Das Ausbringen von Antagonisten im Pilzreich als Bekämpfungsmaßnahme gegen Schadpilze...

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.745 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Fraxineus.

  • Hallo zusammen,...

    wie sicher bekannt sein dürfte wird Trichoderma harzianum als Antagonist gegen (z.B:) den Riesenporling eingesetzt.

    Hat sich jemand von Euch mal mit diesem Thema auseinandergesetzt?


    Eine weitere Frage:

    Wie wäre es mit dem Einsatz von Badhamia utriculari (Schleimpilz) gegen Chonostereum purpureum?

    KÖNNTE das erfogversprechend sein?

    Was haltet ihr davon?




    Fragen über Fragen von Frank...

    ;)

    • Offizieller Beitrag

    Hi Frank,


    ich bin nicht im Thema und weiß nicht, wie die Trichoderma (auch diese eine Nebenfruchtform einer Hypocrea?) den Riesenporling bekämpft, aber bei Schleimpilzen kann das nicht funktionieren. Die bleiben nämlich an der Oberfläche und vertilgen nur die Fruchtkörper und es soll ja um den Pilz im Holz gehen, oder? Und auch da weiß ich nicht, ob man ihn wirklich dazu zwingen könnte. Da bräuchte es tendenziell eher Laborbedingungen statt einer Impfung am Objekt in der Natur.


    LG, Jan-Arne

  • Hallo zusammen,


    außerdem ist das mit Schädling oder Nicht-Schädling auch immer eine Frage der Perspektive. Chondrostereum purpureum wird z.B. auch gezielt dafür eingesetzt um Prunus serotina zu bekämpfen.


    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Ganz allgemein: Diese Methode ist unbestreitbar viel, viel besser als der Einsatz von irgendwelchen Giften / Artenvernichtungsmitteln!

    Auch wenn es generell zweifelsfrei so ist, daß menschliche eingriffe in natürliche Entwicklungen prinzipiell mehr schaden als nutzen.

    Im speziellen Falle bin ich nicht sicher, ob Meripilus giganteus überhaupt irgendeinen Gegenspieler hat? und wenn, dann vermutlich eher was noch aggressiveres (Hallimasch, Schwefelporling, Wurzelschwamm, Brandkrustenpilz). Was man aebr mal probieren könnte: Spindeliger Rübling - falls der nicht auch ein sehr aggressiver Schwächeparasit wäre. Zumindest habe ich die beiden noch nie gemeinsam an einem Stamm gesehen. Wurzelbürtig sind ja ebenfalls beide Arten.
    Eine weitere Option wäre vielleicht Ganoderma lucidum. Der dürfte auch nicht allzu aggressiv sein?

    Hätte vermutlich gegen Meripilus aber keine Chance, sich durchzusetzen.

    Der Punkt ist halt, daß man einen Pilz, der sich im Wurzelstock eines kranken Baumes befindet, wohl auch nur mit einem Pilz "entagonisieren" kann, der sich ebenso verhält. Und da beißt sich die Katze ind en Schwanz, weil für den Baum bedeutet es so oder so das Aus. Ist nur die Frage, wann.



    LG; Pablo.

  • Der Punkt ist halt, daß man einen Pilz, der sich im Wurzelstock eines kranken Baumes befindet, wohl auch nur mit einem Pilz "entagonisieren" kann, der sich ebenso verhält. Und da beißt sich die Katze ind en Schwanz, weil für den Baum bedeutet es so oder so das Aus. Ist nur die Frage, wann.

    Servus Pablo,


    nein, so ist es eben nicht. Es geht ja darum, dass sich zwei Pilze bekämpfen. Dabei geht es nicht darum, wer dem Holz am meisten schadet, sondern wer die besseren Chemiewaffen einsetzt, um sich gegenseitig zu killen.


    Zudem geht es nicht darum, eine vorhandene Infektion zu stoppen, sondern neue Infektionen zu verhindern. So hat man beispielsweise bei Fällungsarbeiten die frischen Baumstümpfe gerne mit Phlebiopsis gigantea beimpft, da diese eine Anatgonistin zu Heterobasidion ist. Letzterer sollte die Stubben gar nicht erst besiedeln. Da Hetarobasidion annosum agg. auch im Boden vorkommt, weiß ich nicht, wie gut die Methode fruchtete. Früher habe ich öfter beimpfte Stubben gesehen als mittlerweile. Infos findet man z.B. hier: langer_bressem_2017_wurzelschwamm_antagonist_afz_3_17_inkl_zusatzinfos.pdf


    Dort wird gezeigt, dass es mit Kiefernstubben wohl klappt, mit Fichtenstubben hingegen (gegen Heterobasidion parviporum) eher nicht so gut.


    Ich habe übrigens mal einen Vortrag von Marc Stadler gehört, der meinte, man könnte einen Anatagonisten gegen Hymenoscyphus fraxineus anwenden, der gegen das Eschensterben helfen würde (im noch nicht befallenen Baum - mittels eines für den Baum relativ harmlosen Pilzes, der eine Ansiedlung des Hymenoscyphus verhindere... mir fällt nur nichtr mehr ein, welcher Pilz das war...).


    Es geht also im Gegenteil darum, einen für das Holz aggressiven Pilz durch einen für das Holz harmlosen Pilz zu ersetzen (im lebenden Baum) bzw. mit diesem den Befall direkt zu verhindern (das ist der eigentliche Ansatz). Das mit der Phlebiopsis läuft ja etwas anders, da hier keine Lebendbäume beimpft werden, wobei Phleiopsis da wohl auch harmlos im Vergleich zu Heterobasidion wäre.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Christoph!


    Verstehe. Aggresiv gegen den Wirt / das Substrat muss nicht heißen, daß auch das Verhalten gegenüber anderen Pilzen aggressiv (erfolgreiche Verdrängung) ausgeprägt ist.

    Und vor allem die "prophylaktische Antagonisierung" ergibt Sinn aus meiner Sicht.

    Zumal es vermutlich ökologisch tatsächlich kaum bedenklich ist - solange man mit Arten arbeitet, die ohnehin heimisch sind.

    Allerdings: Um mal beim Beispiel von Phlebiopsis gigantea zu bleiben: Die Art ist so dermaßen extrem häufig in den Kiefernbeständen in der Umgebung hier, daß ich mich schon frage, ob das schon immer so war, oder ob die Häufigkeit zumindest teilweise auf gezielte Verbreitung zurückzuführen sein könnte.
    Tendenziell kann das schon problematisch sein für Ökosysteme, wenn einzelne Arten (künstlich) überhand nehmen. Unter anderem auch wegen der Verdrängung anderer, seltenerer Arten und dem damit verbundenen möglichen Verlust ökologischer Vielfalt: Ein gesunder Wald (mit gesunden Bäumen!) ist ein artenreicher Wald, und zum Artenreichtum gehören naturgemäß auch Parasiten. Daß ein gesunder Wald zugleich auch ein wirtschaftlich effektiver Wald ist, muss ich nicht extra erwähnen, oder?



    LG; Pablo.

  • Hallo zusammen,....

    ohne hier Werbung machen zu wollen; es existiert eine Firma die Trichoderma als Bekämpfungsmittel einsetzt (der Riesenporling hat durchaus einen Antagonisten!) und ich persönlich kann mir vorstellen d. es sinnvoll sein könnte den Holzabbau zu stoppen damit der befallene Baum in der Lage sein kann ,UNGESTÖRT Kompensationswachtum zu betreiben.

    Ist die Fäule zu sehr fortgeschritten, sind solche Bekämpfungsmassnahmen jedoch sinnlos.

    Als Prophylaxe könnte man Trichoderma (der zudem vor Trockenstress schützen soll; eine nicht ganz unwesentliche Sache...) durchaus mal antesten....


    Eine kleine Frage am Rande: Gibts einen Schlag auf die Virtuellen Finger wenn ich hier einen Link der besagten Firma einfüge?



    Gruss Frank

  • Servus Frank,


    das mit der Trichoderma wusste ich noch gar nicht (also den aktiven Einsatz...). Trichoderma viride s.l. ist ja als aggressiver Pilzparasit bekannt. Nur ist das halt ne Sammelart. Wenn die besagte Firme eine Trichoderma gefunden hat, die den Riesenporliung wegfressen kann (also dessen Myzel), wäre das spannend. Nur nicht aus Sicht des Riesenporlings...


    Liebe Grüße,

    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Wegen dem Link: Grauzone, würde ich sagen.

    Ich denke, du kannst den Namen der Firma ruhig nennen, die das vertreibt. Das kann man auch so interpretieren, daß wir ja hier eine fachliche Diskussion führen, und damit ist es informativer Link und keine Werbung.


    Ich bin da jetzt nun wieder bei der Frage: Dringt das Mycel der Trichoderma / Hypocrea denn so weit ins Wurzelholz vor, daß es tatsächlich als Antagonist für Meripilus in Frage kommt? Von kernpilzen habe ich ja nun kaum Ahnung, hätte bei den meisten Hypocrea / Trichoderma - Arten aber eher nur oberflächlcih aktive Pilze erwartet und wenn parasitär, dann an Pilzfruchtkörpern, weniger an (lebendigem) Holz. Aber wie gesagt: Ich habe keine Ahnung von den Lebensweisen von Trichoderma.

    Ich denke nur, das ist ein Punkt, den man klären sollte, weil wenn der "Antagonist" gar nicht dahin kommt, wo das Mycel von Meripilus sitzt, dann kann es nicht wirklich Sinn machen, oder?
    Das könnte aber auch einen Link zum Vertreiber sinnvoll machen, weil's da möglciherweise noch mehr Inofs gibt.



    LG, Pablo.

  • Der Name der Fa. ist übrigens ... MycoSolutions AG.

    Dr.Francis Schwarze (das macht die Sache für mich spannend denn er ist bei mir bekannt für richtig gute Fachinformationen..) ist der Firmengründer.


    Kleiner Zusatz: Ich kann keinerlei Aussage über die Wirksamkeit der von MycoSolutions vertriebenen Produkte machen und bin einfach nur an deren Ansatz interessiert..


    ;)

  • - Zudem geht es nicht darum, eine vorhandene Infektion zu stoppen, sondern neue Infektionen zu verhindern-


    Wenn ich die Sache richtig verstanden habe , geht es u.A. um die Verhinderung eines weiteren Holzabbaus.

    Einserseits soll Trichoderma eben Diesen verzögern (damit der Baum einen Vorteil erwirbt im Wechselspiel zwischen Holzabbau und eigenem Zuwachs...) ; andererseits besteht die Möglichkeit der Prophylaxe (indem man direkt in beimpftes Substrat pflanzt).

    Was das Ganze in der Praxis wert ist, weis ich nicht.


    Ps:

    Ein "Pilzpartner" ist generell gut gegen Trockenstress.

    WENN ER IHN SELBER ÜBERLEBT.


    Das allein könnte den Trichoderma-Einsatz sinnvoll machen...