Servus beinand,
die Gattung Hortiboletus wird ja im Moment hier rech tintensiv diskutiert. Da passt es ja ganz gut, dass ich bei der Kartierungsexkursion in Penzberg auch einen Hortiboletus einsacken konnte, den ich jetzt und hier vorstelle (weitere Funde und Fundliste finden sich hier: Kartierungsexkursion am 6. Juli 2019 nach Penzberg)
Heinz Engel hatte als erster erkannt, dass dieser Filzröhrling mit auffallend längsrilligem Stiel und den Karottenflecken in der Stielbasis eine eigenständige Art ist. Er hat sie aber nur provisorisch als Xerocomus quercinus ad. int. beschrieben. Aus diesem Grund wurde die Art ihm zu Ehren mit dem Epitheton engelii versehen.
Die Gattung Hortiboletus wurde (natürlich) genetisch abgegrenzt. Sie umfasst insbesondere drei Arten: H. bubalinus, H. engelii und H. rubellus.
Ersterer wächst gerne (aber nicht nur) bei Pappeln und unterscheidet sich durch fehlende Karottenpunkte in der Stielbasis, rötendes Hutfleisch und längere Sporen (Qm um 2,7).
H. engelii hat Sporen mit Qm rund um 2,1 und hat typischerweise karottenfarbene Bereiche in der Stielbasis, die unter der Lupe klar als "Karottenpunkte" aufzulösen sind.
H. rubellus ähnelt H. engelii, ist aber jung rot, während H. engelii jung braun ist. Beide wachsen gerne bei Eichen und beide sind stickstofftolerant (wobei ich meine, dass H. engelii etwas mehr Stickstoff als H. rubellus aushält).
Thomas (nicht hier im Forum) fand bei der Exkursion diesen Einzelfruchtkörper:
Man sieht gut den deutlich längsrilligen Stiel. Die Hitzewelle hat die Rottöne etwas weggenommen, aber Stielform und -oberfläche passen sehr gut zu Hortiboletus.
Schneidet man den Pilz durch, so findet man hier sogar mehrere karottenrote Bereiche (unteres Bild, Pfeile), wobei der oben links am deutlichsten ausgeprägt ist.
Leider habe ich keine guten Fotos der HDS hinbekommen - obwohl der Fruchtkörper frisch aussah, war die oberste HDS bereits beschädigt. Die Endzellen sind relativ kurz und meist stämmig, 29-34 x 6,75-10,5 µm, die subterminalen Zellen maßen ca. 22-29 x 9-12 µm, Zellen deutlich weiter unten sind tendenziell länger - (20-) 40-90 x 7-14 µm. Inkrustationen treten auch an den tiefe liegenden HDS-Hyphen auf, wobei die Inkristation nicht so derb wie bei Xerocomus chrysenteron ist.
Die Hymenialcystiden sind nicht lageniform, sondern mehr gestreckt zylindrisch (und apikal abgerundet).
Die Basidien wiederum sind auffallend aufgebläht, deutlich breiter als der Sterigmenansatz. Sie messen ca. 36-51 x 13,5-16 µm.
Die Sporen messen 9,5-10,8-12,25 x 4,25-5,2-5,75 µm, Q = 1,96-2,1-2,3
Mir ist aufgefallen, dass die Sporen am hinteren Ende zwar keinerlei Abstutzung zeigen, aber die Sporenwand hier bei manchen Sporen etwas dünner ist (am Foto schlecht zu erkennen, beim Durchfokussieren und direkt im Mikroskop optisch erkennbar...
Ich werde mal darauf achten und das z.B. mit H. rubellus vergleichen.
Die Bestimmung ist anhand der Hutfarbe, der karottenorangen Bereiche der Stielbasis und der kurzen Sporen m.E. völlig klar. Auch die Stieloberfläche passt sehr gut. Ergo Hortiboletus engelii in Penzberg (zusammen mit Russula insignis, die nur wenige Meter entfernt wuchs).
Liebe Grüße,
Christoph