen, in etwas doppelt so
groß.
Geruch:
Aufnahme unmöglich
Geschmack:
Aufnahme unmöglich
Es ist
der Verschiedenhaarige Tintling (Coprinellus
heterosetulosus) - wobei anzumerken ist, dass es sich hier wohl um
einen Artenkreis handelt, hinter dem sich durchaus
mehr als eine Art verstecken könnte.
Das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen.
Ein junger Fruchtkörper - achtet bitte auf die Scale Bar! Der Pilz ist
gerade mal 2 mm hoch.
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Fast ausgereift. Der Pilz erreicht eine
stattliche Höhe von 7 mm:
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Ein Fruchtkörper in Bestform:
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Hier die Nachzügler - also die etwas größeren Fruchtkörper von jung bis alt:
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Mikroskopische Daten und Mikrobilder:
Sporen:
Ellipsoid, Keinporus: schräg
Maße:
(8,0) 8,3 - 9,9 (10,3) x (4,8) 4,9 - 5,5 (5,8) x (4,5) 4,7 - 5,3 (5,5) µm
Q frontal = (1,6) 1,6 - 1,8 (2,1)
Q lateral = 1,7 - 1,9
Me = 9,0 x 5,2 x 5 µm; Qe frontal = 1,7; Qe lateral = 1,8
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Basidien:
4-sporig
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Cheilozystiden:
rundlich, hyalin, vielzahlig gedrängt stehend, ca. 21 µm breit
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Pileozystiden:
flaschenförmig, Sclerozystiden vorhanden
(30,8) 32,9 - 79,3 (85,1) x (8,5) 9,6 - 12,8 (15,0) µm
Der Hut als Nahaufnahme - man sieht schon die Pileozystiden welche nur in den
Hutfalten sind:
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Kaulozystiden:
flaschenfömig, vielzahlig vorhanden, Längen: (31) 34 - 56 (56) µm; N = 12;
Me = 43,3 µm
Halsbreiten: (3,5) 3,8 - 5,7 (6,4) µm; N = 13; Me = 4,6 µm
Das nächst Bild zeigt die Kaulozystiden in Luft. Die Kugeln rechts im
Bild sind Wassertröpfchen.
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Die Fladen-, Totholz-, Granitstein- und Wasserholz- Pilznerd-Megatour - Teil 3
- Schwammer-Dieter
- Erledigt
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Hallo Dieter,
spätestens nach dem Betrachten der Mikobilder muss jedem klar sein, warum diese Kackpilze richtig spannend sein können. Ich habe zu einer Aufnahme vom Tintling. Wie hast Du die Nahaufnahmen von den Cheilozystiden und den Pileozystiden hinbekommen? Ist das unter der Stereolupe fotografiert?
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Ich habe zu einer Aufnahme vom Tintling. Wie hast Du die Nahaufnahmen von den Cheilozystiden und den Pileozystiden hinbekommen? Ist das unter der Stereolupe fotografiert?
Hallo Claudia,
nein, keine Stereolupe. Einfach durch ein "billiges" 4-fach Bresser-objektiv durch fotografiert - aber wichtig ist die niedrige Numerische Apertur, die ist da bei diesem 0,1 und dann geht das eben auch in Luft. Ich nehme auch mal ein 10-er mit 0,25er Apertur, aber das wird dann ensprchend unscharf und hat hohe chromatische Abberation - weil man aber noch näher ran kann ist das oft egal.
Leider hab ich keine Kohle um mir da mal was vernünfitges zu kaufen (wurde ja Extrem-Baupfusch-Opfer wie einige von Euch schon wissen) - aber Matthias hat ein richtiges Kracher-Objektiv - der macht solche Lamellen-Bilder noch viel schärfer (siehe andere Berichte). Ich krieg da immer einen Anfall wenn ich seine Ergebnisse sehe ;-)))Das ist übrigens die beste Methode um schnell malvor dem Präparieren festzustellen:
a) hat der Schwammer Velumb) hat der Schwammer Kaulos
c) hat der Schwammer Pileosd) hat der Schwammer Cheilos
e) hat der Schwammer Pleurosf) welche Sporigkeit haben die Basidien
Und das alles oft sicherer als im Durchlicht.
Diese ganzen Infos bekommt man in ein, zwei Minuten - leider aber nur am Frischpilz... Da ich meistens Exsikkate habe ist das nicht so hilfreich für mich.
Beste Grüße
Dieter