Russula lepidicolor, oder?

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  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    am Mittwoch waren wir eigentlich auf (erfolgreicher) Steinpilzjagt, da finde ich doch glatt noch diesen Täubling den ich euch gerne zeigen möchte. Im ersten Augenblick dachte ich aah...hhja, ein Harter Zinnobertäubling, der kommt mir gerade recht, hatte ich mir nach einem Forums-Beitrag letztes Jahr doch vorgenommen, die Chemie insbesondere SV bei diesem mal zu testen. Nun, ein wenig wunderte ich mich schon, dass der neue Fund irgendwie lebhafter gefärbt aussah als meine bisherigen R.lepida/rosea.

    Hier nun die Fundbeschreibung von einem weiteren Pilz zur Gruppe Roseinae.


    Laubwald: 430m, Buche, Eiche, Kiefer, in der trockenen Laubschicht

    Exemplar: jung, einzeln, Hut 5-6cm

    Hut: rosa-rot mit violettem Ton, ocker-gelber Mitte, +/- ungeriefter Rand, vertieft, matt und bereift

    Peeling: 1/3 - 1/2r, unter der Huthaut rötlich

    Lamellen: spröde, cremefarben, Stielgabelig, wenige Zwischenlamellen, Schneide unfefärbt

    Stiel: einseitig rosa-rot, sonst weisslich und längsgeriffelt, fest, trotzdem irgendwie wattig (nicht hart wie lepida)

    Geruch: neutral

    Geschmack: mild, verzögert ganz ganz leicht bitterlich

    SpP Farbe: Ib - IIa (mein Eindruck)


    Chemie: zu Hause natürlich gleich mit SV getestet und... am Frischpilz negativ, AUSSER ein kleines Fitzelchen an der abgebrochenen

    Stiel-Basis wurde schlagartig rot, vielleicht schon trocken?

    Ich dachte an die Bemerkung von GRÖGER "karminrot (immer so an Exsikkaten; an Frischpilzen oft nur blass rosa, aber nicht konstant und gelegentlich ausbleibend)"

    Das positive Ergebnis am Exsikkat seht ihr in den folgenden Bildern.


    Bild 1, im Laubwald Buche, Eiche, Kiefer


    Bild 2, freigelegt


    Bild 3, Hut mit rot-violettem Einschlag und gelb-ocker Mitte, bereift


    Bild 4, Lamellen cremeweiss, vereinzelt Lameletten, Stiel nur einseitig gefärbt, Basis ockerlich


    Bild 5, Stiel keulig, gerunzelt und rötlich gefärbt


    Bild 6, die Huthaut bis zu 1/3 - 1/2r abziebar, darunter rötlich gefärbt


    Bild 7, die Sulfovanillin Reaktion am Exikkat nach 5sek, nachdunkelnd


    Bild 8, die Sporenpulverfarbe


    Bild 9, SV, Dermatozystiden wurden keine festgestellt


    Bild 10, KF+Lactogl, Primordialhyphen auffällig


    Bild 11, KF+Lactogl, teils mit kräftigen Placken incrustiert


    Bild 12, Kongo Nh3, Incrustierte Hyphen in Kongo schon sichtbar


    Bild 13, Kongo Nh3, meistens zylindrisch und ausspitzend, wenig 1-3 Septen


    Bild 14, Kongo Nh3, auf diese gelblich Spitzen Teile über der Ziffer 6 war ich aus, sind bei GRÖGER S.553 erwähnt


    Bild 15, Kongo Nh3, hier nochmals über 6, GRÖGER "mit lang zugespitzten „Borsten“, wie die „crins“ bei R. vesca und R. heterophylla"


    Bild 16, Kongo Nh3, das übliche Durcheinander von Haaren


    Bild 17, kommen wir zu dem Messprotokoll der Sporen



    Bild 18, Melzer, Sporen Ornament überwiegend netzig, mit wenig einzelnen Warzen


    Bild 19, Melzer, überwiegend netzig, aber auch mit grösseren Freiräumen


    Bild 20, Melzer, die Sporenform ist elliptisch, die Warzen bis max. 0,4 mü hoch


    Nach R. pseudointegra, R. velutipes, R. minutula und dieser R. lepidicolor komplettiere ich meine Gruppe Roseinae.

    Berichtigungen auch kritisch, werden gerne entgegengenommen.


    Grüsse

    claus

  • Hallo Claus,


    wieder mal eine interessante und nachvollziehbar Täublings-Doku von dir Claus!

    Vielen Dank.


    Liebe Grüße

    Rotfüßchen

    "Pilze sind erst einmal nicht anwesend, sie verstecken, verbergen, verschließen und tarnen sich, aber es gibt eine Wahrscheinlichkeit und eine Hoffnung, sie zu finden. Die Suche bedeutet Aufbruch, Verheißung, Abenteuer, und je vergeblicher und erfolgloser der letzte Pilzgang war, desto mehr Spannung, Erfüllung, Belohnung verspricht der nächste." (Hans Helmut Hillrichs: Pilze sammeln)


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