Farbreaktionen beim Schlehenrötling

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.485 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,


    kürzlich hat mir eine Bekannte einige Bilder von neu erschienenen Pilzen in ihrem Garten gezeigt. Habitus, die bereits durch Sporen lachsrosa verfärbenden, angewachsenen Lamellen und Wuchs am Boden direkt unter einem Plaumenbaum, haben mich zügig in Richtung Schild- oder Schlehenrötling Entoloma clypeatum bzw. sepium gebracht.

    Eine Besichtigung der Fruchtkörper vor Ort brachte leider nur noch größtenteils exikkiertes Material zum Vorschein. Einem halbwegs brauchbarer Frk. konnte man noch den mehligen/gurkigen Geruch entlocken.


    Die zwei "harten" Unterscheidungskriterien sind ja die makroskopischen Farbreaktionen welche nur E. sepium zeigt; Die rostrote Verfärbung der Madengänge und die Reaktion auf Guajak-Tinktur (Blaufärbung) bzw. Anilin (Rotfärbung).


    Meine Frage: Wann ist die Reaktion mit Guajak als positiv zu bewerten? Z.B. Bei Täublingen zählt nur eine deutliche Reaktion nach wenigen Sekunden als positiv, da wohl mehr oder weniger jeder Täubling durch Oxidasen das Harz reagieren lässt.
    Der untersuchte Pilz zeigt zunächst keine Reaktion, nach ca. 5 Minuten waren die Stellen jedoch schwarzblau. Ist bekannt ob ein getrockneter Rötlingsfruchtkörper evtl. anders reagiert?


    Die Madengänge im Stiel waren bräunlich, wenn nicht sogar rotbräunlich. Da fehlt mir der Vergleich was nun als typisch Schlehenrötling zu werten ist, bzw. nur dem Fäulnissprozess zugeschrieben werden kann.


    Anilin hab ich keines in Verwendung.



    Die Rötlinge wuchsen an einer sonnenexponierten Stelle, daher habe ich die bräunlichen Hüte (-> pro Schildrötling) für die Bestimmung ignoriert. Zumidest im Jungzustand waren sie nur sehr blass gefärbt (s.u.).



    Handybilder meiner Bekannten von den frischen Fruktkörpern:



    Kann jemand seine Erfahrungen mit der Guajak Reaktion bei den fraglichen Rötlingen mit mir teilen?


    LG Steigerwaldpilzchen

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • Hallo,

    ich habe heuer erstmals den Schlehenrötling gefunden und ihn anhand der Guajak-Reaktion bestimmt - er verfärbt sich langsam blau, was der Schildrötling nicht macht, soweit ich weiß. Bei meinem Fund hat das schon etwas gedauert, leichte Verfärbung nach 1-2 Minuten, mit der Zeit stärker werdend. Ich denke, rötlich verfärbte Madengänge sind auch ein Indiz für den Schlehenrötling, wenn ich das richtig im Kopf behalten habe.

    LG

    romana

    103-15 APR2017+17(3.Platz)+2(Wette)=107-1(OBR)-15 APR2018=91+13(3.Platz)+8(Wetten)=112-2+7(Wette)=117-15 APR2019=102+8(8.Platz)=110-15 APR2020=95+12(3.Platz)+27(Wetten)=134-15 APR2021=119+10(4.Platz)+12(Wetten)=141-15+16 APR2022=142-15(APR2023)=127+18=145-15(APR24)=130

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Ich finde die Frage durchaus berechtigt!

    Guajak reagiert nämlich auch mit Luftsauerstoff. Im grunde werden dann alle Pilze nach einer Weile grünblau.
    Ist zumindest bei Ritterlingen so, da sieht man aber schon auch einen Unterschied, weil die Arten mancher Sektionen sofort blau werden (zB Erdritterlinge), andere quasi gar nicht bzw. erst nach Minuten und dann ziemlich schwach (zB albobrunneae).
    Guaajak auf Rötlingen wird auch mit Luftsauerstoff reagieren, darum würde ich eher eine rasche Reaktion erwarten, wenn die positiv sein soll.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    vielen Dank für die Info! Ich wusste noch gar nicht, dass Guajak sowieso blau wird. Ich hab da irgendwo gelesen, dass die Reaktion beim Schlehenrötling nur langsam sein soll, von der Dauer stand da nicht. Weiß aber nicht mehr genau, wo ich das gelesen habe... Ist das also kein stichhaltiges Bestimmungsmittel? Hilft dann also nur die Mikroskopie? Oder können erfahrene Mykologen den auch schon anhand des Aussehens erkennen?

    LG

    romanan

    103-15 APR2017+17(3.Platz)+2(Wette)=107-1(OBR)-15 APR2018=91+13(3.Platz)+8(Wetten)=112-2+7(Wette)=117-15 APR2019=102+8(8.Platz)=110-15 APR2020=95+12(3.Platz)+27(Wetten)=134-15 APR2021=119+10(4.Platz)+12(Wetten)=141-15+16 APR2022=142-15(APR2023)=127+18=145-15(APR24)=130

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Romana!


    Das kann ich nicht sagen, weil ich's noch nicht ausprobiert habe. Aber ich würde mal vermuten, daß kundige Pilzkundler eben das schon getan haben. Wenn dabei ein konstanter Unterschied zwischen der Reaktion bei Entoloma s(a)epium und Entoloma clypeatum beobachtet wurde, dann wäre das eine gute Bestimmungshilfe, auch wenn's nicht 100% regelkonform (siehe Täublingsdiagnostik) gemacht wird.

    Mikroskopisch geht zumindest was die Unterscheidung s(a)epium und clypeatum betrifft wohl nicht viel. Auch die Makroskopie, das Aussehen der fruchtkörper lässt aberr bei den beiden meist eine ganz solide Bestimmung zu. Nur bei dem Alter deiner Fruchtkörper und so über Bild würde ich mir das nicht mehr zutrauen, zumal je später im Jahr es wird, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit, daß man auch Arten mit phänologischem Schwerpunkt im Sommer / Herbst berücksichtigen muss.



    LG, Pablo.

  • Hallo Steigerwaldpilzchen,

    so schnell und stark wie bei Täublingen und Milchlingen geht das Guajak bei anderen Pilzen nicht. Wie von Pablo schon erwähnt muss man bei Ritterlingsartigen und eben auch bei Rötlingen oft etwas geduldiger sein, ehe sich der Farbumschlag dann nach ein paar Minuten zeigt. Auch habe ich den Verdacht, dass der Durchfeuchtungsgrad der Pilzfruchtkörper für die beobachtbare Reaktionsintensität eine Rolle spielt. Beim Schehenrötling könnte ich mir vorstellen, dass das ein bis zwei Minuten bis zur Grünblauverfärbung dauert. Dann sollte es allerdings sichtbar sein. Bei Täublingen wäre 1 Minute ohne Farbumschlag schon als negativ zu bewerten, bei Rötlingen dann vielleicht 5 bis 10 Minuten.

    Vorletztes Jahr fiel mir die geöffnete Guajakflasche auf einer unlackierten Holzbank um und lief aus. Nach 10 Minuten war das Holz blau. Soviel dazu.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    also ich hatte den Guajak-Test dieses Jahr auch mal mit 2-3 Schlehenrötlingskollektionen gemacht und bei jeder Kollektion dauerte es ca. 1 min bis sich die erste leichte Blaufärbung zeigte; nach 2 min war die Stelle tiefblau.


    Bei den Ritterlingen hatte ich Kollektionen, da zeigte sich auch nach 30 min noch keine pos. Reaktion, verrückt oder? Was da vielleicht sein kann, dass diese Arten Reduktasen haben, welche das oxidierte Guajak immer reduzieren und somit "farblos" halten. Anders kann ich mir den Effekt nicht erklären.


    l.g.

    Stefan

  • Beim Hemofec-Test auf Blut im Stuhl (funzt auch mit Guajak) kommt es durch den Verzehr von reichlich Ascorbinsäure zu falsch negativen Ergebnissen.

    Die Anwesenheit von Antioxidantien könnte theoretisch auch bei den Pilzen für einen negativen Guajak-Test verantwortlich sein.

  • Vielen Dank für eure Rückmeldungen!

    Dann halten wir mal fest, dass sich nach ca. 2 Minuten eine beginnende Blaufärbung durch das gebildete Guajazulen zeigen sollte. Der unabsichtliche "Vergleichstest" mit der Holzbank ist auch aufschlussreich.;)

    Ein bisher noch gar nicht angesprochener Punkt, ist das Alter der verwendeten Tinktur. Augrund der Reaktivität des gelösten Stoffes, sollte diese meines Wissens nach jedes Jahr frisch hergestellt werden. Ich denke, dass hierbei auch Abweichungen in der Reaktionszeit auftreten können.

    Bei den derartig vertrockneten Fruchtkörpern habe ich jede Chance auf Bestimmung schon im Vorfeld als gering betrachtet, allerdings ist dabei die Frage der Guajak-Reaktivität aufgekommen, da weder in mir bekannten Literatur noch im Internet auf die relevante Reaktionszeit eingegangen wird.


    Auf jeden Fall wird das Ganze bei zukünftigen Funden ausführlich getestet.

    LG Steigerwaldpilzchen

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    • Offizieller Beitrag

    Salve!


    Och, so 1 bis 2 Minuten würde ich schon als "schnell" bezeichnen.

    Bei den Ritterlingen scheint's mir mitunter auch echt eine Frage der Sektoin zu sein.
    Als Beispiel mal Trich.terr. nach ca. 1 min:


    Das ist für Ritterlinge aber in der Tat schon zeimlich prompt. :)



    Lg; Pablo.