Russulas aus dem Rotbachtal

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 6.286 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von boccaccio.

  • Hallo zusammen,


    ich hatte ja vor einiger Zeit schon einen Bericht aus dem Rotbachtal eingestellt und dabei auf einige noch unbestimmte Täublinge verwiesen. Die möchte ich jetzt hier vorstellen und vielleicht kriegt der eine oder andere dann ja auch noch einen Namen. Momentan alles noch ohne Chemie und nur mit Kongorot und Sulphovanillin, den Rest bringt der Götterbote hoffentlich zum Wochenende vorbei.


    1. Russula sp., Sporenpulverfarbe IIa-IIb, Sporengröße (6.6+-0.6) µm x (5.4+-0.4) µm. Kein besonderer Geruch, Geschmack mild und unter Fagus wachsend.


    2. Russula sp., Sporenpulverfarbe Ib, Sporengröße (6.5+-0.2) µm x (5.2+-0.3) µm. Kein besonderer Geruch, Geschmack mild, unter Fagus wachsend.


    3. Russula cf. risigallina, Sporenpulverfarbe IVe, Sporengröße (7.2+-0.5) µm x (5.6+-0.2) µm. Kein Geruch, Geschmack mild, aber nicht geschmacklos (ohne daß ich das genauer einordnen könnte). Unter Quercus, Fagus, Carpinus, Betula und Sorbus.


    4. Russula sp., Sporenpulverfarbe Ib, Sporengröße (8.1 +- 0.4) µm x (6.6 +- 0.4) µm. Lamellen sehr weich und wenig spröde.


    5. Russula sp., Sporenpulverfarbe Ib, Sporengröße (8.2 +- 0.6) µm x (6.7 +- 0.3) µm, kein Geruch, Geschmack scharf (aber nicht zu extrem), unter Carpinus und Quercus


    6. Russula sp., Sporenpulverfarbe IIa, Sporengröße (7.3 +- 0.3) µm x (6.8 +- 0.4) µm, kein Geruch, Geschmack mild, unter Fagus und Quercus.


    Björn

  • Hallo Björn,


    ich kann ja leider mit den Mikrobildern noch nichts anfangen. Aber trotzdem freut es mich immer wieder Russula-Funde hier im Forum zu entdecken.

    Mal sehen, wie lange ich der Mikrowelt noch widerstehen kann. Aber Russula rein makroskopische finde ich auch schon mal sehr interessant!


    Liebe Grüße

    Rotfüßchen

    "Pilze sind erst einmal nicht anwesend, sie verstecken, verbergen, verschließen und tarnen sich, aber es gibt eine Wahrscheinlichkeit und eine Hoffnung, sie zu finden. Die Suche bedeutet Aufbruch, Verheißung, Abenteuer, und je vergeblicher und erfolgloser der letzte Pilzgang war, desto mehr Spannung, Erfüllung, Belohnung verspricht der nächste." (Hans Helmut Hillrichs: Pilze sammeln)


    Pilzmärchen

  • Hallo Björn,


    sehr schwer deine Multi-Anfrage, trotzdem gebe ich mal einen Tip ab.


    zu 1.

    für mich ein Pilz der Gruppe Griseinae, weitere Eingrenzung für mich so nicht möglich.

    Bestimmungsg Gund: Oehrling hat irgendwann mal erwähnt: "in den Haaren kleine blau-schwarz-grüne Krümelchen (in Wasser) sichtbar = Nachweis einer Griseinae."

    Und solches perlschnurartige Innenleben in den Huthauthyphen sind für mich schwach im Kongorot sichtbar.


    zu 2.

    trotz sehr auffälliger Huthauthyphen, für mich unbestimmbar


    zu 3.

    R. risigallina, würde auch mikroskopisch passen. Wenn du jetzt noch in KF Inkrustierungen findest, gehe ich mit. Oder wenn du in KF so fingerartige Hyphen siehst, wo nur ein Segment davon scharf abgegrenzt violett/lila gefärbt ist...


    zu 4.

    für mich wieder ein Pilz der Gruppe Griseinae, weitere Eingrenzung für mich so nicht möglich.

    Grund: Perlschnurartiges Innenleben in den Huthauthyphen wieder für mich schwach im Kongorot sichtbar.


    zu 5. ?


    zu 6.

    hier tendiere ich zu R. lepida, vorausgesetz in KF sind Inkrustierungen nachweisbar.


    Ha... verlass dich aber lieber nicht auf meine laienhaften Aussagen, wie heisst es so schön:

    "Glauben sie ja nicht, wen sie vor sich haben..."


    Grüsse

    claus

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für Euer Feedback!


    Das mit den Griseinae ist schon mal gut zu wissen. Dann würde es mit der Sporenpulverfarbe nach dem Schlüssel hier wohl auf R. parazurea oder R. ionochlora hinauslaufen. Bei Nr.4 sind mir diese Roßhaare aufgefallen, die ich schon mal bei R. heterophylla hatte und die wohl auch nur bei relativ wenigen Täublingen vorkommen.

    Kann R. bresadolae (so heißt R. atropurpurea jetzt) so gelbe Flecken haben? Wir hatten die am WE bei der APR-Exkursion, aber da war sie ganz klassisch mit rotem Hut und dunkler Mitte. Außerdem waren die Sporen da auch so ganz charakteristisch länglich geformt.


    Björn

  • Hallo Björn,

    Nr. 1 Ist wie schon gesagt eine Griseine und wegen der patiell netzigen Sporen und der SPP-Farbe wohl R. parazurea. R. ionochlora hat isolierte Elemente mit einigen Verbindungem

    Nr. 2 finde bisher nichts passendes

    Nr. 3 R. risigallina passt gut

    Nr. 4 bin ebenfalls bei Griseine aber noch bei keiner sicheren Art

    Nr. 5 R. bresadolae (früher atropurpurea) . Da passt Alles auch wenn die Ockerflecken oft nicht so zahlreich sind. Ein gutes Merkmal ist das hele SPP welches man bei der Lamellenfarbe nicht rwarten würde

    Nr. 6 Bin ich ebenfalls bei R. lepida. Kau mal längere Zeit auf einem größeren Stück eum wenn du die Art wieder findest. Der Geschmack ist zwar nicht scharf, aber ganz mild ist er auch nicht. Das Fleisch müsste sich sehr hart anfühlen



    LG Karl

  • Hallo Karl,


    vielen Dank für deine Antwort. Bei Nr. 6 war das Fleisch in der Tat extrem hart. Auf den Geschmack werde ich dann in Zukunft mal genauer achten (und ihn hoffentlich nicht kurz nach einem scharfen Täubling probieren).


    Björn

  • Hallo zusammen,

    Ich melde mich kurz aus meinem derzeitigen kärntnerischen Domizil mit meinen Tipps zu der Täublingsstrecke:

    1) Griseinae; R. Ionochlora oder parazurea sehr wahrscheinlich; Länge und Breite der Huthaarglieder, exakte Sporenpulverfarbe, Farbreaktion auf FeSO4 sowie Sporenornament sehr wichtig

    2) Fleischroter Speisetäubling; mit FeSO4 auffallend lachsorange; in der Huthaut penibel nach Crins („Roßhaaren“) suchen

    3) Bingo; man sieht gut die capitaten Haare und auch ein paar Primordialhyphen

    4) aufgrund der Sporenfarbe 1b müsste das einfach der Frauentäubling sein (FeSO4 völlig negativ)

    5) R. Atropurpurea auch nach meiner Meinung sehr wahrscheinlich

    6) R. Lepida sehr wahrscheinlich

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • 4) aufgrund der Sporenfarbe 1b müsste das einfach der Frauentäubling sein (FeSO4 völlig negativ)

    Einspruch Euer Ehren...


    - wie bekannt, hat cyanoxantha weisses Sporenpulver Ia, nicht Ib

    - Ausserdem steht die FeSO4 Reaktion nicht fest, die müsste erst noch nachgewiesen werden.

    - "Lamellen sehr weich und wenig spröde", naja, je nach Empfinden und Pilzzustand.

    - Eigene, neue Hh-Untersuchungen von cyanoxantha zeigen keine so "regelmässige" Strukturen in den Haaren.


    Hier Bildausschnitte von @Björns Nr.4, so kenne ich das nur von einer Griseinae, oder irre ich mich?



    Euer Ehren, ich kehre jetzt die Beweislast um, bis mir eine R.cyanoxantha mit derartigen perlschnurartigen Elementen in der HDS vorgelegt wird.

    Auf Grund dieser vorliegenden Sachlage bitte ich, ihre Einschätzung pro cyanoxantha nochmals zu überdenken. Aber auch ein Gegenargument ist herzlich willkommen. :)


    liebe Grüsse und einen schönen Urlaub

    claus

  • Hallo Claus,

    Na ja, ich habe den Pilz nicht vor mir, daher richte ich mich schon nach den angegebenen Merkmalen, und 1b ist für mich dann eher 1 als 2, und dann halt das Argument mit den biegsamen Lamellen... wenn diese Angaben nicht stimmen, dann kann der rausgehauene Artname natürlich auch nicht stimmen. Aber über Anfragepilze lässt sich natürlich diskutieren, das ist der Sinn der Sache. Insofern alles gut.

    Freundliche Grüße und viel Erfolg bei der Täublingssuche, gibt ja dieses Jahr reichlichst Arten!

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo zusammen,


    momentan ist bei mir arbeitsmäßig relativ viel zu tun, deshalb vorerst nur eine kurze Rückmeldung zur Nummer 4. Die habe ich jetzt mit Guayak (links am Stiel) und Eisensulfat (rechts am Stiel) bearbeitet.


    Nach circa 20 Sekunden Einwirkzeit keine Reaktion.

    Am nächsten Morgen mit Guayak einen Hauch blau-grün, die Eisensulfatstelle erscheint ein wenig gräulich. Ist R. cyanoxantha damit raus oder zählt das noch als Nullreaktion?



    Björn

  • Hallo Björn,


    diese Reagenzien benutzt man an einem Frischpilz, nicht an einer Mumie oder Exsikkat wie oben.

    Die FeSo4 Reaktion wäre schon interessant gewesen, bei Frauentäubling jedenfalls negativ das heisst nicht rosafarben, aber so? Versuch dies mal bei einem neuen Fund...


    Grüsse

    claus

  • Hallo Claus,


    das Problem war halt, daß ich noch keine Chemikalien hatte, als der Pilz frisch war ;) Aber bei den Exemplaren, die ich am Wochenende eingesammelt habe, und die ich auch noch bei Zeiten vorstellen werde, habe ich direkt mit Chemie hantiert.


    Björn