Servus beinand,
ich bin gerade dabei, alle Aufsammlungen einer Kartierungsexkursion nach Penzberg (Oberbayern) aufzuarbeiten. Dabei habe ich einen Corticioiden an Schwarzem Holler (Sambucus nigra) aufgesammelt. Es handelt sich beim Substrat um ein entrindetes Aststück, das unter einem Crataegus am Boden lag.
Die weißen Kissen sind etwas Unreifes, was auf und neben dem Corti zu finden war. Der Corti selbst ist relativ zäh, creme bis bräumlich, auf Druck etwas ockerlich fleckend, mit gut abgegrenztem Fruchtkörperrand.
Im Mikroskop fallen die unzähligen Basidiolen auf. Nur wenige Basidien haben Sterigmen - und alle mit Sterigmen waren bereits kollabiert (ich habe den Corti anhand des Trockenbelegs untersucht, da ich es nicht geschafft hatte, alles frisch anzusehen). Auch mit KOH und/oder Kongo in Ammoniak ploppten die stergimentragenden Basidien nicht mehr auf. Man konnte aber erkennen, dass es viele zweisporige, aber auch viersporige Basidien gab.
Die Basidiolen musste man komplett rausquetschen - und dann sieht man, dass sie einen seitlich ansitzenden Stiel haben. Ich habe kein pleurales Weiterwachsen gesehen, aber der seitliche Stiel lässt stark an Pleurobasidien denken - zumindest aber an pedunkulate Basidien, wie sie bei Intextomyces vorkommen:
Hier liegt eine Pigmentflocke vom Kongorot (in Ammoniak) im Weg. Beim Durchfokussieren kann man aber gut den Stiel erkennen, der hier aus der Schärfeebene rausgeht - ich habe ihn daher gelb umrandet. Links unten an der Basidie ist keine zweite Auswachsung, sondern da bappt wieder was dran (Pigmentflocke / Batz). Die Basidiolen sind ein bisserl dickwandig, vor allem am Scheitel.
Hier noch eine Basidiole, bei der man den basalen Stiel sehr gut sehen kann (dafür verschwindet der Scheitel im Unscharfen):
Ach ja, der breite Teil der Basidien (also ohne Stiel) misst ca. 26-33 x 9,5-11,5 µm - die Basidien / Basidiolen sind also relativ breit.
Schnallen musste ich suchen, da das Subiculum sehr dicht gepackt ist und subbasidial die Hyphen auch schlecht auflösbar sind. Schnallen sind aber vorhanden - und der Schnallenbogen kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein - hier Beispiele von relativ normalen Schnallen:
(Subiculum rausgequetscht - Schnallensuchbild)
Die Sporen waren in Wasser mehr oder weniger kollabiert (obwohl etwas dickwandig - sie erscheinen erst fast eckig, weil eben etwas kollabiert), ploppen aber in KOH wieder gut auf. Sie sind rund bis breit elliptisch und etwas dickwandig - Baumwollblau färbt die Wand, sie sind also cyanophil (zumindest ist es erkennbar). Ich bin mir unsicher, ob die Sporen ganz glatt oder doch etwas rau sind, da oft Sekundärmaterial dran klebt. Zudem fehlt meinem Mikroskop z.B. Interferenzkontrast (ist halt nur ein CH2 von Olympus)... ich meine aber eher, dass sie glatt sind:
Sporen in Wasser / KOH 3%
Sporen in Kongorot/Ammoniak
Die Sporen sind inamyloid und auch nichrt dextrinoid und messen 7,25-8,5 x 6,25-7,5 µm; Q = 1,0-1,2.
Zusammenfassend:
Es handelt sich um einen Corti mit Pleurobasidien bzw. zumindest mit pedunkulaten Basidien, wobei die großen, leicht dickwandigen und cyanophilen Sporen inamyloid und glatt sind - Cystiden fehlen - er hat Schnallen und der Fruchtkörper ist recht fest und optisch auffällig...
Die Kombination sollte eigentlich gut auf eine Fährte führen.
Eigentlich müsste ich bei Xenasmatella bzw. Aphanobasidium (je nach Gattungskonzept - Phlebiella ist ja ungültig beschrieben) landen. Intextomyces passt weder makroskopisch noch in Bezug auf die Sporengröße / -form, da würden aber die dünn gestielten Basidien hinpassen. Es sollte aber m.E. doch eine Xenasmatella sein?! Nur passt da nichts in meiner Literatur. Ich stehe schlicht gesagt auf dem Schlauch. Vielleicht habe ich auch nur was übersehen?
Ich scheine langsam einzurosten.
Wer kann helfen?
Liebe Grüße,
Christoph