18.05.2019: Aus "Steine suchen"
wurde nix - aber dafür... - Teil 1
Untertitel: Triviales und Geniales
Liebe
Pilz-Freunde,
eigentlich wollten ich und Amina heute nur kurz auf einen Acker zum Steine
suchen gehen (Kristalle und so)
und dann noch ein paar Maipilze holen.
Wir fuhren los und dachen wir schauen schnell mal bei Matthias vorbei und fragen
ihn ob er Lust hat auf ne gaaaanz kurze Tour.
Was dann so alles passierte seht ihr gleich - viel Spaß
Wegen der Menge müssen wir diesen Bericht diesmal auf 7 Teile aufteilen.
Teil 2 findet Ihr hier
Teil 3 findet Ihr hier
Teil 4 findet Ihr hier
Teil 5 findet Ihr hier
Teil 6 findet Ihr hier
Teil 7 findet Ihr hier
Wir schreiben den Bericht wieder zusammen.
Wie immer: Meine Texte sind schwarz,
Matthias' Texte sind grün.
Meine Bilder sind mit einem schwarzen
☻,
Matthias' Bilder sind mit einem grünen
☻ gekennzeichnet.
Außerdem wirkte diesmal Tuppie mit - Ihre
Zeichnungen sind mit einem roten ☻
gekennzeichnet.
Wir besuchten also Matthias. Natürlich hatte er Lust auf eine kurze Tour, musste
noch schnell seine Sachen packen, so hatten wir Zeit uns in seinem Garten kurz
umzusehen... Und da ging es schon los mit den ersten Pilzen...
Fundnummer: 2019-05-18-1117
Amina stand zwischen einem Meer aus
Schlehenrötlingen (Entoloma sepium):
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Matthias meinte ich kann ruhig ein paar mitnehmen - da sagte ich natürlich nicht
nein...
Zuhause wollte ich kurz testen wie das nun wirklich ist mit Anilin und Guajak,
für zukünftige Bestimmungen.
Denn zum einen ist nicht so ganz klar "wo" und "wie lange" die Substanzen
aufgetragen werden bzw. einwirken sollen/müssen.
Ich trug also Anilin und Guajak im Stielfleisch und Hutfleisch auf und auch auf
der Stielrinde und wartete.
Hier mein Test dazu:
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Es zeigten sich tatsächlich Unterschiede und folgende Erkenntnisse - die man
wohl beachten sollte:
a) die Wartezeit für Guajak ist unrelevant. - die blau-grün-Färbung tritt
unmittelbar nach dem Auftragen ein
b) die Wartezeit für Anilin hingegen ist kritisch. Man sollte mindestens 20
Minuten warten.
c) Guajak kann überall aufgetragen werden, jedoch nicht im Stielfleisch in der
Stielmitte, denn dort ist die Reaktion undeutlich bis sogar rot(!)
d) Anilin sollte auf der Stielspitze außen oder im Hutfleisch im Zentrum
aufgetragen werden - dort ist die Reaktion am deutlichsten.
Weil ich selten so viele Schlehenrötlinge finde um einen Geschmackstest damit
machen zu können, packte ich die Gelegenheit beim Schopfe und machte heute
einen.
So sehen sie geputzt aus - sehr appetitlich finde ich:
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Auch in der Pfanne machen sie ein knackiges Bild und sehen fast aus wie
Austernseitlinge:
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Der Geruch während des Bratens ist unüblich für Pilze - etwas seltsam.
Wie üblich für meine Geschmackstestes briet ich sie nur in Margarine, bisschen
Steinsalz drauf - fertig.
Und auf dem Teller sehen sie sehr gut aus und riechen dann auch hervorragend:
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Was mir als erstes auffiel ist die Knusprigkeit der Pilze - was ich sehr mag.
Sie knuspern wirklich wie Kartoffelchips, sofern sie fein geschnitten sind.
Der Geschmack ist ebenso sehr gut, jedoch etwas schwach pilzig. An bestimmte
Täublinge und Krause Glucke (meine Lieblings-Speisepilze) kommen sie nicht ran.
Der Schlehenrötling bekommt deshalb die
Wertung 8,5 von 10 möglichen Punkten.
Hier wieder einmal ein Update der kompletten Geschmackstest-Chart:
Nach dem Garten fuhren also los in ein nahe gelegenes Laubwaldstück. Wir fanden
einen kleinen Tümpel (im Bild gelb markiert).
Und natürlich fanden sich gleich die ersten Pilze... Matthias hier bei der
Arbeit an der gleich folgenden Fundnummer
2019-05-18-1159 (roter Pfeil).
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Hier also das Was Matthias gerade im Bild fotografiert:
Fundnummer: 2019-05-18-1159
Unverschämtes Weißhaarbecherchen (Lachnum
impudicum):
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In dem Tümpel fanden sich auch 4 interessante Äste, die Dieter kultivierte und
später Matthias weiterreichte:
Fundnummer: 2019-05-18-1153
Hier
Ast Nummer 1 - ein
halb-entrindeter Ast - von dem Dieter natürlich ein Stück einpackte:
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An diesem Ast fand sich zunächst ein seltsamer und bislang quasi ungeklärter
Pilz:
Fundnummer: 2019-05-18-1153-B
Morphologische Daten:
Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, an
Ast Nummer 1
Inkubationsdaten: Holz 14 Tage
in schwach belüfteter Tageslicht-Feuchtekammer
Wuchsform: einzeln
Hutform: konvex
Huthaut:
weiß,
aerifer-filzig
Hygrophanität:
nein
Hutrand:
behaart
Lamellen:
cremeweiß, Zwischenlamellen
Lamellenschneiden:
deutlich weiß beflockt
Lamellen-Stielübergang:
die Lamellen erreichen den Stiel nicht, somit als "frei" zu bezeichnen
Stiel:
stark exzentrich, kurz-stummelig, gebogen,
weiß behaart auf ganzer Länge, darunter wohl rötlich-braun
Stielbasis: ohne Besonderheiten
Fleisch: keine Daten ermittelbar
Größe: Hutdurchmesser ca. 2,5
mm, Stiellänge ca. 0,8 mm, Stieldurchmesser ca. 0,4 mm
Sporenpulverfarbe:
Farbe Aufnahme unmöglich, jedoch an den Lamellenflanken rotbräunlich
Geruch: nicht feststellbar
Geschmack: nicht feststellbar
Mikroskopische Daten:
Sporen:
glatt, ellipsoid bis ovoid, oft ungleichmäßig, kleiner Keimporus leicht sichtbar
Maße:
(7,9) 8,4 - 10,2 (11,3) x (4,7) 5,2 -
6,0 (6,4) µm
Q = (1,4) 1,5 - 1,8 (2,1) ; N = 66
Me = 9,2 x 5,6 µm ; Qe = 1,6
Basidien:
2-sporig
Cheilozystiden:
zylindrisch geschlängelt wurmförmig, (eine mit großen runden Kopf gefunden - mag
nichts heißen)
Stielhaare:
septiert, mit Schnallen, gelblich-bräunlich oder hyalin ca. 50 x 3-3,6 µm
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Huthaut:
Es war mir nicht möglich den eigentlichen Aufbau der Huthaut
festzustellen.
Die Huthaare konnte ich
jedoch erkennen, diese sind wurmartig
geschlängelt, mit Schnallen und septiert, 30-140 x 1,5-2,5 µm
Pileozystiden: der Übergang zwischen Pileozystiden und Haaren ist für mich nicht
klar abzugrenzen. Somit: unbekannt.
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Die Schlüsselung nach Gröger (dann FN) bringt folgendes Ergebnis:
Gröger I > S.
25 > Haupschlüssel > 1 > 1b > 6 > 6b > 8 > 8a > Gattungsschlüssel 1, S. 30 > 1 >
1b > 2 > 2b > 3 > 3b > 8 > 8b (50%) > 14 >
14b (90%) > 16 > 16b
(70%) > 21 > 21b (60%) > 23 >
23b > 26 > 26b > 27 > 27b > 31 >
31a > 32 > 32a > Crepidotus p.p. Teil 2 > im Teil
2 wurde aber Crepidotus nicht behandelt.
Wechsel auf FN: S. 978 > 1 > 3 > 4 > 6 > 12 > 13 > 14 > Crepidotus luteolus
> Mikromerkmale nicht gut passend
Gröger I > S. 25 > Haupschlüssel > 1 > 1b > 6 > 6b > 8 > 8a >
Gattungsschlüssel 1, S. 30 > 1 > 1b > 2 > 2b > 3 > 3b > 8 >
8b (50%) > 14 > 14a (10%)
> 15 > Sackgasse
Gröger I > S. 25 > Haupschlüssel > 1 > 1b > 6 > 6b > 8 > 8a > Gattungsschlüssel
1, S. 30 > 1 > 1b > 2 > 2b > 3 > 3b > 8 > 8b (50%)
> 14 > 14b (90%) > 16 >
16b (70%) > 21 > 21b (60%) > 23 >
23b > 26 > 26b > 27 > 27b > 31 >
31b > 33 > 33b > 34 > 34b > 35 > 35b > 36 > 36b >
37 > 37a > 59.1 Marasmiellus lateralis > passt nicht
Gröger I > S. 25 > Haupschlüssel > 1 > 1b > 6 > 6b > 8 > 8a > Gattungsschlüssel
1, S. 30 > 1 > 1b > 2 > 2b > 3 > 3b > 8 > 8b (25%)
> 14 > 14b (90%) > 16 >
16b (70%) > 21 > 21b (60%) > 23 >
23a > 24 > 24b > 25 > Sackgasse
Gröger I > S. 25 > Haupschlüssel > 1 > 1b > 6 > 6b > 8 > 8a > Gattungsschlüssel
1, S. 30 > 1 > 1b > 2 > 2b > 3 > 3b > 8 > 8b (25%)
> 14 > 14b (90%) > 16 >
16b (70%) > 21 > 21a (40%) > 22 > 22b >
Sackgasse
Gröger I > S. 25 > Haupschlüssel > 1 > 1b > 6 > 6b > 8 > 8a > Gattungsschlüssel
1, S. 30 > 1 > 1b > 2 > 2b > 3 > 3b > 8 > 8b (25%)
> 14 > 14b (90%) > 16 >
16a (30%) > 17 > 17a > 60 Marasmius p.p. > Teilschlüssel a, S. 307 > 1 >
1b > 2 > 2b > 3 > Sackgasse
Gröger I > S. 25 > Haupschlüssel > 1 > 1b > 6 > 6b > 8 > 8a > Gattungsschlüssel
1, S. 30 > 1 > 1b > 2 > 2b > 3 > 3b > 8 > 8a (50%)
> 9 > 9b > 10 > 10a (50%) > Simocybe rubi
= Simocybe haustellaris --> Gestalt, Farbe, Lamellen, Lamellen-Stielübergang
passt nicht
Alternativen prüfen:
Simocybe coniophora: wie vorhergehend, Sporen zu groß
Gröger I > S. 25 > Haupschlüssel > 1 > 1b > 6 > 6b > 8 > 8a > Gattungsschlüssel
1, S. 30 > 1 > 1b > 2 > 2b > 3 > 3b > 8 > 8a (50%)
> 9 > 9b > 10 > 10b (50%) > 11 > 11b (80%) > 12 > 12b > 13 >
13a > Deconica Sekt. Melanotus (Teil2) > S. 409 >
Sackgasse
Gröger I > S. 25 > Haupschlüssel > 1 > 1b > 6 > 6b > 8 > 8a > Gattungsschlüssel
1, S. 30 > 1 > 1b > 2 > 2b > 3 > 3b > 8 > 8a (50%)
> 9 > 9b > 10 > 10b (50%) > 11 > 11b (80%) > 12 > 12b > 13 >
13b > Pleuroflammula ragazziana > passt nicht >
Phaeomarasmius > passt nicht > Sackgasse
Gröger I > S. 25 > Haupschlüssel > 1 > 1b > 6 > 6b > 8 > 8a > Gattungsschlüssel
1, S. 30 > 1 > 1b > 2 > 2b > 3 > 3b > 8 > 8a (50%)
> 9 > 9b > 10 > 10b (50%) > 11 > 11a (20%) > Crepidotus p.p. Teil 2
> Crepidotus epibryus > passt nicht > Crepidotus mollis Crepidotus calolepis
> Größe des Fruchtkörpers passt nicht, Schnallen passen nicht
Der Pilz ist nicht 100% sicher bestimmbar, es bleibt also
vermutlich das
Flaumige Krüppelfüßchen (Crepidotus cf.
luteolus) (evtl. Kümmerform):
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Weiter zum Teil 2
Aus "Steine suchen" wurde nix - aber dafür... - Teil 1
- Schwammer-Dieter
- Erledigt
Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 2.487 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schwammer-Dieter.
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Hallo Dieter,
da ist der Sonntag ja gerettet. Mit deiner Beitragsserie (Stand z.Zt. bis Teil 7) kann ich mit meinem Tablet schön am Sonntag auf der Couch liegen und im besten Fall dem Regen lauschen, der an die Fensterscheibe schlägt.
immer wieder ein Fest!
Liebe Grüße
Rotfüßchen
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Vielen Dank Rotfüßchen,
da hoffe ich es war recht spannend zu lesen...
Beste Grüße
Dieter