Hallo Pilzfreunde,
so sagt jedenfalls der Schlüssel in PDS zu meinem Pilz, den ich am Sonntag gefunden habe.
Fundort: zwei Stück auf einer Wiese direkt am Waldrand mit Buche, Eiche, einer Linde und Birke, Höhe 450m
(Wiese im Herbst voll mit Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale)
MAKROSKOPIE:
Hut: creme-weiss, stark trichterförmig, 7 + 12cm DM
Hutrand: glatt, teils eingerollt
Hutoberfläche: matt, samtig, zart
Stiel: farblich etwa wie der Hut, zur Basis verjüngend
Stieloberfläche: samtig, zart, wie gekalkt
Stiel Konstistenz: sehr hart und fest
Lamellen: creme-weiss, auffallend bräunlich verfärbt, gegabelt, Zwischenlamellen
Milchfarbe: weiss, keine Verfärbung am Pilz oder auf Tuch festgestellt
Geschmack der Milch: teuflisch scharf nach zwei Sekunden, Dauer ca. 1 min.
Geschmack Fleisch: danach nicht mehr möglich gewesen
Geruch: neutral
Chemie: FeSo4 Stiel leicht rosa, KOH: Milch-Schnittstelle Lamellen: orange
Sporenpulver: weiss
MIKROSKOPIE:
Sporen: lav x bav = 8 x 6,5 µm, Form: oval
Ornament: isoliert bis fein teilnetzig verbunden
Warzen: bis 0,25 µm hoch, fast nicht messbar
HDS: bestehend aus einer sogenannten "lamprotrichoderm" Struktur (s. Bild)
Cheilomakrozystiden: spindelig bis keulig, mit lichtbrechenden rundlichen Einschlüssen, ohne Bild
Habe ich was vergessen?
Meines Wissens gibt es nur zwei Milchlinge mit dieser lamprodichoderm HDS-Struktur. Der Zweite wäre dann Lactarius vellereus.
Soll ja auch sein optischer Doppelgänger sein und von diesem nur mikroskopisch unterschieden werden können.
Nun, zum einen wird uns mit Glück die Chemie mit KOH helfen, aufgeschmiert auf die Milch an den Lamellen der Schnittfläche,
da wird die Milch bei L. bertillonii gelb-orange (s. Bild), bei L. vellereus unverändert.
Zum anderen hat mein Pilz ein fein teilnetziges Sporen Ornament, dagegen soll L. vellereus ein netzartiges Ornament haben.
Auch die Milch-Schärfe soll bei vellereus nicht so extrem scharf sein.
Nun die Bilder zu meinem Pilz
Bild 1, Doppelpack auf der Waldlichtung nähe Buchen (Eiche, Linde, weiter weg Birke)
Bild 2, Hut ca 7 + 11cm, Oberfläche matt, zert, samtig, alt stark trichterartig
Bild 3, Huthaut 1/3 abziebar, unter der Hh ockerbraun gefleckt
Bild 4, Hutrand glatt, eingerollt, matt, samtig, Milch weiss, unverädert am Pilz wie auf Papier
Bild 5, Lamellen auffällig stark bräunend fleckend, Stiel zur Basis verjüngt
Bild 6, Schnittfläche weisslich mit ockerbräunlichen Verfärbungen, Konsistenz sehr fest und hart
Bild 7, Chemie FeSo4 auf Stieloberfäche zartrosa
Bild 8, Chemie KOH auf Schnittfläche Lamellen orange (oben)
Bild 9, Sporen 8 x 6,5 µm, Form oval, Ornament teilnetzig fein verbunden (nicht netzig)
Bild 10, Warzenhöhe nur 0,2 mü hoch (geschätzt)
bild 11, Vermessungsprotokoll Sporen
Bild 12, Medium NH3, HDS Schnitt
Bild 13, NH3, näher ran, die sogenannte "lamprotrichoderm" Struktur
FAZIT: wenn ich mir so meine gesammelten Merkmale mit den Beschreibungen zu L. bertillonii vergleiche,
müsste eigentlich mein Pilzfund auch so heissen...
Was meint Ihr?
Grüsse
claus