Bestimmlinge und Erstfunde von heute.

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 3.751 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schupfnudel.

  • Aloha.


    Nach ewiger Trockenheit kam letzte Woche ein bissl Regen hier an, so dass ich heute mal einen Blick in meinem Kalkwald riskieren war.

    Gleich vorneweg - es war mühselig. Die folgenden Bilder sind alle Funde der heutigen 2,5h-Tour . Vorenthalten habe ich lediglich 2 Einzelexemplare von unbestimmbaren Trockenleichen, ein Samtfußkrempling und Baumporlinge, die nicht so mein Interesse wecken. Wenigstens waren ein paar Erstfunde dabei. :S


    Würde mich über Bestimmungshilfe und Korrekturen freuen.


    1. Einzelexemplar auf Waldweg. Geruch intensiv würzig für mich. Kleiner Buckel in der Hutmitte erfühlbar. Hut ca. 4,5cm. Meine Vermutung wäre Infundibulicybe gibba? Bin bei dem aber immer unsicher.




    2. Das ist vermutlich ein Erstfund, sofern ich ihn korrekt bestimmt habe. Muschelförmige Totholzbewohner. Totholz identifizieren ist nicht meine Stärke, aber es wuchsen auch ein paar Samtfußkremplinge daran, weshalb ich von Nadelholz ausgehe. Hut bereift. Geruch unauffällig. Ich würde ihn Panellus mitis taufen?





    3. Ein Pluteus. Geruch dezent nach Rettich. Hut ca. 7cm. Wird sich ohne Mikro nicht lösen lassen, nehme ich an? Ideen waren eine Albinoform von P. cervinus oder Pluteus pellitus. Wahrscheinlich gibt's noch mehr, aber ich glaube die riechen nicht nach Rettich?


    4. Ein einzelnes, olles Stockschwämmchen meiner Meinung nach. Sind bei mir im Wald selten aber ich denke, dass das trotz der dunklen Lamellen passen dürfte, oder?




    5. Tintling. Sicherlich Mikropflichtig, aber ich nehme auch Ideen.





    6. Sicherlich banal für viele. Aber mir ist der noch nie bewusst aufgefallen. Ich würde den Gymnopus confluens (Knopfstieliger Rübling) nennen. Wäre also ein weiterer Erstfund.



    Verschiedene Altersstadien:


    7. Bei dem stehe ich leider vollkommen auf dem Schlauch. Gefunden auf dem Rückweg am Wegrand. Bäume so ziemlich alle nebenan. Buche, Lärche, Kiefer, Fichte, Hasel.

    Auffällig ist lediglich der weiße Myzelfilz am unteren Stielende. Sehr klein. Hutdurchmesser so um die 2cm. Ich bin mir nicht mal bei der Gattung sicher. Clitocybe?





    8. Der letzte von heute. Auch das ist ein Erstfund für mich. Ich würde den trotz der Schwierigkeiten mit den Agaricussen als Agaricus campestris s.l. ansprechen.

    Flüchtiger Ring mit Zahnrad, oberhalb glatt. Der große dürfte so 9cm Hutdurchmesser gehabt haben. Lamellen intensiv pink bei dem jungen Exemplar. Geruch angenehm pilzig mit einem winzigen Hauch Anis evtl. Fleisch verfärbt nicht. Gilbt auch nirgends.

    Würdet ihr da mitgehen?








    Vielen Dank fürs Aushelfen und Anschauen.

    Falls noch weitere Details benötigt werden, gerne anfragen. Habe von allen ein paar Exemplare mitgenommen (oder halt das einzelne).


    Ich drücke allen die Daumen für mehr Regen. Es wirkt vlt. ganz ordentlich von den Funden, aber das waren wie gesagt alle Pilze von heute (inklusive Helmlingen, Schwefelköpfen, Wulstlingen, Röhrlingen etc. - also nix davon war da).


    LG,

    Schupfnudel

    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]
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  • Hallo Schupfnudel,


    schöne Funde und interessante Schilderung deiner Bestimmungsversuche.

    Ich gehe da bei allen soweit mit. Nur bei der 7. würde es mich wundern, wenn dass ein Trichterling sein soll. Das ist meiner Meinung nach was anderes, vielleicht ein Rübling?


    Liebe Grüße

    Rotfüßchen

    "Pilze sind erst einmal nicht anwesend, sie verstecken, verbergen, verschließen und tarnen sich, aber es gibt eine Wahrscheinlichkeit und eine Hoffnung, sie zu finden. Die Suche bedeutet Aufbruch, Verheißung, Abenteuer, und je vergeblicher und erfolgloser der letzte Pilzgang war, desto mehr Spannung, Erfüllung, Belohnung verspricht der nächste." (Hans Helmut Hillrichs: Pilze sammeln)


    Pilzmärchen

  • Servus Wastl,


    Nr. 1 ist auch für mich eine Infundibulicybe, aber an I. gibba glaube ich wegen der Farben nicht ganz (der Stiel ist dafür zu dunkel)


    Nr. 2 sieht für mich wie eine Hohenbuehelia aus. Bei Panellus würden die Lamellen sehr abrupt auf einer Halbkreislinie aufhören und nicht so dünn auslaufen. Auch passt mir Farbe und Hutbereifung nicht.


    Nr. 3 kann ein weißer Pluteus cervinus sein, aber auch ein weißer Pluteus hongoi usw. Geht m.E. makroskopisch nicht.


    Nr. 4 passt - altes Stockschwämmchen


    Nr. 5 ist leider nicht meine Baustelle ;)


    Nr. 6 sieht sehr nach dem Knopfstieligen Rübling aus. Mit einer Lupe müsstest du auch am ganzen Stiel sehr feine Haare sehen.


    Nr. 7 ist auch m.M.n. eine Clitocybe s.l. (die Gattung wurde ja auch zerlegt). Ohne Sporenpulverfarbe würde ich gar nicht erst anfangen, makroskopisch was machen zu wollen...


    Nr. 8 ist interessant. Es ist aber kein Wiesenegerling im engen Sinn, denn der hat kein Zahnradkranz. Das macht hingegen z.B. Agaricus pampeanus. Schwierige Artengruppe... Und der hat nicht nach Karbol gerochen? (Es ist sicherlich nicht Agaricus xanthoderma, klar, aber es gibt da weitere, nicht gilbende Arten)


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo,


    zu 8.: Ist das wirklich ein Zahnradkranz auf dem Foto? Ich habe die eher mit so verdickten "Zähnen" abgespeichert.


    Liebe Grüße

    Rotfüßchen

    "Pilze sind erst einmal nicht anwesend, sie verstecken, verbergen, verschließen und tarnen sich, aber es gibt eine Wahrscheinlichkeit und eine Hoffnung, sie zu finden. Die Suche bedeutet Aufbruch, Verheißung, Abenteuer, und je vergeblicher und erfolgloser der letzte Pilzgang war, desto mehr Spannung, Erfüllung, Belohnung verspricht der nächste." (Hans Helmut Hillrichs: Pilze sammeln)


    Pilzmärchen

  • Servus Rotfüßchen,


    der Zahnradkranz ist das Velum universale - man sieht auf einem Foto schön die Abrisskante, sodass ein Zahnradkranz entsteht. Das Velum universale ist gut als hautartige, einreißende Struktur zu erkennen, eben der Zahnradkranz. Dieser klebt auf einem sehr dünnen Velum partiale, das noch zu sehen ist, das der Ring noch nicht abgerissen ist.

    Das Velum universale von Agaricus campestris ist sehr hinfällig und mehr spinnwebig-wattig in der Konsistenz - es bildet keine solch häutige Struktur. Daher ist dieser Zahnradkranz ein Ausschlusskriterium für Agaricus campestris s.str.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Huhu Rotfüßchen.


    Danke fürs Anschauen. :)

    Ich glaube ein Rübling ist das nicht, kann's aber als Autodidakt nicht so recht beschreiben woran ich es festmache. Ist mehr so ein Gefühl. Geht mir manchmal so bei Pilzen, dass mir die passende Rhetorik für die Begründung fehlt. :huh:



    Huhu Christoph (von Schupfnudel nicht Wastl).


    Danke dir schon mal für deine Einschätzung.


    Bei Nummer 1 kann ich noch ein Stielbild anbieten, das ich vergessen hatte einzustellen:


    Passt immer noch nicht zu gibba?


    Zu Nummer 2. Hohenbuehelia ist sicherlich die bessere Idee. Aber so richtig eine passende, gestielte, nierenförmige, weiß bereifte Art direkt an Nadelholz (oder kann der Samtfußkrempling auch an Laubholz?) finde ich irgendwie nicht. Jemand einen Vorschlag?


    Hier noch Zusatzbilder:


    Habitat: Nicht wundern, direkt nebenan sind auch Nadelbäume.


    Nr. 3 bleibt dann wohl wieder Pluteus sp.


    Nr. 4 (Stockschwämmchen) und 6 (Knopfstieliger Rübling) hake ich mir auch ab. Haare sind zu sehen.


    Nr. 7 (Clitocybe) lasse ich aussporen, wobei mich was anderes als weiß wundern würde. Hilft dann ja leider auch nicht viel weiter. Hat auch einen Geruch, den ich leider nicht einordnen kann.


    Nr. 8 - der Champignon. Das was ich da als Zahnradkranz interpretiert habe ist das Velum von dem jungen Pilz auf dem Bild mit dem Messer. Also der untere hier:
    Edit: Haha. Danke für's Nachhaken Rotfüßchen. Ich hatte die selbe Überlegung. Dann also doch Zahnrad.



    Ist vielleicht von mir auch einfach falsch interpretiert? Karbol kann ich definitiv ausschließen. Auch jetzt nach längerem Liegen nix. Auch hat sich nix weiter verfärbt. Hier noch ein Bild mit einem weiteren Exemplar und etwas anderer Perspektive. Der in der Mitte hat die leichte Aniskomponente.



    Danke für die Einschätzung schon mal!


    LG,

    Schupfnudel

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    Einmal editiert, zuletzt von Schupfnudel ()

  • Servus Christoph,


    alles klar. Danke dir!


    Schönen Abend,

    Rotfüßchen

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    Pilzmärchen

  • Hallo nochmal,


    Hab eben nochmal ein bisschen zur Gattung der Trichterlinge nachgelesen. Unter anderem sollen die auch häufig eine filzig-zottige Stielbasis haben. Würde ja auf deinen Fund auch zutreffen.


    Grüße

    Rotfüßchen

    "Pilze sind erst einmal nicht anwesend, sie verstecken, verbergen, verschließen und tarnen sich, aber es gibt eine Wahrscheinlichkeit und eine Hoffnung, sie zu finden. Die Suche bedeutet Aufbruch, Verheißung, Abenteuer, und je vergeblicher und erfolgloser der letzte Pilzgang war, desto mehr Spannung, Erfüllung, Belohnung verspricht der nächste." (Hans Helmut Hillrichs: Pilze sammeln)


    Pilzmärchen

  • Hallo Schupfnudel,


    den Tintling kannst du mit Coprinopsis insignis (Großer Rausportintling) vergleichen, der sollte aber keinen "knotigen" Stiel haben. Sonst bleibt da nicht mehr viel Anderes als C. atramentaria (/romagnesiana).

    Viele Grüße,
    Emil

  • Huhu Christoph (von Schupfnudel nicht Wastl).

    Servus Schupfnudel - sorry für die Verwechslung g:-):gomg::gcool:


    I. gibba fällt mir am Foto immer schwer. Ich kenne die halt nur typischerweise deutlich hellerer Stielfarbe als der Hutfarbton.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hi Emil.


    C. atramentaria/romagnesia war auch mein Gedanke wegen dem Knoten. Aber ich lag bei Tintlingen schon zu oft daneben, deshalb vorsichtig formuliert. Denke aber das dürfte passen.


    Hi Christoph,

    kein Problem. Passiert. ;)


    Der vermeintliche Trichterling hat weiß ausgesport. Hilft demnach nicht wirklich weiter beim Eingrenzen nehme ich an?



    An Vorschlägen für die Hohenbuehelia wäre ich weiterhin interessiert. Beim Blättern in der FN bin ich über Hohenbuehelia auriscalpium gestolpert.

    Falls jemand Interesse hat den zu mikroskopieren gerne Bescheid geben.


    LG.

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Schupfnudel!


    NAchdem du die Hohenbuehelia auriscalpium in einem anderen Thread angesprochen hattest:
    Klar, das wäre auf jeden Fall eine Option, aber es gibt wohl noch zwei Arten, die zumindest sehr ähnlich sein können.

    Hohenbuehelia auriscalpium würde sich von allen anderen, makroskopisch ähnlichen Arten daran unterscheiden, daß sie im Hutfilz keinerlei metuloide Zystiden bildet (nur in den Lamellen). Ist also leider durchaus mikropflichtig.



    LG; Pablo.