Pilze der letzten Tage

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 4.947 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,

    so langsam tut sich was am Niederrhein. Man muss sich zwar viel Zeit nehmen und längere Strecken zurücklegen, findet oft nur Einzelexemplare und steht in Konkurenz zu Schnecken, aber eine Auswahl kann ich Euch doch zeigen. Zunächst einige Eindrücke aus dem Depot (NSG Brachter Wald).

    Rauhstieliger Ackerling (Agrocybe pediades)


    Hier nochmal mit einem kleinen Storchenschnabel im Hintergrund


    Ein knackiger Hasenstäubling (Lycoperdon utriforme)


    Ein Verwandter des Haustintlings (Coprinellus domesticus), der sich hauptsächlich durch deutlich kleinere Sporen unterscheidet.
    Bescheideter Tintling (Coprinellus ellisii)


    Ein Lacktrichterling, der sich schon durch die etwas schuppigen Hüte und die längsgestreiften Stiele von ähnlichen Arten unterscheidet.
    Braunroter Lacktrichterling (Laccaria proxima)


    Ein Risspilz, den ich nur von sehr mageren Standorten kenne, der sowohl bei Weide als auch bei Kiefer wachsen kann. Die Stielbasis ist wenig bis garnicht verdickt, aber merkwürdigerweise wird er
    Breitknolliger Risspilz genannt (Inocybe tjallingiorum)


    Auf einem mehrere Jahre alten Pappelstumpf machte es sich ein Verwandter der Gelben Lohblüte (Fuligo septica) gemütlich

    Fuligo rufa


    An einem feuchten Standort am Rand eines kleinen Teiches standen kleine braune Pilze. Sie entpuppten sich bei der späteren Untersuchung als

    Rauhsporiger Schwefelkopf (Hypholoma udum) heute Bogbodia uda




    Als Zwischenspiel der Mittlere Sonnentau (Drosera intermedia)


    Im Gebiet fanden sich immer wieder Ansammlungen vom Schmalblättrigen Greiskraut (Senecio inaequidens) welche durch einen Rostpilz geziert wurden.


    Rostpilze sind sicher nicht jedermanns Sache, aber zumindest optisch können sie recht attraktiv aussehen.

    Greiskraut-Rost (Coleosporium senicionis)


    Ein weiterer phytoparasitischer Kleinpilz erinnert an die bekannte Kräuselkrankheit bei Pfirsichen. Es gibt zahlreiche weitere Arten, die teilweise streng wirtsspezifisch sind, wie in diesem Fall an

    Spätblühender Traubenkirsche (Prunus serotina)


    Taphrina farlowii

    Auch an meinem Wohnort gab es erste Pilze. Auf einem Häckselhaufen hatten sich Träuschlinge unter Himbeerranken verborgen und hatten noch annähernd ihre normale Farbe behalten.

    Rotbrauner Riesenträuschling (Stropharia rugosannulata)


    Sonneneinstrahlung verändert diese Pilze nahezu bis zur Unkenntlichkeit.

    Rotbrauner Riesenträuschling (Stropharia rugosannulata)


    Völlig unbeeindruckt von hohen Temperaturen zeigt sich die nächste Art, welche auch nach längerer Trockenheit, meist am Fuss alter Eichen, erscheint. Die ersten, im Moos versteckten Exemplare, ließen noch keine direkte Benennung zu.



    Dann fiel der Blick auf dieses Büschel
    Spindeliger Rübling (Gymnopus fusipes) früher Collybia


    Hier noch weitere Gruppen die auf der Rückseite des Baumes standen
    Spindeliger Rübling (Gymnopus fusipes) früher Collybia


    Den Anblick eines zerfressenen Täublings, von dem nicht mal mehr die Hutfarbe erkennbar war, möchte ich Euch ersparen. Leider war auch der Zustand von 5 Röhrlingen nicht wirklich sehenswert, aber da die Art nicht häufig ist. zeige ich sie trotzdem. Das war noch das am Besten erhaltene Exemplar

    Fahler Röhrling (Hemileccinum impolitum) früher Boletus impolitus


    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Karl,


    das sind ja wieder Träumchen, von teilweise recht seltenen Arten. ==10 Danke für den schönen und kurzweiligen Bericht.


    Zumindest H. udum und I. tjallingorum fehlen mir noch. Die würde ich gerne mal finden. Mal noch ne Frage. I. tjallingorum bräunt ja. Wie lange dauert das, bis das Bräunen beim trocknen einsetzt?


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo Karl,

    das sind super Aufnahmen von vielen interessanten Arten!. Schön dass bei Dir in der Gegend schon so viel los ist.

    Einige Arten-Bilder habe ich mir gleich Archiviert als "Referenz"

    Schön bunt gemischt - genau nach meinem Geschmack. ==Pilz23==Pilz23

    Beste Grüße

    Dieter

  • das sind ja wieder Träumchen, von teilweise recht seltenen Arten. ==10 Danke für den schönen und kurzweiligen Bericht.


    Zumindest H. udum und I. tjallingorum fehlen mir noch. Die würde ich gerne mal finden. Mal noch ne Frage. I. tjallingorum bräunt ja. Wie lange dauert das, bis das Bräunen beim trocknen einsetzt?

    Hallo Stefan

    Der Stiel von I. tjallingiorum bräunt auch ohne Berührung oder Trocknung schon am Standort, wie auch im Bild zu sehen ist. Wenn man nur sehr junge Exemplare findet, ist das noch nicht zu erkennen, aber nach einem Tag in der Dose sicherlich.

    LG Karl

  • Hallo Karl


    Traumfunde . In mein Umgebung keine , hab gestern große Moorflecke nachgeschaut , vorgestern Park und bekannte Stelle in Wald , Ergebnis - nur ein Phellinus . Warm ist schon lange tage und Feuchtigkeit ist sehr Optimal aber nix .

    Drosera intermedia ist sehr schön . In mein Umgebung - Winklmoosalm wachsen Drosera longifolia und man kann mehrere Exemplaren sehen .


    LG beli!

  • Auch wenn es kein Pilz ist, der Sonnentau hat klar gewonnen!


    "Bogbodia uda"! Mir wird immer schwindliger in der Zentrifuge der Schlaunamen.

    Man müßte im Kopf mal einen Reset-Knopf nützen können damit man mal all die Pilznamen neu lernen kann. :grolleyes:


    Danke für den Beitrag!

  • Hallo Karl, das gibts ja gar nicht. Es ist Juni und Du zeigst uns hier Pilze der Saison! Glückwunsch. Aber mir gehts wie Mausmann, am meisten beeindruckt hat mich der Sonnentau.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    So schöne Pilze. :)
    Die Laccaria proxima kannst du makroskopisch ansprechen? Ich frage mich nämlich nach wie vor, ob das für alle großen, schuppighütigen Laccarien mit braunem, stark längsfaserigen Stiel funktioniert, weil der Gattungsüberblick fehlt. Was Anderes kam bisher zwar nie raus, aber ich traue meiner erfahrung noch nicht in dem Bereich.


    Von Inocybe tjallingiorum hatte ich 2016 zwei Kollektionen in der Viernheimer Heide, auf offenem, sandigem Boden bei Kiefern (trockener, sommerheißer Standort).

    Beide Kollektionen von Ditte bestimmt, und deinen zwar sehr ähnlich, aber doch auch etwass variierend.
    Die stelle ich hier mal dazu, schaden wird's nicht. Bräunende Stiele haben die natürlich auch.





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    LG, Pablo.

  • Servus Pablo,


    ich sehe da auch Laccaria proxima s.str. Die Hutoberfläche und der Stiel sind sehr typisch. Aufpassen muss man bei Funden in Sphagnum - Laccaria longipes sieht sehr ähnlich aus hat aber einen glatteren Hut. Hier hilft zudem der Standort - ich hätte bei Karls Fund keine Bedenken, den auch makroskopisch anzusprechen. Laccaria bicolor kann auch ähnlich aussehen, solange man nicht die Stielbasis und/oder die Lamellenfarbe sieht (hier kann man die Art auch ausschließen).


    Laccaria longipes fehlt in vielen Bestimmungsschlüsseln - ich empfehle hierzu den Artikel von Andreas Bresinsky:


    Bresinsky A. (2010) – Über Laccaria longipes nebst Anmerkungen zur Checkliste der Basidiomycota von Bayern. Mycol. Bav. 12: 51-63.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • das sind super Aufnahmen von vielen interessanten Arten!. Schön dass bei Dir in der Gegend schon so viel los ist.

    Einige Arten-Bilder habe ich mir gleich Archiviert als "Referenz"

    Schön bunt gemischt - genau nach meinem Geschmack. ==Pilz23==Pilz23

    Hallo Dieter,

    bei den tollen Berichten die du immer einstellst, freut es mich besonders, wenn ich Dir auch etwas bieten kann :).

    LG Karl

  • Drosera intermedia ist sehr schön . In mein Umgebung - Winklmoosalm wachsen Drosera longifolia und man kann mehrere Exemplaren sehen .

    Auch wenn es kein Pilz ist, der Sonnentau hat klar gewonnen!

    Hallo Karl, das gibts ja gar nicht. Es ist Juni und Du zeigst uns hier Pilze der Saison! Glückwunsch. Aber mir gehts wie Mausmann, am meisten beeindruckt hat mich der Sonnentau.

    Hallo Beli, Mausmann und Claudia,
    da bin ich ja froh, dass ich den Sonnetau mit eingebaut habe. Der Sonnentau steht in einem Bereich dort flächendeckend und das Areal ist durch den im letzten Jahr gefallenen Wasserspielgel noch größer geworden. Hier noch 2 Bilder, die meine Begleiterin an dem Tag aufgenommen hat.




    LG Karl

  • Die Laccaria proxima kannst du makroskopisch ansprechen? Ich frage mich nämlich nach wie vor, ob das für alle großen, schuppighütigen Laccarien mit braunem, stark längsfaserigen Stiel funktioniert, weil der Gattungsüberblick fehlt. Was Anderes kam bisher zwar nie raus, aber ich traue meiner erfahrung noch nicht in dem Bereich.

    Hallo Pablo

    Ich habe extra auf die makroskopischen Merkmale hingewiesen, weil viele Leser nicht mikroskopieren. Wie Christoph bestätigt hat, war diese Kollektion jedoch wirklich ausgesprochen typisch und ich war mir vor dem Mikroskopieren schon zu 99,5 % sicher ==3.

    LG Karl

  • Von Inocybe tjallingiorum hatte ich 2016 zwei Kollektionen in der Viernheimer Heide, auf offenem, sandigem Boden bei Kiefern (trockener, sommerheißer Standort).

    Beide Kollektionen von Ditte bestimmt, und deinen zwar sehr ähnlich, aber doch auch etwass variierend.

    Hallo Pablo,
    danke für Deinen schönen Kollektionen. Mit diesem Aussehen, habe ich die Art schon 1999 erstmals und später noch mehrfach unter Espe gefunden.


    Die im Beitrag gezeigte Kollektion ist mikroskopisch identisch und stimmt auch mit Deinen mikroskopischen Merkmalen überein. An dem Standort kommt sie immer in diesen Farbtönen und makroskopisch habe ich sie zunächst auch nicht erkannt, da ich die Art mehr dunkelbraun in Erinnerung hatte.
    Übrigens war Ditte schon mal an diesem Standort und hat eine ähnliche Kollektion als I. tjallingiorum bestimmt.

    LG Karl

  • Dass auch die scheinbar "unscheinbaren" Pilze eine ganz eigene Ästhetik haben, beweisen Deine Bilder zum wiederholten Mal!

    Wunderbar in Szene gesetzt, Karl!:thumbup:

    Deinen Beitrag habe ich mit viel Vergnügen gelesen.:)

    Hier noch 2 Bilder, die meine Begleiterin an dem Tag aufgenommen hat.




    Wahnsinn!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Glückwunsch an die Fotografin.


    Liebe Grüße vom Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Karl W

    Hat den Titel des Themas von „Pile der letzten Tage“ zu „Pilze der letzten Tage“ geändert.
    • Offizieller Beitrag

    Ahoi!


    Schick, diese finstere tjalligiorum - Kollektion könnte man beim raschen Blick von oben gar schon für Melanophyllum haematospermum halten. :thumbup:
    Danke an euch, Karl & Christoph für die Erklärungen zu den Laccarias. Das hilft mir schon sehr weiter, macht mich etwas sicherer (eben auch ohne reinlinsen) was die Bestimmung betrifft. Und nach besonders langstieligen (kein Wunder, standortbedingt) Kollektionen in Sphagnum halte ich mal Ausschau, und linse lieber da rein.

    Laccaria bicolor glaube ich schon ganz gut zu kennen, die sieht zwar mitunter ähnlich aus, aber - wie Christoph schon sagt - auch ohne deutliche lila Stielbasis schon mit ganz anderem Stiel und Lamellen.



    LG; Pablo.