Servus beinand,
schon am Montag hatte Boris Zurinski (der mich besucht hat) bei einer gemeinsamen Exkursion einen Pferdeapfel mit Protostropharia erspechtet. Wir haben aber nur von der Sonne ausgedörrte Exemplare gefunden. Natürlich nimmt man auch das mit - das spart Energie für den Dörrex - und schaut mal rein. Und siehe da, der Keimporus war dorsal verschoben, schräg ansitzend. Inosfern klarerweise Protostropharia dorsipora.
Jetzt hatte es Dienstag und Mittwoch durchgeregnet - und am Vatertag war wieder strahlender Sonnenschein. Also los, hin zum Fundort und nochmal nachgesehen - und ja! Zwei Fruchtkörper sind nachgewachsen. Jetzt waren sie frisch und in bestem Zustand. Ein leichtes Zwerdrücken von Lamellen ergab auch den für die Art typischen Mehlgeruch (nur so dran gerochen hat man den üblichen Pilzgeruch, den auch Protostropharia semiglobata aufweist). Der Stiel ist auch dünner, die Fruchtkörper nicht ganz so kräftig wie der Halbkugelige Dungträuschling. Pr. dorsipora scheint bei uns auch nur an Pferdeäpfeln zu wachsen.
Es gibt weitere Unterscheidungsmerkmale zu Protostropharia semiglobata und zu den Gattungsgenossen, aber (Stand jetzt) ist es die einzige Art mit einem solch verschobenen Keimporus. Einen Schlüssel und die Beschreibung des Erstnachweises von Pr. dorsipora für Bayern habe ich in der Mycologia Bavarica 15 veröffentlicht (es gibt weitere Arten bei uns). Da die meisten Bücher nur eine einzige Art abbilden, nämlich Protostropharia semiglobata, werden andere Arten vermutlich meist übersehen.
Für die Dung-Fans: an Hirschdung findet man potentiell Protostropharia alcis - der nicht nur an Elch vorkommt.
Jetzt aber zurück zur Protostropharia dorsipora...
Übersichtsfoto mit Substrat (Pferdeapfel)
Etwas näher betrachtet - man sieht schön das gelbe Velum universale, das auch die Ringzone verursacht.
Stielbasis mit Velum universale, das fast eine Volva bildet (natürlich verklebt mit dem Stiel)
Man sieht hier schön, dass auch der Ring gelblich ist - er ist kein Teilvelum,sondern wird von der Gesamthülle gebildet.
Die Lamellen zeigen diesen schönen graublauen Ton und sind ausgebuchtet angewachsen.
Nun noch ein paar Sporen, an denen man sehr gut den verschobenen Keimporus erkennen kann. Da die Sporen sehr groß werden (über 20 x 10 µm) ist das leicht zu erkennen, zumal der Porus recht breit ist und die Sporenwand dick. Die Sporen wurden in Wasser untersucht. In KOH quellen die Wände extrem auf - solche Bilder findet man im Netz, aber so sehen die Sporen lebendig nicht aus.
Hier können nicht nur Dung-Spezialisten zuschlagen, nein, diese großen, auffälligen Pilze kann jeder sammeln. Schaut mal, ob ihr auch Pr. dorsipora finden könnt. Es ist im Moment ziemlich unklar, wie häufig die Art ist. Ich habe nach dem ersten Fund jetzt ein paar Jahre warten müssen, bis ich wieder einen unter der Linse hatte. Es besteht hier noch Kartierungs- bzw. Forschungsbedarf.
(Können die hiesigen Dung-Experten was dazu sagen oder ist euch der Pilz "zu groß"?)
Der hier vorgestellte Fund ist aus Oberbayern, Lkr. Fürstenfeldbruck, Gemeinde Hattenhofen, Ortsteil Haspelmoor - direkt südlich der Bahnstrecke.
Liebe Grüße,
Christoph