Viele Erstfunde, schwer Bestimmbares und Leckereien - Teil 3

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 3.128 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schwammer-Dieter.

  • 09.09.2017: Viele Erstfunde, schwer Bestimmbares und Leckereien - Teil 3

    Hallo Pilz-Freunde,
    dies ist Teil 3 des Berichtes vom 09.09.2017
    .

    Teil 1 findet Ihr hier
    Teil 2 findet Ihr hier


    Und weiter geht's...

    Fundnummer: 2017-09-09-1559

    Morphologische Daten:

    Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, im feuchten Moos im Mischwald
    Fundzeit: 09.09.2017
    Wuchsform: gesellig
    Hutform:
    mit zentralem Buckel
    Huthaut:
    grau-beige, matt
    Hygrophanität: ja
    Hutrand:
    kantig
    Lamellen:
    weiß mit Rosa-Stich, viele Zwischenlamellen
    Lamellenschneiden: ohne Besonderheiten
    Lamellen-Stielübergang:
    gerade angewachsen
    Stiel:
    glänzend grau-weiß, wattig ausgestopft
    Stielbasis: ganz leicht myzelfilzig, fast wurzelnd
    Fleisch:
    weiß
    Größe:
    Hutdurchmesser ca. 4 cm, Stiellänge ca. 8 cm, Stieldurchmesser ca. 8 mm an dickster Stelle
    Sporenpulverfarbe:
    rosabraun
    Geruch: unzerrieben: leicht rettichartig, im Schnitt etwas mehlig
    Geschmack:
    nicht bewertet

    Als Entoloma-Fan ist das für mich natürlich ein absolut starker Erstfund:
    Niedergedrückter Rötling (Entoloma rhodopolium):
    mush-15796.jpg


    mush-15797.jpg


    mush-15798.jpg


    Sporen:
    mush-16108.jpg


    Fundnummer: 2017-09-09-1619
    Das ist natürlich etwas "kostbares" - in jeder Hinsicht - der Ziegelgelbe Schleimkopf (Cortinarius varius).
    Zum einen natürlich ein wunderbares Motiv - schaut Euch das an:
    mush-15799.jpg


    mush-15800.jpg


    Zum anderen aber ein wunderbarer Speisepilz... und auf geht's zum heutigen Geschmackstest (nach der Tour):
    Geputzt sehen die Pilze so aus. Sie sind knackig fest und sehen äußerst appetitlich aus:
    mush-15801.jpg


    In der Pfanne entwickeln sie einen sehr guten Duft der die ganze Küche erfüllt:
    mush-15802.jpg


    Der Geschmackstest:
    Wie immer bei meinen Tests wurden die Pilze nur in Margarine gebraten und etwas gesalzen.
    Optisch macht die
    Cortinarius varius auf dem Teller einen sehr guten Eindruck und riecht hervorragend.
    Der Biss ist mittel-fest. Das sieht so aus (schade, dass ihr nichts riechen könnt):
    mush-15803.jpg


    Cortinarius varius bekam die Wertung 8,5 Punkte.
    Ich würde Cortinarius varius als vorzüglichen Speisepilz bezeichnen. Er steht also ganz oben auf meiner Speisepilz-Liste.
    Und hier wieder einmal ein Update der aktuellen Geschmacks-Test-Bewertungs-Liste:

    mush-16114.jpg

    Fundnummer: 2017-09-09-1635
    Weiter ging's mit dem Keulenfüßigen Trichterling (Ampulloclitocybe clavipes):
    mush-15804.jpg


    Fundnummer: 2017-09-09-1648
    Wächst hier in einer in Reihen gepflanzten Fichtenplantage. Auch solche Standorte, insbesondere dieser doch sehr finstere Waldabschnitt sind immer für Überraschungen gut. Leucocortinarius habe ich vorher nie gesehen.
    Ebenso für mich ein Erstfund-Höhepunkt der Tour:

    Knolliger Schleierritterling (Leucocortinarius bulbiger)
    :
    mush-15805.jpg


    mush-15806.jpg


    mush-15807.jpg


    Fundnummer: 2017-09-09-1707
    Und hier gleich die nächste Besonderheit dieses Gebiets. Ebenfalls ein Erstfund für uns. Die Sporen sind wirklich sehr besonders.
    Rautensporiger Rasling (Lyophyllum deliberatum):
    mush-15808.jpg


    mush-15809.jpg


    mush-15810.jpg


    Sporen:
    mush-15811.jpg


    mush-15812.jpg


    mush-15813.jpg


    mush-15814.jpg


    Fundnummer: 2017-09-09-1700

    Ein Filzi....

    Morphologische Daten:

    Fundort:
    ca. 550 müNN. ca. N50, O12, bei Fichte, im Nadelstreu
    Fundzeit: 09.09.2017
    Wuchsform: einzeln
    Hutform:
    konvex
    Huthaut-Konsistenz: feinsamtig matt
    Huthaut-Farbe: dunkelbraun
    Hutrand: ohne Besonderheiten
    Röhren: gelb, aber dunkler als der Stiel, sehr fein
    Stiel:
    gelb, glatt, an der Spitze ungewöhnlich runzelig, keulig
    Stielbasis: rund
    Fleisch: extrem fest, gelblich, nicht verfärbend (weder außen noch innen)
    Größe: Hutdurchmesser ca. 3 cm, Stiellänge 3 cm, Stieldurchmesser ca. 15 mm

    Geruch:
    pilzig


    Ein unbestimmter
    Filzröhrling (Xerocomus spec.) - wahrscheinlich aus Sektion Sektion Subtomentosi.
    Wohl nicht ohne Weiteres zu knacken:
    mush-12964.jpg


    mush-12963.jpg


    Fundnummer: 2017-09-09-1722

    Eine schwierige Telamonie kündigte sich auch noch an...

    Morphologische Daten:

    Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, im Mischwald (Baumarten leider vergessen zu notieren)
    Fundzeit: 09.09.2018
    Wuchsform: sehr gesellig
    Hutform:
    schirmartig mit minimalem Buckel,
    sehr wellig
    Huthaut:
    braun, radialfaserig, matt
    Hygrophanität: ja
    Hutrand:
    ohne Besonderheiten
    Lamellen: braun, mit Zwischenlamellen
    Lamellenschneiden:
    glatt, absolut ohne Besonderheiten
    Lamellen-Stielübergang:
    ausgebuchtet angewachsen, kaum herablaufend
    Fleisch:
    braun-weiß
    Stiel:
    braun-weiß schillernd glänzend, braun befasert, keine Ringzone, hohl
    Velum universale: sehr weinig, Farbe orange-bräunlich
    Stielbasis: etwas verdickt und spitz zulaufend
    Größe:
    Hutdurchmesser ca. 3 cm; Stiellänge ca. 6 cm, Stieldurchmesser ca. 5-6 mm
    Sporenpulverfarbe:
    Pantone 7526U = ████
    Geruch:
    im Schnitt gut pilzig
    Geschmack:
    sehr stark pilzig mit einer muffigen Komponente
    Exsikkat-Farben:
    Hut uns Lamellen: mittelbraun, Stiel: mittelbraun und silberig überfasert

    Makrochemische Reaktionen:
    KOH 40% auf HH: sehr dunkel-braun fast schwarz

    Mikroskopische Daten:

    Sporen:
    isoliert warzig, honigbraun, ellipsoid bis amygdaloid
    Präparat: aus Lamellenstück (Exsikkat) ausgewaschen; Untersuchungsmedium: Wasser; Messwertanzahl: n = 49
    Test auf Normalverteilung nach Anderson Darling: Länge: normalverteilt; Breite: normalverteilt; Q: normalverteilt
    Standardabweichung S. D.: von L × B: 0,5 × 0,2 µm; von Q: 0,1
    Median: von L × B: 8,3 × 5,1 µm; von Q: 1,6
    Arithmetischer Mittelwert Me: von L × B: 8,3 × 5,1 µm; von Q: 1,6
    Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren mit 80%-Konfidenzintervall: für L × B: (7,2) 7,7 - 8,9 (9,3) × (4,7) 4,8 - 5,4 (5,7) µm; für Q: (1,4) 1,5 - 1,7 (1,8)
    Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren mit 90%-Konfidenzintervall: für L × B: (7,2) 7,6 - 9,1 (9,3) × (4,7) 4,7 - 5,5 (5,7) µm; für Q: (1,4) 1,5 - 1,8 (1,8)

    mush-16020.jpg


    mush-16021.jpg


    Lamellentramahyphen:
    nicht inkrustiert (wichtiger Schlüsselpunkt!)

    mush-16113.jpg


    Man landet beim Schlüsseln irgendwo in der Nähe von Cortinarius obtusus s.l. Die fehlenden inkrustierien Lamellentramahyphen, abweichende Sporenmaße, der ungestreifte Hut sind diskrepante Punkte. Diese Klade wurde schon vor Längerem einmal von mir pyhlogenetisch beleuchtet, jedoch auch mit dem Ergebnis, dass auch morphologisch noch genauere Untersuchungen nötig sind. Auch eine phylogenetische Analyse wäre hier nicht sinnvoll. Es bleibt also bei
    Jodwasserkopf
    im weiteren Sinn (Cortinarius obtusus s.l.):
    mush-15815.jpg


    mush-15816.jpg


    Fundnummer: 2017-09-09-1727
    Lepiota castanea haben wir auf dem Weg zum Auto noch an bekannter Stelle mitgenommen. Natürlich nur zum Mikroskopieren, nicht zu Essen. ;)
    Die braunen Elemente auf den Mikros sind die HDS-Zellen, die man makroskopisch als Schüppchen oder Filz sieht.

    Kastanienbrauner Schirmling (Lepiota castanea)
    :
    mush-15817.jpg


    mush-15818.jpg


    mush-15819.jpg


    mush-15820.jpg


    mush-15821.jpg


    Huthaut-Endhyphen (Die Stielschüppchen sehen auch so aus, kann man per Mikrobild alleine nicht unterscheiden):
    mush-16109.jpg


    mush-16110.jpg


    mush-16111.jpg


    Sporen:
    mush-16112.jpg


    "Natürlich gibt's auch heute wieder einen Blick in den Korb" würde Snokri sagen :-)))....
    Gerne - hier die heutige Ausbeute:
    mush-15822.jpg


    Das war's für heute....
    Wir hoffen die Tour hat Euch gefallen und wir freuen uns wie immer auf Eure Kommentare.
    Beste Grüße
    Dieter & Matthias

  • Servus Dieter,


    dein dunkelhütiger Filzröhrling gehört sicher in die Gattung Xerocomus s.str. (= Ziegenlippen). Zur Bestimmung braucht man da z.B. die Farbe des Basalmyzels und die Fleischfarbe (Schnitt durch den Fruchtkörper...).


    Beim Korbinhalt fällt mir Chroogomphus auf - eine sehr spannende Gattung. Die Bestimmung ist diffizil, aber machbar. Der Chrrogomphus "rutlius" in Pilze der Schweiz ist beispielsweise kein C. rutilus, sondern (wenn ich's gerade richtig im Kopf habe) Chroogomphus subfulmineus. Den hatte ich vor kurzem in Nürnberg bei der NHG unterm Mikroskop.


    Hier findest du einen Schlüssel zur Gattung: Schlüssel der sechs (!) europäischen Chroogomphus-Arten


    Vermutlich hast du ihn aber (leider) schon unbestimmt verkocht. Die meisten Arten der Gattung sind völlig unterkartiert, da sie nicht beachtet werden.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,

    und auch hier wieder vielen Dank für Deine geschätzten Tipps.


    Mit dem Xerocomus wollte ich mich beschäftigen - hab das dann aber nicht mehr geschafft.
    Deshalb gab es da keine nähere Bestimmung.


    Chroogomphus --> ja das Thema mit den Splitting der Arten ist mir schon bekannt. Da werde ich in Zukunft einmal drauf achten.
    Danke für den Link zum Schlüssel --> der ist gut gespeichert.


    Beste Grüße

    Dieter