Wiesenchampignon

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 8.591 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wastl.

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ich sehe erstmal Champignons, die sehr wahrscheinlich keine Karbolis sind. Eine genauere Diagnose ist für mich aufgrund der Bilder nicht möglich.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Servus Wastl,


    der Stiel ist leider ein bisserl überbelichtet und gerade am Ring verdeckt ein Kleeblatt die Details... Ich sehe so nichts, was einem Wiesenegerlig im engen Sinne widersprechen würde, was nicht bedeutet, dass er einer ist. Der giftige Agaricus pseudopratensis muss auch nicht gilben und kann sehr ähnlich aussehen (gibt es auch rein weiß), riecht aber nach Karbol. Und dann gibt es unter den Wiesenegerlingen mehrere Arten. Der oberhalb des Rings glatte Stiel und der nicht schuppige Hut schließen aber schonmal Agaricus moellerianus aus.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Kein gilben, kein Karbolgeruch. Die kleinen Pilze hatten auch braune Lamellen, aber vielleicht liegt's an der Trockenheit der letzten Tage....

  • Servus Wastl,


    wie gesagt, das Foto sieht aus wie ein Wiesenegerling, nur bin ich bei Bildbestimmungen von Egerlingen sehr vorsichtig. Die Erscheinungszeit wundert mich auch nicht - der Wiesenegerling ist ein typischer Sommerpilz - und die Hitze nach dem kühlen Mai kann als Sommer fehlinterpretiert werden. Also die Pilze meine ich natürlich, die fehlinterpretieren und dann früher wachsen.


    Daher:

    Sieht aus wie Agaricus campestris ==Gnolm23, riecht vielleicht auch so ==Gnolm23, wächst auf Wiesen und ist daher vielleicht Agaricus campestris *hihi ==Gnolm17==Gnolm13


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hast schoh recht... bei Egerlingen muss man immer vorsichtig sein zumal jetzt sogar schon Egerlinge erscheinen, die trotz nicht gilbens und nicht Karbolgeruchs giftig sein sollen... hat man mir so erzählt. Wegen des Klimawandels und so... :(

  • Servus Wastl,


    um einen Egerling überhaupt näher einschätzen zu könnenm, braucht man viel mehr Detailinfos:


    Detailfoto der Stieloberfläche, Detailfoto der Stielbasis (auch wegen Rhizomorphen), Schnittbild wegen Verfärbungen, Information über die Abzeihbarkeit des Rings (nach oben abziehbar, nach unten abziehbar, gar icht abziehbar, weil direkt abreißend) - da hilft auch ein Detailfoto des Schnittbildes am Ring, idealerweise noch die Reaktion mit KOH im Fleisch und auf der Huthaut, Schaeffer-Test (sehr speziell und hoch toxisch) und Fotos von jung bis alt wegen Lamellenverfärbung...


    Niemand kann anhand dieser Fotos den Egerling auch nur annähernd bestimmen. Ich kann nur eins sagen: ein Wiesenegerling ist das nicht - da passt der ganze Habitus nicht und auch nicht die Lamellenfarbe.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Servus! Dann nehme ich die Herausforderung an. Erstmal die Detailbilder: (...)

    Fleisch bleibt weiß, Ring vergänglich, nicht verschiebbar, Hut... kaum geschuppt würde ich sagen, stil längs brüchig,spaltbar. :) geruch.. echt nicht übel. ;)

  • Kaliumhydroxid hab ich leider nicht... :( Sporenabwurf wird noch gemacht. :) LG Sebastian

  • Servus Wastl,


    ich fasse mal zusammen:


    Ring nach unten abziehbar, mit Zahnradkranz (= Velum universale) - damit fallen schonmal alle "Zwergegerlinge" weg. Damit fällt auch sect. Sylvatici weg (Ring hängend) und auch sect. Arvenses (Ring hängend). Für sect. Chitonoides passt der Habitus nicht. Sect. Spissicaules fehlt der Zahnradkranz, fällt auch weg.

    Jetzt fehlt die Chemie - die Stielbasis gehört längs aufgeschnitten (wegen Gilben). Wenn du sagst, dass da gar nichts passiert...


    ... bleibt eigentlich nur die sect. Bivelares übrig.


    Immerhin eingrenzbar :)


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo! Ring mit Zahnradkranz höre ich zum ersten mal... :/ er ist halt... aufsteigend, sagt man doch auch,oder? Also... zuguterletzt Agaricus bivelares? Du plättest mich mit Fachwissen. Wie lautet der Deutsche Name? Ich war mir mit Wiesenchampignon so sicher! Lg

  • Wenn ich den Hut abzieht, reißt er ab! :( ist der überhaupt essbar? :)

  • Servus Wastl,


    man sieht an der Ringunterseite eine dunklere, zahnradkranzartig aufgerissene Haut - das ist der Rest des Velum universale. Ist sowas vorhanden, kann man alle Egerlinge mit nur einfachem Ring ausschließen, so auch den Wiesenegerling. In der Sektion der Wiesenegerlinge gibt es zwar auch welche mit Zahnradkranz (z.B. Agaricus pampeanus), aber da passen wieder weder Habitus noch Lamellenfarbe usw.) noch der aufsteigende Ring.


    Der Rings steigt von unten nach oben auf, daher wäre er nach unten abziehbar. Diese Kombination ist schon seltener, deshalb kann manhier eingrenzen.


    Ich habe erstmal nur die Sektion angesprochen - Agaricus sect. Bivelares - da stecken mehrere Arten drin. So richtig passen tut da für mich aber nichts, zumal du keine jungen Fruchtkörper hast (Kollektion jung bis alt...). Und es fehlt die Makrochemie und die Mikroskopie...


    Ich wollte nur zeigen, wie ich vorgehe - ich suche nach Differentialmerkmalen, um erstmal viele Arten auszuschließen. Erst dann fange ich an, zu überlegen, welcher der übrig gebliebenen Arten der besagte Pilz ähnlich sehen können. Egerlinge sind eine sehr schwierige Gruppe, da fällt das Bestimmen sehr schwer. Nach Bild allein noch schwerer. Und wenn, dann ist es nur mit den entsprechenden Details überhaupt möglich. Hier steht einer Bestimmung auch im Weg, dass man nicht sieht, wie die Fruchtkörper sich von jung zu alt entwickelt haben.


    Es ist aber sehr gut, dass du Detailfotos nachgeliefert hast. Ich empfehle dir, das bei allen Bestimmungsanfragen zu machen - je mehr Informationen, umso eher kann man bestimmen. Vieles wird aber dennoch unbestimmt bleiben. Die Pilzbestimmung ist oft sehr kompliziert...


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Vielen Dank für die ausführliche Erklärung. Essbar gilt der gefundene aber schon,oder? Nicht gilbend, kein Karbolgeruch?!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Wastl!


    Ich rate davon ab, so herum vorzugehen. Bei Champis rate ich viel mehr dazu, die theoretisch essbaren Arten anhand von Merkmalen positiv zu erkennen, und nicht durch vermeintliches Ausschließen von giftigen Arten darauf Rückschlüsse zu ziehen, daß ein Fund essbar sein könnte.
    Denn das greift bei Champis nicht.

    Selbst die allgemein bekannte und (schwach) giftige Agaricus xanthoderma (Karbolchampi) gilbt eben nicht immer und Gerüche sind bei Champis halt flüchtig. Ich hatte durchaus schon Agaricus xanthoderma s.l. in der Hand, die nicht gegilbt haben und denen auch kein jodartiger Geruch zu entlocken war.

    Zudem gibt es weitere Champis, die giftig oder verdächtig sind, die weder deutlich gilben noch karbolartig (jodartig) riechen.

    Das generelle Problem bei Champis ist aber, daß prinzipiell alle wild wachsenden Arten nicht allzu gesund sind. Wenn auch nicht unmittelbar "giftig" eben dennoch (auch Blutchampis und auch Anischampis) einerseits massive Schwermetallsammler und / oder stark mit Agaritin angereichtert, das wohl in größeren Mengen auch nicht allzu gesund ist.


    Siehe zB auch >hier<.

    Am besten geht man so vor, wie Christoph beschreibt, erkennt die einzelnen Sektionen sicher, und sammelt dann nur Arten aus den Sektionen, in denen keine Giftpilze bekannt sind. Dann bleibt zwar immer noch das Schwermetallproblem, aber wenn man vorwiegend an schwach belasteten Standorten sammelt und nur wenig ist, sollte das kaum ins Gewicht fallen.



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    Danke für die Info! Das Sektionenfinden ist für mich zur Zeit noch wahnsinnig schwer, zumal ich nicht mal konkrete Angaben dazu online finde. Ich hab gestern ewig nach dem bivelares gesucht und nix gefunden.... Ich lass einfach mal die Finger von Egerlingen

    Lg