18.05.2019: Aus "Steine suchen"
wurde nix - aber dafür... - Teil 2
Untertitel: Triviales und Geniales
Liebe Pilz-Freunde,
dies ist Teil 2 des Berichtes vom 18.05.2019.
Teil 1 findet Ihr hier
Teil 3 findet Ihr hier
Teil 4 findet Ihr hier
Teil 5 findet Ihr hier
Teil 6 findet Ihr hier
Teil 7 findet Ihr hier
Und weiter
geht's...
An Ast Nummer
1 fand sich dann noch etwas sehr Gutes...
Fundnummer: 2019-05-18-1153-C
Ein wunderschöner Pilz, der aber mit
0,2 mm Höhe und 0,03
mm Breite, kaum oder gar nicht zu fotografieren ist. Auch im
Durchlicht ist er nicht in seiner Schönheit zu fotografieren, da dessen Konidien
im Wasser leicht abfallen oder verklumpen. Außerdem spulen sich die Spiralen im
Präparat etwas auf und zeigen nicht mehr Ihre eigentliche Form am Pilz.
Zusätzlich verlieren sie die wunderschöne gelbe Farbe. Die einzige Chance
ist also, ihn zu
zeichnen...
Da ich ein schlechter Zeichner bin fraget ich Tuppie ob sie Anhand der Daten
eine Zeichnung anfertigen kann und sie machte sich gleich ans Werk.
Das Ergebnis ist die wohl erste Farbdarstellung von diesen grandiosen Fund.
Das Grünlichgelbe Spiralenpilzchen (Helicosporium
vegetum) (der deutsche Name ist frei ausgedacht)
Und wem das lieber ist: Offiziell wäre der Name nach der Hauptfruchtform
allerdings Tubeufia cerea.
Hier seht ihr Tuppie's wunderbares Werk:
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Bild gezeichnet von
Tuppie
Hier unsere Foto-Versuche - bedenkt die Kleinheit des Pilzes und entschuldigt
die Unschärfe der Bilder:
Hier kann man
die Anordnung und echte Form der Spiralen sehen:
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Weiter heraus gezoomt:
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Hier kommt nun das zunächst Rätselhafte an dem Pilz:
Als wir uns die Sache genauer anschauten, sah es so aus, als ob an einer Stelle
am Ast an Helicosporium vegetum oben noch tränenförmige Konidien wachsen. Dies
zeigen die gleich folgenden Bilder. Synanamorphen gibt es nicht bei
Helicosporium.
Als wir schon fast am verzweifeln waren fand sich die einfache Lösung des
Problems:
Fremdsporen einer benachbarten Art die auf dem Küchenkrepp in der Feuchtekammer
lagen haben sich durch das häufige Umlagern des Astes an die Konidiophoren
geklebt.
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Wir zoomen weiter heraus:
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So sieht der Pilz am Holz aus. Beachtet die Fläche auf der
er wächst: Sie ist nur 1 mm breit.
Mit dem Auge ist der Pilz nicht zu sehen. Mit der Lupe erkennt man nur "etwas
Gelbes" wenn man weiß wo der Pilz wächst.
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Mikroskopische Daten und Bilder:
Konidiophoren:
braun, nach oben hin heller (fast hyalin) werdend, selten
laterale Äste, Zellen werden nach oben hin schmäler und länger, Basis flach
wurzelig oder knollig, einzeln aufstrebend
Maße:
Längen: (194) 203 - 227 (233) µm; N = 6; Me = 212,6 µm
Breite unten: (2,6) 3,1 - 3,6 µm; N = 14; Me = 3,3 µm
Breite oben: (1,6) 1,62 - 2,1 (2,2) µm; N = 9; Me = 1,9 µm
Zellenlängen: (6,8) 7,5 - 13,0 (22,7) µm; N = 13; Me = 10,2 µm
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Rechts im Bild ein Lateraler Ast:
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Die Konidiophoren-Basen im Substrat:
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Denticles:
monoblastic und polyblastic, hyalin
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Konidien (Spiralen):
1,5- bis 3,3-fach gewunden, septiert, im Auflicht
zitronengelb mit leicht grünlichem Schimmer, im Durchlicht gelblich bis hyalin,
hauptsächlich im unteren Teil vom Konidiophor wachsend, Konidien fallen im
Präparat leicht vom Konidiophor ab
Spiralebreite: ca. (11,1) 11,3 - 19,8 (22,1) µm; N = 9; Me = 15,7 µm
Konidien Filament: (1,2) 1,4 - 1,7 (1,8) µm; N = 7; Me = 1,5 µm
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Die Konidien in Baumwollblau:
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Fundnummer: 2019-05-18-1155
Des Weiteren fand sich dieser dicke Ast
Nummer 2 - von dem jeder von uns ein Stück mit nahm:
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Der erste Fund auf diesem Ast war ein aeroaquatischer Hyphomycet und entpuppte
sich als schwer bestimmbar:
Fundnummer: 2019-05-18-1155-A
Morphologische und Mikroskopische Daten:
Fundort: Auf Laubholz-Ast Nummer 2
Inkubationsdaten: Holz 4 Tage in schwach
belüfteter Tageslicht-Feuchtekammer
Konidienfarbe:
Im
Auflicht: rein weiß, nicht grünlich oder verfärbend
Konidien im Durchlicht:
Präparat: Fruchtkörper; Untersuchungsmedium: Wasser; Messwertanzahl: n = 51
Test auf Normalverteilung nach Anderson Darling: nicht normalverteilt
Arithmetischer Mittelwert Me: 63,3 µm; Standardabweichung S. D.: 15,1 µm;
Median: 59,3 µm
Abmessungen nach Quantil-Verfahren: mit 80%-Standardbereich:
(42,5) 47,8 - 91,5 (113,5) µm; mit
90%-Standardbereich: (42,5) 46,3 - 94,1 (113,5) µm
Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren: nicht anwendbar, da nicht
normalverteilt
Einzelzellen:
globos, (3.3) 3.6 - 4.5 (4.6) µm; N = 17; Me = 4.1
µm
Zunächst ist dieser Pilz offensichtlich eine Pseudaegerita.
In dieser Gattung sieht es derzeit so aus, dass eventuell noch eine genauere
Artentrennung anhand morphologischer und phylogenetischer Untersuchungen nötig
ist. Es gab noch keinen gattungs-übergreifenden Schlüssel, also musste ich
selbst einen anfertigen.
Ich verwendete also alle vorhandenen Arten der Gattung, inklusive Trichoderma
matsushimae, da diese Art morphologisch sehr ähnlich ist wie Pseudaegerita.
Einen Auszug aus diesem Schlüssel stellen wir Euch zunächst hier vor:
Die deutlichen Unterschiede zu allen anderen Arten im Schlüssel sprechen eine
klare Sprache.
Danach ergibt sich für den Fund ein eindeutiges Ergebnis, welches ich vorerst so
als einzige Möglichkeit als wahr annehme.
Es handelt sich wahrscheinlich um den
Schneeweißen Luft-Bulbillenpilz (Pseudaegerita websteri).
(der deutsche Name ist frei ausgedacht):
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Die Konidien bilden luftgefüllte Hohlkörper (die Luft ist hier schwarz im Bild
zu sehen):
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