Interessante Champis vom Garten eines Chorfreundes

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 2.361 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tricholomopsis.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr lieben,


    mir hat ein Chorfreund ein paar Bilder von interessanten Champis geschickt und mich um Hilfe gebeten.


    Ich habe auch ein Exemplar für die Mikroskopie bekommen. Leider komme ich erst morgen oder übermorgen dazu. Es liegt derzeit im Kühlschrank.


    Die Bilder aber kann ich schon mal einstellen. ==Gnolm7 Die Fruchtkörper stammen von einer Stelle im Garten, wo kürzlich Pferdmist als Dünger untergegraben wurde. Der Geruch ist unauffällig, der Ring ist interessanterweise bei "meinem" Exemplar aufsteigend.






    Hier noch 2-3 Fotos von "meinem" Exemplar wo der aufsteigende Ring gut zu sehen ist.





    Falls ihr konkretere Ideen habt, dann würden wir uns sehr freuen.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Servus Stefan,


    mich würde es nicht wundern, wenn dieser Champignon zweisporige Basidien hätte. Sieht für mich sehr nach Agaricus bisporus aus. Der Ring passt auch - er ist bei A. bisporus aufsteigend, auch wenn es manchmal andersherum aussieht.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Super, danke für den Tipp Christoph. Ist jetzt fast schon peinlich, dass ich bei dem Verdacht deinerseits den Fund wirklich angefragt habe. Aber ja, in freier Wildbahn sieht der echt total anders aus. =O:huh: Bin mal gespannt und werde berichten. Wäre für mich mal ein Novum einen wilden/ausgerissenen Zuchtchampi hatte ich noch nicht.


    l.g.

    Stefan

  • Servus Stefan,


    da ist gar nichts peinlich dran. Es kann genauso gut sein, dass ich völlig daneben liege (und das wäre mir wiederum nicht peinlich, denn das kann immer passieren). Agaricus am Foto zu bestimmen ist gewagt.


    Nebenbei angemerkt gibt es den Zuchtegerling auch als viersporige Wildsippe. Die ist aber wirklich sehr selten. Zweisporige findet man immer wieder auf passendem Substrat (und das müssen keine Kulturflüchtlinge sein).


    Mein Verdacht lässt sich ja schnell überprüfen ;-). Und noch als "Funfact" - Agaricus bisporus neigt gerne dazu, im Alter Sklerobasidien zu bilden, teils auch mit Nekropigmentation. Das sieht man gut bei alten Exemplaren aus dem Supermarkt (es lohnt sich, auch sowas mal zu mikroskopieren).


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Stefan,

    rein vom Bild her bin ich auch bei A. bisporus. Der scheinbar hängende Ring im Schnittbild kann sehr gut aufsteigend sein. Am Besten stellst Du das fest, wenn Du ihn vorsichtig mit der Pinzette abziehst.

    LG Karl

  • Und noch als "Funfact" - Agaricus bisporus neigt gerne dazu, im Alter Sklerobasidien zu bilden, teils auch mit Nekropigmentation. Das sieht man gut bei alten Exemplaren aus dem Supermarkt (es lohnt sich, auch sowas mal zu mikroskopieren).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Hallo Christoph!

    Interessant, was Du schreibst. Ich weiß, ich werde wohl nie das Mikroskopieren beginnen, aber würdest Du mir den Funfact oben etwas, nun, einfacher erklären? Das fände ich total lieb. ==Pilz26

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ich bin zwar nicht Christoph, aber ich versuchs mal. :) Sclerobasidien sind dickwandige Basidien. Normalerweise sind Basidien dünnwandig, zumindest bei den allermeisten Lamellenpilzen. Diese haben aber eine dicke Zellwand.


    Nekropigment: Wenn Basidien absterben, verfärben sie sich. So was ist auch eher selten. Ich hatte das schon bei einigen Risspilzen. Für die Cervicolores-Sektion ist das ein wichtiges Merkmal. Hier mal ein Mikrobild von Inocybe calamistrata, dem Blaufüßigen Risspilz als Beispiel.


    Inocybe - calamistrata


    blaufuessigerrisspilz.htm



    l.g.

    Stefan

  • Servus Tuppie,


    Stefan hatte es ja schon erklärt. ;) Sorry für die mangelnde Erklärung. Ich dachte, dass es diejenigen, die nicht mikroskopieren, ohnehin nicht interessiert. Sonst hätte ich es allgemeiner erklärt.


    Sklerobasidien können auch eigene Sporen erzeugen, die andere Maße als Sporen normaler Basidien haben. Man nennt das dann Heterosporie, da man dann zwei unterschiedliche Sporenpopulationen im Abwurf hat. Das führt dann beispielsweise durchaus zu Ausreißern nach oben.


    Sklerobasidien treten vor allem in den Gattungen Armillaria und Amanita auf (jedenfalls ist es da bekannt und publiziert - und da habe ich das auch beobachtet). Bei Agaricus bisporus ist mir das aufgefallen, als ich Fruchtkörper aus dem Supermarkt mikroskopiert habe. Dementsprechend waren einzelne, aberrant große Sporen zu beobachten. Ob dieses Merkmal einen taxonomischen Wert hat, weiß ich allerdings nicht. Daher habe ich es als "fun fact" verkauft. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph!

    Du musst Dich nicht entschuldigen, solche Fakten taugen ja normalerweise nicht für mich.


    Na, das ist ja mal ausführlich erklärt. Ich danke Dir und Stefan, dass Ihr hier die mykologisch-mikroskopischen Perlen vor die Säue (hier die Tuppie) werft. Ich werde versuchen, mir das zu merken, vielleicht kann ich es mal anwenden. ==12

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    es folgt die Auflösung. Es gab 2-sporige Basidien, clavate Cheilos en masse und entsprechend große Sporen. Alles in allem passt A. bisporus perfekt. Danke nochmal für die Diskussion.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Servus Stefan,


    danke für das Update. Dann passt der Makroeindruck ja gut. Ich finde den scheinbar von oben kommenden Ring, der dann doch aufsteigend ist (also nach unten abziehbar ist) besonders markant. Im Parra ist das sehr schön gezeichnet.


    Liebe Grüße,

    Christoph