Russula velutipes?

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 4.749 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von kuhmaul.

  • Moin!

    Bei diesem Täubling bin ich bei Russula velutipes gelandet. Merkmale: Mit Eisensulfat langsame sehr schwach rosa Färbung, auf Guajak langsam blau-grünlich, Anilin nach gewisser Zeit rot (Leider habe ich kein Sulfovanilin). Das Fleisch ist weiß, unveränderlich, mild, ohne Geruch. Der Stiel ist weich, ausgestopft, die "Flockigkeit" der Stielpitze ist durchaus gegeben (wenn man es sich denn so vorstellen möchte). Die weißen Lamellen haben sich beim Trocknen ins gelbliche verfärbt. Die Huthaut war eher nur zu einem Drittel abziehbar. Die Ökologie spricht auch ein wenig dagegen, es handelte sich um einen bemoosten Waldweg im neutralen bis sauren Fichtenwald (keine Kalkregion), allerdings mit wenigen eingestreuten Rotbuchen. Der Standort könnte durchaus eher nährstoffarm sein. Sporen rundlich Q-Werte so um 1,2 (wären im für die Art angegebenen Bereich, weitere Mikromerkmale habe ich (noch) nicht erfasst), das Sporenpulver ist praktisch weiß (keine Tendenz ist Gelbliche).

    Leider sind die Bilder nicht so gut, wie ich es gerne hätte...reicht das trotzdem für eine einigermaßen plausible Zuordnung, oder muss noch weiter nachgesucht und untersucht werden?

    Danke und Grüße, Tobias

  • Hallo Tobias,


    interessante Sache, optisch wäre ich dabei.

    Merkmale: Langsame sehr schwach rosa Färbung, auf Eisensulfat langsam blau-grünlich, Anilin negativ (Leider habe ich kein Sulfovanilin).

    Leider komme ich mit dieser Eisensulfat Aussage mit dem Stielbild nicht zurecht...

    Darf ich mal fragen, durch was das "Grün" auf dem Stiel enstanden ist?

    Das passt nicht so recht auf R. velutipes, der soll auch nach Zeit mit GUAJAK nur auf den Lamellen grün reagieren.


    Grüsse

    claus

  • Oh, sorry! Das ist durch copy-paste entstanden. Ich habe es oben ausgebessert. Soll natürlich heißen Eisensulfat schwach rosa, Guajak blau-grünlich. Vielen Dank! Im Übrigen gehen die Lamellen mit Guajak sofort ins blau-grüne (erst grün, dann nur noch blau zu sehen), auf dem Hutfleisch gibt es eine schmutzige, undefinierbare Färbung.

  • ah, das gefällt mir schon besser.

    Sporen rundlich Q-Werte so um 1,2 (wären im für die Art angegebenen Bereich, weitere Mikromerkmale habe ich (noch) nicht erfasst)

    Sulfovanillin wäre natürlich das optimale gewesen um den zur Gruppe der Roseinae festzunageln.


    Aber, wenn du schon am Mikroskopieren bist und dazu auch Fotos machen kannst zeig doch davon welche, das wäre toll. Tip: Mit Kongorot müssten in dessen Huthaut unter anderem blasige (ballonartige) Zellen zu sehen sein. Ob das in Wasser geht weiss ich leider nicht.

    Auch Karbolfuchsin wäre in dem Fall eine weitere Hilfe gewesen. Viel Erfolg.


    Grüsse

    claus

  • Hallo Tobias,

    hast du denn die namensgebenden netzig angeordneten Flöckchen/Pusteln auf dem Stiel am Lamellenansatz gesehen.
    Am besten mal mit der Lupe überprüfen.

    Hutfarben und Lamellen passen sehr gut zu R.aurora ( velutipes), dem Netzflockigen Rosatäubling


    Gruss

    Uwe

  • Tip: Mit Kongorot müssten in dessen Huthaut unter anderem blasige (ballonartige) Zellen zu sehen sein.

    Hallo Claus,

    ich kenne R. velutipes nur mit stark inkrustierten primordialen Hyphen, fehlenden Dermatozystiden und mehr oder weniger zylindrischen Haaren mit Stumpfen Enden. Gelegentlich sieht man mal eine leichte Erweiterung auch an den Enden. Die von Dir zitierten blasigen (ballonartigen) Zellen sind mir fremd. Hast Du eine Abbildung?

    LG Karl

    Ich habe mal die Sache mit der Huthaut probiert und dabei folgende Strukturen, die ich als durchaus blasig bezeichnen würde gefunden.

    Hallo Tobias,

    Die blasigen Zellen auf Deinen Bildern sind m. E. Reste vom Hutfleisch.

    LG Karl

  • Hallo Uwe, ich würde schon sagen, das Merkmal passt. Viele Grüße!

  • Die von Dir zitierten blasigen (ballonartigen) Zellen sind mir fremd. Hast Du eine Abbildung?

    Hallo Karl,


    klar habe ich da eine Abbildung und wenn es einem nicht gelingt, die Huthaut auf der Rückseite nicht sauber genug abzuschaben wie mir das bei R.velutipes oder auch bei R. minutula, oder generell nicht gelingt, sieht man da halt diese blasigen Zellen bei dieser Art jedesmal. Da können trotz Sorgfalt durchaus noch Fleischreste vorhanden gewesen sein, aber ich sehe es so langsam als eine gewisse

    Hh-Eigenart bei R. velutipes an. Karl, Du arbeitest einfach zu sauber... oder du sagst mir einfach deine Meinung was du dazu denkst, darauf lage ich grossen Wert bei dir.


    Meine zwei noch unbearbeiteten Funde werde ich auf jeden Fall auch nach diesen Elementen untersuchen, sollten die nicht sichtbar sein, werde ich garantiert stutzig. Woanders sind sie mir noch nie so markant aufgefallen. Sogar Tobias hat sie auf Anhieb gefunden.


    Hier mein Bild von der Hh von velutipes (Juli 2017) (Inkrustierungen rechts oben)

    kuhmaul 1



    und jetzt die Hh von R. minutula (Juni 2019) (wie jetzt bei Tobias oder?)

    kuhmaul 2



    Hallo Tobi Lu,


    hab ich ganz übersehen:


    erstmal Herzlich Willkommen im Forum mit einem nicht ganz einfachen aber schönen Thema über Täublinge.


    Danke für die HDS Bilder, ja das meine ich mit blasigen Zellen. Auf deinen letzten zwei Bildern kann man schon septierte und für mich verm. sichtbare Inkrustierungen erkennen. Damit würde ich dir jetzt zu velutipes zaghaft zustimmen.


    Zu einer gefestigten Täublingsbestimmung gehört 100% Input, den haben wir hier nicht gehabt, siehe fehlende Sporenpulver-Farbe, Chemie mit SV und Mikro mit KF, deshalb.


    Deine Pilzbeschreibung und deine Bilder dazu waren für den ersten Einstieg top, wobei ich schwer der Meinung bin, dass du dich mit dieser Materie schon länger beschäftigst. Hast du eigentlich mal laut geklingelt wie du durch die Tür zu uns gekommen bist?


    Grüsse

    claus

  • .Da können trotz Sorgfalt durchaus noch Fleischreste vorhanden gewesen sein, aber ich sehe es so langsam als eine gewisse

    Hh-Eigenart bei R. velutipes an. Karl, Du arbeitest einfach zu sauber... oder du sagst mir einfach deine Meinung was du dazu denkst, darauf lage ich grossen Wert bei dir.

    Hallo Claus

    Weder Marxmüller, Galli, Romagnesi oder Breitenbach & Kränzlin zeichnen die Zellen, so wie Du sie in Bild 1 zeigst. Mir sind diese Elemente nie aufgefallen, aber ich habe natürlich mehr auf die Abwesenheit von Dermatozystiden und die kräftigen Inkrustationen der primordialen Hyphen geachtet. Hinzu kommt, dass ich R. velutipes inzwischen kaum noch mikroskopiere wenn die Stielflocken deutlich und die SV-Reaktion positiv ist.
    Aber jetzt kommt es: Sarnari zeichnet die HDS mit derartigen Elementen
    Sowohl auf den Bildern von Tobias als auch auf Deinen Bildern, sehen die Elemente ja zumindest teilweise keinesfalls nach den runden Zellen von anhängendem Hutfleisch aus. In Verbindung mit der Zeichnung von Sarnari (leider kann ich den Text nur sehr unvollkommen lesen) scheint Deine Beobachtung zutreffend zu sein. Hoffentlich finde ich bald wieder R. velutipes, um das selber nachzuvollziehen.

    LG Karl

  • Hallo Claus,

    vielen Dank dir und auch Karl für die Zeit, die ihr euch genommen habt, um mir zu helfen. Ich denke man kann den Fund guten Gewissens als Russula cf.velutipes verbuchen und den Standort zur Nachsuche im Auge behalten.

    Es stimmt, dass ich schon etwas erfahrener in der Pilzbestimmung bin, wenn ich mich auch erst jetzt so weit fühle, mich mal an schwierigere Arten heranzuwagen. Mikroskopieren geht auch erst seit dieser Saison, da ist sicher noch sehr viel Luft nach oben.

    Ich finde, es hat keinen Sinn, die Expertise von absoluten Kennern wie euch in Anspruch zu nehmen, wenn es sich mehr oder weniger um Allerweltsschwammerl, bzw. makroskopisch klare Sachen handelt.

    Russula ist auch eigentlich nicht so explizit "meine Gattung", auch wenn ich die Herangehensweise mit Färbereagenzien schon sehr mag. Dazu noch eine Frage: Das SV hätte ich bereits, wenn es denn im Mykoshop angeboten würde. Da listen sie nur Vanillin. Machen sie das nur um lästige Gefahrstoffnachfragen zu umgehen und verkaufen einem dann SV, oder haben sie wirklich nur diesen Teil des Reagenz im Angebot und den Rest muss man selber mischen? Woher bezieht ihr es dann?

    Wie auch immer, nochmals herzlichen Dank, ich habe in diesem Thread schon einiges dazugelernt (ich glaube übrigens, die HDS wäre mit frischerem Material besser zu mikroskopieren gewesen, aber das Deiberl war gestern schon nicht mehr so fit).

    Viele Grüße,

    Tobias

  • Hallo Tobias,

    das SV wird in dieser Form nicht verkauft, weil es nur eine sehr kurze Haltbarkeit hat. Verkauft wird das Vanillin und die Schwefelsäure, und man muss sich das SV dann bei Bedarf selbst zusammenmixen (zwei Spatel Schwefelsäure, wenige - wirklich nur wenige! - Vanillinkristalle und dann kräftig mit der Präpariernadel rühren bis sich die Kristalle aufgelöst haben und die Lösung blassgelb ist; die Präpariernadel danach sauberwischen, sonst korrodiert das Metall; bloß nicht das SV wegen besserer Löslichkeit der Kristalle mit dem Feuerzeug o. ä. erhitzen, das frisst hinterher alle Zellstrukturen auf, und man hat nur amorphen rosa Matsch auf dem Glas, zudem fallen die Kristalle später beim Abkühlen wieder aus).

    Neben dem SV sollte man auch noch Karbolfuchsin und 3%ige Salzsäure haben, wegen der Primordialhyphen. Karl hat ja schon richtig gesagt, dass für das mikroskopische Dingfestmachen von R. velutipes der Nachweis inkrustierter PH wichtiger ist als die blasigen Zellen, nach welchen man arbeitsprozessmäßig erst dann forschen sollte, wenn die inkrustierten PH safe sind.

    Dir noch viel Freude bei der Täublingsbestimmung

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • ...diesen Thread mach ich nochmal auf, um ihn abschließen zu können.

    Das Mycel des Täublings scheint sparsam, aber zuverlässig zu arbeiten: Ziemlich exakt am selben Standort kam jetzt, wie im letzten Jahr genau zu selben Zeit ein Fruchtkörper.

    Anhand diesem erscheint mir die Bestimmung bestätigt, da die noch fehlenden 2-3 wichtigen Merkmale wohl zutreffen:

    - Die netzartig angeordneten Flöckchen am Stiel waren bei diesem Exemplar ausgezeichnet zu sehen.

    - Inkrustierte Primordialhyphen konnte ich in Karbolfuchsin meiner Einschätzung nach gut erkennen.

    - SV habe ich zusammengemixt und eine rasche rosarote Färbung erzielt, die allerdings nicht sonderlich dauerhaft war, weshalb ich beim Foto schon kein so gutes Resultat mehr zeigen kann. Allerdings habe ich mir eine Vergleichsrussula gekrallt, bei der die Gegenprobe völlig reaktionslos blieb.

    Also denke ich - passt schon, wenn auch das Mixen noch verbesserungswürdig sein dürfte.

    Bilder folgen...(der Standort scheint vom Bild her diesmal besser zu passen, aber es ist tatsächlich nur ein kleines Stück entfernt vom Letzten.)


    Danke nochmal für die extrem lehr- und hilfreichen Anregungen, liebe Grüße,

    Tobi