Noch ein Champi

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 5.031 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Hannes2.

  • Hallo,


    ich weiß das es schwierig wird aber mit denen komme ich nicht weiter.


    Fundort: Wiese unter Birke

    Breite: bis 15 cm

    Höhe: bis 10 cm

    Huthaut: leicht schuppig

    Geruch: unangenehm aber nicht richtig zu definieren

    Fleisch: weiß, stark rötend

    Am ehesten kommt noch A. bernardii hin aber da passt die Huthaut auch nicht. Auch der Geruch ist anders.


    Was meint ihr dazu?


    VG Jörg

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    leider sind die Bilder nicht zu sehen.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    mehr als Sektion Bivelares sage ich zu dem auch nicht; also die Gruppe um Bernardii, Bitorquis und Konsorten.


    Mehr wird makroskopisch nicht gehen.


    l.g.

    Stefan

  • Hi Stefan,


    das habe ich mir schon gedacht. Makroskopisch passt immer irgend etwas nicht.


    VG Jörg

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    auch wenn bernardii makroskopisch besser oder perfekt gepasst hätte, hätte ich das gleiche geschrieben. Champis sind alles andere als einfach. Das merke ich gerade deutlich.


    l.g.

    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hej.


    Auch wenn die bei mir meistens nicht ganz so kräftig röten, erinnert mich der makroskopisch irgenwie an Agaricus litoralis (Gedrungener Egerling).



    LG; Pablo.

  • Hi Stefan,


    A. bernardii kenne ich aber mit viel rissigerer Huthaut und vor allem mit einem ekeligem Geruch wie alter Fisch. Den haben die hier definitiv nicht.


    Hi Pablo,


    auf den bin ich auch schon gekommen aber wegen diesem Link verworfen.


    VG Jörg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jörg!


    Ja, ziemlich genau so sehen die Dinger bei mir auch aus - also die champis, die ich für Agaricus litoralis halte.

    Und eben auch so spärlich verfärbend, wie die bei den italienischen Kollegen.

    beispiel:


    Dein Fund sieht denen durchaus ähnlich - bis eben auf das starke Röten. Wie weit das variabel sein darf, kann ich nicht einschätzen, denn litoralis rötet schon, aber eben eher dezent im Bereich des unteren Stieldrittels.



    Lg; pablo.

  • Hallo Pablo,


    deine hätte ich auch als A. litoralis bezeichnet, zumindest nach meinen sehr begrenzten Champikenntnissen. meine Funde röten aber fast so schnell und stark wie Blutegerlinge. Den Vergleich hatte ich ja erst am Freitag.


    VG Jörg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jörg!


    Du hast recht, vergiss die Idee mit litoralis. Das ist wohl Quatsch.

    Besser: Agaricus benesii oder Agaricus squamuliferus. Squamuliferus hatte ich mal, mit etwas kräftigerem Ring, aber auch das mag variieren. Ansnsten passt das viel besser, vor allem mit dem starken Röten.



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    womit ich wieder beim nächsten Problem wären. Die sollen ja beide, soweit man sie trennt, nicht unangenehm riechen. Das kann ich von meinen Funden nicht behaupten. Scheiß Champis, immer stimmt irgendetwas nicht überein==Gnolm21. Die sind ja genau so schlimm wie graue Scheidenstreiflinge. Vielleicht ist es ja doch A. bernardii dessen Huthaut einfach nicht aufreißen will.


    VG Jörg

  • Also "Dem Bernhard seiner" riecht sehr unangenehm,etwas fischig. Als Habitat "unter Birke" reicht da nicht ganz. Er heißt ja nicht umsonst "Dünen- bzw. Salzwiesenegerling". Er kommt in den letzten Jahren eben auch an Straßenrändern, die im Winter gesalzt werden, vor.

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Die Champis und ihre Gerüche...

    Nach meinen Beobachtungen haben so ziemlich alle Champiarten die Angewohnheit, ihren Geruch nur bei der geringsten Beeinträchtigung des Fruchtkörpers umzustellen. Also sobald sich irgendwo ein paar Hyphen zu zersetzen beginnen (etwas übertrieben ausgedrückt), ist der arttypische Geruch (Marzipan, Desinfektionsmittel, Heu, Desinfektionsmittel gemischt mit Marzipan, Supermarktchampi) weg und der Fruchtkörper wechselt sein Geruchsbild zu "nasser Hund" und dann zu "Verwesung". Manchmal kann man dann noch mit Rubbeln am Stiel was vom ursprünglichen Geruch rauskitzeln, aber dieser Umschlag von "charakteristisch nach Art xy" zu "Bäh!" passiert immer und manchmal auch schon bei Fruchtkörpern, die sonst noch recht fit aussehen.

    In der Gattung sind Gerüche meiner Ansicht nach darum schon immer mit Vorsicht zu genießen - sofern man überhaupt von Genuss sprechen kann. :gzwinkern:



    LG; Pablo.

  • Hallo Heidrun,


    die Champis sind ca 2m neben einem Weg gewachsen. Ob auf dem Friedhof auch gesalzen wird weiß ich aber nicht. A. bernardii kenne ich aber auch jung schon mit dieser Huthaut und mit ndeutlichem Gammelfischgeruch.

    Hallo Pablo,


    beim älteren, großen Exemplar könnte deine Vermutung schon hinkommen aber das junge, noch geschlossenen Exemplar hat den selben unangenehmen Geruch. Egal ob mit Ankratzen, ohne oder frisch angeschnitten. Ich sollte derzeit bei Champis nur noch zwischen essbar und nicht essbar unterscheiden. Meine Funde gehören eindeutig der zweiten Fraktion an.


    VG Jörg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jörg!


    Achtung, jetzt bitte Riechsalz und Nitro bereit halten: Es gibt Untersuchungen, nach denen mehr oder weniger alle wild wachsenden Champis giftig sind.

    Christoph hat's unter anderem >hier< mal zusammengefasst. Es gilt freilich immer: Die Menge macht das Gift. Wobei einige der Stoffe, die da angereichert werden auch in geringen Mengen schon eher ungesund sein dürften...
    Aber lecker sind sie ja trotzdem, und den einen oder anderen werde ich auch weiterhin verputzen, da bin ich ziemlich sicher.


    Bestimmungsversuche sind aber auch interessant, auch wenn's nicht immer bei einer Art endet.



    LG; Pablo.

  • Hi Pablo,


    zum Glück bin ich ja kein Champifan. Die einzigen die ich wirklich gern verputze sind die Blutegerlinge und die finde ich zu wenig um mich zu vergiften. So werdet ihr mich und meine Anfragen schon noch eine Weile ertragen müsseng:D.


    VG Jörg

  • Servus Jörg,


    bei deinem Champi sieht es so aus, als wäre der Ring nach unten abziehbar - der Fruchtkörper erscheint vom Velum universale gestiefelt zu sein. Damit ist Agaricus litoralis raus - da muss der Ring hängend sein, nach oben abziehbar, also aus Velum partiale gebildet sein - falsche Sektion!


    Gehe ich von der Ausprägung des Velum universale und reduzierten Teilvelum aus, gewichte den kompakten, gedrungenen, relativ kurzstieligen Habitus und nehme das Röten dazu, bin ich in der Sektion Chitonioides. Das bedeutet, dass der Fruchtkörper komplett KOH-negativ reagiert (und auch keine Schaeffer-Reaktion zeigt).


    Innerhalb der Sektion Chitonioides finde ich, passt Agaricus bernardii makroskopisch ganz gut. Ich wüsste nicht, was es sonst sein könnte.


    Weitere Arten wären:


    Agaricus bernardiiformis - ist meist dunkler braun am Hut (anliegende Hutschuppen), rötet kaum, dafür in der Stielbasis etwas gilbend

    A. gennadii - hat eine dicke Volva und ist graziler, langstieliger und ist oberhalb der Volva am Stiel schuppig; Fleisch fast gar nicht verfärbend

    A. pearsonii - Volva häutig, an Amanita erinnernd, Stielbasis teils etwas knollig; zeigt Rosatöne am Hut und ist auch graziler (lässt sich anhand der Cheilocystiden mikroskopisch unterscheiden)

    A. pequinii - ist oberhalb der Volva / des Rings schuppig

    A. pilosporus - wird überall rosa, auch auf dem Hut; die Volva erinnert auch an Amanita; ist oft sehr gedrungen; bei langstieligeren Kollektionen mit Stielknolle plus Volva; hat wie A. bernardii polymorphe Cheilocystiden


    Die Artenzahl ist übersichtlich - man sollte zur Sicherheit die Mikromerkmale prüfen, aber ich komme makroskopisch zu nichts anderem als Agaricus bernardii.


    (generell: bei Egerlingen sollte man immer erst versuchen, die Sektion zu bestimmen und erst dann nach Ähnlichkeiten zu suchen - Agaricus litoralis und Agaricus bernardii sind dann nie zu verwechseln)


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    dann bleibt es letztlich wie von mir schon vermutet bei einem Salzwiesenchampignon dessen Huthaut nicht aufreißen will, warum auch immer.


    Danke für deine Ausführungen:daumen:.


    VG Jörg