Gelber Graustieltäubling Mikroskopiefragen

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.850 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Karl W.

  • Hallo Zusammen,


    letzte Woche habe ich im Urlaub ion Südschweden gelbe Graustieltäublinge gefunden, die ich nun mikroskopieren

    wollte, wobei einige Fragen aufgetreten sind.



    Die Sporen habe ich Melzer mikroskopiert, das hat noch halbwegs gut geklappt.



    Anschließend habe ich die getrocknete Huthaut in Kongorot NH3 mikroskopiert.

    R. Claroflava soll ja Primordialhyphen haben und keine Pileozystiden.


    Jetzt ist meine Frage, was ich hier sehe? Haare oder Primordialhyphen oder "normale" Hyphen?


    Wie kann ich die einzelnen Zelltypen unterscheiden ohne die mit Chemikalien anzufärben?


    Vielen Dank und viele Grüße,


    Martin


    1)


    2)


    3)

  • Hallo Martin,

    das mit der Huthaut in NH3 hast du mMn sehr gut hinbekommen. Schon auf deinen Kongorot-Bildern erkennt man die inkrustierten Primordialhyphen (= IPH), vor allem auf Bild 3. Eine der beiden ist hier umgeknickt. Die IPH sind bei R. claroflava etwas dicker und deutlich länger (ca. 5 My breit) als die Huthaut-Haare (nur ca. 3 bis 4 My breit). Außerdem erkennt man IPH in Kongorot daran, dass sie grundsätzlich eine regulärere ("geradere") Form haben als Haare und außerdem regelmäßig septiert sind, d. h. in ziemlich regelmäßigen Abständen folgt die nächste Septe. Größere Inkrustations-Placken haben in Kongorot einen grünlichen Ton. Man kann sagen, dass geübte Täublingsmikroskopierer IPH auch ohne Karbolfuchsin sehen können.

    Mit Karbolfuchsin gefärbt: nur das was als Auflagerung außen drauf klebt gilt als Inkrustation, aber nicht irgendwelche Färbungen im Inneren des Elements. So wie z. B. auf Bild 4 etwas rechts der Mitte, da sind richtige Körnchen auf der IPH, aber nicht wie auf Bild 5 im rechten unteren Sektor, das sind nur gefärbte Haare.

    Das Sporenornament kann man dagegen auf deinem Sporenfoto nicht sehen. Man müsste dazu die Kondensatorblende fast voll aufziehen (maximale Lichtstärke) und dann mit der Schärfenregulierung die Spore "abfahren". Ein gutes Foto des Sporenornaments kann daher mMN nur mittels Stacking erstellt werden. R. claroflava: quasi isoliertes Ornament ohne gut sichtbare Verbindungslinien.

    (Quelle: SARNARI, Band 2, S. 1432)

    Aber das ist sie schon.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Öhrling,


    vielen Dank für Deine ausführlichen Erläuterungen!

    Die mikroskopischen Fotos der HDS habe ich nach Abziehen der Huthaut von ganzen Exsikkaten erstellt,

    hier ließ sich diese nur sehr schwer vom Hutfleisch abtrennen. Jetzt habe ich gelesen, dass man die HH vor dem Trocknen abtrennen soll? Was ist denn hier zu empfehlen bzw. gibt es einen Trick sie vom ganzen Exsikkat abzutrennen? Und wie zerkleinert man sie am besten um die einzelnen Elemente am besten zu erkennen?


    Wie bringt man sich am besten die Täublingsmikroskopie und vor allem das Erkennen der der einzelnen Elemente

    selbst bei? Ich habe die PdS 6 und die Russula Icones als Literatur.


    Die Sporen habe ich in der "Größenmessebene" dargestellt in der "Ornanamentebene" (so wird das bei 123 Pilze bezeichnet) habe ich schon die einzelnen Stacheln mit ganz wenigen Querverbindungen erkannt, allerdings ist die Schärfentiefe so klein, dass nur eines von beiden darstellbar ist.


    Viele Grüße,


    Martin

  • Huiii, so viele Fragen auf einmal. Also der Reihe nach:

    zu 1) Ich hatte bisher noch nicht gehört, dass das einer macht, aber ich halte das für eine gute Idee. Eine dünn abgezogene Huthaut ist innerhalb weniger Minuten trocken, ohne Schimmelgefahr. Dann sollte man sie aber getrennt vom Rest des Pilzfruchtkörpers aufbewahren und nicht in die Tüte dazustecken.

    zu 2) Das Vorgehen, das du vorschlägst, dürfte generell einfacher sein als die Huthaut vom Exsikkat abzupäkeln.

    zu 3) Am besten nicht kleinschneiden, sondern nach dem Einweichen mit zwei Präpariernadeln in möglichst kleine Stücke zerreißen oder zerrupfen. Und stets darauf achten, dass die Oberseite der Huthaut auf dem Objektträger oben liegt, sonst erkennt man später zu wenig. Ich selber tue immer fünf bis sechs Stückchen auf den Objektträger, da ist die Chance groß, dass eins von denen richtigrum liegt.

    zu 4) Am Selbstbeibringen sind schon Viele gescheitert. Schau, dass du entweder einen speziellen Täublingsmikroskopiekurs bei einer Pilzschule belegst oder an einer Arbeitstagung teilnimmst, wo auch Täublingsnerds dabei sind. Da ist neben dem Lerneffekt auch der Spaßeffekt wesentlich größer.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • zu 1) Ich hatte bisher noch nicht gehört, dass das einer macht, aber ich halte das für eine gute Idee. Eine dünn abgezogene Huthaut ist innerhalb weniger Minuten trocken, ohne Schimmelgefahr. Dann sollte man sie aber getrennt vom Rest des Pilzfruchtkörpers aufbewahren und nicht in die Tüte dazustecken.

    Hallo Stephan,

    Schon vor vielen Jahren, als ich noch wenig Erfahrung mit Täublingen hatte, bat mich Werner Jurkeit bei Anfertigung von Exsikkaten immer ein Stück abgezogene Huthaut
    separat zu trocknen. Ich gehe sogar hin und schabe vor dem Trocknen das meist anhaftende Hutfleisch ab. Nur bei sehr stark durchfeuchteten oder schmierigen Exemplaren kappt das manchmal nicht. Die Information habe ich schon oft weitergegeben, da ich besonders innerhalb der APN häufig Material zur Untersuchung bekomme.

    LG Karl

  • Hallo Karl,

    vielen Dank für den Tipp bzw. für deine Bestätigung dieser Vorgehensweise. Aber muss man beim Abschaben der Huthaut nicht sehr vorsichtig sein, dass man nicht irgendwelche Strukturen zerdrückt?

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Stephan

    Ich hatte ja schon darauf hingewiesen, das es bei durchfeuchteten, schmierigen Exemplaren manchmal nicht klappt und sicher muss man etwas vorsichtig sein. Einfach ausprobieren ;). Ich mache das eigentlich fast bei jedem Huthautpräparat von Täublingen so und habe noch keine Nachteile bemerkt. Es reicht ja, wenn sich an einem Ende kein Fleich mehr befindet und da schneide ich dann ein Stück für das Präparat ab.
    Entweder ein kleines Stück von ca. 1 x 2 mm und dann Betrachtung unbedingt von der Oberseite, wie Du ja bereits geschrieben hast. Zweite Möglichkeit ist ein seeehr schmaler Streifen und stärkeres quetschen. Zumindest an einer Seite liegen dann die HDS-Elemente frei.

    LG Karl